Schriften von Emil Dönges
Off 13,1-18 - Die beiden„Tiere"
Off 13,1-10 - Das Römische Weltreich - Das erste TierOff 13,1-10 - Das Römische Weltreich - Das erste Tier
„Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem (weiblichen) Pardel und seine Füße wie die eines Bären, und sein Maul wie eines Löwen Maul. Und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt. Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tode geschlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde verwunderte sich über das Tier." (Off 13,1-3.)
Wie furchtbar! — „Der Drache", Satan also, der einst in der Versuchung seine Macht und seinen Thron und seine Gewalt Jesu Christo anbot, die Christus jedoch ausschlug, die Er aber einst von Gott, Seinem Vater, empfangen und annehmen wird, gibt hier einem Menschen, dem „Tiere" „seinen Thron und seine Macht und Gewalt". Und alle Welt verwundert sich über „das Tier", einmal wegen seiner Größe, aber auch um deswillen, daß es, obwohl einst tödlich verwundet, nun wieder „geheilt" ist und mächtig vor aller Augen dasteht.
Wir haben in dem ersten „Tiere", wie wir schon früher bemerkten, das wiedererstandene Römische Weltreich, welches schon einmal bestand, aber dann in einer anderen Gestalt dastehen und einen satanischen Charakter haben wird. Wir lesen von ihm nachher: „Das Tier, welches du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen ... und die auf der Erde wohnen ... werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, daß es war und nicht ist und da sein wird. Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge." (Off 17,7-9.) Das „Tier" oder sein Sitz ist in Rom, der Siebenhügelstadt. Die Beschreibung, die uns der Engel von dem Tiere gibt, läßt uns ganz bestimmt in ihm das Römische oder Lateinische Weltreich erkennen. —
Wie überraschend ist auch die Ähnlichkeit der Schilderung dieses „Tieres" mit der, welche uns der Prophet Daniel von den vier Weltreichen, d. h. besonders von dem letzten, d. h. dem Römischen Weltreiche gibt: Er sah die vier Winde des Himmels auf das große Meer losbrechen: „Und vier große Tiere stiegen aus dem Meere hervor; das erste war gleich einem Löwen, das zweite gleich einem Bären ... und ein anderes gleich einem Pardel. Nach diesem schaute ich ein viertes Tier, schrecklich und furchtbar und sehr stark... und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm gewesen waren, und es hatte zehn Hörner." (Dan 7,1-7.) Also hier wie dort besitzt „das Tier" „zehn Hörner" und kommt „aus dem Meere", das heißt aus einer wogenden, nicht geordneten Völkermasse.64 „Das Tier", hier in Off 13, vereinigt in sich den wilden Charakter der drei vorangegangenen Weltreiche: „des Pardels", d. h. der Schnelligkeit und Behendigkeit Alexanders des Großen und seines schnellentstandenen Mazedonischen Reiches; „des Bären", d. h. der Grimmigkeit des mit einem ungeheuren Heere alles zermalmenden Medopersischen Reichs; und „des Löwen", d. h. der königlichen Hoheit und des Ernstes des Babylonischen Reiches. Daß der Seher Johannes die vier Reiche in umgekehrter Reihenfolge sieht, wie Daniel, der zuerst „den Löwen" schaute, dann die anderen Tiere, ist gut begreiflich, denn Daniel, der am Hofe von Babel lebte, blickte vorwärts, Johannes dagegen rückwärts auf die vier Weltreiche, deren letztes das Römische war, zu dessen Zeit Johannes lebte. — Diesem Weltreich aber, das die Eigenschaften aller vorherigen Weltreiche, wie Daniel sie sah, in sich vereinigte, gab Satan seine große Macht und seinen Thron. Es „war", d. h. es bestand noch, als Johannes lebte; „es ist nicht" in der Gegenwart; aber „es wird sein", d. h. es wird noch einmal aussteigen, wenn nicht aus dem „Meere"65 dann doch aus dem „Abgrund" (Off 17,8).
Dann fährt der Seher fort: „Ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tode geschlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde verwunderte sich über das Tier."
Ja, die Verwunderung wird begreiflicherweise groß und allgemein sein, wahrscheinlich schon wegen der überraschenden Schnelligkeit, mit der das Römische Weltreich neu ins Dasein treten wird, und zwar, wie wir wissen, wie es aber die Welt natürlich nicht ahnt, kurz vor der Errichtung des Königreiches Jesu Christi auf Erden. (Daniel 7,8.9. 13.14.)
