Schriften von Charles Henry Mackintosh
2Chr 34-35 - Josia und seine Zeit
2Chr 35,1 - Teil 72Chr 35,1 - Teil 7
Es ist indes wunderbar, dass gerade am Schluss der Geschichte Israels ein so glänzender Augenblick, wie Israel ihn kaum je gekannt hatte, erschien. Was lehrt uns dies? Es lehrt uns, dass es offenbar das Vorrecht gläubiger Seelen ist, in den dunkelsten Zeiten nach dem Grundsatz Gottes zu handeln und göttliche Segnungen zu genießen. Das ist eine wichtige Tatsache für alle Zeiten, besonders wichtig aber in der heutigen Zeit. Wenn Josia durch den Geist und die Grundsätze unserer Tage beeinflusst worden wäre, hätte er sicher nicht versucht, das Passah zu feiern. Er hätte die Hände in den Schoß gelegt und gesagt: „Es ist nutzlos, daran zu denken, unsere großen nationalen Einrichtungen noch länger festzuhalten. Es kann nur als eine Art Anmaßung betrachtet werden, das Fest feiern zu wollen, das bestimmt war, die Erlösung Israels vom Gericht durch das Blut des Lammes darzustellen, weil Israels Einheit verlorengegangen und seine nationale Herrlichkeit verschwunden ist.“
Doch Josia urteilte nicht so. Er handelte einfach nach der Wahrheit Gottes. Er forschte in der Schrift, verwarf, was falsch war, und tat, was recht war:
2Chr 35,1: Und Josia feierte Passah dem HERRN in Jerusalem; und man schlachtete das Passah am Vierzehnten des ersten Monats.
Das war ein höherer Platz als der, den Hiskia eingenommen hatte, als er sein Passah am vierzehnten Tag des zweiten Monats hielt (2Chr 30,15). Wir wissen, dass Hiskia damit von der Vorsorge Gebrauch machte, die die Gnade für Fälle der Verunreinigung getroffen hatte (4Mo 9,9-11). Gott hatte jedoch den ersten Monat als den geeigneten Zeitpunkt bestimmt, und Josia wurde befähigt, sich nach dieser Ordnung zu richten. Er nahm die höchste Stufe ein, der Wahrheit Gottes gemäß, während er tief unter dem niederbeugenden Gefühl persönlicher nationaler Übertretung lag. Das ist immer der Weg des Glaubens.
2Chr 35,2-6: Und er stellte die Priester an ihre Aufgaben und ermutigte sie zum Dienst des Hauses des HERRN. Und er sprach zu den Leviten, die ganz Israel unterwiesen, die dem HERRN geheiligt waren: Setzt die heilige Lade in das Haus, das Salomo, der Sohn Davids, der König von Israel, gebaut hat; ihr habt sie nicht mehr auf der Schulter zu tragen. Dient nunmehr dem HERRN, eurem Gott, und seinem Volk Israel; und bereitet euch nach euren Vaterhäusern, in euren Abteilungen, nach der Schrift Davids, des Königs von Israel, und nach der Vorschrift seines Sohnes Salomo; und stellt euch im Heiligtum auf nach den Klassen der Vaterhäuser eurer Brüder, der Kinder des Volkes, und zwar eine Abteilung eines Vaterhauses der Leviten; und schlachtet das Passah und heiligt euch und bereitet es für eure Brüder, damit ihr tut nach dem Wort des HERRN durch Mose.
Hier sehen wir, wie Josia nach der höchsten Autorität handelt. Alles hat Bezug auf ganz Israel, und wie kraftvoll ist der Ausdruck: „damit ihr tut nach dem Wort des HERRN durch Mose“. – Mögen diese Worte unser Herz erreichen! Josia fühlte, dass es sein hohes und heiliges Recht war, sich nach dem göttlichen Gebot zu richten, ungeachtet aller Verirrungen und alles Bösen, das sich nach und nach eingeschlichen hatte. Die Wahrheit Gottes muss immer stehenbleiben. Der Glaube erkennt diese Tatsache an und handelt danach. Welch eine liebliche Szene! Wir können Josias treues Hangen an dem Wort des HERRN nicht mehr bewundern als seine weitherzige Hingabe und Freigebigkeit.
