Schriften von Emil Dönges
Off 21, 1-8 - Der ewige Zustand - Der neue Himmel und die neue Erde, und die Hütte Gottes bei den MenschenOff 21, 1-8 - Der ewige Zustand - Der neue Himmel und die neue Erde, und die Hütte Gottes bei den Menschen
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr." (Off 21,1.)
Schon im Alten Bunde hatte Gott Seinem Volke Israel verheißen: „Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde; und der früheren wird man nicht mehr gedenken." Aber hier im Neuen Bunde haben diese Worte erst ihre volle und allumfassende Bedeutung erlangt, denn für Israel bedeuten sie nur die völlige Veränderung und Erneuerung ihrer Regierung und Verhältnisse auf der alten Erde im Tausendjährigen Reiche. Das geht aus den folgenden Versen hervor. Gott fährt nämlich gleich nachher fort: „Denn siehe, Ich wandle Jerusalem in Frohlocken um und sein Volk in Freude." (Jes 65,17-18.)
Hier aber, in der „Offenbarung" wird dem Seher eine ganz neue Welt gezeigt. Die alte Welt ging ja vor den heiligen Augen des Weltenrichters in Flammen auf; sie entfloh, und keine Stätte wurde für sie gefunden (Off 20,11; 2Pet 3,7.10.). Sie war seinerzeit „aus Wasser und im Wasser entstanden durch das Wort Gottes" (2Pet 3,5), und Meere bedeckten dauernd den größten Teil der Oberfläche der Erde. Die neue Welt dagegen, der neue Himmel und die neue Erde, geht durch das Wort Gottes aus dem Licht hervor, gleichsam aus der Glut des Feuers, das die sündhafte eitle Welt im Gericht verzehrte. Sie besteht auf dem festen Boden der Erlösung als eine völlig neue und ewige Welt des Lichts. Das Meer ist darum auch hier nicht mehr zu finden. Der Seher hebt es ausdrücklich hervor: „Und das Meer ist nicht mehr."
Das Meer deutet Trennung an und Zerrissenheit und ist das Bild der Unruhe und Unbeständigkeit, ja, gegenüber der festen Erde, das Bild der nicht geordneten, nicht vollendeten Dinge und Zustände, wie sie auf dieser jetzigen Erde sind, auf der wir in ihrer gegenwärtigen Unreinheit ohne Meer ja überhaupt nicht mehr leben könnten.
Auf der neuen Erde ist die Atmosphäre rein und alles in heiliger Vollkommenheit, da ist keine Trennung mehr und kein Scheiden. Der Prophet Jeremias sagt: „Am Meere ist Bangigkeit; ruhen kann man nicht." (Jer 49,23.) Auf der neuen Erde aber „ist das Meer nicht mehr". Dort ist keine Bangigkeit mehr, vielmehr Gottes und Seines Volkes ewige Sabbatruhe.
Ein Meer schaute der Seher also nicht; die neue Erde hat kein Meer. Aber Gott läßt Johannes statt dessen etwas Besseres und Herrlicheres schauen. Er sagt: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott." (Off 21,2.3.)
Des „Lammes" wird in dieser herrlichen Schilderung nicht Erwähnung getan, nur Gott wird genannt; denn wir haben hier den ewigen Zustand der Dinge. Der Apostel Paulus schreibt darüber: „Wenn Ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst Dem unterworfen sein, der alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei." (1Kor 15,21-28.)
Dies ist eingetreten zur Zeit, von der wir hier in der „Offenbarung" hören: „Gott ist alles in allem." Die tausendjährige Herrschaft, in welcher Christo als dem Sohne des Menschen die Erde unterworfen war, ist vorüber, und „jede Herrschaft und Gewalt und Macht", auch „der Tod, der letzte Feind, ist weggetan"; und so hat Christus das Reich dem Vater übergeben; und Gott, nicht der Vater, sondern Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist, ist „alles in allem".
