Die sieben Siegel
Wie wir schon gleich zu Anfang sagten, ist unser Buch ein Buch der Gerichte. Es enthält gleichsam das Programm, das, wie es im ersten Verse des Buches heißt, „Gott Seinem Sohne gibt, um Seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muß". Die Knechte Jesu Christi, welche sich jetzt, in der Zeit Seiner Abwesenheit und Verwerfung, in der bösen Welt für Ihn und Sein Reich bemühen, sollen zu ihrer Ermunterung und Stärkung wissen, wie und in welcher Reihenfolge sich die Dinge hienieden abwickeln bis zur völligen Beseitigung des Bösen und der Aufrichtung Seines herrlichen Reiches auf Erden.
Zunächst beginnt das Gericht, wie wir das bei der Betrachtung der sieben Sendschreiben sahen (Off 2 u. 3), ganz naturgemäß „am Hause Gottes“29. Und sobald Er die Erlösten aus dem „Hause Gottes" gen Himmel genommen, sagt Er sich von den „törichten Jungfrauen", den bloßen Bekennern, los. (Off 3,16.)
Nachdem uns dann im vierten und fünften Kapitel des Buches der geöffnete Himmel und Gott als der Schöpfer und als der Richter, wie auch das Lamm auf dem Throne gezeigt worden und alle Erlösten vor dem Throne her, da brechen alsbald die Gerichte Gottes über die Erde herein.
Diese Gerichte sind in dem siebenfach versiegelten Buche, das der Seher in der Hand Gottes schaut, verzeichnet. Und dieses Buch wurde, wie wir sahen, unter der Anbetung der Erlösten, die das „neue Lied" anstimmten, dem Lamme überreicht, dem Sohne Gottes. Er der Retter, welcher für die Sünde der Welt starb, ist nun auch ihr Richter; „alle Macht, aller Reichtum, alle Weisheit, alle Stärke, Ehre, Herrlichkeit und Segnung" gehören ja Ihm!
Das Lamm öffnet, umgeben von den Erlösten, sechs der Siegel des Buches nacheinander. Bei der Eröffnung der ersten vier Siegel hören wir immer eines der vier lebendigen Wesen der Reihe nach, wie mit einer Donnerstimme, rufen: „Komm!" Diese lebendigen Wesen, die zum Throne Gottes gehören und ihn kennzeichnen, wie wir sahen, rufen also die vier ersten Gerichte herbei30. Und jedesmal kommt ein neuer Reiter zu Pferd hervor.
Der erste, auf weißem Ross, ist ein Sieger, der sich in Eile mit einem Bogen — also aus der Ferne schon — eine Krone, richtiger vielleicht einen Siegeskranz, erwirbt. Solche Eroberer, die sich in kurzer Frist, wie im Fluge, große Gebiete unterwarfen, hat die Weltgeschichte viele gesehen; wir erinnern nur an Alexander den Großen und Napoleon I. — Doch zeigt uns der Bogen, den der Sieger statt eines Schwertes führt, und auch die weiße Farbe des Pferdes, daß die schnelle Eroberung dieses Reiters nicht auf dem Wege blutiger Schlachten geschieht. Es sind diese Reiter zu Pferd ja natürlich keine wirklichen Reiter, sondern nur Sinnbilder von großen, ernsten Ereignissen, die zu den Gerichten gehören, welche — nach der Wegnahme der wahren Kirche, der Braut Christi, aus der Welt — die Erde treffen. Der erste Reiter zeigt uns jedenfalls das rasche Vordringen einer Macht, welcher Gott den Sieg gibt, so daß sie sich ohne viel Blutvergießen große Gebiete unterwirft.
