Schriften von Emil Dönges
Off 10,1 -11,14 - Weitere Folgen der sechsten Posaune.
Off 12,7 - „Kampf in dem Himmel"Off 12,7 - „Kampf in dem Himmel"
„Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht ob, auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden. Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen." (Off 12,7-9.)
So unerhört ein solches Ereignis ist, so ist es doch gut begreiflich. Der Apostel Paulus, dem das Geheimnis von der Gemeinde Christi und ihrer innigen lebendigen und ewigen Einheit mit Christo besonders anvertraut war, belehrt uns, daß der Antichrist und mit ihm gewiß die finsteren Mächte nicht auf Erden in Erscheinung treten, noch ihre Herrschaft völlig hier ausüben können, solange Christi Gemeinde und Sein Geist noch auf Erden sind. (2Thes 2,3-7.)53 Mit den Erlösten, welche durch die Innewohnung des Heiligen Geistes den Tempel Gottes und zugleich Christi himmlische Braut bilden, geht auch der Heilige Geist von der Erde weg (Vgl. Off 22,17.). Dann ist hier auf Erden Platz und Raum für das Auftreten des Antichristen und für die Herabkunft und unbeschränkte Wirksamkeit der satanischen Mächte. — Droben aber im Himmel, wo alsdann Christus und Seine himmlische Braut ist, die Christi Fülle und Vollendung ist (Eph 1,22.23), und auch der Heilige Geist, da können hinfort Satan, der bis dahin droben geduldet worden,54 und sein Anhang ihre Stätte nicht mehr haben. Sie werden vielmehr nach ernstem Kampfe aus dem Himmel geworfen.
Hiermit ist auch die „Erlösung (Ergreifung) unseres erworbenen Besitzes" vollzogen worden (Eph 1,14.). Unser himmlisches Erbe droben ist gegenwärtig noch in fremden Händen, da wir es noch nicht bewohnen und feindliche Mächte noch dort weilen. Es gehört uns wohl; Gott hat es uns gegeben und hat uns auch, bis wir dort einziehen, schon „den Heiligen Geist als Unterpfand" geschenkt. Er selbst bewahrt es für uns im Himmel (1Pet 1,4; Kol 1,5.). Aber es muß durch Gottes Kraft noch „erlöst", und von uns nach unserem Einzug in den Himmel tatsächlich und praktisch in Besitz genommen werden.55 Ähnlich war es einst mit Gottes irdischem Volke, mit Israel, und der Besitzergreifung des Landes Kanaan. Das Land war Israel von Gott geschenkt worden; aber die Kananiter wohnten dort; und erst, als die Kinder Israel in das Land ein zogen und die Ureinwohner des Landes wegen ihrer Gottlosigkeit vertrieben wurden, nahm Gott das Land in und mit dem Volke Israel in Besitz. So müssen auch Satan und seine Engel, die von Gott abgefallen und nicht in der Wahrheit und in ihrer Stellung verblieben sind (Joh 8,44; 1Tim 3,6; Jud 6), wenn ihre Bosheit den Höhepunkt erreicht hat, dem Volke Gottes im Himmel Platz machen.
Als Anführer der Engel Gottes in dem Kampfe mit Satan56 und seinen Engeln sehen wir den Erzengel Michael. Sein Name ist bezeichnend. Er heißt: „Wer ist wie Gott?" Hatte Satan im Paradiese auf Erden den ersten Menschen bei der Verführung vorgelogen: „Ihr werdet sein wie Gott", so tritt ihm hier, wo die erlösten Menschenkinder ins himmlische Paradies eingeführt werden, ein Erzengel entgegen, der da heißt: „Wer ist wie Gott?" und wirft ihn hinaus, hinab auf die Erde.57
Wir begreifen gut den Jubel im Himmel, den uns der Seher gleich im nächsten Verse meldet: „Und ich hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt Seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tode. Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr in ihnen wohnt!"
Diese Stimme des Jubels geht wahrscheinlich von den himmlischen Heiligen aus, von den „vierundzwanzig Ältesten", denn die Engel können nicht wohl von erlösten Menschenkindern sagen „unsere Brüder".