Im Neuen Jerusalem, dessen Herrlichkeit während des Tausendjährigen Reiches nachher noch einmal besonders geschildert wird, wird Christus, das Lamm, noch wiederholt genannt. Wir lesen dort: „Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm." „Die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm." „Der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein." (Off 21,22.23; 22,3.) Anders ist es, wie wir sahen, hier bei der Schilderung des Neuen Jerusalems in der Ewigkeit. Dort ist Gott „alles in allem".
Aber auch dann, also in alle Ewigkeit wird die Kirche, „die heilige Stadt, das Neue Jerusalem", wie sie es zuvor im Tausendjährigen Reiche war, die Wohnung oder Hütte Gottes und die Braut des Lammes sein; denn, wenn auch „das Lamm" nicht mehr genannt wird, hören wir doch von ihr, daß sie „eine für ihren Mann geschmückte Braut" ist, und es heißt von ihr: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen!"
Wenn der Seher uns sagt, daß er das Neue Jerusalem herabkommen sah auf die neue Erde, so wird noch nicht damit gesagt, daß die Kirche oder Gemeinde des Herrn in alle Ewigkeit auf der neuen Erde sein werde. Sie ist himmlisch in ihrer Berufung, Stellung und Segnung. Sie ist die himmlische Braut ihres Erlösers und Herrn. Als Er von den Seinigen schied, um in den Himmel, in das Haus Seines Vaters, zu gehen, sagte Er: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und... Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seid." (Joh 14,3.)
Aber wie im Tausendjährigen Reiche schon Erde und Himmel durch das Neue Jerusalem miteinander in Verbindung stehen, wie es einst bei der Jakobsleiter vorgebildet war, so wird es in vollkommener Herrlichkeit erst recht in alle Ewigkeit mit der neuen Erde und dem neuen Himmel der Fall sein. Sie werden gleichsam eine Wohnstätte, d. h. ein Ganzes bilden. Und wo Irgend der Bräutigam ist, da wird auch die Braut, die „Hütte Gottes", sein.
Diese „Hütte Gottes" ist also „die heilige Stadt, das neue Jerusalem", die Versammlung oder Gemeinde. Sie behält ihren eigentümlichen Charakter und ihre kostbare Sonderstellung auf ewig. Sie ist in der Gegenwart schon „die Behausung Gottes im Geiste" (Eph 2,22.). Im Tausendjährigen Reiche wird „der Thron Gottes und des Lammes" in ihr sein (Off 22,3.). Und in alle Ewigkeit wird Gott, der dann „alles in allem" ist, sie zu Seiner „Hütte" machen. Wie wunderbar ist ihre Stellung und wie hoch ihr Vorrecht! Wie anbetungswürdig ist das „Geheimnis, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, auf daß jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes!" (Eph 3,9-10.)
Die Nationen sind als solche von der neuen Erde verschwunden; dort gibt es keine Völker mehr, auch kein besonderes, irdisches Volk Gottes mehr, sondern nur noch Menschen, errettete, selige Menschen aus allen Jahrhunderten und allen Völkern der Erde. Die Stimme aus dem Himmel verkündigt darum so kurz wie kostbar: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen!"
Dann hören wir weiter: „Und Er wird bei ihnen sein. Und Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Throne saß, sprach: „Siehe, Ich mache alles neu!“ Und Er spricht zu mir: „Schreibe, denn diese Worte sind gewiß und wahrhaftig!"
Das Bild von der „Hütte Gottes", in der Gott ewig wohnen wird, erinnert uns an die Stiftshütte, die Gott sich in der Wüste inmitten Israels bauen ließ nach einem himmlischen Muster. Gott tat hierdurch kund, daß Israel Sein Volk sei, und Er sein Gott. Aber dort war die Wohnung nur inmitten des Volkes, nicht das Volk selbst. Ferner war der Wohnplatz der Hütte nur eine Wüste, wo „Tränen" waren, „Sünde und Tod, Schmerz, Trauer und Geschrei". Aber alle diese Dinge sind dem neuen Himmel und der neuen Erde auf ewig fremd und fern. Hier ist die ewige Herrlichkeit Gottes und die ewige Sabbatruhe Seines Voltes.
