Schriften von Christopher Knapp
2Kön 1,17; 3,1–27; 6,8–7,20; 9,1–26 - Joram (JAHWE ist erhaben)2Kön 1,17; 3,1–27; 6,8–7,20; 9,1–26 - Joram (JAHWE ist erhaben)
Zeitgenössischer Prophet: Elisa
Die Gottlosen stürzen um, und sie sind nicht mehr; aber das Haus der Gerechten bleibt stehen (Spr 12,7). „Und Joram, der Sohn Ahabs, wurde König über Israel in Samaria, im achtzehnten Jahr Josaphats, des Königs von Juda; und er regierte zwölf Jahre. Und er tat, was böse war in den Augen des HERRN, jedoch nicht so wie sein Vater und seine Mutter [im Gegensatz zu seinem verstorbenen Bruder Ahasja (siehe 1Kön 22,52.53)]; und er tat die Bildsäule des Baal weg, die sein Vater gemacht hatte. Doch hielt er fest an den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, wodurch er Israel veranlasst hatte zu sündigen; er wich nicht davon ab“ (2Kön 3,1-3). Es gibt keinen Widerspruch zwischen „dem achtzehnten Jahr Josaphats“ hier und „dem zweiten Jahr Jorams, des Sohnes Josaphats“, wie in 2. Könige 1,17. Josaphat machte seinen Sohn einige Jahre vor seinem Tod zum Mitregenten (siehe 2Kön 8,16), was die scheinbaren Widersprüche in den oben genannten Passagen leicht erklärt. „Und Mesa, der König von Moab, war ein Herdenbesitzer, und er entrichtete dem König von Israel 100 000 Fettschafe und 100 000 Widder mit der Wolle. Und es geschah, als Ahab starb, da fiel der König von Moab vom König von Israel ab“ (2Kön 3,4.5). Die Niederlage der verbündeten Streitkräfte Israels und Judas bei RamotGilead hatte ihn wahrscheinlich zu diesem Schritt ermutigt. Moab war Israel seit seiner Unterwerfung durch David vor mehr als zweihundert Jahren tributpflichtig gewesen (siehe 2Sam 8,2). Bei der Teilung des Reiches scheinen sie ihren gewohnten Tribut an Jerobeam gezahlt zu haben, denn sein Reich umfasste die zweieinhalb Stämme östlich des Jordans, deren Gebiet sich bis zum Königreich Moab erstreckte. Dieser Aufstand Mesas wird auf dem moabitischen oder Dibon-Stein erwähnt (siehe auch Jes 16,1). Der Verlust dieser enormen jährlichen Einkünfte muss von Israel sehr stark empfunden worden sein, und der Versuch, sie wiederzuerlangen, war der Anlass für diesen unglücklichen Krieg, in dem sich Josaphat, der König von Juda, wieder auf schuldhafte Weise mit Joram verbündete. „Und der König Joram zog in jener Zeit [des Aufstandes von Mesa — siehe Ahasja] aus Samaria aus und musterte ganz Israel. Und er ging hin und sandte zu Josaphat, dem König von Juda, und ließ ihm sagen: Der König von Moab ist von mir abgefallen; willst du mit mir gegen Moab in den Kampf ziehen? Und er sprach: Ich will hinaufziehen; ich will sein wie du, mein Volk wie dein Volk, meine Pferde wie deine Pferde“ (V. 6.7). Es ist ein trauriger Kompromiss, der aus dem Mund eines Königs aus dem Haus und Geschlecht Davids kommt. Aber es war das Ergebnis seiner Verbindung mit dem Haus Ahab durch die Heirat