Schriften von Charles Henry Mackintosh
2Chr 34-35 - Josia und seine Zeit
2Chr 34,1 - Teil 22Chr 34,1 - Teil 2
Die Betrachtung der Geschichte Josias und seiner Zeit zeigt uns zu unserer Belehrung den Wert und die Autorität des Wortes Gottes . Diese Unterweisung ist von der größten Bedeutung für jedes Alter, für jede Zeit, für jede Lage, für den einzelnen Christen und für die ganze Versammlung Gottes. Jedem Herzen sollte die oberste Autoriät der Heiligen Schrift tief eingeprägt sein. Sie ist der einzige Schutz gegen die vielen Formen des Irrtums und des Bösen, die allerwärts überhandnehmen. Menschliche Schriften haben ohne Zweifel ihren Wert, aber als Autorität sind sie völlig wertlos.
Daran müssen wir uns immer wieder erinnern. Das menschliche Herz hat eine starke Neigung, sich auf menschliche Autorität zu stützen. So konnte es geschehen, dass Millionen in der bekennenden Kirche der Heiligen Schrift beraubt werden konnten, weil sie in der Täuschung lebten und starben, dass sie das Wort Gottes ohne eine menschliche Autorität nicht verstehen könnten. Das bedeutet aber in Wirklichkeit, das Wort Gottes beiseitezuwerfen. Wenn dieses Wort ohne die Autoriät des Menschen nutzlos ist, dann erklären wir, dass es überhaupt das Wort Gottes nicht ist. Man sagt damit mit anderen Worten, dass Gottes Wort nicht ausreichend sei, wenn nicht etwas vom Menschen Herrührendes die Gewissheit verleihe, dass Gott es sei, der da spricht.
Das ist ein sehr gefährlicher Irrtum, und seine Wurzel liegt viel tiefer im Herzen, als viele von uns meinen. Oft, wenn wir Stellen aus dem Wort Gottes anführen, wird uns gesagt: „Woher wissen Sie, dass dies Gottes Wort ist?“ Was bedeutet eine solche Frage? Man will damit offenkundig die Bedeutung des Wortes Gottes zunichtemachen. Das Herz, das eine solche Frage erhebt, hat sicher kein Bedürfnis, vom Wort Gottes geleitet zu werden. Der Wille ist dabei im Spiel. Hierin liegt das tiefe Geheimnis. Es ist das Bewusstsein, dass das Wort etwas verurteilt, was das Herz festhalten und wertschätzen will, und deshalb bemüht man sich, das Wort Gottes ganz beiseitezulegen.
Aber wie können wir wissen, dass das Buch, das die Bibel genannt wird, das Wort Gottes ist? Darauf antworten wir, dass es seine eigene Beglaubigung bei sich führt. Auf jeder Seite, in jedem Vers und in jeder Zeile führt es diesen Beweis. Zwar kann nur durch die Belehrung des Heiligen Geistes, des Verfassers dieses Buches, dieses Zeugnis erwogen und seine Beglaubigung recht erkannt werden. Aber wir benötigen zur Beglaubigung dieses Buches Gottes nicht das Siegel eines Menschen; und wenn wir uns nach einem solchen Siegel umsehen, befinden wir uns hinsichtlich der göttlichen Offenbarung auf dem Boden des Unglaubens. Wenn Gott nicht direkt zum Herzen sprechen kann, wenn Er nicht die Gewissheit geben kann, dass Er selbst es ist, der spricht, wo sind wir dann? Wohin sollen wir uns dann wenden? Wenn Gott selbst sich nicht hörbar und erkennbar machen kann, vermag es der Mensch dann besser? Kann uns die Stimme des Menschen mehr Gewissheit geben als Gott? Benötigen wir die Autorität der Kirche, die Beschlüsse der Konzilien, die Ansicht der Kirchenväter und die Meinung der Gelehrten, um eine Gewissheit zu erlangen, die Gott nicht geben könnte? Wenn es so ist, stehen wir völlig hilflos da und befinden uns in so tiefer Finsternis, als ob Gott gar nicht gesprochen hätte. Wenn Gott nicht geredet hat, sind wir natürlich ganz im Finstern; wenn Er aber geredet hat, wir aber seine Stimme ohne die Autoriät oder Beglaubigung der Menschen nicht verstehen können, wo ist dann der Unterschied? Es ist klar, dass, wenn Gott in seiner großen Gnade uns eine Offenbarung gegeben hat, diese in sich selbst hinreichend sein muss und dass andererseits jede Offenbarung, die in sich selbst nicht hinreichend ist, unmöglich göttlichen Ursprungs sein kann. Ist es nicht ebenso klar, dass, wenn wir nicht dem WorteGottes aus dem einfachen Grund, weil es Gottes Wort ist, glauben können, wir auch keinen sicheren Grund dafür haben, wenn der Mensch sich anmaßt, sein beglaubigendes Siegel hinzufügen?