Wie wunderbar! „Und Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen." Nicht, daß dort noch Tränen geweint würden, aber Er tröstet Sein Volk über alles Erdenleid, und Er löst ihnen die Letzten Rätsel Seiner wunderbaren Führungen im Erdental. „Am ewigen Halleluja verstummt der Erde Pein."
Was dort ist an Herrlichkeit, sagt uns der Seher nicht; er hätte es auch so wenig wie der Apostel Paulus in Worte kleiden können, er sagt uns nur, was „nicht" dort ist: „Tod und Trauer, Schmerz und Geschrei". Ach, alle Pilger Gottes haben diese Dinge hienieden, „im Tränental" und „Tal des Todesschattens" reichlich kennengelernt! Aber dort sind sie nicht mehr; „denn das Erste ist vergangen, und der auf dem Throne saß, sprach: „Siehe, Ich mache alles neu!" Welche Wunder der Herrlichkeit enthalten diese wenigen Worte! Als Gott die Welt schuf und die Menschen, sah Er an alles, was Er gemacht hatte, und siehe, alles war sehr gut. Aber ach! Satan trat in die Schöpfung ein und betrog den Menschen, und wie furchtbar waren die Folgen! Die ganze Schöpfung wurde der „Eitelkeit unterworfen", dem Tod und Gericht um der Sünde der Menschen willen. Doch der Sohn Gottes kam, von Gott gesandt, in diese Welt, „um zu suchen und zu retten, was verloren ist". Und Er hat Gott und sich ein Volk erkauft zum Preise Seiner Gnade und Herrlichkeit in Ewigkeit. Auf Grund Seines bitteren Todes steht die neue Schöpfung da in ihrer Herrlichkeit auf alle Ewigkeit. Unsere kleinen, schwachen Herzen vermögen das alles nicht zu fassen, aber Gott läßt sich herab, uns der Wahrheit und Unerschütterlichkeit dieser herrlichen Dinge, die unser „unverwesliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil" sind, zu versichern und unseren Glauben zu stärken, indem Er dem Seher sagt: „Schreibe, denn diese Dinge sind gewiß und wahrhaftig."
Alsdann hören wir: „Und Er sprach zu mir: „Es ist geschehen!" Dieser freudige Ruf bei Beginn der Ewigkeiten erscheint uns wie ein Siegesruf. Er erinnert uns an das Wort des Herrn am Kreuze, als Er rief: „Es ist vollbracht!" Auf Grund Seiner vollkommenen Erlösung dort stehen nun der neue Himmel und die neue Erde da in ihrer ewigen Herrlichkeit, und Gott wird in der Mitte Seines Volkes wohnen auf immerdar.
Dann fährt Gott fort: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst." Gott ladet hier nicht mehr die Seelen ein und spricht keine Aufforderung mehr aus, zu Ihm zu kommen, um den Durst zu stillen. Wir sind hier in der Ewigkeit: die Zeit, zu Gott zu kommen, ist für immer vorüber; sie war auf Erden. Gott sagt daher auch nicht: „Ich will dem Dürstenden das Wasser des Lebens geben." Nein, Er sagt: „Ich will dem Dürstenden aus der Quelle geben." Diese Quelle sprudelt hier in Seiner Nähe und Gegenwart. Er selbst ist die Quelle.
Als Gottes Volk auf Erden war, da wirkte Er in ihren Seelen den Durst und das Verlangen nach Vergebung und nach Frieden; und Er stillte ihre Bedürfnisse. Auch schuf Er durch den Heiligen Geist in ihren Seelen das Bedürfnis nach Vermehrung des inneren Lebens und nach voller Gemeinschaft mit Ihm. Aber solange sie auf Erden waren, wurde das Begehren des neuen Lebens nach Gott nicht völlig gestillt. Hienieden klagt der Pilger: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?" (Ps 42.) Und anderswo spricht er voll Zuversicht zu Gott: „Ich, ich werde Dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit, werde gesättigt werden — wenn ich erwache — mit Deinem Bilde." (Ps 17.) Oder wir hören den Gläubigen auf dem Wege zur Herrlichkeit bekennen: „Nicht daß ich es schon ergriffen habe... ich jage ihm aber nach ... Ich jage, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu!“ (Phil 3.)