seines Sohnes Joram mit der berüchtigten Athalja. Also gilt nicht nur „böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1Kor 15,33), sondern auch den feinen Sinn für wahrheitsgemäße Konsequenz, der Josaphat hier so offensichtlich fehlt. „Und er sprach: Auf welchem Weg wollen wir hinaufziehen? Und er sprach: Auf dem Weg der Wüste Edom. Und so zogen der König von Israel und der König von Juda und der König von Edom hin“ (V. 8.9a). Dieser „König von Edom“ war kein gebürtiger Edomiter, sondern ein Abgesandter des dortigen Königs (1Kön 22,48), der wahrscheinlich von Josaphat ernannt worden war (2Kön 8,20) und eher als Vasall denn als unabhängiger Fürst an dem Feldzug teilnahm. „Und sie machten einen Umweg von sieben Tagereisen, und es war kein Wasser da für das Heer und für das Vieh, das ihnen folgte. Da sprach der König von Israel: Ach, dass der HERR diese drei Könige gerufen hat, um sie in die Hand Moabs zu geben!“ (V. 9b.10). Wenn ein Mann Gottes wie Josaphat sich mit einem Mann wie dem König Israels einsmacht, muss Not über beide kommen, damit der Sieg als ein Akt der souveränen Gnade Gottes anerkannt wird und nicht ein Funken Ehre für den Anhänger der Kälber Jerobeams übrig bleibt. „Und Josaphat sprach: Ist hier kein Prophet des HERRN, dass wir den HERRN durch ihn befragen könnten?“ (V. 11). Elisa ist hier, sagte einer der Diener des Königs von Israel. Und Josaphat sagte: „Das Wort des HERRN ist bei ihm. Und der König von Israel und Josaphat und der König von Edom gingen zu ihm hinab“ (V. 12).
Sogar böse Menschen schreien in der Stunde ihres Unglücks zu Gott, ohne jedoch ihr Herz zu ändern. Aber Elisa hatte so wenig Respekt und Furcht vor Joram, wie sein Meister Elia vor seinen götzendienerischen Vorgängern gehabt hatte. „Und Elisa sprach zum König von Israel: Was haben wir miteinander zu schaffen? Geh zu den Propheten deines Vaters und zu den Propheten deiner Mutter! Und der König von Israel sprach zu ihm: Nein, denn der HERR hat diese drei Könige gerufen, um sie in die Hand Moabs zu geben. Da sprach Elisa: So wahr der HERR der Heerscharen lebt, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn ich nicht auf die Person Josaphats, des Königs von Juda, Rücksicht nähme, so würde ich dich nicht anblicken noch dich ansehen!“ (V. 13.14).
Und als der Saitenspieler musizierte, „da kam die Hand des HERRN über ihn“, und er befahl, das Tal mit Gräben zu füllen, und sprach: „Denn so spricht der HERR: Ihr werdet keinen Wind sehen und keinen Regen sehen, und doch wird dieses Tal sich mit Wasser füllen, so dass ihr trinken werdet, ihr und eure Herden und euer Vieh. Und das ist noch gering in den Augen des HERRN; er wird auch Moab in eure Hand geben“ (V. 16–18). Und so geschah es: „am Morgen, zur Zeit, da man das Speisopfer opfert, siehe, da kam Wasser den Weg von Edom her, und das Land füllte sich mit Wasser“ (V. 20).
