Emil Dönges
Schriften von Emil Dönges
Off 19,5-22,5 - Christi Wiederkunft in Herrlichkeit zu Seinem Reiche
Off 20, 4-6 - 6. Die Mitregenten im ReicheOff 20, 4-6 - 6. Die Mitregenten im Reiche
Der Seher berichtete uns im 19. Kapitel das Gericht des Herrn Jesu über die Kriegsheere der Nationen auf der Erde, indem Er als Sieger inmitten Seiner Heerscharen vom Himmel kommt und Jerusalem befreit, die Feinde vernichtet. Nun aber hält Er auf Zion, Seinem heiligen Berge, ein zweites Gericht ab. Hier stellt Er Seinen Thron aus, und unter dem Beisitz der Seinigen, die mit Ihm vom Himmel kamen, hält Er Gericht ab und übt Seine Herrschaft aus. Wir wissen ja, daß die Gläubigen „Erben Gottes und Miterben Christi" sind. Wenn Christus herrschen wird, werden sie alle mit Ihm herrschen: „Das Wort ist gewiß; denn wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben; wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen, so wird auch Er uns verleugnen; wenn wir untreu sind — Er bleibt treu, denn Er kann sich selbst nicht verleugnen." (2Tim 2,11-13.) Dabei sind wir, die wir Christi himmlische Braut, die Kirche bilden, es keineswegs allein, die mit Christo thronen, richten und herrschen werden. Wir finden vielmehr drei Klassen von Erlösten, die mit Ihm in der Herrschaft in Seinem Reich vereinigt sind. Wir hören: „Und ich sah Throne, und sie saßen darauf." Wer sind diese „sie"? Darunter können nur die „Kriegsheere" verstanden werden, die zuvor mit dem Herrn in „weißer Leinwand" vom Himmel kamen, also dieselben Heiligen, die wir von Off 4 an im Himmel sahen, erst unter dem Bilde der „24 Ältesten", dann in Off 19 als die Braut und die Hochzeitsgäste,94 dann, wie gesagt, als die himmlischen Kriegs Heere, die dem König der Könige und Herrn der Herren aus dem Himmel auf die Erde folgten.
Aber neben dieser Hauptklasse sitzen noch zwei andere Klassen von Gläubigen auf den Thronen zur Herrschaft über die Erde.
Bei der Eröffnung des fünften Siegels Riefen die „Seelen derer, die geschlachtet worden waren" um des Wortes und des Zeugnisses willen: „Bis wann, o Herrscher, richtest und rächest Du nicht unser Blut?" Off 6,9.10.) Diese Märtyrer sind es, die hier die zweite der drei Klassen von Gläubigen auf den Thronen bilden. Es heißt von ihnen: „Und die Seelen derer, welche um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet waren." (Off 20,4.) Ihnen hatte Gott damals, als sie noch unter dem Altar waren, ein weißes Gewand geben lassen und ihnen zugleich sagen lassen, daß sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und Brüder vollendet sein würden, die ebenso wie sie getötet werden würden. (Off 6,11.)
Diese „Mitknechte und Brüder" nun, die auch noch als Märtyrer sterben sollten und dann auch tatsächlich ihr treues Zeugnis mit dem Tode besiegelten, bilden die dritte Klasse von Heiligen, die wir jetzt mit Christo bei Beginn Seines Reiches auf Thronen sitzen sehen, um Gericht zu halten. Es heißt von ihnen: „Sie hatten das Tier nicht angebetet noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen an ihre Stirn und an ihre Hand." Es sind also die, die in der großen Trübsal und schweren Zeit sich geweigert hatten, das Tier, d. h. das römische Oberhaupt, und sein Bildnis anzubeten: „die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens", die wir bereits im Himmel „am gläsernen Meer", mit den Harfen Gottes in der Hand sahen. (Off 15,2.3.)
