Schriften von Charles Henry Mackintosh
Mt 24,45-51 - Eine Anmaßung der Autorität in der Christenheit
Mat 24,45-47 - Der Herr setzt in den Dienst einMat 24,45-47 - Der Herr setzt in den Dienst ein
In der ersten Unterredung beschäftigt sich der Herr auf dem Ölberg, wie bereits bemerkt, mit der bekennenden Christenheit, und zwar in dreifacher Weise: in den Gleichnissen vom untreuen Knecht, von den zehn Jungfrauen und den Talenten. Jedes dieser Gleichnisse unterscheidet zwischen dem, was echt und unecht, was wahr und falsch, was hell und dunkel ist, was dem Licht und was der Finsternis angehört. In gedrängter Kürze zeigt sich hier ein Schatz ernstester und höchst praktischer Lehren.
Mt 24,45-47: Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, um ihnen die Speise zu geben zur rechten Zeit? Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, also tuend finden wird! Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über seine ganze Habe setzen.
Hier finden wir zugleich die Quelle und den Zweck jedes Dienstes im Hause Gottes: „den sein Herr gesetzt hat über sein Gesinde“ – das ist die Quelle, und: „um ihnen die Speise zu geben zur rechten Zeit“ – das ist der Zweck.
Diese Gesichtspunkte sind höchst bedeutsam und erfordern die ganze Aufmerksamkeit. Jeder Dienst im Haus Gottes beruht in den alt- als auch in den neutestamentlichen Zeiten auf göttlicher Anordnung. Ein durch menschliche Autorität bestimmter Dienst findet in der Heiligen Schrift keine Anerkennung. Gott allein kann jemanden zum Diener in seinem Hause einsetzen. In den alttestamentlichen Zeiten wurden Aaron und seine Söhne von dem HERRN für das Priestertum bestimmt, und wenn ein Fremder es wagte, in die Verrichtung des heiligen Dienstes einzugreifen, so musste er es mit dem Leben büßen. Selbst dem König war es nicht gestattet, das goldene Rauchfass anzurühren. Von Ussija, dem König von Juda, steht geschrieben: „Und als er stark geworden war, erhob sich sein Herz, bis er verderbt handelte; und er handelte treulos gegen den HERRN, seinen Gott, und trat in den Tempel des HERRN, um auf dem Rauchaltar zu räuchern. Da kam Asarja, der Priester, hinter ihm her, und mit ihm achtzig Priester des HERRN, wackere Männer; und sie widerstanden dem König Ussija und sprachen zu ihm: Nicht dir, Ussija, geziemt es, dem HERRN zu räuchern, sondern den Priestern, den Söhnen Aarons, die geheiligt sind zum Räuchern. Geh aus dem Heiligtum hinaus; denn du hast treulos gehandelt, und es wird dir nicht zur Ehre gereichen von dem HERRN Gott. Aber Ussija wurde zornig und er hatte in seiner Hand ein Räucherfass zum Räuchern; und als er über die Priester zürnte, da brach der Aussatz aus an seiner Stirn … Und der König Ussija war aussätzig bis zum Tag seines Todes“ (2Chr 26,16-21).
Das waren die ernsten und schrecklichen Folgen des unberufenen Eingreifens des Menschen in göttliche Anordnungen. Liegt hierin nicht eine Warnung für die Christenheit? Ohne Zweifel. Die bekennende Kirche wird in Ausdrücken, die nicht missverstanden werden können, gewarnt, sich vor einem menschlichen Eingriff in jenes Gebiet zu hüten, über das Gott allein zu bestimmen hat. „Jeder aus Menschen genommene Hohepriester wird für Menschen bestellt in den Sachen mit Gott, auf dass er sowohl Gaben als auch Schlachtopfer für Sünden darbringe … Und niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern als von Gott berufen, gleich wie auch Aaron“ (Heb 5,1-4).
Dieser Grundsatz göttlicher Anordnung war nicht nur auf den heiligen Dienst in der Stiftshütte beschränkt. Niemand durfte es wagen, seine Hand auch nur an den unbedeutendsten Teil des heiligen Gebäudes zu legen, ohne von dem HERRN direkt dazu autorisiert zu sein. „Der HERR redete zu Mose und sprach: Siehe, ich habe Bezaleel, den Sohn Uris, des Sohnes Hurs, vom Stamme Juda, mit Namen berufen“. – Und wie Bezaleel sich nicht selbst zu diesem Werk vorschlagen konnte, so durfte er sich auch nicht selbst seinen Mitarbeiter wählen oder bestimmen. Auch das geschah vonseiten Gottes: „Und ich, siehe, ich habe ihm Oholiab beigegeben“ (2Mo 31). Beide, Bezaleel und Oholiab, erhielten ihren Auftrag von dem HERRN Selbst, der allein wahren Quelle jeder amtlichen Autorität.
Ebenso verhielt es sich mit dem prophetischen Amt oder Dienst. Gott allein konnte einen Propheten ausrüsten und aussenden. Leider gab es auch solche, von denen der HERR sagen musste: „Ich habe die Propheten nicht gesandt, und doch sind sie gelaufen“ (Jer 23,21). Es waren unheilige Eindringlinge innerhalb des Gebietes der Prophezeiung, ebenso wie es solche gab, die unbefugt in den Dienst des Priestertums eingriffen; aber alle brachten das gerechte Gericht Gottes über sich.