Diese plötzliche und reichliche Wasserversorgung wurde wahrscheinlich, wie bereits angedeutet, durch starke Regenfälle auf den östlichen Bergen Edoms verursacht, die so weit entfernt waren, dass die Eindringlinge keine Anzeichen des Sturms sehen konnten. In jedem Fall war es das Werk Gottes, unabhängig von den physikalischen Kräften, die Er eingesetzt hat, um es zu bewirken. Der Glaube schert sich nicht um die wissenschaftliche Erklärung solcher Ereignisse. Gott hätte das Wasser erschaffen können, wenn Er es gewollt hätte. „Denn über all sein Tun gib er keine Antwort“ (Hiob 33,13), weder dem anbetenden, staunenden Glauben noch dem nörgelnden, fragenden Unglauben. Ein hungernder Mensch braucht sich nicht darum zu kümmern, wie oder wo sein Wohltäter die ihm vorgesetzte Nahrung beschafft hat. Er soll sie essen und dankbar sein. Und wer von dieser Wohltat hört, sollte sich auch nicht mit Fragen nach der Art und Weise oder den Mitteln beschäftigen, mit denen der Wohltäter dem Bettler diese Wohltat erweisen konnte. Ihre Aufgabe sollte es sein, die Gesinnung der uneigennützigen Liebe und Barmherzigkeit zu bewundern und den zu loben, der die Tat der Großzügigkeit ausgelöst hat. „Und als alle Moabiter hörten, dass die Könige heraufgezogen waren, um gegen sie zu kämpfen, da wurden sie zusammengerufen, von jedem an, der sich rüsten konnte, und darüber; und sie rückten an die Grenze. Und als sie sich frühmorgens aufmachten und die Sonne über dem Wasser aufging, da sahen die Moabiter das Wasser gegenüber rot wie Blut. Und sie sprachen: Das ist Blut! Die Könige haben sich gewiss aufgerieben und haben einander erschlagen; und nun zur Beute, Moab!“ (V. 21–23). Als der Morgen anbrach, sahen sie das Wasser in den Gräben, als die Sonne darauf schien, und es erschien ihren Augen rot wie Blut. Wahrscheinlich nahmen sie an, dass die Edomiter zuletzt meuterten und in ihrem Bestreben, sich von der Herrschaft der Hebräer zu befreien, die gegenseitige Vernichtung der vereinigten Heere verursacht hatten. Aber ach, sie und ihre übermütige Schlussfolgerung! „Als sie aber zum Lager Israels kamen, da machten die Israeliten sich auf und schlugen die Moabiter, dass sie vor ihnen flohen“ (V. 24).
Ihre Niederlage war ebenso gründlich und vernichtend, wie sie unerwartet war. Israel scheint nun den König der Moabiter unbarmherzig verfolgt und bedrängt zu haben. In seiner Verzweiflung „nahm er seinen erstgeborenen Sohn, der an seiner statt König werden sollte, und opferte ihn als Brandopfer auf der Mauer. Und es kam ein großer Zorn über Israel; und sie zogen von ihm ab und kehrten in ihr Land zurück“ (V. 27).
Dies war Josaphats zweiter Akt einer Verbindung mit den Gottlosen, und wie der erste endete er mit einem Misserfolg oder war völlig ergebnislos. Wenn sogar Sünder in ihren Unternehmungen Erfolg haben wollen, sollten sie sich davor hüten, Gottes Kinder in ihre Partnerschaft aufzunehmen, denn Gottes Hand könnte die Seinen züchtigen, und das Unglück würde sie begleiten. Weder Ahab noch Joram hatten etwas davon, den gottesfürchtigen Josaphat als Verbündeten zu haben — so eifersüchtig ist Gott auf die Verbindungen seines Volkes.
Wie merkwürdig und doch traurig wahr ist es, dass die Geschichte eines Landes weitgehend die Geschichte seiner Kriege ist. Diese Maxime gilt nicht nur für das Land Israel, sondern vor allem für seine Könige. Wenn man die Aufzeichnungen über ihre Kriege weglässt, gibt es wenig über sie zu sagen. So berichtet alles vom Fall und Verderben des Menschen und von Gottes gerechter Regierung.
