Emil Dönges
Schriften von Emil Dönges
Off 10,1 -11,14 - Weitere Folgen der sechsten Posaune.
Off 11, 15-19 - Die siebente PosauneOff 11, 15-19 - Die siebente Posaune
die letzte der Posaunen, ertönt. Bei ihrem Ton erhebt sich im Himmel freudige Zustimmung und darauf Lob und Anbetung. Laute Stimmen rufen, daß nunmehr das Reich Gottes und Seines Christus, welches von altersher verheißen war, gekommen sei. Die Weltmonarchien sind nun zu Ende; die Herrschaft über die Reiche der Welt, welche so lange in den Händen abtrünniger Menschen gelegen, liegt nun endlich in den gesegneten Händen Gottes, des Herrn, und in den Händen Seines Christus. Das bedeutet fürwahr ein ernstes „Wehe" für alle Feinde, aber große Freude und einen vollen Sieg für alle im Himmel und auf Erden, welche aus der Seite Gottes und Seines Gesalbten sind. Das herrliche Reich ist gekommen, von dem geschrieben steht: „In jenen Tagen wird der Gerechte blühen und Fülle von Friede wird sein ... Und Er wird herrschen... bis an die Enden der Erde ..., alle Könige werden vor Ihm niederfallen, alle Nationen Ihm dienen." (Ps 72.) Dann ist das Wort erfüllt: „Jehova wird König sein, immer und ewiglich!" — „Jehova regiert; Er hat sich bekleidet mit Hoheit." (2. Mose 15,18; Ps 93.) O, mit welch freudigem Herzen werden die Bewohner des Himmels rufen: „Das Reich unseres Herrn ist gekommen!" (Off 11,15.) Er ist ihr „Herr" und, wie Ihn die Ältesten nennen: „der Herr, Gott, der Allmächtige", der „Jehova-Elohim-Schaddai" des Alten Bundes.
Zugleich aber ist das auf Erden errichtete Reich das des Gesalbten, d. h. das Reich Christi, wobei der Geist Gottes hier nicht hervorhebt, daß später, wenn ein neuer Himmel und eine neue Erde da sein werden, Christus alle Herrschaft Gott zurückgeben wird. (1Kor 15,24.28.)
Hören wir aber nun, wie die „24 Ältesten", d. h. die Erlösten, die bereits vor Beginn der antichristlichen Drangsalszeit in den Himmel aufgenommen wurden und nun dort auf Thronen sitzen, das große Ereignis feiern. Wir lesen: „Und die 24 Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an und sprachen: Wir danken Dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der da ist und der da war, daß Du angenommen hast Deine große Macht und angetreten Deine Herrschaft!" (Off 11,17.)
Zum ersten Male sehen sie, hoch erfreut, Gottes Rechte und Herrschaft auf Erden allgemein anerkannt und ausgeübt, und zugleich zum ersten Male Christum, den Schöpfer und ihren Erlöser, auf dem Throne Seines verheißenen Reiches, darum steigen sie eilends von ihren Thronen herab und huldigen und beten an. Sie sagen: „Wir danken Dir, daß Du angenommen hast Deine große Macht und angetreten Deine Herrschaft! Und die Nationen sind zornig gewesen, und Dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, um gerichtet zu werden, und den Lohn zu geben Deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die Deinen Namen fürchten, den Geringen und den Großen, und die zu verderben, welche die Erde verderben." (Off 11,17-18.)
Sie verherrlichen also Gott und Seinen Gesalbten und preisen Sein zeitliches und ewiges Reich. Dabei verkünden sie, was gekommen ist und kommen wird. „Gewesen" ist des Menschen Zorn, aber nun ist „gekommen" Gottes Zorn und die Zeit Seines Gerichtes über die Lebenden und die Toten. Und kommen wird die Belohnung und Befreiung der Gerechten. Die Gerechten jener Zeit auf Erden werden bestehen aus drei Klassen:
Es sind erstlich die „Propheten", die in der Drangsalszeit das kommende Reich des Herrn verkündigten.
Es sind ferner „die Heiligen", von denen schon im Buche Dan 7,18 geredet ist, also gläubige Israeliten, welche von den feindlichen Mächten verfolgt wurden. Aber nun ist ihr Messias, Christus, gekommen, um „die Sanftmütigen zu schmücken mit Rettung" (Ps 149,4); denn ihnen gehört das Reich, wie Christus es schon in der Bergpredigt gesagt hat. (Mt 5,6.)
Und die dritte Klasse der Gerechten besteht aus denen, „die Seinen Narnen (den Namen Gottes) fürchten" unter den Nationen; dies sind also keine Juden. Wir begegnen diesen Gottesfürchtigen aus den Nationen auch in Mt 25,34-40. Sie ererben mit den „Brüdern" des Herrn, d. h. mit den gläubigen Juden, das Reich.
