Schriften von Charles Henry Mackintosh
2Mo 20 - Welche Bedeutung hat das Gesetz für den Christen?
Das Gesetz – Ausdruck der Gedanken Gottes?Das Gesetz – Ausdruck der Gedanken Gottes?
Das Gesetz ist gelegentlich der „Ausdruck der Gedanken Gottes“ genannt worden. Davon kann aber keine Rede sein. Es ist zwar der sittliche Maßstab Gottes für den Menschen, aber niemals der Inhalt all der Gedanken Gottes! Gibt es denn nichts anderes in den Gedanken Gottes als ein „Du sollst“ und „Du sollst nicht“? Findet sich in Ihm kein Erbarmen, keine Güte? Will Gott nicht offenbaren, was Er ist – nämlich Liebe? Gibt es in seinem Wesen nichts als Forderungen und Verbote? Wäre es so, dann müsste man sagen: „Gott ist Gesetz“, und nicht: „Gott ist Liebe.“ Aber Gott sei Dank! In seinem Herzen ist weit mehr, als was in den „Zehn Geboten“ je zum Ausdruck kommen könnte. Wenn ich Gott kennenlernen will, dann muss ich meine Blicke auf Christus richten, „denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9). „Das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,17).
Gewiss war das Gesetz ein Teil der Wahrheit. Es enthielt die Wahrheit über das, was der Mensch sein sollte. Wie alles, was von Gott kommt, war auch das Gesetz in seiner Weise vollkommen, nämlich im Hinblick auf den Zweck, um dessentwillen es gegeben wurde. Worin aber bestand dieser Zweck? Sollte darin das Wesen Gottes vor den Augen der Sünder enthüllt werden? Ganz sicher nicht, denn in dem Gesetz gab es weder Gnade noch Barmherzigkeit. „Jemand, der das Gesetz Moses verworfen hat, stirbt ohne Barmherzigkeit“ (Heb 10,28). „Der Mensch, der diese Dinge getan hat, wird durch sie leben“ (Röm 10,5; 3Mo 18,5). „Verflucht sei, wer nicht aufrechthält die Worte dieses Gesetzes, sie zu tun!“ (5Mo 27,26; vgl. Gal 3,10). Das war keine Gnade. Der Berg Sinai war gewiss nicht der Ort, wo man Gnade finden konnte. Dort offenbarte sich der HERR in erschreckender Majestät, in Dunkel gehüllt und mit Sturm, Donner und Blitz. Das deutete nicht auf ein Handeln Gottes in Gnade und Barmherzigkeit hin; aber es entsprach völlig einem Handeln in Wahrheit und Gerechtigkeit; und genau das und nichts anderes war das Gesetz.