Schriften von Charles Henry Mackintosh
2Mo 20 - Welche Bedeutung hat das Gesetz für den Christen?
Erster Grundsatz: Gott lieben …Erster Grundsatz: Gott lieben …
Wenn wir das Gesetz in seinen zwei Hauptgedanken betrachten, dann sehen wir, dass es dem Menschen gebietet, Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzer Kraft und seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Das ist die Summe des Gesetzes. Das und nichts Geringeres fordert das Gesetz. Aber wer von den gefallenen Nachkommen Adams hat je dieser Forderung des Gesetzes entsprochen? Wo ist der Mensch, der sagen könnte, er habe Gott und seinen Nächsten in dieser Weise geliebt? „… weil die Gesinnung des Fleisches [d.i. die Gesinnung, die wir von Natur haben] Feindschaft ist gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht“ (Röm 8,7). Der Mensch hasst Gott und die Wege Gottes. Gott ist in der Person Christi auf die Erde gekommen und hat sich dem Menschen offenbart, und zwar nicht in dem überwältigenden Glanz seiner Majestät, sondern in unendlicher Gnade und Herablassung. Und das Ergebnis war, dass der Mensch Gott hasste. „Jetzt aber haben sie gesehen und gehasst sowohl mich als auch meinen Vater“ (Joh 15,24).
Aber man wird sagen: „Der Mensch sollte Gott lieben.“ Ganz recht, und wenn er Ihn nicht liebt, verdient er den Tod und die ewige Verdammnis. Kann aber das Gesetz diese Liebe im Herzen des Menschen hervorrufen? War das der Zweck des Gesetzes? Nein. „Denn das Gesetz bewirkt Zorn“; „es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt“; „durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (Röm 4,15; Gal 3,19; Röm 3,20). Das Gesetz sieht den Menschen in einem Zustand der Feindschaft gegen Gott, und ohne diesen Zustand irgendwie zu verändern, gebietet es ihm, Gott von ganzem Herzen zu lieben, und es verflucht ihn, wenn er es nicht tut. Das Gesetz war nicht dazu bestimmt, die Natur des Menschen zu verändern oder zu verbessern, noch vermochte es irgendwie Kraft darzureichen, damit der Mensch seinen gerechten Forderungen nachkommen könnte. Das Gesetz sagte: „Tue dies, und du wirst leben.“ Es gebot dem Menschen, Gott zu lieben. Es offenbarte nicht, was Gott für den Menschen, selbst für den schuldigen und verderbten Menschen war, sondern es sagte dem Menschen, was er für Gott sein sollte. Das war keine Entfaltung der wunderbaren Wesenszüge Gottes, die in dem Menschen wahre Buße, ungeheuchelte Liebe und echte Anbetung Gottes bewirken, sondern es war ein unumstößliches Gebot, Gott zu lieben; und anstatt diese Liebe wachzurufen, bewirkte es Zorn, nicht weil Gott nicht geliebt werden sollte, sondern weil der Mensch ein Sünder war.