Schriften von Christopher Knapp
1Kön 12,1-24; 14,21-31 ; 2Chr 10-12 - Rehabeam (Befreier oder Vergrößerer des Volkes)1Kön 12,1-24; 14,21-31 ; 2Chr 10-12 - Rehabeam (Befreier oder Vergrößerer des Volkes)
Zeitgenössischer Prophet: Schemaja
In der Menge des Volkes ist die Herrlichkeit eines Königs, aber im Schwinden der Bevölkerung eines Fürsten Untergang (Spr 14,28).
Rehabeam war nicht das, was wir einen starken Charakter nennen. Zumindest zu Beginn seiner Herrschaft war er, wie sein eigener Sohn Abija zu Jerobeam sagte: Er war aber „ein Jüngling und weichherzig und hielt nicht stand“ vor den Störenfrieden seines Königreichs (2Chr 13,7). Warum Salomo ihn zu seinem Nachfolger auserkoren hat, ist nicht klar. Es ist schwer zu glauben, dass er keine anderen Söhne hatte; Tatsache ist jedoch, dass Rehabeam als einziger erwähnt wird (1Chr 3,10). Sein Vater scheint Zweifel an seiner Fähigkeit gehabt zu haben, das Königreich zu regieren (siehe Pred 2,18.19; 4,13-16). Und es war wahrscheinlich keine Frage der Bevorzugung; denn die Tochter des Pharaos und nicht Naama, die Ammoniterin (Rehabeams Mutter), scheint seine bevorzugte Frau gewesen zu sein. Aber wenn Rehabeam sein einziger Sohn war, hatte er keine andere Wahl; deshalb lesen wir: „Und Rehabeam, sein Sohn, wurde König an seiner statt“ (1Kön 11,43).
Schwäche und Unentschlossenheit kennzeichneten seine Herrschaft von Anfang an. Dass er nach Sichem ging, um sich krönen zu lassen, war offensichtlich ein Zugeständnis, um die bereits unzufriedenen Stämme im Norden zu versöhnen. Vielleicht wäre es ihm gelungen, die Unzufriedenheit zu lindern, die durch die Zwangsabgabe von Arbeitskräften durch seinen Vater verursacht worden war (siehe 1Kön 11,28), wenn er weise und bescheiden auf den Rat der Alten gehört hätte, die die verehrten Ratgeber seines
Vaters gewesen waren. Sie kannten die Gemütslage des Volkes aus langer Erfahrung gut und taten mit ihrer Bitte um Erleichterung nur das, was jedes Volk, das nicht in den Zustand der Sklaverei oder Leibeigenschaft geraten war, hätte verlangen können. Und hätte der neu gekrönte König ihnen ihre vernünftigen Forderungen gewährt, und wäre er freundlich zu ihnen gewesen, hätte er sie erfreut und hätte er gute Worte zu ihnen gesprochen, so wären sie, wie die alten Kabinettsminister sagten, für immer seine treuen Untertanen gewesen. Aber er verließ ihre weisen Ratschläge. Beeinflusst von einer Handvoll unbedarfter Neulinge und junger Hofschranzen, die wie er selbst mehr an die Rechte des Königs dachten als an seine Verantwortung, rechtschaffen zu regieren, antwortete er mit einer so unüberlegten und frechen Rede, wie sie vielleicht jemals von einem Thron aus an eine zivilisierte Nation gerichtet wurde. Das empörte Volk antwortet im gleichen Geist wie der König, und es ertönt der traurige, unheilvolle Ruf: „Was haben wir für ein Teil an David? Und wir haben kein Erbteil am Sohn Isais! Zu deinen Zelten, Israel! Nun sieh nach deinem Haus, David!“ (1Kön 12,16; vgl. 2Sam 20,1).
Obwohl wir Gott wirklich dankbar sind, dass wir unter einer Regierungsform leben dürfen, die uns die größtmögliche Freiheit gibt, haben wir nichts gegen eine absolute Monarchie. Aber während Gott die Unterwerfung unter die Mächte gebietet, die da sind, wird die Tyrannei über die Menschen und ihre Körper in seinem Wort nirgends gebilligt. Und Herrscher, die das versuchen, müssen die Folgen auf ihre Kosten erfahren. Dafür gibt es viele Beweise in der Heiligen Schrift und in der Geschichte. Die Regierung ist von Gott und daher göttlich eingesetzt; aber Gott missbilligt jeden Missbrauch der Macht.