Man möge uns jedoch nicht missverstehen. Wir bestehen nur darauf, dass die göttliche Offenbarung völlig ausreichend und über alle menschlichen alten, mittelalterlichen und neueren Schriften erhaben ist. Wir schätzen menschliche Schriften, gesunde Beurteilungen, tiefe und gründliche Gelehrsamkeit, das Licht wahrer Wissenschaft und Philosophie, das Zeugnis frommer Reisender, die versucht haben, über den Text der Schrift Licht zu geben; wir schätzen alle jene Schriften, die uns die Schätze des biblischen Altertums öffnen – kurz, wir schätzen alles, was uns beim Erforschen der Heiligen Schrift unterstützt, aber nach all diesem kehren wir mit desto stärkerem Nachdruck zu unserer Behauptung zurück, dass das Wort Gottes vollkommen hinreichend und die oberste Autorität ist. Dieses Wort muss auf seine eigentliche göttliche Autorität, ja ohne irgendeine menschliche Empfehlung aufgenommen werden, sonst ist es für uns nicht das Wort Gottes. Wir glauben, dass Gott selbst unseren Seelen die Gewissheit geben kann, dass die Heilige Schrift wirklich sein eigenes Wort ist. Wenn Er diese Gewissheit nicht gibt, dann kann es auch kein Mensch, und wenn Er es tut, dann bedürfen wir keines Menschen. Der inspirierte Apostel schreibt seinem Sohn Timotheus: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast undwovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist“ (2Tim 3,14.15).
Wie wusste Timotheus, dass die Heilige Schrift Gottes Wort war? – Er wusste es durch die göttliche Offenbarung. Er wusste, von wem er gelernt hatte – hierin lag das Geheimnis. Es war ein lebendiges Band zwischen seiner Seele und Gott, und er erkannte in der Schrift die wahre Stimme Gottes. So muss es immer sein. Es genügt nicht, nur im Verstand durch menschliche Beweise, menschliches Zeugnis und menschliche Empfehlungen überzeugt zu sein, dass die Bibel Gottes Wort ist, sondern wir müssen durch göttliche Unterweisung seine Kraft an Herz und Gewissen kennenlernen. Wenn dies der Fall ist, dann benötigen wir ebenso wenig menschliche Beweise für die Göttlichkeit des Buches, wie wir am Mittag eine Lampe brauchen, um zu beweisen, dass die Sonne scheint. Wir werden glauben, was Gott sagt, weil Er es sagt und nicht weil ein Mensch es bestätigt oder weil wir es fühlen. „Abraham glaubte Gott und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet“ [Röm 4,3]. Er hielt es nicht für nötig, zu den Chaldäern oder Ägyptern zu gehen, um von ihnen zu erfahren, ob das, was er gehört hatte, in Wirklichkeit Gottes Wort sei. Er wusste, wem er geglaubt hatte, und das gab ihm eine heilige Gewissheit. Er konnte auf alle Fragen sagen: „Gott hat durch sein Wort ein Band zwischen meiner Seele und Ihm selbst hergestellt, das keine Macht der Erde oder der Hölle zerreißen kann!“ – Das ist der wahre Grund für jeden Gläubigen, für Mann, Frau und Kind, in jedem Alter und in allen Umständen. Das war der Grund für Abraham und Josia, für Jakob und Theophilus, für Paulus und Timotheus, und es muss auch der Grund sein für den Schreiber und Leser dieser Zeilen, denn sonst werden wir niemals gegen die steigende Flut des Unglaubens standhalten können, die gerade die Grundlagen hinwegschwemmt, auf denen Tausende von Bekennern ruhen.