Während die „zehn Hörner", die „das Tier" sowohl nach Daniel, wie nach Johannes besitzt66 zehn wirkliche Könige sind, die unter und gleichzeitig mit dem kaiserlichen Haupte des Römischen Reiches herrschen werden (Off 17,12), sind die „Köpfe", welche zugleich die sieben Berge vorbilden, wo das Tier seinen Sitz hat (Off 17,9), auch ein Bild von sieben bildlichen Königen (Off 17,10), was hier soviel sagen will, wie sieben Regierungsformen, denn es heißt, fünf sind „gefallen", d. h. vorübergegangen, nicht etwa „sind gestorben". Es sind keine Personen, sondern sieben Staatsformen, Verfassungen.67
Das Römische Reich hatte zur Zeit, da der Seher Johannes schrieb, schon in fünf verschiedenen Gestaltungen oder Regierungsformen bestanden; er sagt: „fünf von ihnen sind gefallen" (Off 17,10.). Die sechste Regierungsform, die kaiserliche, bestand zur Zeit, als Johannes schrieb, deshalb sagt er: „einer ist": das war die sechste Form. Dann fährt er fort (Off 17,10): „der andere (d. h. die siebente Regierungsform) ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muß er eine kleine Weile bleiben". Sie blieb nur „eine kleine Weile", wie wir lesen. Dies war der Fall in den Tagen Napoleons I., der auch König von Rom war und sich den Quirinal in Rom zum Kaiserpalast Herrichten Ließ und sich selbst „Kaiser des Kontinents" nannte. Ihm waren mehrere Könige, die zwar für sich selbständig waren, im Krieg und im Frieden unterworfen. So wird es in dem kommenden Römischen Weltreiche sein: es werden zehn Könige mit und unter einem kaiserlichen Oberhaupte regieren. Dieses Haupt ist „das Tier". Und diese neue letzte Form des Römischen Reiches wird die „achte" Regierungsform sein, und ist doch eigentlich „von den sieben". Sie ist, wie andere übersetzen, „aus den sieben" entsprungen und geht „ins Verderben". (Off 13,11.)
Das nächste große in der Weltgeschichte zu erwartende politische Ereignis ist also die Wiedererstehung des Römischen oder Lateinischen Weltreiches, aber in einer neuen, siebenten oder auch achten Regierungsform (weil die siebente unter Napoleon I. nur kurz, „eine kleine Weile", bestand), in Gestalt von zehn selbständigen Königreichen unter einem kaiserlichen Oberhaupte.68 Wir lesen darüber: „Und die zehn Hörner, die du sähest, sind zehn Könige, welche noch kein Königreich empfangen haben, aber Gewalt wie Könige empfangen, eine Stunde mit dem Tiere. Diese haben einen Sinn und geben ihre Macht und Gewalt dem Tiere." (Off 12 vgl. dazu Off 13,1 und Dan 7,7.69 Das „Tier aus dem Abgrund", das Haupt des Römischen Reiches in seiner letzten kaiserlichen und satanischen Gestalt, muß also noch erscheinen.
Wenn wir nun lesen, daß einer der Köpfe des Tieres „wie zum Tode geschlachtet wurde", so wird darunter die oben erwähnte, nur kurze Zeit dauernde Herrschaft Napoleons I. als die siebente Regierungsform des lateinischen Weltreiches zu verstehen sein. Er wurde gleichsam „geschlachtet", und das sich anbahnende Römische Reich erhielt „eine Todeswunde". Aber „die Todeswunde" wird „geheilt" werden, und zwar zur Verwunderung der ganzen Erde. Somit wird das kommende Römische Weltreich in enger, geheimnisvoller Verbindung stehen mit der vorangegangenen siebenten Form desselben. Wie, das wird man wohl erst sehen und verstehen, wenn es gekommen ist. —
Zudem wird das kommende Römische Weltreich unter seinem kaiserlichen Oberhaupt, wie schon gesagt, aus zehn verschiedenen Königreichen bestehen, die gemeinsam mit ihm .„eine Stunde herrschen", d. h. die volle Zeit hindurch oder ebenso lang wie „das Tier". Wir lesen ja, daß das Tier „zehn Hörner hat und auf diesen Hörnern zehn Diademe"; und die Erklärung lautet: „die zehn Hörner... sind zehn Könige, welche ... Gewalt empfangen mit dem Tiere eine Stunde. Diese haben einen Sinn und geben ihre Macht und Gewalt dem Tiere." (Off 13,1; Off 17,12.13.) Diese „eine Stunde" gemeinsamer Herrschaft unter und mit dem „Tiere" währt „42 Monate" oder 31/2 Jahre (Off 13,5), d. h. also bis zur Erscheinung Christi, wenn Er Sein Reich hier in Macht auf Erden errichten wird (Dan 2,34.35.). In diesem genannten Zeitraum von „42 Monaten" werden die gläubigen Juden ihre größte Bedrängnis erfahren, aber auch von Gott so wunderbar beschützt und versorgt werden.