Die zweite wichtige Begebenheit aus dem Leben Jorams steht im Zusammenhang mit dem Einfall des Königs von Syrien in sein
Gebiet. „Und der König von Syrien führte Krieg gegen Israel; und er beriet sich mit seinen Knechten und sprach: An dem und dem Ort soll mein Lager sein. Da sandte der Mann Gottes zum König von Israel und ließ ihm sagen: Hüte dich, an diesem Ort vorbeizuziehen; denn dort kommen die Syrer herab. Und der König von Israel sandte an den Ort, den der Mann Gottes ihm gesagt und vor dem er ihn gewarnt hatte, und er nahm sich dort in Acht; und das geschah nicht einmal und nicht zweimal“ (2Kön 6,8-10). Der Prophet scheint Joram hier mit etwas weniger Missgunst zu betrachten als auf dem Feldzug gegen die Moabiter (vgl. 2Kön 3,13). Er scheint vom König von Syrien verfolgt worden zu sein, und auch in seinem Verhalten mag sich etwas geändert haben, was Elisa schnell zur Kenntnis nahm und ihn auf jede erdenkliche Weise ermutigte — so gnädig ist Gott im Handeln seiner Regierung mit den Menschenkindern.
Als der König von Syrien erfuhr, wie Joram an die Informationen gekommen war, durch die er immer wieder den ihm gestellten Hinterhalten entkommen konnte, sandte er aus, um den Verräter seiner militärischen Geheimnisse festzunehmen. Als Antwort auf das Gebet seines Knechtes ließ der HERR die Syrer erblinden, und der Mann, den sie festnehmen wollten, führte sie mitten in die Hauptstadt ihres Feindes. „Und der König von Israel sprach zu Elisa, als er sie sah: Soll ich schlagen, soll ich schlagen, mein Vater?“ (V. 21). Aber im Geist des Neuen Testaments antwortet er: „Du sollst nicht schlagen. Würdest du die schlagen, die du mit deinem Schwert und mit deinem Bogen gefangen genommen hast? Setze ihnen Brot und Wasser vor, damit sie essen und trinken und dann zu ihrem Herrn ziehen. Und er bereitete ihnen ein großes Mahl, und sie aßen und tranken; und er entließ sie, und sie zogen zu ihrem Herrn“ (V. 22.23a). Die Syrer hatten zuvor gehört, dass „die Könige des Hauses Israel“ „barmherzige Könige“ wären (1Kön 20,31); nun wurde ihnen die Barmherzigkeit des Gottes Israels durch das Eingreifen seines Propheten demonstriert. Und es blieb nicht ohne Wirkung und wurde auch nicht gleich wieder vergessen, denn wir lesen: „Und die Streifscharen der Syrer kamen seitdem nicht mehr in das Land Israel“ (V. 23b). Das ist die Macht der Gnade, auch über verstockte, heidnische Soldaten. „Und es geschah danach, da versammelte Ben-Hadad, der König von Syrien, sein ganzes Heer und zog herauf und belagerte Samaria“ (V. 24). Dies widerspricht in keiner Weise der Aussage des vorhergehenden Verses (2Kön 6,23.24). Josephus sagt: „So beschloss er [Ben-Hadad], keine heimlichen Versuche mehr gegen den König von Israel zu unternehmen“ (Ant. ix. 4, § 4). Danach führte er einen offenen Krieg gegen ihn, und zwar mit legalen Mitteln; nicht mehr mit plündernden Truppen und Hinterhalten.
Leider war das Herz Israels verstockt, so dass einige der Einwohner in der Hungersnot, die die Belagerung begleitete, statt sich an den HERRN zu wenden, in ihrer schrecklichen Not zu der entsetzlichen Tat übergingen, sogar ihre eigenen Nachkommen zu essen! Siehe dazu 3. Mose 26,26-29 und 5. Mose 28,52.53; was sich schließlich unter den Römern erfüllte. „Und es geschah, als der König von Israel auf der Mauer umherging, da schrie eine Frau zu ihm und sprach: Hilf, mein Herr König! Aber er sprach: Hilft dir der HERR nicht, woher sollte ich dir helfen? Von der Tenne oder von der Kelter? Und der König sprach zu ihr: Was hast du?“ (V. 26–28a). Und dann wurde ihm die schreckliche Geschichte der Frauen berichtet, die absichtlich zustimmen, ihre eigenen Kinder zu kochen und zu essen! „Und es geschah, als der König die Worte der Frau hörte, da zerriss er seine Kleider, während er auf der Mauer umherging; und das Volk sah, und siehe, er trug Sacktuch darunter auf seinem Leib. Und er sprach: So soll mir Gott tun und so hinzufügen, wenn der Kopf Elisas, des Sohnes Saphats, heute auf ihm bleibt!“ (V. 30.31).