Wir dürfen jedoch wohl fragen: Kann ein nur allgemeines Bekenntnis, ein ererbter Glaube, ein durch Erziehung erlangtes Glaubensbekenntnis die Seele aufrechterhalten vor einer kühnen Zweifelsucht, die alles mit dem Verstand begreifen will und nichts glaubt? Unmöglich! Wir müssen vor dem Zweifler, dem Rationalisten und dem Ungläubigen stehen und mit der Ruhe und Würde eines von Gott gewirkten Glaubens sagen können:„Ich weiß, wem ich geglaubt habe!“ [2Tim 1,12]. Dann werden uns solche Menschen und ihre Schriften wie Mücken im Sonnenschein erscheinen und nicht imstande sein, unseren Seelen die himmlischen Strahlen der Offenbarung unseres Vaters zu verbergen. Gott hat geredet und seine Stimme erreicht das Herz. Sie macht sich hörbar über dem Lärm und der Verwirrung dieser Welt und über dem Zanken und Disputieren der bekennenden Christen. Sie gibt Ruhe und Frieden, Kraft und Beharrlichkeit dem glaubenden Herzen. Die Meinungen der Menschen können wechseln, irren und verwirren; sie befähigen uns nicht, unseren Weg durch die Irrgänge der menschlichen Systeme der Theologie zu finden, aber die Stimme Gottes redet in der Heiligen Schrift, sie redet zum Herzen, sie redet zu mir. Das ist Leben und Frieden; das ist alles, was ich brauche. Menschliche Schriften können nur nach ihrem wahren Wert geschätzt werden, wenn ich sehe, dass ich alles, was ich brauche, in der immer fließenden Quelle der göttlichen Inspiration, in dem unvergleichlich köstlichen Buch meines Gottes besitze.
Wenden wir uns nun zu Josia zurück, und wir werden sehen, wie alles, was wir soeben betrachtet haben, seine Erläuterung in dem Leben und in der Zeit dieses Mannes findet.
2Chr 34,1: Acht Jahre war Josia alt, als er König wurde.
Dies liefert uns eine Geschichte des Zustandes und der Wege des Volkes Gottes. Josias Vater war nach einer zweijährigen schlechten Regierung in seinem vierundzwanzigsten Lebensjahr von seinen eigenen Knechten ermordet worden. Solche Dinge hätten nicht vorkommen sollen. Sie waren die traurige Frucht der Torheit und der Sünde, die demütigen Beweise des Abfalls Judas vom HERRN. Aber Gott war über allem, und obwohl wir nicht erwarten würden, ein achtjähriges Kind auf dem Thron Davids zu sehen, konnte doch dieses Kind seine sicheren Hilfsquellen in dem Gott seiner Väter finden, so dass, wie in allen anderen Fällen, so auch in diesem Falle, „wo die Sünde überströmend geworden, die Gnade noch überreichlicher geworden ist“ [Röm 5,20]. Gerade die Jugend und Unerfahrenheit Josias liefert eine Gelegenheit für die Entfaltung der göttlichen Gnade und für das Hervortreten des Wertes und der Macht des Wortes Gottes.