Bei der Eröffnung der nächsten drei Siegel, also auf den zweiten, dritten und vierten Zuruf „Komm!" kommen drei neue Reiter hervor; der erste auf einem feuerroten Pferde mit einem „großen Schwert". Das ist ein großer Krieg mit seinen Schrecken. Dann folgt ein weiterer Reiter mit der Wage in der Hand auf schwarzem Pferd, das ist eine Hungersnot31. Und zuletzt, im Anschluß an Krieg und Teuerung, kommt der vierte Reiter auf fahlem Roß, das ist die Seuche und der Tod und dazu wilde Tiere. Mit diesen vier Plagen: „Schwert und Hunger und bösen Tieren und der Pest" hat Gott schon in Hes 14,21 den abtrünnigen Menschenkindern Seine Strafe angedroht. Gott weiß in Seiner Allmacht und Gerechtigkeit die Erde mit Seinen Gerichten zu schrecken und zu treffen. Die Fortschritte der Menschen in ihrer Kultur und Technik halten Gottes Zorn nicht auf und bieten der Welt keine Zuflucht und Sicherheit. — Vor Ihm kann man sich nicht verbergen; aber man kann und soll sich bergen bei Ihm und in Ihm. Und dazu ist uns jetzt noch der Tag des Heils gegeben.
Wie nun das fünfte Siegel an dem Buche der Gerichte von Jesu Christo, dem Lamme Gottes, geöffnet wird, da hört Johannes, der Seher, kein neues „Komm!" Auch bedeutet das Auftun des fünften Siegels keine Fortsetzung der Gerichte, wenn auch einen Fortschritt im Gange der Ereignisse.
Johannes sieht unter einem Altar die Seelen derer, welche um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen getötet worden waren. Zugleich hört er statt des Rufes „Komm!" eine laute Stimme rufen: „Bis wann, o Herrscher, der Du heilig bist und wahrhaftig, richtest und rächest Du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?" — Der Altar wird im Himmel gesehen, wohin ja dem Seher (Off 4,1) eine Tür aufgetan worden war. Daß aber die Seelen unter dem „Altar" sind, deutet nur an, daß sie ihr Leben als Zeugen oder Märtyrer für Gott gelassen, auf- geopfert hatten, und zwar, wie wir hörten, „um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen".
Sobald die Kirche Christi, d. h. die Gesamtheit aller wahren Christen, zum Himmel entrückt worden ist, erweckt sich Gott von neuem Zeugen aus Seinem alten jüdischen Bundesvolke, welches wir heute noch zerstreut und im Anglauben dahingehen sehen. Von diesen Zeugen werden viele, obwohl erst eben bekehrt und zu Gott gekommen, in der Zeit der Drangsale ihr Leben lassen müssen. Davon redet der Herr Jesus schon zu Seinen Jüngern, die Er als Vertreter der gläubigen Juden in späteren Lagen ansieht, in Seiner letzten Rede auf dem ölberge: „Dann werden sie euch in Drangsal überliefern und euch töten." (Mt 24,9.)
Von diesen Märtyrern sah also Johannes eine große Schar unter dem Altar. Zunächst waren es nur „die Seelen", die er sah und reden hörte (Off 6,9); denn ihre Leiber waren noch nicht auferweckt. Dies geschieht erst später beim Beginn des Reiches.
Diese „Seelen" rufen, und zwar mit lauter Stimme, damit ihr Ruf allerwärts vernommen werde. Sie fragen und rufen nach dem Gericht und der Rache über die, welche „auf der Erde wohnen" und hier ihr Blut vergossen haben.
So völlig unpassend das Herbeirufen des Gerichts und der Rache Gottes in dem Munde des Christen wäre, so ganz und gar geziemend ist dieser Ruf im Munde der Gläubigen und Zeugen aus Israel. Die Stellung der Christen ist die der Gnade in der wir rufen mit dem Herrn am Kreuze und mit Stephanus, dem ersten Märtyrer: „Vater, vergib ihnen!" — Aber die Märtyrer aus Israel haben eine ganz andere Stellung und Berufung; und sie rufen mit Recht zu dem „Herrscher" der Erde um Gericht und um Rache, wie wir das auch so oft in den Psalmen finden. Sie tun es nicht um ihretwillen, sondern um der Ehre und Herrlichkeit des „Herrschers" und Seines Reiches willen; denn solange die Feinde und Widersacher nicht im Gericht beseitigt sind, solange kann auch Christi Herrlichkeit und Reich nicht auf der Erde, dem Schauplatze ihrer Segnungen, aufgerichtet werden.