Rehabeam fiel es schwer zu glauben, dass die zehn Stämme sein Joch wirklich abgelehnt hatten. Zweifellos hat er sich geschmeichelt, dass sie es nicht wagen würden, sich gegen seine Autorität aufzulehnen. Er hielt es nicht für möglich, dass diese Provinzler sich nicht bereitwillig und sanftmütig seiner Züchtigung mit Skorpionen unterwerfen würden. Also schickte er voller Zuversicht Adoram zu ihnen, um die auferlegte Abgabe einzutreiben. Diese unbedachte Handlung führt zu einer Krise, und der alte Obereinnehmer, der dieses Amt schon unter seinem Vater Salomo und seinem Großvater David ausgeübt hatte, wurde von dem aufgebrachten Volk gesteinigt. Der König, der sich so hochmütig gerühmt hatte, sein „kleiner Finger“ sei „dicker als die Lenden seines
Vaters“, beeilte sich unrühmlich, sich auf seinen Wagen zu setzen und nach Jerusalem zu fliehen.
Es muss ihm klar gewesen sein, dass es sich bei der Rebellion um einen sehr realen und eindrucksvollen Aufstand handelte und nicht nur um eine vorübergehende Welle der Unzufriedenheit, die schnell von selbst abebben und vergessen werden würde. Aber ein solch immenser Verlust, solch schreckliche Folgen, die so unerwartet eintreten, sind nicht so leicht zu ertragen. Gewalt kann noch etwas bewirken. Da ist die Armee, 180 000 Mann stark: Diese Unzufriedenen sollten bald die Wirkung ihrer unbesiegbaren Macht zu spüren bekommen. Macht muss Recht schaffen, wenn Recht sich nicht auf andere Weise erweisen kann. Aber „der Gott des Friedens“, der sein Volk auch dann liebt, wenn es sich verirrt, warnt den König von Juda (man beachte die absichtliche Begrenzung seines Anspruchs; 2Chr 11,4) durch das Wort Schemajas, des Mannes Gottes: „Ihr sollt nicht hinaufziehen und nicht mit euren Brüdern kämpfen; kehrt um, jeder in sein Haus; denn von mir aus ist diese Sache geschehen.“
Unter der Regierung Gottes war diese Teilung des Königreichs die Strafe für die Sünden Salomos (1Kön 11,33), die durch die Torheit Rehabeams verursacht worden war; sie muss daher bestehen bleiben. Der Kampf um die Wiederherstellung der Einheit des Volkes, so gut er auch sein mochte, war ein Kampf gegen Gott. Rehabeam hätte dankbar sein sollen, dass Gottes Liebe zu David ihm sogar zwei Stämme gelassen hatte. Und so scheint es auch gewesen zu sein: „Und sie hörten auf die Worte des HERRN und kehrten um vom Zug gegen Jerobeam“ (2Chr 11,4). Nun machte er sich daran, das zu sichern, was ihm hinterlassen worden war. Er baute fünfzehn Städte in seinem verkleinerten Gebiet: „Und er machte die Festungen stark und legte Befehlshaber hinein und Vorräte von Speise und Öl und Wein, und in jede Stadt Schilde und Lanzen; und er machte sie überaus stark“ (2Chr 11,11.12). Ein erfolgreicher Rebell kann manchmal zum Angreifer werden, und Rehabeam (jetzt weiser) wird sich davor hüten. Zwischen ihm und dem Anführer der Aufständischen, Jerobeam, herrschte zeitlebens Krieg, und der Sohn Salomos musste das, was ihm geblieben war, sorgfältig bewahren.