Wenn das kaiserliche Haupt des vierten oder Römischen Weltreiches wieder hergestellt sein wird, wird die ganze Erde sich über dieses Ereignis verwundern und — das ist das Furchtbare — den Drachen, d. h. also Satan an beten, weil er dem „Tiere" seine Gewalt gibt. Und zugleich beten sie auch das „Tier" an (Off 13,4.). Dabei werden sie verwundert und bewundernd fragen: „Wer ist dem Tiere gleich? Und wer vermag mit ihm zu kämpfen?" — Also von Gott, dem lebendigen und ewigen Gott, hat man sich alsdann auf Erden völlig losgesagt, und an Seiner Stelle wird Satan angebetet und „das Tier". Wie schrecklich doch! Also das ist das Ende allen Fortschritts, aller Entwicklung und Bildung der stolzen abtrünnigen Menschheit! — Der Mensch ist das machtlose Werkzeug Satans geworden; er liegt huldigend und anbetend vor ihm im Staube! Von Gott, dem Gütigen und Allwissenden, der Licht und Liebe ist, der „der Vater aller Erbarmungen und Gott alles Trostes" ist, wollte der Mensch frei sein und unabhängig, obwohl Abhängigkeit von Ihm für uns nur Leben bedeutet und Seligkeit, und zuletzt liegt er ganz in Satans Macht und huldigt ihm, der der „Lügner" ist und der „Menschenmörder".
Ach, wie lange hat Gott mit den Menschen in Langmut und Geduld sich bemüht, hat freundlich und ernst mit ihnen geredet, Jahrtausende lang! Er hat die Welt also geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn für sie gab, aber die Welt wollte Sein Heil und Seine Liebe nicht. Und nun gibt Gott die Menschen dahin, die bittere Frucht und die Folgen ihrer Herzenshärtigkeit zu genießen. — „Und es wurde ihm (dem Tiere) ein Mund gegeben, der große Dinge und Lästerungen redete; und es wurde ihm Gewalt gegeben zu wirken 42 Monate." Das „Tier" empfängt von Satan Macht und Gewalt, in maßloser Weise Gott zu lästern und Seine schon verherrlichte Kirche und auch die Heiligen auf Erden. Wir hören: „Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen wider Gott, Seinen Namen zu lästern, und wider Seine Hütte und wider die, welche ihre Hütte im Himmel haben." (Off 13,6.)
Während der kurzen, aber schrecklichen Zeit von 42 Monaten dürfen Satan und „das Tier" ihre ganze Wut und Feindschaft auf Erden offenbaren. So lange muß auch Israel im Feuerofen sein, damit das Silber von den Schlacken gereinigt werde (Jes 48,10); und so lange soll auch der Mensch auf Erden voll und ganz kosten, was es heißt, Satan und nicht Gott zu seinem Herrn und Gebieter erwählt zu haben. Satan und „das Tier" haben darum volle Gewalt und vollen Sieg in ihrem Kampfe wider Gottes Volk und über alle Menschen: „Es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Gewalt gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und Sprache und Nation. Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es anbeten, ein jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buche des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an." (Off 13,7-9.)
Hier fällt uns wieder die Ähnlichkeit auf zwischen „dem Tier" im letzten Buche der Bibel und dem „kleinen Horn", das der Prophet Daniel an dem vierten „Tiere", dem Römischen Weltreich, sah. Von diesem lesen wir: „Ich sah, wie dieses Horn Krieg wider die Heiligen führte und sie besiegte." (Dan 7,21.) Und vom „Tier" heißt es: „Es wurde ihm (Recht und Gewalt) gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden." (Off 13,7.) Das „kleine Horn" in Daniel „wird Worte reden gegen den Höchsten" (Dan 7,25.). Und vom „Tiere" heißt es: „Es öffnete seinen Mund zu Lästerungen wider Gott." (Off 13,6.) Ferner wissen wir, daß die Macht und die Herrschaft dem kleinen „Horn" „eine Zeit (ein Jahr) und Zeiten (zwei Jahre) und eine halbe Zeit (ein Halbjahr) in seine Hand gegeben werden." (Dan 7,25.) Die Gewalt des „Tieres" aber währt ebensolang, nämlich „zweiundvierzig Monate" (Off 13,5.). Das „kleine Horn" in Daniel ist also, wie wir klar sehen, das kaiserliche Oberhaupt des Römischen Weltreiches der letzten Tage.
