Schriften von Charles Henry Mackintosh
2Mo 20 - Welche Bedeutung hat das Gesetz für den Christen?
Gott versuchen …Gott versuchen …
„Nun denn“, fährt der Apostel fort, „was versucht ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten?“ (Apg 15,10). Das war ein deutliche, ernste Sprache. Gott wollte nicht „ein Joch auf den Hals“ derer legen, die durch das Evangelium des Friedens befreit worden waren. Er wollte sie lieber ermahnen, festzustehen in der Freiheit Christi und sich „nicht wiederum unter einem Joch der Knechtschaft“ halten zu lassen (Gal 5,1). Er wollte nicht, dass erlöste Sünder, denen Er einen Platz an seinem Herzen gegeben hatte, durch das Dunkel und die Finsternis und den Sturm des Berges Sinai wieder entmutigt würden (Heb 12). Wie könnten wir dem Gedanken Raum geben, dass Gott sie, nachdem Er sie in Gnaden angenommen hatte, wieder unter die Herrschaft des Gesetzes bringen wollte? „Wir glauben“, sagt Petrus, „durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise, wie auch jene, errettet zu werden“ (Apg 15,11). Sowohl die Juden, die das Gesetz empfangen hatten, als auch die Heiden, die ohne Gesetz waren, sollten hinfort alle „durch Gnade“ errettet werden, ja nicht nur „errettet“ werden durch Gnade, sondern auch in der Gnade „stehen“ (Röm 5,2; Gal 5,1) und in ihr „wachsen“ (2Pet 3,18). Wer anders lehrt, „versucht Gott“ (Apg 15,10). Jene Pharisäer tasteten die Grundlagen des christlichen Glaubens an, und dasselbe tut jeder, der die Gläubigen unter das Gesetz zu stellen versucht. Es gibt in den Augen des Herrn kein schrecklicheres Übel, keinen verwerflicheren Irrtum als die Gesetzlichkeit. Man höre nur die scharfe Sprache, die Ausdrücke des Unwillens, die der Heilige Geist in Bezug auf jene Gesetzlehrer benutzt: „Ich wollte, dass sie sich auch abschnitten, die euch aufwiegeln!“ (Gal 5,12).
Und haben sich die Gedanken des Heiligen Geistes im Hinblick auf diese Frage etwa geändert? Heißt es heute nicht mehr „Gott versuchen“, wenn man einem Sünder das Joch des Gesetzes auferlegt? Ist es etwa jetzt in Übereinstimmung mit seiner Gnade, einem Sünder das Gesetz zu predigen? Diese Frage ist im Licht des 15. Kapitels der Apostelgeschichte und des Galaterbriefes leicht zu beantworten. Selbst wenn keine anderen vorhanden wären, würden diese Schriftstellen zur Genüge beweisen, dass es niemals in der Absicht Gottes lag, die Nationen unter das Gesetz zu stellen. Sonst hätte Er sicher jemanden auserwählt, um es ihnen zu verkünden. Als Gott sein Gesetz gab, redete Er nur in einer einzigen Sprache. Als Er aber die frohe Botschaft des Heils durch das Blut des Lammes verkündigte, redete Er in der Sprache „jeder Nation derer, die unter dem Himmel sind“. Er redete in einer Weise, dass jeder in seiner eigenen Mundart, in der er geboren war, die frohe Botschaft der Gnade vernehmen konnte (Apg 2,1-11).