Nur aus diesem Grunde denn hören wir hier den Ruf, wie so oft schon in den Psalmen: „Bis wann?"32 — Unser Ruf, der Ruf „des Geistes und der Braut", dem Herrn entgegen, ist ein anderer. Wir rufen: „Komm, Herr Jesu!" Unser Platz der Segnungen ist der Himmel. Und von Christi Liebe durchdrungen, bitten wir zugleich an Seiner Statt die Menschen: „Lasset euch versöhnen mit Gott!" und: „Wen da dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!*'
Aber wer sind denn die, welche „auf der Erde wohnen", auf die Gottes Gericht herabgerufen wird?
Mit diesem Ausdruck, welchem wir noch mehrfach in dem Buch der Offenbarung begegnen, werden die Weltbürger bezeichnet, welche da, wo sie nur Pilger und Fremdlinge sein sollten, ohne Gott und wider Gott leben, als wären sie die „Herrscher" und „Gebieter". Die Seelen unter dem Altar dagegen nennen den Herrn mit Recht den „Herrscher"; und sie rufen Sein Gericht herbei, damit Er auf Erden endlich zu Seinem Rechte komme. Wie die gottlosen Kananiter einst in dem Lande wohnten, welches Israel gehörte, dem Volke Gottes; und wie diese unter Josua, ihrer Sünden wegen, vertrieben und vertagt werden mußten, so wird der wahre Josua, Jesus Christus, einst über alle, die „auf der Erde wohnen", die Ihn mißachtet und das Blut Seiner Zeugen vergossen haben, Sein gerechtes Gericht bringen.
Doch noch müssen die Seelen unter dem Altar „eine kleine Zeit" verziehen, wie auch wir heute noch „eine kleine Zeit", eine kleine Weile warten, bis der Herr Jesus kommt, um uns hinaufzunehmen dahin, wo Er schon ist (Joh 14,3; Heb 10,37.). Es wird den Seelen inzwischen „ein weißes Gewand " gegeben in Anerkennung ihrer Reinheit und ihres gerechten Wandels auf Erden (Vgl. Off 3,4.). Dieses Gewand ist auch zugleich ein Unterpfand für die Erfüllung ihrer Hoffnung und Erwartung. Uns ist heute ein höheres Unterpfand für unsere Hoffnung und den Besitz unseres Erbes gegeben: der Heilige Geist, der uns zugleich dem kommenden Bräutigam und dem Vaterhause entgegenführt.
Auf was oder „bis wann" aber müssen die Seelen unter dem Altar warten? — Sie müssen noch ruhen, bis die Zahl ihrer Brüder und Mitknechte, die noch getötet und beim Herrn vollendet werden sollen, voll ist (Off 6,11). Und wir, wir warten auf unseres Erlösers Kommen, bis gleichfalls die Zahl der Erlösten und Geretteten vollzählig ist. (2Pet 3,9.15.)
Wir sehen denn auch im Verlauf der Offenbarung, daß, entsprechend der Antwort, die die Seelen unter dem Altar empfangen, während der Drangsalszeit noch andere Zeugen des Herrn in der abtrünnigen Welt unter Satans Macht getötet werden. (Vgl. Off 12,17 und Off 20,4.)
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Aber nicht nur eine Antwort erhalten die Seelen auf ihren Ruf um Rache; ihr Ruf führt auch die Eröffnung des sechsten Siegels herbei: ein ernstes Gericht, schrecklicher noch als alle früheren. Wir lesen: „Es geschah ein großes Erdbeben; und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut, und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum, geschüttelt von einem starken Winde, seine unreifen Feigen abwirft. Und der Himmel entwich wie ein Buch, das aufgerollt wird, und jeder Berg und jede Insel wurden aus ihrer Stelle gerückt. Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Starken und jeder Knecht und Freie verbargen sich in die Höhlen und in die Felsen der Berge." (Off 6,12-15.)