Er hatte Sacktuch auf seinem Körper, aber Mord in seinem Herzen. Ach, welche Macht Satans über Herz und Verstand des Menschen zeigt sich hier! Das Herz des Königs erhebt sich in bitterer Leidenschaft gegen Gott, und sein Prophet soll dazu dienen, der Wut seines unbußfertigen, unbeherrschten Herzens Luft zu machen. Es ist nicht die einzige Gelegenheit in der Geschichte, bei der Herrscher die Schuld an nationalem Unheil auf Gott schieben; und wie oft erhebt sich das Herz der Menschen gegen Gott, anstatt sich in Reue zu demütigen, unter den Schmerzen dessen, was sie nicht ändern oder überwinden können (siehe Off 16,10.11).
Deshalb schickte der König einen Henker, um seine übereilte Drohung wahr zu machen. Sein Motiv, seinem Henker zu folgen, ist nicht klar. Wollte er die Verwirklichung seines mörderischen Plans sehen oder bedauerte er seinen leichtsinnigen Befehl? „Und Elisa saß in seinem Haus, und die Ältesten saßen bei ihm. Und der König sandte einen Mann vor sich her. Bevor der Bote zu ihm kam, sprach er aber zu den Ältesten: Habt ihr gesehen, dass dieser Mördersohn hergesandt hat, um mir den Kopf wegzunehmen?
Gebt Acht, sobald der Bote kommt, verschließt die Tür und drängt ihn mit der Tür weg! Ist nicht der Schall der Tritte seines Herrn hinter ihm? Noch redete er mit ihnen, siehe, da kam der Bote zu ihm herab; und er [der König] sprach: Siehe, dieses Unglück ist von dem HERRN; was soll ich noch auf den Herrn harren?“ (V. 32.33). Er hatte behauptet, auf den Gott Elisas zu warten, und jetzt, wo die Erlösung so weit entfernt zu sein scheint, wirft er alles über Bord, als ob er sagen wollte: Es ist sinnlos, auf den HERRN zu warten, um Erlösung zu finden; und der Unglaube und die Leidenschaft seines Herzens brechen hervor.
Aber des Menschen Verlegenheit ist Gottes Gelegenheit; und wenn der ungläubige König in wütende Verzweiflung ausbricht, leuchtet der Glaube des Propheten Gottes auf und verkündet volle Erleichterung und Überfluss am nächsten Tag. „Da sprach Elisa: Hört das Wort des HERRN! So spricht der HERR: Morgen um diese Zeit wird ein Maß Feinmehl einen Sekel wert sein, und zwei Maß Gerste einen Sekel im Tor von Samaria“ (2Kön 7,1). Und wie der Mann Gottes vorausgesagt hatte, so geschah es auch. Ein wundersames Geräusch des HERRN erschreckte das belagernde Heer, das es für die Ankunft eines mächtigen Heeres hielt: „Denn der Herr hatte das Lager der Syrer ein Getöse von Wagen und ein Getöse von Pferden hören lassen, das Getöse einer großen Heeresmacht; und sie sprachen einer zum anderen: Siehe, der König von Israel hat die Könige der Hethiter und die Könige von Ägypten gegen uns angeworben, dass sie über uns kommen sollen. Und sie machten sich auf und flohen in der Dämmerung; sie ließen ihre Zelte und ihre Pferde und ihre Esel, das Lager, so wie es war, zurück und flohen um ihr Leben“ (V. 6.7). Aussätzige überbringen dem König in der Nacht die frohe Botschaft, doch der verzögert die Befreiung durch seinen Unglauben und schickt sogar Boten bis zum Jordan, der ein paar Kilometer entfernt ist, um Beweise für die Nachricht zu erhalten. So wurde Samaria befreit.