Dieser fromme Knabe befand sich in einer besonders schwierigen und versuchungsreichen Stellung. Er war umgeben von Irrtum in den verschiedensten, lange eingebürgerten Formen, aber:
2Chr 34,2.3: Er tat, was recht war in den Augen des HERRN; und er wandelte auf den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab. Und im achten Jahr seiner Regierung, als er noch ein Knabe war, fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen; und im zwölften Jahr fing er an, Juda und Jerusalem von den Höhen und den Ascherim und den geschnitzten und den gegossenen Bildern zu reinigen.
Das war ein guter Anfang. Es ist etwas Großes, das Herz, wenn es noch zart ist, mit der Furcht des Herrn erfüllt zu sehen. Dadurch wird es von einem Heer von bösen Dingen und Irrtümern bewahrt. „Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang“ [Ps 111,10]. Diese Weisheit lehrte den frommen Jüngling erkennen, was „Recht ist“, und ließ ihn anfangen mit beharrlicher Zielstrebigkeit. Es liegt eine große Kraft und ein großer Wert in dem Ausdruck: „Er tat, was recht war in den Augen des HERRN. “ Es war nicht das, was in seinen eigenen Augen oder in den Augen seines Volkes oder in den Augen seiner Vorfahren recht war, sondern einfach, was in den Augen Gottes recht war. Das ist der unerschütterliche Grund jeder richtigen Handlung. Ehe die Furcht des Herrn ihren wahren Platz im Herzen eingenommen hat, kann nichts recht, nichts weise, nichts heilig sein. Wie könnte es auch möglich sein, wenn in der Tat die Furcht Gottes der Weisheit Anfang ist? Wir können vieles durch die Furcht vor Menschen, durch die Macht der Gewohnheit und durch den uns umgebenden Einfluss tun, aber nie können wir das tun, was wirklich in den Augen Gottes recht ist, wenn nicht unsere Herzen dahin gebracht sind, die Furcht seines heiligen Namens zu verstehen. Das ist der große Grundsatz. Diese Furcht gibt Ernst, Eifer und Aufrichtigkeit und verleiht seltene und bewundernswürdige Eigenschaften. Sie ist ein wirksamer Schutz gegen Leichtfertigkeit und Eitelkeit. Ein Mann, der gewohnheitsmäßig in der Furcht Gottes wandelt, ist immer ernst und aufrichtig, immer frei von Tändelei und Ziererei, von Anmaßung und Auflehnung. Das Leben hat für ihn einen Zweck, das Herz einen Gegenstand; und dies verleiht dem ganzen Wandel und Charakter seine Richtung.
Aber wir lesen ferner von Josia, dass „er wandelte auf den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab“ . Welch ein Zeugnis des Heiligen Geistes für den jungen König! Wie kostbar ist ein solches Urteil zu allen Zeiten, besonders aber zu einer Zeit der Schlaffheit und des Verderbens, der falschen Freisinnigkeit und der unechten Liebe, wie in der heutigen Zeit! Ein solches Zeugnis verleiht dem Herzen großen Frieden. Ein schwankender Mensch hat diesen Frieden nicht, er wird hin und her geworfen. „Ein wankelmütiger Mann ist unstet in allen seinen Wegen“ [Jak 1,8]. Er bemüht sich, jedem zu gefallen, und gefällt schließlich niemand. Ein entschiedener, aufrichtiger Mann fühlt, dass er nur einem zu gefallen hat. Das verleiht dem Leben Einheit und Festigkeit. Es ist ein unendlicher Trost, ganz mit Menschengefälligkeit und Augendienerei gebrochen zu haben und fähig zu sein, das Auge allein auf den Herrn gerichtet zu halten und mit Ihm durch gute und böse Gerüchte voranzugehen. Wir können freilich missverstanden und verkannt werden, aber das ist wahrlich etwas Geringes. Unsere Hauptaufgabe ist, in dem von Gott vorgezeichneten Pfad zu wandeln und weder „zur Rechten noch zur Linken“ abzuweichen. Wir sind überzeugt, dass feste Entschiedenheit gegenwärtig für den Diener Christi das Einzige ist, was ihn aufrechterhalten kann, denn sobald uns der Feind wankend findet, wird er jeden Kunstgriff anwenden, um uns völlig von dem ebenen und schmalen Weg wegzutreiben. Möchte der Geist Gottes mächtiger in unseren Herzen wirken und uns mehr befähigen zu sagen: „Befestigt ist mein Herz, o Gott, befestigt ist mein Herz! Ich will singen und Psalmen singen“ [Ps 57,8].
