Schriften von Charles Henry Mackintosh
Mt 24,45-51 - Eine Anmaßung der Autorität in der Christenheit
EinleitungEinleitung
Wie verschiedenartig sind die Gedanken und Gefühle, die durch das Wort „Christenheit“ wachgerufen werden! Es stellt jene ungeheure Masse von Getauften vor unsere Augen, die sich die Kirche Gottes nennt, aber außer ihrer Verantwortlichkeit alles eingebüßt hat, was ein Recht auf diesen Namen gibt. Sie lebt nicht das wahre Christentum; ihre Stellung ist unklar und unbestimmt; es ist weder die Stellung des Judentums oder des Heidentums noch die Stellung der wahren Kirche Gottes. Sie ist eine verdorbene, verworrene Mischung, die Fälschung des Besten und gerade darum besonders verwerflich. Das hat der Feind aus der bekennenden Christenheit gemacht. Sie ist weit schlechter als das Judentum, ja selbst weit schlechter als das finstere Heidentum, weil sie ein helleres Licht und größere Vorrechte genießt und weil sie das höchste Bekenntnis ablegt und den erhabensten Standpunkt einnimmt. Sie ist das Bild des schrecklichsten Abfalls, für den das schwerste Gericht, der bitterste Tropfen in der Schale des gerechten Zornes Gottes aufbewahrt ist.
Doch – Gott sei Dank! – es gibt in der Christenheit noch solche, die ihre Kleider nicht besudelt haben. Sie sind wie helle Funken in der glimmenden Asche, wie köstliche Steine unter schrecklichem Schutt. Was aber die Masse betrifft, die man mit dem Ausdruck „Christenheit“ bezeichnet, so ist nichts entmutigender, nichts erschreckender als ihr gegenwärtiger Zustand und ihr zukünftiges Schicksal. Es muss bezweifelt werden, dass die Christen im Allgemeinen ein richtiges Verständnis von dem wahren Charakter und dem unvermeidlichen Gericht über das haben, worin sie sich befinden. Sonst würden sie wohl den Ernst ihrer Lage verspüren und die Notwendigkeit erkennen, sich von den schlechten Wegen der Christenheit zu trennen und gegen deren Geist und Grundsätze mit aller Entschiedenheit Zeugnis abzulegen.