Manche Leser werden in dieser Schilderung schon das letzte Weltgericht sehen, den Untergang von Himmel und Erde, wie der Herr gesagt hat: „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen!" — Aber wenn auch sicherlich, wie wir das schon bei der Kreuzigung des Herrn gesehen, Himmel und Erde bewegt werden und einmal auch untergehen müssen, so ist es doch nicht so, daß bei der Eröffnung des sechsten Siegels schon das Welten Ende gekommen ist, sondern nur eine allgemeine mächtige Erschütterung der menschlichen Gesellschaft, ein völliger Umsturz der bestehenden sittlichen und bürgerlichen Ordnung und der Throne und Mächte der Welt. Wir wissen, daß Gott, „dessen Stimme damals — als Er Sein Gesetz von Sinai gab — die Welt erschütterte", geweissagt hat: „Noch einmal werde Ich nicht allein die Erde bewegen, sondern auch den Himmel. Aber das ,Noch einmal' deutet die Verwandlung der Dinge an, welche erschüttert werden als die, welche gemacht sind, auf daß die, welche nicht erschüttert werden, bleiben." (Heb 12,26.27.)
Diese Erschütterung aller Ordnung und den Umsturz der bestehenden Dinge sehen wir in unseren Tagen sich schon anbahnen und vorbereiten. Das, was ernste Männer unserer Tage sorgenvollen Herzens kommen sehen, wird bei der Eröffnung des sechsten Siegels völlig in Erscheinung treten: der Umsturz aller Ordnung. Die Ordnung im Lande ist von Gott; wir alle genießen ihren Segen und sollten es dankbaren Herzens tun. Und Gott ermahnt uns, die Seinigen, für die Obrigkeit zu beten, „für alle, die in Hoheit sind", ja, „für alle Menschen". Aber wenn die Erlösten und mit ihnen der Heilige Geist erst die Erde verlassen haben, dann werden die Grundfesten der Erde wanken, denn die Säulen der Ordnung hienieden sind dann hinweggenommen. Das, was das Auftreten des Bösen, des „Menschen der Sünde", aufhielt, was ihm im Wege war, ist fort (2Thes 2,6.7.). Das Gebäude stürzt ein.
Von diesem Einsturz redet unser Abschnitt in bildlicher Rede. Sonne, Mond und Sterne, wie auch die Berge und Inseln sind hier, wie wir überzeugt sind, nur Sinnbilder für die Regenten und Autoritäten, Mächte und Ordnungen, welche bestehen. — Dabei mögen auch Zeichen geschehen am Sternenhimmel, wie das für eine noch spätere Zeit in jener Periode der Weltgeschichte mit Sicherheit geweissagt ist, „Zeichen an Sonne, Mond und Sternen" (Mt 24,29 folg.); aber hier haben wir zunächst nur eine bildliche, jedoch treffende Schilderung der schrecklichen Zeit einer allgemeinen Erschütterung und Beseitigung aller menschlichen und sittlichen Ordnungen und Einrichtungen auf Erden. Die Greuel der großen blutigen französischen Revolution, gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts, jene furchtbaren „Schreckenstage", waren sicher ein schwaches Vorspiel dieser Zeit33.
Eine allgemeine Bestürzung ergreift alle Bewohner der Erde - hoch und niedrig, besonders die Hohen und Großen der Welt. Alle erheben in ihrer großen Herzensangst und Not ihre Stimme zum Bitten und Flehen, aber nicht zum allmächtigen Gott und Richter selber, noch weniger zum Erlöser. Sie fühlen und wissen, daß jetzt keine Zeit der Begnadigung und Rettung mehr ist; sie rufen zu den gefühllosen und harten Bergen und Felsen, in deren Höhlen sie vergeblich Schutz und Sicherheit gesucht haben: „Fallet auf uns und bedecket uns!" —O welch eine Bitte, o welch eine „Gebetsversammlung!" Diese Unglücklichen verschmähten am Tage des Heils, zu dem ewigen Gott, dem Gott-Heilande, um Rettung zu flehen und sich zu bergen in Christo, „dem ewigen Felsen". Nun aber, am Tage des gerechten Gerichtes, suchen sie umsonst Rettung bei den Bergen der Erde und flehen zu diesen und zu den Hügeln um Bedeckung vor den Augen des ewigen Richters auf dem Throne. Ihr ernstes, aufrichtiges, aber nutzloses Gebet zu den Bergen und Hügeln heißt: „Fallet auf uns und verberget uns vor dem Angesichte Dessen, der auf dem Throne ist, und vor dem Zorne des Lammes; denn gekommen ist der große Tag Seines Zornes, und wer vermag zu bestehen?"