Wir wollen nun weiter das große Werk betrachten, zu dessen Ausführung Josia berufen war. Aber bevor wir damit beginnen, müssen wir den Leser bitten, besonders auf die bereits erwähnten Worte zu achten: „Im achten Jahr seiner Regierung, als er noch ein Knabe war, fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen. “ Wir können versichert sein, dass hierin das wahre Fundament des ganzen, so großen Dienstes Josias lag. Er fing an, Gott zu suchen. Möchten dies alle unsere jungen Christen erwägen! Wir fürchten, dass Hunderte durch vorzeitiges Eilen Schiffbruch erlitten haben. Sie waren mit ihrem Herzen beschäftigt und darin verwickelt, noch ehe das Herz wahrhaft in der Furcht und Liebe Gottes befestigt war. Das ist in der Tat ein sehr ernster Fehler, in den schon viele verfallen sind. Wir dürfen nicht aus dem Auge verlieren, dass Gott diejenigen, die Er in der Öffentlichkeit gebraucht, im Geheimen erzieht, und dass alle seine bevorzugten Diener mehr mit ihrem Herrn als mit ihrem Werk beschäftigt gewesen sind. Wir unterschätzen das Werk keineswegs, aber wir finden, dass alle diejenigen, die besonders von Gott anerkannt waren und eine lange und ununterbrochene Laufbahn des Dienstes und des christlichen Zeugnisses hatten, mit einer viel gründlicheren, ernsten Herzensarbeit im Verborgenen der Gegenwart Gottes begonnen haben. Andererseits haben wir bemerkt, dass jemand, der vorzeitig in das öffentliche Werk geeilt war und angefangen hatte zu lehren, ehe er zu lernen begonnen hatte, schnell zusammengebrochen und zurückgegangen ist.
Es ist gut, dies zu beachten. Gottes Pflanzen sind tief gewurzelt und wachsen oft langsam. Josia fing an, „Gott zu suchen“. Die vier Jahre, ehe er seine öffentliche Wirksamkeit begann, bildeten ein solides Fundament von echter persönlicher Frömmigkeit, auf dem der Oberbau des tätigen Dienstes errichtet werden konnte. Das war sehr nötig, denn er hatte ein großes Werk zu tun. Höhen und Ascherim, geschnitzte und gegossene Bilder nahmen allerwärts überhand und erforderten ein großes Maß an Treue und Entschiedenheit zu ihrer Bekämpfung. Wo war dies zu finden? In der göttlichen Schatzkammer, und nur dort allein. Josia war nur ein Knabe, und viele von denen, die den falschen Gottesdienst eingeführt hatten, waren Männer von Alter und Erfahrung. Aber er begann, den HERRN zu suchen. Er fand seine Hilfsquellen bei dem Gott seines Vaters David. Er begab sich selbst zur Urquelle aller Weisheit und Macht und umgürtete sich dort mit Kraft für das vor ihm liegende Werk.