Die eigentliche Hoffnung dieser beiden letzten Klassen von Heiligen war nicht himmlisch, sondern irdisch gewesen. Sie waren erst nach der Vollendung und Entrückung der Kirche zur Berufung und Errettung gelangt und hatten dann auf Christi Kommen zum Reich auf Erden gehofft und gewartet. Für diese Hoffnung zeugten und starben sie inmitten ihrer Feinde. Aber durch ihren Märtyrertod sahen sie sich um die Teilnahme an der erwarteten Segnung auf Erden gebracht. Und da sie eine himmlische Hoffnung und Segnung nicht kannten, fragte es sich, was nun ihr Teil sei? Wir erinnern uns, daß ihretwegen und zu ihrer Ermunterung inmitten der Bedrängnis eine Stimme vom Himmel gerufen hatte: „Schreibe: .Glückselig die Toten, die im Herrn sterben von nun an! Da spricht der Geist, auf daß sie ruhen von ihren Arbeiten, denn ihre Werke folgen ihnen nach!" Diese, ihre Glückseligkeit sehen wir nun gekommen. Sie werden jetzt bei der herrlichen öffentlichen Ankunft und Erscheinung des Herrn auf Erden auch dem Leibe nach auferweckt, bilden also den letzten Teil der „ersten Auferstehung" und dürfen nun mit der himmlischen Braut als Miterben Christi triumphieren und mit Ihm herrschen.
So heißt es hier von den genannten drei Klassen in einfachen, aber vielbesagenden Worten: „Und sie lebten und herrschten mit dem Christus tausend Jahre."
Indem uns der Seher sagt: „Sie lebten und herrschten ...", läßt er uns wissen, daß die hier mit Christo herrschenden Gläubigen zum weitaus größeren Teil einst durch den leiblichen Tod gegangen und nun auferweckt und verherrlicht, zum anderen Teil bei der Ankunft Christi mit Unsterblichkeit, mit einem Leibe der Herrlichkeit überkleidet worden sind, daß also Christus sich an ihnen erwiesen hat als „die Auferstehung und das Leben". Darum sagt er auch gleich darauf: „Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung."
Die landläufige Lehre, daß es eine gleichzeitige Auferstehung aller Toten gebe, beides der Gerechten und der Ungerechten, ist also irrig, ist nicht biblisch. Die erste Auferstehung, die der Herr „die Auferstehung der Gerechten" nennt (Lk 14,14), ist von der Auferstehung aller derer, die Christo nicht angehören, um mindestens tausend Jahre getrennt.95 — Während des ganzen Jahrtausends der königlichen Herrschaft Christi mit allen Seinen Erlösten bleiben alle, die nicht zu Seinem Volke zählen, im Hades (im Totenreich), und ihre Leiber in den Gräbern. Später erst, in Off 20,12.13, sehen wir die Auferweckung aller derer, die nicht im Buche des Lebens stehen.
Wenn wir hören: „Dies ist die erste Auferstehung", so soll uns damit nur gesagt werden: „Bis hieher reicht die erste Auferstehung." Dieselbe zerfällt in mehrere Momente. Sie wurde eingeleitet durch die Auferstehung des Herm Jesu selbst; Er ist „der Erstling der Entschlafenen".
Dann gehört weiter zur ersten Auferstehung die bei der Entrückung der Kirche stattfindende Auferstehung der alttestamentlichen Gläubigen und der im Herrn entschlafenen Christen; ferner natürlich die Verwandlung und Entrückung der lebenden Gläubigen selbst bei dieser Ankunft Christi als Bräutigam der Kirche. Weiter gehören zur ersten Auferstehung die zwei Klassen von Zeugen, die während der Drangsalszeit den Märtyrertod erlitten. Von ihnen redeten wir vorhin. Ihre Auferweckung ist, sozusagen, nur ein Nachtrag oder eine Ergänzung zu der eben genannten Auferweckung und Entrückung der Gläubigen. Sie findet ihre teilweise Darstellung schon in der Auferweckung der beiden Zeugen. (Off 11,3-12.)
