Schriften von Charles Henry Mackintosh
2Mo 10,8–11 – Grundsätze einer gesunden Erziehung
Ausgewogenheit: Strenge und LiebeAusgewogenheit: Strenge und Liebe
Sollen wir denn stets die Zügel straff anziehen und unaufhörlich Strenge ausüben? Nein. Eine allzu strenge Behandlung ist ebenso verkehrt wie eine zu weichliche. Ein Kind sollte von frühester Jugend an belehrt werden, dass seine Eltern nur sein Bestes wollen, aber auch, dass ihr Wille unter allen Umständen ausgeführt werden muss. Nichts ist einfacher als das. Für ein wohlerzogenes Kind genügt schon ein Blick oder ein Wort, um es von verkehrten Dingen zurückzuhalten. Das wahre Geheimnis einer erfolgreichen Erziehung liegt unseres Erachtens darin, Strenge und Zartheit richtig und ausgewogen anzuwenden. Wenn Eltern von Anfang an ihre Autorität aufrechthalten, so mögen sie dem Kind so viel Liebe und Zartheit erweisen, wie sie nur wollen. Hat das Kind wirklich das Gefühl und das Bewusstsein, dass die Zügel und die Strenge der Eltern von einem gesunden Urteil und von wahrer Liebe geleitet werden, so wird es sich verhältnismäßig leicht erziehen lassen.
Mit einem Wort: Festigkeit und fürsorgliche Liebe sind die beiden wesentlichen Grundsätze einer gesunden Erziehung – eine Festigkeit, die sich nie durch den Eigenwillen des Kindes noch durch die Gefühle falscher Zärtlichkeit erschüttern lässt, und eine Liebe, die jedes wahre Bedürfnis und jeden rechtmäßigen Wunsch des Kindes beachtet und ernst nimmt. So handelt unser himmlischer Vater auch mit uns, und Er ist darin, wie in allem anderen, unter vollkommenes Vorbild.
Wie geschrieben steht: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem“, so steht auch geschrieben: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“ (Kol 3,20.21). Und wenn an einer anderen Stelle gesagt wird: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht“, so wird auch sogleich hinzugefügt: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6,1.4). Mit einem Wort gesagt: Das Kind muss gehorchen lernen, zugleich aber muss das gehorsame Kind das Vorrecht genießen, in dem Sonnenschein elterlicher Zuneigung zu leben. Das ist unsere Ansicht von christlicher Erziehung.
Wir hoffen zum Herrn, dass die obigen Betrachtungen für die Herzen und Gewissen vieler christlicher Eltern zum Segen sein mögen, um in ihnen ein tiefes Bewusstsein von der hohen und heiligen Verantwortlichkeit zu erwecken, die sie für ihre Kinder haben.