Emil Dönges
Schriften von Emil Dönges
Off 17-19,4 - Das Gericht über BabylonOff 17-19,4 - Das Gericht über Babylon
Babel heißt Verwirrung. In Babel machte die Menschheit ihren ersten gemeinsamen Versuch, Gott zu widerstehen, denn sie vereinigten sich, Ihm im Turmbau zu Babel Trotz zu bieten. Darum verwirrte Gott sie dort (1. Mose 11.). Später, unter Nebukadnezar, wurde Babel85 das Haupt der heidnischen Weltmächte, die das Volk Gottes, Israel, unterjochten; nicht selten wird daher Babel als die Vertreterin der verschiedenen Weltmächte und Nationen genannt. Die Propheten des Alten Bundes drohen Babel oder Babylon oftmals wegen seines Stolzes und Übermutes und seines schamlosen Götzendienstes mit Gottes Strafgerichten. So namentlich die Propheten Jesaias und Jeremias. Wo immer Babel oder Babylon erwähnt wird, sei es als weltliche, politische Macht wie im Alten Testamente, sei es als ein religiöses System, wie im Neuen Testamente, da sehen wir es in Feindschaft und Widerspruch mit Gott und mit Seiner Stadt. — Unabhängigkeit von Gott kennzeichnet Babylon oder Babel in seinem Anfang; Bedrückung des Volkes Gottes kennzeichnet die Fortsetzung seiner Geschichte, und sein Schluß ist offene „Lästerung" wider Gott.
Die Stadt Babylon ist längst ein Trümmerhaufe geworden, „wo Wüstentiere lagern", und „Böcke Hüpfen" (Jes 13,21), aber das System, das „Babel" oder „Babylon", d. h. Verwirrung, bedeutet, und das durch seine Feindschaft wider Gott und Sein Volk gekennzeichnet wird, besteht noch, und zwar jetzt als ein religiöses System, das die weltliche Macht und Herrschaft erstrebt und eine große, politische Rolle spielt. Und dieses System wird in der Endzeit noch mehr, als wir das schon heute in Rom sehen, eine Verquickung, Vermischung, Durchdringung von Religion und Welt sein.
Das alte politische Babylon, das unter Nebukadnezar die erste der vier Weltmächte war, womit „die Zeiten der Nationen" auf Erden begannen, findet seinen letzten Ausläufer oder seinen Abschluß in dem „Tiere", das aus dem Meere aufsteigt (Off 13,1), dem Römischen Weltreiche. Aber in religiöser Hinsicht ist „das Weib, die große Hure", die auf einem scharlachroten Tiere sitzen und von diesem, d. h. von dem wiedererstandenen kaiserlichen Römischen Reiche getragen werden wird und zugleich dieses „Tier" lenken und leiten wird, die letzte gottlose, ja, satanische Frucht und Ausgeburt Babylons.
85 Dafür steht im Neuen Testamente stets Babylon; Babel war zuerst der Name der Stadt oder Hauptstadt des Reiches; später wurde der Name der Stadt auch auf das Land Babel oder Babylon und Babylonien übertragen. — Der Name Babel für das Land findet sich auch schon in dem Alten Testamente, so in Psalm 127,1.↩︎