Es wird nicht gesagt, daß diese beiden Klassen von Märtyrern aus der Drangsalszeit einen Teil der himmlischen Braut Christi bilden, denn dies ist das glückselige Teil der Kirche allein. Aber wie von allen, welche zur ersten Auferstehung gehören, heißt es auch von ihnen, daß sie „glückselig und heilig" seien. Diese „erste Auferstehung", die also der Hauptsache nach stattgefunden hat vor Beginn der Drangsale, die aber nun erst, bei Beginn des Tausendjährigen Reiches, ihren Abschluß findet, ist die „Auferstehung aus den Toten", von der der Herr Jesus während Seines Erdenlebens geredet hatte, von der aber die Jünger zu jener Zeit noch nichts verstanden (Mk 9,9.10.). Nach dieser „Ausauferstehung aus den Toten" streckte sich der Apostel Paulus aus; nach ihr verlangte er (Phil 3,11.). Er redete von ihr als von einem „Geheimnis", hinsichtlich dessen aber die Gläubigen „nicht unkundig bleiben sollten" (1Kor 15,51; 1Thes 4,13.). Er teilt uns auch die Reihenfolge oder „Ordnung" in der Auferstehung mit: „der Erstling: Christus; sodann die, welche des Christus sind, bei Seiner Ankunft;96 dann das Ende". Alsdann ist die Auferweckung der Ungläubigen, die Auferstehung des Gerichts (1Kor 15,23.). Die Auferstehung derer, „die des Christus sind", die Auferweckung der Gläubigen ist also nur eine Auswahl aus den Toten; sie ist eben „die erste Auferstehung" oder „Ausauferstehung".
Von allen nun, die „zur Ausauferstehung gelangen", heißt es: „Glückselig und heilig, wer teil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit Ihm herrschen tausend Jahre."
Der „zweite Tod" bedeutet die ewige Trennung der Seele von Gott, wie der erste Tod die Trennung von Leib und Seele ist; er ist das volle Strafgericht und der volle „Sold" der Sünde. Er kommt über „die übrigen Toten", die jetzt „nicht lebendig wurden", d. h. nicht zur ersten Auferstehung gehören. Aber über die Erlösten Christi kommt dieser zweite Tod nicht; er hat über sie, die durch Jesum Christum das ewige Leben und Heil erlangten, „keine Gewalt". Sie sind vielmehr Priester Gottes und Könige, denn „sie werden mit Christo herrschen".
Indem der Heilige Geist diese Tatsache der Mitregentschaft der Erlösten mit Christo zum zweiten Male erwähnt (Off 20,4.6), will Er die Herrlichkeit dieser Herrschaft und Zeit auf Erden, von der, wie wir oben zeigten, die Propheten des Alten Bundes so viel geredet haben, hervorheben. Aber dabei wird diese Herrlichkeit auf Erden selbst nicht geschildert; denn unser Buch ist ein Buch der Gerichte über die Erde. Nur die Herrlichkeit des himmlischen Jerusalems und der himmlischen Braut wird uns nachher berichtet, wie auch die Glückseligkeit des ewigen Zustandes auf der neuen Erde und im neuen Himmel (Off 21,1-6.). Aber vorher erzählt uns der Seher noch, was sich hier auf Erden zuträgt, wenn Satan, wie schon vorher kurz berichtet war (Off 20,3), nach dem Tausendjährigen Reiche „eine Zeit gelöst wird".
94 Wenn es von den Gläubigen des Alten Bundes auch nicht ausdrücklich gesagt wird wie von denjenigen, welche die Kirche Christi bilden, daß sie „die Welt richten werden" (1Kor 6), so müssen wir dies doch annehmen aus manchen Stellen, wo z. B. gesagt wird von Abraham, Isaak und Iakob, daß sie mit Jesu im Reiche zu Tische sein, d. h. in voller Gemeinschaft an der Herrlichkeit und Herrschaft teilnehmen werden. (Mt 8,11.)↩︎
95 In der Stelle Ev. Joh 5,29, wo wir lesen: „Es werden hervorkommen, die das Gute getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts," nimmt der Herr gar nicht Bezug auf die Zeit der Auferstehung, sondern nur auf die Tatsache, daß beide, die Gerechten und die Ungerechten, auferstehen werden, und trennt sie ihrer Stellung nach vor Gott. Aber, wie wir hier in der „Offenbarung" hören, ist ihre Auferstehung auch der Zeit nach um mindestens tausend Jahre voneinander getrennt.↩︎
96 Dieses Wort deckt alle Gläubigen von der Entrückung der Kirche beim Kommen des Herrn bis zum Abschluß der Drangsalszeit und zur öffentlichen Erscheinung des Herrn zum Gericht, wie wir sahen.↩︎