Schriften von Charles Henry Mackintosh
3Mo 10,1-11 - Falsche Anbetung
Ein fundamentales PrinzipEin fundamentales Prinzip
Es gibt ein fundamentales Prinzip der Wahrheit: Im gleichen Maß, wie wir Gott in unseren Gedanken erhöhen und Ihm die Ehre geben, wird unser Weg geformt werden in Überstimmung mit dem, was Er liebt und von uns erwarten kann. Mit anderen Worten, es gibt eine starke Verbindung zwischen dem, wie wir Gott wertschätzen, und unserem moralischen Verhalten. Wenn wir in unseren Gedanken nur eine schwache Vorstellung von Gott haben, dann ist auch unser Weg als Christ schwach. Wenn wir Gott hochachten, dann wird das Ergebnis auch dementsprechend sein. So war es mit Israel am Berg Horeb. Als sie „ihre Herrlichkeit tauschten gegen das Bild eines Stieres, der Kraut frisst“ (Ps 106,20), sprach der HERR: „Dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, hat sich verdorben“ (2Mo 32,7). Beachte die Worte „hat sich verdorben“. In diesem Moment gingen ihre Gedanken über die Erhabenheit und Majestät Gottes nicht weiter als „ein Stier, der Kraut frisst“.
Ähnliches lehrt Römer 1. Dort zeigt uns der Apostel, dass der Grund für die Abscheulichkeit der heidnischen Nationen auf der Aussage gründet: „Weil sie, Gott kennend, ihn nicht als Gott verherrlichten“ (vgl. Röm 1,21). Sie „verdarben sich“ ebenfalls. Das ist ein Prinzip, das einen gewaltigen praktischen Einfluss besitzt. Wenn wir Gott erniedrigen, erniedrigen wir zwangsläufig uns selbst; dadurch sind wir mit einem Schlüssel ausgestattet, mit dem wir alle Religionen deuten können. Es gibt eine untrennbare Verbindung zwischen der Eigenschaft des Gottes irgendeiner Religion und der Eigenschaft eines Anhängers dieser Religion. Der HERR erinnerte sein Volk ständig daran, dass ihr Verhalten ein Ergebnis dessen sein sollte, was Er war: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Land Ägypten. … Seid heilig, denn ich bin heilig“ (2Mo 20,2; 3Mo 11,44). Und genauso spricht das Wort des Geistes zu uns heute: „Jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie auch jener rein ist“ (1Joh 3,3).
Dieses Prinzip, so denke ich, trägt uns weit über alle systematischen Ansichten der Wahrheit hinaus; es ist nicht nur eine Frage der Lehre. Nein, es führt uns unmittelbar zu den tiefen Winkeln unserer Seele, damit wir dort, wie unter dem durchdringenden und eifersüchtigen Auge des dreimal heiligen Gottes, darüber nachdenken, welche Wertschätzung wir täglich und stündlich für IHN entwickeln. Ich fühle, dass wir nicht straflos unseren Verstand diesen wichtigen Punkt der Wahrheit verweigern dürfen; darin finden wir das Geheimnis unseres niedrigen Wandels und der bedauernswerten Leblosigkeit. Gott ist nicht erhöht in unseren Gedanken. Er hat nicht den höchsten Platz in unseren Zuneigungen. Das Ich, die Welt, unsere Familie, unsere tägliche Arbeit, all das hat, was die meisten von uns angeht, unseren gnädigen Gott vom Thron unserer Zuneigung gestoßen und dem Einen, der starb, um uns zu erlösen, die mit Blut erkaufte Huldigung unserer Herzen geraubt. Können wir daher erwarten zu wachsen? Natürlich nicht! Der Bauer, der im Frühling seine Zeit und Gedanken in irgendetwas ganz anderes investiert, wird im Herbst vergebens nach einer guten Ernte Ausschau halten. Er wird „den Sturm ernten“ (Hos 8,7), wie es viele bereits heute tun.