2Chr 35,7-19: Und Josia schenkte den Kindern des Volkes an Kleinvieh: Lämmer und Ziegenböckchen – alles zu den Passahopfern für alle, die sich vorfanden –, 30.000 an der Zahl, und 3000 Rinder; das war von der Habe des Königs. Und seine Obersten schenkten freiwillig für das Volk, für die Priester und für die Leviten. … Und der Dienst wurde eingerichtet; und die Priester standen an ihrem Standort und die Leviten in ihren Abteilungen, nach dem Gebot des Königs. … Und die Sänger, die Söhne Asaphs, waren an ihrem Standort …; und die Torhüter waren an jedem Tor: Sie hatten nicht nötig, von ihrem Dienst zu weichen, weil ihre Brüder, die Leviten, für sie bereiteten. Und so wurde der ganze Dienst des HERRN an jenem Tag eingerichtet, um das Passah zu feiern und die Brandopfer auf dem Altar des HERRN zu opfern, nach dem Gebot des Königs Josia. Und die Kinder Israel, die sich vorfanden, feierten das Passah zu jener Zeit und das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang. Und es war kein solches Passah in Israel gefeiert worden wie dieses, seit den Tagen Samuels, des Propheten; und alle Könige von Israel hatten kein Passah gefeiert wie dieses, das Josia feierte und die Priester und die Leviten und ganz Juda und Israel, das sich vorfand, und die Bewohner von Jerusalem. Im achtzehnten Jahre der Regierung Josias ist dieses Passah gefeiert worden.
Welch ein Bild! Der König, die Obersten, Priester, Leviten, Sänger, Torhüter, ganz Israel, Juda und die Einwohner von Jerusalem, alle waren vereinigt, alle an ihrem rechten Ort und an dem ihnen zugewiesenen Werk, und zwar im achtzehnten Jahr der Regierung Josias, als der jüdische Staat kurz vor seiner Auflösung stand. Wir sehen also, dass keine Zeit, keine Umstände, keine Einflüsse jemals die Wahrheit Gottes ändern oder das Glaubensauge verdunkeln können. „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit“ [1Pet 1,25], und der Glaube erfasst dieses Wort und hält es fest. Es ist das Vorrecht des Gläubigen, dass er es mit Gott und seiner ewigen Wahrheit zu tun hat, und darum hat er die Pflicht, den höchsten Standpunkt einzunehmen. Der Unglaube hingegen nimmt die Umstände zum Vorwand, im Laufen schlaff zu werden und die Stimme zu senken. Lasst uns mit Beschämung und Schmerz wegen unserer Sünde und unserer Fehltritte uns niederbeugen, aber lasst uns auch durch den Glauben unsere hohe Stellung einnehmen. Die Fehltritte sind auf unserer, die Stellung auf Gottes Seite. Josia weinte und zerriss seine Kleider, aber er gab die Wahrheit Gottes nicht auf. Er fühlte, dass er, seine Väter und Brüder gesündigt hatten, aber warum sollte er nicht das Passah nach göttlicher Anordnung feiern?
Hiermit schließen wir unsere Betrachtung. Die Zeiten Josias liefern uns ein treffendes Bild auch von unserer heutigen Zeit. Möchten wir daraus lernen, unter allen Umständen und selbst in den dunkelsten Zeiten an der Wahrheit in der Heiligen Schrift festzuhalten. Nur wenn dieser göttliche Boden unter unseren Füßen ist, werden wir mit festem Schritt unseren Weg gehen und gesegnet werden, wie sehr auch alles gegen uns sein mag. Vor allem aber ist es unser Wunsch und Gebet, dass der Herr diese Zeilen an den Herzen vieler Christen segnen und allen die Wahrheit köstlich machen möge: „Da ist ein Leib und ein Geist.“