In dieser Zeit steigen die Gebete der verfolgten jüdischen Gläubigen ohne Unterlass auf zu Gott, wie das Flehen jener Witwe im Gleichnis des Herrn im Ev. Lukas, die täglich zu dem Richter kam, bis er ihr endlich Recht verschaffte. Dieses Gleichnis hat der Herr Jesus dem gläubigen Überrest Israels zur Ermunterung für jene ernste Zeit gegeben und hinzugefügt: „Sollte Gott das Recht Seiner Auserwählten, die Tag und Nacht zu Ihm schreien, nicht ausführen? Und ist Er in Bezug auf sie langmütig (d. h. langsam)?" Nein, Er hält sie nicht hin: „Er wird ihr Recht schnell ausführen" und „eine abgekürzte Sache auf Erden machen". Indessen fügt Er die ernste Frage hinzu: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn Er wiederkommt, den (diesen) Glauben (des Ausharrens und Flehens) finden auf der Erde?" (Lk 18,1-8.) Der gläubige jüdische Überrest wird in seiner großen Not rufen: „Gott! Die Nationen sind in Dein Erbteil gekommen, haben Deinen heiligen Tempel verunreinigt, haben Jerusalem zum Trümmerhaufen gemacht... Bis wann, Jehova, willst du zürnen immerdar, soll brennen wie Feuer Dein Eifer?... Hilf uns, Gott unseres Heils, um der Herrlichkeit Deines Namens willen, und errette uns und vergib uns unsere Sünden um Deines Namens willen! Laß vor Dich kommen das Seufzen der Gefangenen; nach der Größe Deines Armes laß übrigbleiben die Kinder des Todes!... So werden wir, Dein Volk, und die Herde Deiner Weide Dich preisen ewiglich, Dein Lob erzählen von Geschlecht zu Geschlecht." (Psalm 79.)
So und ähnlich, wie wir aus vielen Psalmen wissen, werden die jüdischen Heiligen Gottes in dein Feuerofen der Läuterung rufen, während die Gottlosen voll Hohn in ihrer Überhebung reden werden: „Es ist kein Gott! Er wird nicht nachforschen. Gott vergißt; Er verbirgt Sein Angesicht; niemals sieht Er's." (Ps 10,4-11.)
Aber es gibt auch ein Wort der Warnung für die Seufzenden inmitten der Schilderung ihrer furchtbaren Bedrückung und Lage: „Wenn jemand ein Ohr hat, so höre er: Wenn jemand in Gefangenschaft führt, so geht er in Gefangenschaft; wenn jemand mit dem Schwerte töten wird, so muß er mit dem Schwerte getötet werden. Hier ist das Ausharren und der Glaube der Heiligen." (Off 13,9.10.) Sie sollen nicht in ihrer Bedrückung wie einst Petrus (Mt 26,61) das Schwert ergreifen, sondern im „Ausharren und im Glauben der Heiligen" auf die Rettung Jehovas warten.