Diese „Brüder" gehören, obwohl sie durch „das Blut des Lammes" vor Gott gereinigt waren und durch „das Wort ihres Zeugnisses" vor Menschen treu bestanden, nicht selbst zur Gemeinde, zur himmlischen Braut des Herrn. Müssen sie auch jetzt noch auf Erden sein, so haben sie doch nicht mehr von Satan in dem Sinne zu leiden, daß er sie droben vor Gott verklagen und sie „durch feurige Pfeile" verwunden kann. Sie erfahren indessen noch Satans Feindschaft auf Erden durch „das Tier", d. h. durch das dann wiedererstandene Römische Reich, und durch den Antichristen, „den falschen Propheten".
Was sie, d. h. die gläubigen Juden, von diesen beiden „Tieren" zu leiden haben, wird allerdings sehr schrecklich sein. Daher hören wir auch gerade hier, wie sie bei Beginn der zweiten Hälfte der letzten oder siebenzigsten Jahrwoche Daniels vor Satan fliehen und eine ernste Prüfungszeit von vollen 31/2 Jahren zu bestehen haben, ehe das Reich Gottes und Seines Christus tatsächlich aufgerichtet wird. (Off 12,13-17.) Wenn aber „dem Himmel und denen, die darin wohnen", zugerufen werden kann, daß sie „fröhlich" sein möchten, so wird gleichzeitig ausgerufen: „Wehe der Erde und dem Meere: denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen58 und hat große Wut, da er weiß, daß er wenig Zeit hat."
53 Ihr wisset, „was zurückhält" und „welcher zurückhält". Es ist also eine Sache: die Gemeinde; und es ist eine Person: der Heilige Geist. (2Thes 2,6-7.)↩︎
54 Vgl. Hiob 1,6; 2,1; Sach 3,1-2; Eph 6,11-12. Wenn der Herr Jesus in Lk 10,13 sagt: „Ich schaute den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen", so sah Er den Sturz Satans im voraus. — Vgl. zu dem Sturz und Gericht Satans und seiner Engel auch Jes 24,21 u Jes 27,11 — Wenn in Jud 6 und 2Pet 2,4 gesagt wird, daß schon abtrünnige Engel aus dem Himmel geworfen wurden und in Ketten liegen, so sind Satan und die hier in Off 12 erwähnten Engel darin noch nicht inbegriffen.↩︎
55 Ähnlich ist es auch mit der „Erlösung unseres Leibes"; auch auf diese warten wir noch (Röm 8,19-23), und auch sie geschieht durch Gottes Kraft (Phil 3,21; Röm 8,11).↩︎
56 Er wird ausführlich genannt „der große Drache (das ist er aus der „Schlangt" geworden), die alte Schlange, der Teufel (d. h. Verleumder, Verkläger) und Satan (d. h. Widersacher)." (Off 12,9.)↩︎
57 Weiteres über Michael siehe Dan 10,13.21; Dan 12,1.↩︎
58 Auch aus diesem Umstande schon erhellt, daß die Gläubigen, die in jener Zeit noch auf Erden sind, nicht Christen (Glieder der himmlischen „Brautgemeinde" Christi) sein können; denn diese kennzeichnet gerade ein Kampf „wider Fürstentümer ... und geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern" (Eph 6,12.). Es sind also sicher Gläubige einer anderen Haushaltung, die in der Drangsakszeit noch auf Erden sind. Der Epheserbrief ist eigentlich die für die Versammlung oder Kirche charakteristische Epistel. (Es ist auch fraglich, ob in Eph 1,1 im Urtext die Worte „die in Ephesus ist", standen; sie fehlen jedenfalls in einigen wertvollen Handschriften. Der Brief war dann, wenn diese nähere Bezeichnung wirklich fehlte, wohl als Zirkular- oder Generalepistel an die ganze Kirche, d. h. alle bestehenden Versammlungen, gerichtet, um sie in besonderer Weise über ihre himmlische Stellung und Berufung zu belehren.)↩︎