All dieses Sehnen und Fagen nach dem Kampfpreis und Ziele, nach der Quelle des Lebens, nach Gott selbst, ist dann gestillt: die Seele ist daheim- sie ist auf ewig bei Gott.
„Nun ist jeder Wunsch erfüllt, Unser Sehnen ganz gestillt."
Und die Seele hat dieses alles, dieses ewige herrliche Teil, aus freier Gnade erlangt: „umsonst", wie wir neu hier hören. Aber zugleich werden wir daran erinnert, daß dieses ewige, selige Teil nur das Teil der „Überwinder" ist. Wir hören: „Wer überwindet, wird dieses ererben, und Ich werde ihm zum Gott und er wird Mir zum Sohne sein."
Der Weg der Erlösten zu Gott führte durch eine Welt und Wüste, die den Pilgern Gefahren und Versuchungen aller Art boten, wo Satan und Sünde ihnen allezeit entgegenstanden. Nur im steten Aufblick auf Jesum, der „der Anfänger und Vollender des Glaubens" ist, der den Seinigen zuruft: „In der Welt habt ihr Drangsal, aber seid gutes Mutes, Ich habe die Welt überwunden", fanden sie auf dem Wege die Kraft auszuharren und zu überwinden. Er selbst ging den Weg des Glaubens vor ihnen her zum Ziele, und „auf dem Wege trank Er aus dem Bache, und darum erhob Er Sein Haupt" (Ps 110.). Er ermattete nicht, Er überwand; und Er war „mehr als Überwinder".
Der Bach der Gemeinschaft, der Kraft und der Liebe, aus dem Jesus, der Sohn Gottes, als der freiwillig abhängig gewordene Mensch trank, aus dem alle tranken und trinken, die je und je zu Gottes Volk gehörten, hat in Gottes Herzen seinen Quell und Ursprung. Aus diesem Bache tranken und trinken sie auf Erden durch Gottes Wort und Gebet, denn dies sind „die goldenen Eimer, die auf und nieder steigen". Hierdurch wurde und wird für sie „das Tränental zu einem Quellenort". — „Mit Segnungen bedeckt es der Frühregen. Sie gehen von Kraft zu Kraft, sie erscheinen vor Gott in Zion." (Ps 84.)
Vor Gott und bei Gott sehen wir sie nun angelangt in ewiger Herrlichkeit. Sie sind Sein Volk, Er ist ihr Gott. Sie haben ihr ewiges Ziel und Erbe erlangt.
Aber ach! da ist auch eine Kehrseite zu diesem herrlichen und ewigen Teile der Erlösten auf der neuen Erde und im neuen Himmel!
Wir lesen: „Den Feigen aber und Ungläubigen und mit Greueln Befleckten und Mördern und Hurern und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern — ihr Teil ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches ist der zweite Tod."
Wie furchtbar ist der Gegensatz! Dort in der endlosen Ewigkeit gibt es zwei Klassen von Menschen: die, die mit Gott versöhnt wurden, Sein Wort und Sein Heil, Seine Retterhand ergriffen und nun in unaussprechlicher Herrlichkeit Gott ewiglich schauen und anbeten; und die, die Ihn und Sein Tun verachteten, die Seine Liebe fortgesetzt mit Füßen traten, in ihren Sünden leben und sterben wollten, im ewigen Gericht. — So läßt Gott den Seher einen Blick tun in die unermeßlichen Zeiträume der endlosen Ewigkeit. Und welche Herrlichkeit ist dort für Gottes Volk!