Emil Dönges
Schriften von Emil Dönges
Off 15;16 - Das Schlußgericht über die antichristische Welt
Off 15, 1-4 - Die Sänger am gläsernen MeereOff 15, 1-4 - Die Sänger am gläsernen Meere
„Und ich sah ein anderes Zeichen in dem Himmel, groß und wunderbar: Sieben Engel, welche sieben Plagen hatten, die letzten; denn in ihnen ist der Grimm Gottes vollendet. — Und ich sah, wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens an dem gläsernen Meere stehen, und sie hatten Harfen Gottes. Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes, also: Groß und wunderbar sind Deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger! Gerecht und wahrhaftig sind Deine Wege, o König der Nationen! Wer sollte Dich, Herr, nicht fürchten und Deinen Namen verherrlichen? Denn Du allein bist heilig; denn alle Nationen werden kommen und vor Dir anbeten, denn Deine gerechten Taten sind offenbar geworden." (Off 15,1-4.)
Mit diesem Kapitel beginnt ein neuer Abschnitt in unserem Buche, das ein Buch der Gerichte ist, die für die Rechte „des Lammes" eintreten und dem Reiche des verworfenen, aber in Herrlichkeit wiederkehrenden Christus auf Erden den Weg bereiten. Der Seher auf Patmos schaut ein neues Gesicht: „ein anderes Zeichen in dem Himmel, groß und wunderbar". Dies erinnert uns an die früheren „Zeichen in dem Himmel" in Off 12,1 u. Off 13. Damals hatte Johannes ein Weib gesehen mit der Sonne bekleidet: Israel oder Jerusalem als den Mittelpunkt Israels, wie es nach den Ratschlüssen Gottes einst dastehen soll, und im zweiten Falle den Satan, „den Drachen", der durch „das Tier", d. h. das Haupt des Römischen Reiches, Gott und Seinem Christus und Seinem Volke auf Erden entgegentritt. Hier nun (Off 15,1) sehen wir in dem neuen „Zeichen" ein Bild von den letzten Plagen oder Gerichten Gottes kurz vor der Wiederkunft Christi79: „In ihnen ist der Grimm Gottes vollendet." Es ist also die Ausführung der Gerichte, die nach dem Ertönen der siebenten oder letzten Posaune von den 24 Ältesten an gekündigt worden war. Als nämlich bei der siebenten Posaune die Stimmen im Himmel riefen: „Das Reich der Welt und Seines Christus ist gekommen!" da sprachen die 24 Ältesten, welche stets eine volle Einsicht in die Gedanken Gottes zeigen: „Wir danken Dir, Herr, Gott, Allmächtiger (also dieselbe Anrede Gottes wie hier in Kap. 15: Es ist der „Jehova- Elohim-Schaddai", wie Gott, der Richter der ganzen Erde, im Alten Bunde heißt —)..., daß Du angenommen hast Deine große Macht und angetreten Deine Herrschaft! Und die Nationen sind zornig gewesen und Dein Zorn ist gekommen." (Off 11,15-19.) Nunmehr soll (in Off 15,5 folg.) dieser zuvor angekündigte Zorn zur Ausführung kommen. Auch in Off 14,10 ist von dem „Grimme Gottes" die Rede; und er wird denen angesagt, die „das Tier" und sein Bild anbeten und sein Malzeichen tragen.
Sobald diese letzten Gerichte, die nunmehr die sieben Engel bringen, vorüber und in ihnen der Grimm und Zom Gottes „vollendet" sein werden, dann wird eine laute Stimme aus dem Himmel rufen: „Es ist geschehen!" (Off 16,17.) Und diesem ernsten, furchtbaren: „Es ist geschehen!" wird später ein anderes, glückseliges, herrliches „Es ist geschehen!" folgen, wenn erst der neue Himmel und die neue Erde in Erscheinung getreten sein werden (Off 21,6.). Wie köstlich und gesegnet, daß das Endziel der Wege Gottes nicht das Gericht ist, sondern die Offenbarung Seiner Herrlichkeit und die Vollendung und Vollkommenheit Seiner Gedanken und Ratschlüsse!
Ehe uns aber diese letzten Gerichte selbst berichtet werden, d. h. die Entleerung der sieben Zornesschalen aus der Hand von sieben Engeln, schaut der Seher, wie wir oben hörten (Off 15,2-4), eine himmlische Schar von lobsingenden Märtyrern, die an einem „gläsernen Meere" stehen, gewiß schön, „gleich Kristall", wie es schon in Off 4,6 vor dem Throne Gottes zu sehen war. Es ist aber diesmal mit „Feuer gemengt", also von Feuer durchglüht. Das Helle, durchsichtige „gläserne Meer" erinnert uns an das eherne Meer, mit Wasser gefüllt, das für die Priester im Vorhof des Tempels stand zu ihrer täglichen Reinigung. (2Chr 4,2.6.) Droben aber, wo die Märtyrer jetzt sind, ist keine Reinigung mehr nötig; die Erlösten sind dort ewig rein und vollendet und verherrlicht; darum ist das Meer droben fest und gleich Kristall. Und daß es vom Feuer durchglüht ist, erinnert an den Weg der Leiden, auf dem sie dorthin gelangten, vielleicht auch an das furchtbare Gericht, das nun von dort in sieben Schalen ausgeht über die gottlose Welt.
Wer aber ist sie, diese herrliche Schar, die dort steht am kristallenen, vom Feuer durchglühten Meere, die, mit „den Harfen Gottes" in der Hand, „das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes" singt? — Der Seher sagt es Uns. Es ist die Schar der Überwinder „über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens".
Sie sollten auf Erden dem Antichristen folgen, sollten „das Tier", das Haupt des letzten Weltreiches, und sein Bild anbeten, und sie haben es nicht getan. Sie sollten das Malzeichen des Tieres oder seines Namens Zahl tragen, und sie haben es nicht getan. Scheinbar waren sie dabei unterlegen, sie waren in der schweren Zeit der zweiten Hälfte der letzten Jahrwoche Daniels gehaßt, verfolgt und getötet worden (Vgl. Mt 24,9.). Aber vor Gott waren sie „Überwinder" gewesen; sie hatten den Sieg davongetragen. Nun jubeln sie, während alle, die Satan und seinen beiden Werkzeugen in der Endzeit auf Erden, nämlich dem Haupte des Römischen Reiches und dem Antichristen huldigten und dienten, „trinken müssen von dem Weine des Grimmes Gottes." (Off 14,10.)
Diese Schar der Überwinder droben ist wohl die gleiche, deren Stimme und Harfenklänge Johannes vorher vernommen, von denen auch die 144000 aus Juda auf dem Berge Zion zu ihrer Ermunterung das neue Lied gelernt hatten (Off 14,2.3.). Jetzt aber (in Off 15,2) sieht er diese Harfensänger, die er zuvor nur gehört. Ihnen zur Tröstung hatte ja auch, als sie noch auf Erden litten und dem Tode ins Angesicht sahen, der Zuruf gegolten: „Glückselig die Toten, die im Herrn sterben, von nun an!" (Off 14,13.) Sie sind um des Herrn willen durch den Tod gegangen und befinden sich nun droben in der ewigen Glückseligkeit. Hier singen sie
79 Später wird auch noch „das Zeichen des Sohnes des Menschen", Er selbst, am Himmel erscheinen. (Mt 24,30.)↩︎