Schriften von Christopher Knapp
1Kön 11,26-40; 12,1 - 14,20 ; 2Chr 10; 13,1-20 - Jerobeam (Kämpfer des Volkes)1Kön 11,26-40; 12,1 - 14,20 ; 2Chr 10; 13,1-20 - Jerobeam (Kämpfer des Volkes)
Zeitgenössische Propheten:
Ahija; der Mann Gottes aus Juda; der alte Prophet von Bethel
Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, aber der Name der Gottlosen verwest (Spr 10,7).
Jerobeam ist ein Beispiel für etwas, das im Osten gar nicht so ungewöhnlich ist — ein Mann, der von einer vergleichsweise niedrigen Stellung im privaten oder öffentlichen Leben in die höchste oder eine der höchsten Positionen im Land aufsteigt. Dafür gibt es Beispiele in der Bibel, wie Joseph, Mose und so weiter, und auch die weltliche Geschichte erwähnt nicht wenige. Sehen wir uns an, wie Jerobeams Erhebung zustande kam: „Und Jerobeam, der Sohn Nebats, ein Ephratiter von Zereda (und der Name seiner Mutter war Zerua, eine Witwe), ein Knecht Salomos, auch er erhob die Hand gegen den König. Und dies war die Sache, warum er die Hand gegen den König erhob: Salomo baute das Millo [LXX., die Zitadelle] und schloss die Lücke der Stadt seines Vaters David. Der Mann Jerobeam aber war ein tüchtiger Mann; und als Salomo den Jüngling sah, dass er arbeitsam war, bestellte er ihn über alle Lastarbeiten des Hauses Joseph [d. h. Ephraim und Manasse]“ (1Kön 11,26-28).
Dies verlieh ihm in den Augen seiner Landsleute natürlich einen wichtigen Platz und bereitete den Weg für das, was bald folgen sollte. Offensichtlich nahmen sie ihm diesen Zwang zur Arbeit
übel. „Dein Vater“, sagten sie später zu Rehabeam, „hat unser Joch hart gemacht“ (1Kön 12,4). Sie sprachen auch von einem „schweren“ Joch. Es gibt keinen sicheren Beweis dafür, dass dies wirklich so war. Ihre Arbeit diente dem Ruhm und der Sicherheit des Königreichs, von dessen Wohlstand alle profitieren sollten (siehe 1Kön 4,25). Es ist jedoch möglich, dass sie an etwas arbeiteten, das nur der eigenen Befriedigung diente. Wenn Menschen nämlich vom rechten Weg abkommen, wie es Salomo tat, unterdrücken sie bald andere. Dies würde eine gewisse Rechtfertigung für ihre Unzufriedenheit liefern, die Jerobeam ganz sicher nicht zu beschwichtigen versuchte. Wahrscheinlich hatte er genügend Einsicht, um zu erkennen, wie sich die Umstände allmählich entwickeln würden, und er hatte seine eigenen persönlichen Ziele im Auge, wie wir sogleich sehen werden. „Und es geschah zu jener Zeit, als Jerobeam einmal aus Jerusalem hinausging, da fand ihn der Prophet Achija, der Siloniter, auf dem Weg; und er hatte sich in ein neues Oberkleid gehüllt, und sie beide waren allein auf dem Feld. Da fasste Achija das neue Oberkleid, das er anhatte, und zerriss es in zwölf Stücke; und er sprach zu Jerobeam: Nimm dir zehn Stücke; denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Siehe, ich will das Königreich aus der Hand Salomos reißen und will dir zehn Stämme geben (aber einen Stamm soll er behalten um meines Knechtes David willen und um Jerusalems willen, der Stadt, die ich erwählt habe aus allen Stämmen Israels); weil sie mich verlassen und sich niedergebeugt haben vor Astoret, der Gottheit der Sidonier, vor Kamos, dem Gott der Moabiter, und vor Milkom, dem Gott der Kinder Ammon, und nicht auf meinen Wegen gewandelt sind, zu tun, was recht ist in meinen Augen, und meine Satzungen und meine Rechte zu halten, wie sein Vater David. Doch will ich nicht das ganze Königreich aus seiner Hand nehmen, sondern will ihn zum Fürsten setzen alle Tage seines Lebens, um meines Knechtes David willen, den ich erwählt habe, der meine Gebote und meine Satzungen beachtet hat. Aber aus der Hand seines Sohnes will ich das Königreich nehmen und es dir geben, die zehn Stämme; und seinem Sohn will ich einen Stamm geben, damit mein Knecht David alle Tage eine Leuchte vor mir habe in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, um meinen Namen dahin zu setzen. Und dich will ich nehmen, dass du regierst über alles, was deine Seele begehren wird, und König bist über Israel. Und es wird geschehen, wenn du hören wirst auf alles, was ich dir gebiete, und auf meinen Wegen wandeln und tun wirst, was recht ist in meinen Augen, indem du meine Satzungen und meine Gebote hältst, wie mein Knecht David getan hat, so werde ich mit dir sein und dir ein beständiges Haus bauen, wie ich es David gebaut habe, und werde dir Israel geben; und ich werde die Nachkommen Davids deswegen demütigen, doch nicht für immer“ (1Kön 11,29-39).
