Schriften von Charles Henry Mackintosh
Das Buch Jona – Gott in allen Dingen: Es gibt nichts Bedeutungsloses in unserem Leben!
Der WunderbaumDer Wunderbaum
In Kapitel 4 sehen wir den Propheten murrend und ungeduldig im Osten der Stadt Ninive sitzen. Er ist niedergeschlagen, weil der Herr die Stadt noch nicht vernichtet hat, und er bittet Ihn, seine Seele doch von ihm zu nehmen. Er schien die Wahrheiten vergessen zu haben, die er in den drei Tagen, als er sich in der Tiefe aufhielt, gelernt hatte. Gott musste ihm daher einen neuen Boten schicken: „Und der HERR Gott bestellte einen Wunderbaum“ (hebräisch:
Kikajon – wahrscheinlich Rizinusstaude). In jenen Gegenden fand man gewiss nichts Ungewöhnliches an einer solchen Staude. Viele mochten schon Hunderte solcher Stauden gesehen und Schatten unter ihnen gefunden haben, ohne etwas Besonderes daran zu finden. Aber der „Wunderbaum“ Jonas war von der Hand Gottes dorthin gesetzt worden und bildete ein Glied an der wichtigen Kette von Umständen, durch die der Prophet nach der Weisheit Gottes zu gehen hatte. Dieser „Wunderbaum“ hier, obwohl sehr verschieden von dem großen Fisch, war ebenfalls ein Bote Gottes für seine Seele. „Jona war sehr erfreut über den Wunderbaum.“ Er hatte vorher verlangt zu sterben, aber sein Verlangen war mehr die Folge der Ungeduld und des Unmutes als des heiligen Wunsches, zu sterben und für ewig in der Ruhe zu sein. Auch bei uns sind es oft mehr die Leiden der Gegenwart als die Glückseligkeit der Zukunft, die in uns den Wunsch erwecken, abzuscheiden. Wir haben manchmal das Verlangen, von dem jetzigen Druck erlöst zu sein. Aber wenn dieser Druck vorüber ist, hört auch das Verlangen auf. Wenn wir wirklich nach dem Kommen des Herrn und nach seiner gesegneten Gegenwart in der Herrlichkeit verlangen, so können die äußeren Umstände nichts daran ändern. Unsere Sehnsucht, abzuscheiden, ist dann in den Tagen des Sonnenscheins und der Ruhe ebenso groß wie in den Tagen des Druckes und der Sorgen.
Als Jona unter dem Schatten der Staude saß, dachte er nicht ans Abscheiden, und seine außerordentliche Freude über den „Wunderbaum“ bewies, wie sehr er der besonderen Boten des Herrn bedurfte. Sie offenbarten den wahren Zustand seiner Seele, als er die Worte aussprach: „Nimm doch meine Seele von mir, denn es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe.“
Der Herr kann aus einer Staude ein Werkzeug machen, durch das die Geheimnisse des menschlichen Herzens enthüllt werden. Wirklich, der Christ kann sagen: Gott ist in allen meinen Umständen. Er hört die Stimme Gottes in dem Toben des Sturmes und sieht auch in dem stillen Hinwelken der Staude die Hand des Herrn.