Die Priester und Leviten blieben dem HERRN treu, seinem Haus und seiner Anbetung in Jerusalem und dem Haus Davids, das nach der Wahl Gottes das königliche Haus war. Sie verließen das Land Israel, um in Juda und Jerusalem zu wohnen. Auch andere, die sich vorgenommen hatten, den Gott Israels zu suchen, verließen die Sache der Abtrünnigen und schlossen sich Rehabeams Standarte an. Drei Jahre lang ging alles gut, und sie wandelten auf dem Weg Davids und Salomos. Aber ihre Güte war (wie alles, was dem Geschöpf eigen ist) wie der frühe Tau und wie die Morgenwolke und ging schnell vorüber. Zweifelsohne war Rehabeam durch den Verlust des größten Teils seines Königreichs gedemütigt worden und lebte eine Zeit lang in Furcht und Abhängigkeit. Aber leider werden selbst ernste Lektionen wie diese von den meisten bald vergessen, und bevor fünf Jahre vergangen waren, waren sowohl der König als auch das Volk so weit dem Götzendienst verfallen, dass sie an den Rand des Abfalls vom HERRN gebracht wurden. „Und Juda“, so lesen wir, „tat, was böse war in den Augen des
HERRN; und sie reizten ihn zur Eifersucht durch ihre Sünden, die sie begingen, mehr als alles, was ihre Väter getan hatten. Und auch sie bauten sich Höhen und Bildsäulen und Ascherim auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum. Und es waren auch Geweihte im Land; sie taten nach allen Gräueln der Nationen, die der HERR vor den Kindern Israel vertrieben hatte“ (1Kön 14,22-24). Und deshalb sandte Gott Sisak, den König von Ägypten, gegen sie. Salomo hatte sich mit dem Pharao verbündet, indem er dessen
Tochter zur Frau nahm; und ob er dies nur tat, um sich selbst zu erfreuen, oder ob er sich erhoffte, sein Reich durch ein Bündnis mit einem so mächtigen Land zu stärken, so ist doch alles vergeblich, wie alles, was geschieht, wenn man Gottes Wort nicht beachtet oder es ignoriert. Sisak stürzte den Pharao, den Schwiegervater Salomos, und beendete damit diese Dynastie, und Sisak wurde der neue König, der weder Salomo noch seinen Thronfolger kannte. Wahrscheinlich zog er unter dem Einfluss Jerobeams mit einem riesigen Heer von zwölfhundert Streitwagen und sechzigtausend Reitern sowie einer unzähligen Schar von Fußvolk gegen Jerusalem. Da Rehabeam die völlige Aussichtslosigkeit seiner Lage erkannte und kein Vertrauen auf Gott hatte, leistete er dem Vormarsch Sisaks keinen Widerstand. Zusammen mit den Fürsten von Juda wartete er in Jerusalem in Angst um sein Leben auf die Ankunft des ägyptischen Heeres.
Jetzt ist es an der Zeit, dass Gott zu ihrem Gewissen spricht, und der Prophet Schemaja tritt mit dieser überzeugenden Botschaft vor sie hin: „So spricht der HERR: Ihr habt mich verlassen, und darum habe auch ich euch der Hand Sisaks überlassen“ (2Chr 12,5). Daraufhin demütigten sie sich und sagten: „Der HERR ist gerecht“, und eine teilweise Befreiung wurde ihnen versprochen. Gott sagt: „Ich will sie nicht verderben“ (V. 7). — „Und die Obersten von Israel und der König demütigten sich“ (V. 6), sagt das Wort. Es scheint, als hätten die Obersten in diesem demütigenden, aber angemessenen Bekenntnis die Führung übernommen (da sie zuerst erwähnt werden); der König war langsamer, da die Wurzeln seines früheren Hochmuts in seinem Herzen noch unverurteilt schlummerten. Beachte, was Gott sagt: „Ich will sie nicht verderben“. Sisak war nur seine Geißel, wie später der Assyrer, den Gott durch seinen Propheten Jesaja „die Rute meines Zorns“ und „ein gemietetes Schermesser“ (Jes 10,5; 7,20) nennt. In solchen Katastrophen ist es zum Segen, über das Werkzeug hinauszusehen und die Hand zu erkennen, die es benutzt. Aber obwohl ihr Leben verschont wurde, mussten sie zu Dienern Sisaks, also tributpflichtig, werden, „damit sie“, sagt Gott, „meinen Dienst kennenlernen und den Dienst der Königreiche der Länder“ (2Chr 12,8). Wo wahre Unterwerfung ist, ist das Joch des HERRN leicht; und wenn seine Heiligen sich weigern, es zu tragen, müssen sie durch demütigende und schmerzhafte Erfahrung lernen, wie das Joch des Feindes ist.