Wir wiederholen, dass dieser erste Schritt sehr nötig, ja unerlässlich war. Der aufgehäufte Schmutz von Jahrhunderten und Generationen lag vor seinen Füßen. Unter seinen Vorgängern hatte einer um den anderen den Haufen vergrößert, und trotz der in den Tagen Hiskias bewirkten Reformation wollte es doch scheinen, als ob alles noch einmal geschehen müsse. Man höre, wie schrecklich das Böse und die Verirrungen waren, die uns in der Schrift überliefert sind:
2Chr 34,3-8: Im zwölften Jahr fing er an, Juda und Jerusalem von den Höhen und den Ascherim und den geschnitzten und gegossenen Bildern zu reinigen. Und man riss die Altäre der Baalim vor ihm nieder; und die Sonnensäulen, die oben darauf waren, hieb er um; und die Ascherim und die geschnitzten unddie gegossenen Bilder zerschlug und zermalmte er und streute sie auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten; und die Gebeine der Priester verbrannte er auf ihren Altären. Und so reinigte er Juda und Jerusalem. Und in den Städten von Manasse und Ephraim und Simeon und bis nach Naphtali hin, in ihren Trümmern ringsum, riss er die Altäre nieder; und die Ascherim und die geschnitzten Bilder zertrümmerte und zermalmte er; und alle Sonnensäulen hieb er um im ganzen Land Israel. Und er kehrte nach Jerusalem zurück.
In 2. Könige 23 finden wir ein noch viel ausführlicheres Verzeichnis der Gräuel, mit denen dieser ergebene Diener Gottes zu kämpfen hatte. Wir wollen jedoch nichts weiter daraus anführen, denn das bereits Erwähnte genügt, um uns zu zeigen, wie sehr sich selbst das Volk Gottes verirren kann, wenn es sich einmal auch nur im geringsten Maß von der Autorität der Heiligen Schrift abwendet. Wir fühlen, dass es eine ganz besondere Unterweisung ist, die uns die höchst interessante Geschichte dieses besten der Könige von Juda liefert. Es ist in der Tat eine ernste Unterweisung. Von dem Augenblick, da jemand um Haaresbreite von der Schrift abweicht, lassen sich die großen Fehltritte, die er begehen kann, nicht ausdenken. Wir mögen erstaunt sein, dass ein Mann wie Salomo dahin kommen konnte, der Astoret, der Gottheit der Sidonier, dem Milkom, dem Gräuel der Ammoniter, und dem Kamos, dem Gräuel der Moabiter, nachzuwandeln und ihnen Stätten zu errichten. Aber wenn wir bedenken, dass er zuerst gegen das Wort des HERRN Frauen aus den Nationen nahm, so kann es uns nicht befremden, dass er auch in den größeren Irrtum fiel, deren Gottesdienst anzunehmen.
Ja, mein christlicher Leser, lasst uns nicht aus den Augen verlieren, dass alle diese Verfehlungen, diese ganze Verderbtheit und Verwirrung, diese Schmach und Entehrung ihren Ursprung in der Vernachlässigung des Wortes Gottes hatten. Das ist eine ernste Tatsache, die beachtet werden muss. Es war immer die besondere Absicht Satans, das Volk Gottes von der Schrift abzulenken. Zu diesem Zweck benutzte er alles: die Überlieferung, die sogenannte Kirche, die Zweckmäßigkeit, die menschliche Vernunft, die öffentliche Meinung, den Ruf, den Charakter, den Einfluss und die Stellung eines Menschen. All dies gebraucht er, um Herzen und Gewissen von dem wahrhaft göttlichen Wahlspruch „Es steht geschrieben!“ abzulenken. Die ungeheure Menge der Irrtümer, die der junge fromme König zu zermalmen vermochte, hatte seinen Ursprung in der Vernachlässigung des göttlichen Buches. Es kümmerte Josia wenig, dass alle diese Dinge sich des Alters sowie der Autorität der Väter des jüdischen Volkes rühmen konnten, und er war auch ebenso wenig durch den Gedanken bewegt, diese Altäre und Höhen, diese Ascherim und Bilder als Beweise der Weitherzigkeit und Freisinnigkeit gegenüber der Beschränktheit, Frömmelei und Unduldsamkeit zu betrachten und in ihnen die Spender des Fortschrittes zu sehen, die nicht in die engen Grenzen jüdischer Vorurteile eingeschlossen sein sollten, sondern durch die weite Welt reisen und alles in den Kreis der Liebe und der Brüderschaft einschließen konnten. Nichts beeinflusste ihn. Alles, was nicht in dem „So spricht der Herr!“ seine Grundlage hatte, das „zermalmte er“.