Was Syrien betrifft, so wurde die Dynastie der ersten beiden Ben-Hadads bald darauf durch die Ermordung des Königs auf seinem Krankenbett durch seinen Premierminister Hasael beendet, der an seiner Stelle regierte. Die Nachricht von diesem Umsturz ermutigte Joram wahrscheinlich dazu, die Rückeroberung von Ramot-Gilead zu versuchen, das sein Vater vierzehn Jahre zuvor vergeblich angegriffen hatte, mit fatalen Folgen für ihn selbst. „Und er [Joram, König von Juda] zog mit Joram, dem Sohn Ahabs, in den Kampf gegen Hasael, den König von Syrien, nach Ramot-Gilead.
Und die Syrer verwundeten Joram. Da kehrte der König Joram zurück, um sich in Jisreel von den Wunden heilen zu lassen, die ihm die Syrer in Rama [oder Ramot] geschlagen hatten, als er gegen Hasael, den König von Syrien, kämpfte“ (2Kön 8,28.29).
Wie er kurz darauf von Jehu, seinem Oberbefehlshaber, erschlagen wurde, wird im Rückblick auf das Leben dieses Königs näher erläutert werden (siehe Jehu; auch Joram, der König von Juda). Die Dynastie Omris (die mächtigste der neun, die über Israel herrschten) endete mit dem Leben Jorams. Sein Charakter war weder stark noch in irgendetwas sehr ausgeprägt. Er scheint der Anbetung des HERRN zugeneigt gewesen zu sein, aber eher als Gönner, als dass er sich Ihm als dem einzig wahren Gott des Himmels und der Erde von Herzen unterwarf. Offensichtlich betrachtete er Elisas Wunder als Spekulationen und erkundigte sich aus müßiger Neugier bei dem in Ungnade gefallenen Diener des Propheten, Gehasi. „Und der König redete eben zu Gehasi, dem Knaben des Mannes Gottes, und sprach: Erzähle mir doch alle großen Dinge, die Elisa getan hat“ (2Kön 8,4). Diese wunderbaren Zeichen des HERRN waren für ihn nur Material zur Unterhaltung, so wie die Wunder von Elisas großem Gegenbild für Herodes waren (siehe Mk 6,14.20; Lk 9,9; 23,8.9). Er war der Ratgeber Jorams, des Königs von Juda, bis zu dessen Vernichtung (2Chr 22,4.5); und er war bei seinen Untertanen so unbeliebt, dass Jehu kaum Schwierigkeiten hatte, einen Umsturz herbeizuführen und ihn nach seiner Ermordung auf dem Thron zu verdrängen.
Er scheint in geistlichen Dingen einer jener unentschlossenen, neutralen Charaktere gewesen zu sein, die den meisten Beobachtern Rätsel aufgeben und die selbst nie genau zu wissen scheinen, wo sie stehen oder hingehören. Er tat die von seinem Vater Ahab gefertigte Bildsäule des Baal weg, wurde aber nie ein echter Gläubiger des HERRN. Die Lektüre der inspirierten Aufzeichnungen über sein Leben hinterlässt den Eindruck, dass er in allen Fragen des Glaubens sowohl skeptisch als auch abergläubisch war. Gott, der ihn und seine Wege genau kannte, hat über ihn geschrieben: „Er tat, was böse war in den Augen des HERRN“ (2Kön 3,2). Als solchen kennen wir und alle Nachkommen ihn. Und als solcher wird er am kommenden Tag offenbar werden, wenn „Große“ und „Kleine“ vor dem Thron stehen werden, um gerichtet zu werden, „jeder nach seinen Werken“ (Off 20,13).