So nahm Sisak alle Schätze des Tempels und des königlichen Palasts weg. Er nahm auch die fünfhundert goldenen Schilde mit, die Salomo hatte anfertigen lassen. Rehabeam ließ an ihrer Stelle kupferne Schilde anfertigen und versuchte mit diesen auf erbärmliche Weise, den alten Schein zu wahren. Es ist wie bei den Menschen, die, wenn sie vom Feind ihrer Frische und Kraft beraubt werden, mühsam versuchen, den äußeren Anschein geistlichen Wohlstands aufrechtzuerhalten; oder wie eine gefallene Kirche, die ihrer Kraft und ihrer Reinheit beraubt ist, ihre Hilflosigkeit zu verbergen und ihre Blöße zu bedecken sucht mit dem Flitter des Ritualismus, der falschen Erweckung, der Vereinigung und allem, was ihnen den Anschein einer Rechtfertigung zu geben verspricht, wenn sie sagen: „Ich bin reich und bin reich geworden“ (Off 3) und so weiter.
Über Rehabeam gibt es weiter nicht viel zu sagen. Was auch immer sein Vater im Sinn hatte, als er ihn Befreier oder Vergrößerer des Volkes nannte, gelang es Rehabeam überhaupt nicht, seinem Namen gerecht zu werden. Durch seine Sünden versklavte er das Volk an Sisak und verringerte die zahlenmäßige Stärke seines Königreichs durch seine Torheit gleich zu Beginn seiner Herrschaft um mehr als drei Millionen.
Auch folgte er dem schändlichen Beispiel seines Vaters und nahm sich viele Frauen. Er bewies jedoch Weisheit, indem er seine Söhne über die Länder Juda und Benjamin verteilte, sie in den
Garnisonsstädten unterbrachte und sie mit reichlich Nahrung versorgte. Wahrscheinlich erinnerte er sich daran und wollte solche Szenen vermeiden, wie sie sich am Ende des Lebens seines Großvaters David im Zusammenhang mit seinen Söhnen ereignet hatten. Ich wünschte mir, dass die Christen immer so viel geistliche Weisheit besäßen, wie Rehabeam in diesem Fall natürliche Weisheit bewies. Wäre das Volk Gottes gut mit der Wahrheit genährt und gut mit den Dingen Christi in den verschiedenen Diensten seines Reiches beschäftigt, gäbe es weniger Streit unter uns. Aber leider ist es noch zu oft wahr: „die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts ihrem eigenen Geschlecht gegenüber“ (Lk 16,8). Rehabeams Weisheit wurde belohnt, als sein Sohn Abija am Ende seiner siebzehnjährigen Regierungszeit in aller Stille und ohne den Widerstand seiner vielen Brüder die Krone übernahm.
Rehabeam starb im Alter von achtundfünfzig Jahren. Die letzte Anmerkung des Heiligen Geistes über seinen Charakter ist bezeichnend: „Und er tat, was böse war; denn er richtete sein Herz nicht darauf, den HERRN zu suchen“ (2Chr 12,14). Hier wird uns in einem einzigen Satz das ganze Geheimnis seines Versagens mitgeteilt, sowohl als König von Juda als auch als Diener des HERRN, der ihm diese hohe Stellung gegeben hatte: „Er richtete sein Herz nicht darauf, den HERRN zu suchen.“ Möge Gott uns in seiner Gnade helfen, unser Herz darauf zu richten, zuerst und immer sein Reich und seine Gerechtigkeit zu suchen. Nur so können wir vor dem Bösen bewahrt bleiben und verhindern, dass die Geschichte unseres Lebens so aussieht wie die von Rehabeam — eine traurige Aufeinanderfolge von Niedergang und Versagen.