Teurer Leser, betest du? Wann betest du? Jetzt, am Lage des Heils, zur Zeit der Annehmung? Oder wirst du später erst beten, wann die Grundfesten der Erde wanken und die Gnadenpforte längst geschlossen ist? Zu wem betest du? Zu Gott, dem Allmächtigen, welcher allein uns ein freies und ewiges Heil in Christo anbietet, oder später zu den Felsen und Steinen der Erde? Und um was betest du? Nur um Schutz vor zeitlichen Gerichten oder um Rettung deiner unsterblichen Seele und um dein Heil zum ewigen Leben?
Gewiß ist es vernünftiger und besser, heute von Herzen zu beten: „Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!", als am Tage des Gerichts zu rufen: „Ihr Berge, fallet auf uns, und ihr Felsen, bedecket uns!"
Ja, mein Leser, nur der ist gut bedeckt für Zeit und Ewigkeit, dessen Sünden zugedeckt sind durch Christi Blut. Der Gläubige kann zu Gott im Namen Jesu Christi jubeln:
„Gericht und Tod mich nicht mehr schreckt, Sein Blut mich allzeit schirmt und deckt!"
Und wir begreifen gut, daß Gott selbst einen solchen Menschen glückselig preist: „Glückselig der, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist!" (Ps 32.) Jene Menschen, die am Tage der Gerichte Gottes zu den Bergen rufen und flehen, reden wohl von dem Lamme Gottes. Aber wie wunderbar und wie furchtbar! Sie reden von „dem Zorne des Lammes".
Ja, Jesus Christus, der Heiland der Welt, der Retter jetzt, ist dereinst der gerechte Richter. Wann die Zeit der Gnade vorüber ist, dann folgt der Tag Seines Zornes.
Ach, wie glücklich dagegen ist das Herz in Zeit und Ewigkeit, das Ihn als Heiland kennt und in Ihm geborgen ist: „Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet." (Joh 3,18.) Ein solcher gehört zu jenen Seligen, namens derer der Apostel spricht, wenn er von der kommenden allgemeinen Erschütterung aller Dinge weissagt: „Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, so laßt uns dankbar sein!" (Heb 12,28.) In der Tat, welch eine Ursache zum ewigen Dank und Lobe Gottes ist Seine große Errettung, Sein freies, volles Heil in Christo Jesu, Seinem Sohne!
Und wie ernst noch ist das letzte Wort, die Frage jener „Beter" und Unglücklichen am Tage des Gerichts und des „Zornes des Lammes", der noch nicht einmal der letzte und größte Tag der Gerichte ist, wie sie meinen! Sie rufen: „Und wer vermag zu bestehen?" Ja, wer vermag zu bestehen, wenn Er, der gerechte Richter, richtet? — Niemand, „niemand!" — Nur der Erlöste besteht, denn er besitzt die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben durch Jesum Christum; und „er kommt nicht in das Gericht" (Joh, 5, 24.). „Da ist keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind." (Röm 8,1.)
30 Der Zusatz „und siehe" (in Off 6,1.3.5.7) fehlt in den alten Handschriften. Der Zuruf: „Komm!" gilt also nicht Johannes, dem Seher, sondern immer dem Reiter, der das Gericht ausübt.↩︎
31 Das Getreide wird hier gewogen, nicht gemessen, damit nicht ein Körnlein zuviel gegeben werde (3. Mose 26,26 und Hes 4,16). Es deckt sich das Gekaufte kaum mit dem Tagesbedarf des Einzelnen, geschweige denn mit demjenigen einer Familie. Für einen Denar, welcher den Tageslohn eines Arbeiters ausmachte (Mt 20,2), bekommt dieser gerade soviel, als er für sich braucht. Wo aber ist das Brot für die Familie? Und wo das Geld für Obdach und Kleidung?↩︎
32 Lies z. B. Ps 74,10; 79,5 und Ps 94,3.↩︎