64 „Die Wasser, die du sahst, ... sind Völker und Völkerscharen und Nationen und Sprachen." (Off 17,15.)↩︎
65 Ob die Römische Weltmacht auch beim zweiten Male aus dem „Meere", einem Chaos (Durcheinander) von Völkern hervorgehen wird, scheint manchen Auslegern nicht sicher. Während nämlich mehrere annehmen, daß erst nach einem Weltkrieg oder Zusammenbruch oder auch blutigen Umsturz der bestehenden Staaten und Ordnung der Dinge das Lateinische oder Römische Weltreich wieder erstehen kann, nehmen andere an, daß dasselbe nur beim ersten Male aus dem „Meere" entstanden sei, aber seine Neuerstehung, die der Seher mit der ersten Erstehung zusammenfasse, eher politischen und diplomatischen Verhandlungen, die still und unbemerkt gepflogen würden, verdanken werde. Auch bei dieser Auslegung würde das „Tier", wenn nicht neu aus „dem Meere", so doch aus dem „Abgrunde" (Off 17,8), d. h. aus satanischem Ursprung kommen.↩︎
66 Off 13,1; Off 17,7 und Daniel 7,7.↩︎
67 Hier seien die verschiedenen Regierungsformen des Römischen Reiches angeführt: 1. Könige; 2. Konsuln; 3. Dezemvirn; 4. Kriegstribunen; 5. Diktatoren; 6. Kaiser, — Die siebente (und achte) Form wird wieder ein Kaiserreich sein, aber in neuer Gestalt, in Form von zehn Königreichen unter einem kaiserlichen Oberhaupte (Off 17,10.11.). — Rom wurde gegründet im Jahre 753 vor Chr. — Das Römische Reich erhob sich als das vierte Weltreich (Dan 2,40 folg, und Dan 7,7 folg.); es folgte als solches dem Griechischen, dem es den Todesstoß versetzte, als es im Jahre 146 vor Chr. Korinth eroberte. — Im Jahre 395 nach Chr. zerfiel das Römische Reich in ein Oströmisches und in ein Weströmisches Reich. Letzteres ging schon 476 durch Odoaker unter. — Das Oströmische, auch Byzantinische Reich, welches in Europa die Länder Griechenland, Mazedonien, Thrazien usw. besaß, und in Asien, Kleinasien, Syrien (mit Palästina), in Afrika, Ägypten usw., ging erst im Jahre 1453 unter, als die Türken Konstantinopel eroberten.↩︎
68 Interessant ist es, wie das Königreich Italien, das wieder der Sitz des römischen Weltreiches sein wird, der Sitz des „Tieres" und des „Weibes", am Wendepunkt großer Ereignisse steht und einer neuen Glanzperiode entgegenzugehen hofft. Das neue Römische Weltreich wird aber wahrscheinlich erst auf Grund ernster Umwälzungen usw., wie aus „dem Meere", das ein Bild ungeordneter Völkermassen ist, hervorgehen, wie auch Napoleon, der Vorläufer des „Tieres", aus der im wilden Durcheinander liegenden und entmenschten Völkermasse plötzlich als gekröntes Haupt hervorstieg (Doch vergleiche das in der letzten Anmerkung auf Seite 199 hierüber Gesagte!). Das kommende Römische Weltreich wird so ziemlich wieder in seinen früheren Grenzen erstehen. Es umfaßte einst Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, England, Belgien, Deutschland bis zum Rhein und Main, die Schweiz, Osterreich-Ungarn bis zur Donau, Rumänien, Bulgarien, Serbien, die europäische Türkei, Griechenland, Nordafrika (Marokko, Algier, Tunis, Tripolis, Ägypten), ferner Kleinasien, Syrien, Palästina. — Natürlich fällt Palästina nicht wieder zum Römischen Reich, denn es wird ein eigenes Reich bilden; auch nicht Ägypten, welches das „Reich des Südens" bilden wird. — Das alte Römerreich gruppierte sich um das Mittelmeer her. Die Mohammedaner aber rissen, als sie ihren Siegeszug hielten, die Provinzen des Ostens und die nordafrikanischen Provinzen des Römischen Reiches an sich. Nun erleben wir es heute, daß die romanischen oder lateinischen Mächte, Spanien, Frankreich und Italien, die von den Mohammedanern geraubten Gebiete wieder an sich reißen. Zuerst waren es Algier und Tunis, und nun sind's auch Marokko und Tripolis. So fällt auch dort das Gebiet, das Rom als das kommende vierte Weltreich besitzen muß, an dieses zurück. Viele unserer politischen Fragen, wie z. B. die erstrebte Trennung Irlands, das nicht zum Römischen Reiche gehörte, von England; die Lockerheit des Staatengefüges von Österreich, das gleichfalls nicht ganz zum Römischen Reich gehörte, auch die Spannung zwischen manchen Süd- und Nordstaaten des Deutschen Reiches scheinen uns mit der Bildung des kommenden Römischen Weltreiches zu tun zu haben.↩︎
69 Aus Daniel 7,8 und 24 lernen wir noch einen neuen Umstand, daß sich nämlich neben den zehn Königreichen ein Reich hervortut, zunächst unscheinbar, als ein „anderes kleines Horn". Dieses „Horn" (ein Fürst) wird drei der Könige „ausreißen" und jedenfalls durch andere ersetzen und über die übrigen Könige die Oberherrschaft erlangen. Ähnlich handelte Napoleon I., das Vorbild des „Tieres" schon; er setzte Könige ab, schuf auch neue Reiche und besetzte die Throne mit seinen Brüdern und Feldherren. Dieses „Horn" nun ist „das Tier", das seiner Lästerungen wegen später ins Verderben geht. (Vgl. Dan 7,11.23 mit Off 13,4-6 und Off 19,19.20.)↩︎