Zuletzt erwähnen die Ältesten bei ihrer Huldigung, daß Gott nun „die verderben werde, welche die Erde verderben". Es wird dies ein furchtbares Gericht sein. — Alles aber, was die 24 Ältesten hier rühmend melden von den gerechten Gerichten, die über die Welt kommen müssen vor der Aufrichtung des Reiches Christi auf Erden, erinnert uns an die ernsten Worte im Ps 2.
Die „zwei Zeugen", von denen wir oben hörten, hatten gleichsam
gerufen, wie es im Ps 2 heißt: „Und nun, ihr Könige, seid verständig,
laßt euch zurechtweisen, ihr Richter der Erdet Huldigt dem Sohne, daß Er
nicht zürne und ihr nicht umkommet auf dem Wege!" Aber ein großer Teil
der Könige und Richter der Erde wollte nicht hören; nein, sie blieben
dabei: „Laßt uns zerreißen Seine Bande und von uns werfen Seine Seile!"
Doch Gott „lacht ihrer" und hält fest an Seinem „Beschluß", Christum als
König in den Erdkreis einzuführen. Er sagt: „Vom Beschluß will ich
erzählen: Habe Ich doch Meinen König gesalbt auf Zion, Meinem heiligen
Berge." Ja, diesen „Beschluß" wird Gott, ungeachtet allen Widerstandes,
ausführen. Er sagt zu Seinem Sohne, dem Er das Gericht über die Welt
übergeben hat: „Fordere von Mir, und Ich will Dir zum Erbteil geben die
Nationen und zum Besitztum die Enden der Erde. Mit eisernem Zepter wirst
Du sie zerschmettern, wie ein Töpfergefäß sie zerschmeißen." (
Die Schilderung der ernsten Gerichte Gottes, welche über die Reiche der Welt kommen müssen, ehe Christus Sein Weltreich hier errichten kann, ist der Gegenstand vieler Weissagungen in den Propheten und Psalmen. Der Herr Jesus selbst spricht wiederholt davon (Vgl. Mt 24.). Doch erst das Buch der Offenbarung berichtet uns die Gerichte, welche dem kommenden Reiche Christi den Weg bereiten, ausführlicher. Und die „24 Ältesten" geben hier gleichsam, indem sie Gott ihre Huldigung darbringen, das Programm zu dem folgenden Teil unseres Buches; denn in Off 19 und Off 20 erst sehen wir tatsächlich Christi Wiederkunft und Reich auf Erden, dessen Erscheinen die Ältesten hier schon im Geiste schauen und mit dem lauten Rufe: „Das Reich unseres Herrn und Seines Christus ist gekommen!" jubelnd ankündigen. Sie frohlocken so im voraus im Blick auf den Abschluß der Handlungen Gottes mit der Erde, denn sie haben die Letzte Posaune Gottes ertönen hören und wissen, daß das „Geheimnis Gottes nunmehr vollendet" ist. (Off 10,7.)
Der Thron Gottes tritt jedoch, obwohl seine Ausrichtung auf Erden der Grund des Jubels der Ältesten ist und der Grund ihrer Huldigung Gottes, einstweilen noch zurück. Statt dessen wird dem Seher Johannes, der in den geöffneten Himmel blickt, droben „der Tempel Gottes" gezeigt, und zwar gleichfalls geöffnet. Und in ihm schaut er die Bundeslade, das wichtigste Gerät im Heiligtum: „Und der Tempel Gottes im Himrnel wurde geöffnet, und die Lade Seines Bundes wurde in Seinem Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel." (Off 11,19.)
Die letzte schwerste Zeit der Endgerichte, auch gerade für Israel, ist gekommen, „jener Tag ohne Gleichen", „die Zeit der Drangsal für Jakob" (Jer 30,7), „dergleichen von Anfang der Welt bis dahin nicht gewesen ist, noch auch je sein wird" (Mt 24.). Da ist der Blick auf die Lade des Bundes Gottes Seinem Volke Israel eine Stärkung des Glaubens. Ihr Anblick bietet die Bürgschaft, daß Gott Sein altes Bundesvolk wohl sichten und richten, aber nicht vernichten werde. Aus gleichem Grunde — zur Stärkung des Glaubens — hatte der Herr früher, als die Gerichte über die Schöpfung eingeleitet wurden, sich mit einem Regenbogen um den Thron gezeigt, also mit dem Zeichen des Bundes, den Gott mit der Erde gemacht hatte. Der Regenbogen um den Thron deutete an, wie wir in Off 4,3 sahen, daß die Erde nicht durch diese Gerichte vernichtet, sondern vielmehr gereinigt und frei gemacht werden sollte, um ihre vollen Segnungen zu genießen.