Während uns das Gericht des Herrn über die Nationen soeben als das Abernten eines großen Feldes gezeigt wurde (wobei wir nicht vergessen dürfen, daß der Weizen schon lange vorher in die himmlischen Scheunen hinaufgeholt worden ist, Mt 3,12; 13,30), handelt es sich bei der Weinlese um das Gericht „des Sohnes des Menschen" über das entartete Israel, das von jeher unter dem Bilde eines Weinstocks oder eines Weinbergs gekannt war (vgl. Ps 80,8.14; Jes 5,1-7) und das in Verbindung mit den götzendienerischen Nationen ein „böses Geschlecht" geworden ist, eine Behausung von sieben unreinen Geistern nach der Weissagung des Herrn (Mt 12,45-46.). Der gläubige Teil oder „Überrest" der Juden fällt natürlich nicht unter dieses Gericht, obwohl auch er viel zu leiden hat. Die Einleitung zu diesem Gericht geht ebenfalls, wie vorhin, von einem Engel aus, der aus dem Tempel kommt und eine „scharfe Sichel" hat. Aber dieses zweite Gericht ist noch furchtbarer als das erste, welches noch einen Unterschied machen wird unter den Nationen (ähnlich wie bei der damit zusammenhängenden Trennung von den Böcken und Scha­fen in Mt 25), während es sich hier um die Ausübung des gerechten „Grimmes Gottes" über das abtrünnige Israel ohne Unterschied handelt. Darum lesen wir, daß hier die eigentliche Aufforderung von einem Engel ausgeht, der aus dem „Altar" kommt, und „Gewalt hat über das Feuer". Es ist das Feuer des Gerichtes, von dem Johannes der Täufer warnend Zeugnis gab: „Er wird euch (d. h. die Un­bussfertigen und Gottlosen in Israel) mit Feuer taufen." (Mt 3,11-12.) Der „Weinstock der Erde", das Volk Israel, hat trotz aller Pflege nicht die rechte Frucht gebracht; und nun kommen seine Trauben „in die große Kelter des Grimmes Gottes". Diese wird „außerhalb der Stadt (Jeru­salem) getreten", und das Blut der ungläubigen götzen­dienerischen Juden und der alsdann um Jerusalem versam­melten feindlichen Nationen oder deren Heere fließt „tau­sendsechshundert Stadien weit". Dieses Maß entspricht der Größe des ganzen Landes Palästina. —