Es war ein feierliches Wort, auf das Jerobeam hätte hören sollen. Hätte er das getan, wäre er nie zu seinem eigenen traurigen Ende gekommen, und seine Dynastie wäre nicht so plötzlich und gewaltsam beendet worden — noch bevor die zweite Generation begonnen hatte.
Ob Salomo von Achijas Prophezeiung erfuhr oder ob der übermütige Jerobeam das Geheimnis durch einen Akt der Unbesonnenheit oder des Ungehorsams verriet, ist nicht überliefert; aber wir lesen: „Und Salomo suchte Jerobeam zu töten. Da machte Jerobeam sich auf und floh nach Ägypten zu Sisak, dem König von Ägypten; und er war in Ägypten bis zum Tod Salomos“ (V. 40). „Er erhob seine Hand gegen den König“, heißt es (V. 26). Vielleicht war es ein misslungener Versuch seinerseits, einen Aufstand anzuzetteln, um die Erfüllung der Prophezeiung über ihn zu beschleunigen. Wie anders als David, der Mann nach dem Herzen Gottes, der, obwohl er vom Propheten Samuel zum Nachfolger Sauls gesalbt und erwählt worden war, dem verurteilten König kein Haar krümmte und keinen Finger rührte, um das Königreich an sich zu reißen! David war ein Mann des Glaubens; und der Glaube — diese kostbare „Gabe Gottes“! — wartet immer auf Gott — wartet auf seine Zeit und seinen Weg, wie Er seine Verheißungen erfüllt.
Aber Jerobeam wusste nichts von Glauben. Er strebte insgeheim nach Macht über seine Brüder (wie der Ausdruck „nach allem, was deine Seele begehrt“ deutlich zeigt; 1Kön 11,37) und suchte wahrscheinlich mit der fieberhaften Hast des Stolzes nach der Erfüllung der Prophezeiung Achijas, weshalb er gezwungen war, in Ägypten unter dem Schutz Sisaks Asyl zu suchen, der erst kürzlich die verstorbene Dynastie gestürzt hatte, mit der sich Salomo unrechtmäßig durch Heirat verbündet hatte. Achija hatte ausdrücklich gesagt, dass Salomo „Fürst sein sollte, solange er lebte“ (1Kön 11,34), und dass das Königreich nur aus der Hand seines Sohnes genommen und auf Jerobeam übertragen werden dürfe. Aber wie ein eigensinniges, ungeduldiges Kind konnte er nicht warten und ließ die Sache nicht in der Hand Gottes, sondern nahm sie selbst in die Hand.
Wie lange Jerobeam in Ägypten blieb, ist nicht bekannt; aber wir lesen, dass er nach dem Tod Salomos zurückkehrte und bei der Krönung Rehabeams anwesend war, als die Rebellion vollendet wurde: „Und Rehabeam ging nach Sichem; denn ganz Israel war nach Sichem gekommen, um ihn zum König zu machen. Und es geschah, als Jerobeam, der Sohn Nebats, es hörte (er war aber noch in Ägypten, wohin er vor dem König Salomo geflohen war, und Jerobeam wohnte in Ägypten; und sie sandten hin und riefen ihn), da kamen Jerobeam und die ganze Versammlung Israels, und sie redeten zu Rehabeam und sprachen“ und so weiter (1Kön 12,1-3). Die Zeit war reif. Salomos unfähiger Sohn und Nachfolger beachtete nicht das heilsame Sprichwort seines Vaters: „Eine milde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn“ (Spr 15,1). Er zeigte seinen Mangel an Weisheit und Eignung, ein freiheitsliebendes Volk zu regieren; und infolgedessen beschleunigte er die Trennung der bereits entfremdeten nördlichen Stämme, was zur Schwächung und fast zum Verderben eines Königreichs führte, das sich noch vor kurzem vom Nil bis zum Euphrat erstreckt hatte, eine Entfernung von mehr als sechshundert Kilometern, und das von den umliegenden Nationen als eins der mächtigsten Reiche der Erde anerkannt wurde.
Auf die Einzelheiten dieser denkwürdigen Spaltung muss hier nicht eingegangen werden, da sie bereits in den „Königen von Juda“ behandelt wurden (siehe Rehabeam). Wir haben die Ursache vor allem von der menschlichen Seite oder der Umstände her betrachtet; die göttliche Seite wird ebenfalls vorgestellt: „So hörte der König [Rehabeam] nicht auf das Volk; denn es war eine Wendung von Seiten des HERRN, damit er sein Wort aufrechterhielte, das der HERR durch Achija, den Siloniter, zu Jerobeam, dem Sohn Nebats, geredet hatte“ (1Kön 12,15).
Jerobeam wird nun zum Sprecher der unzufriedenen Stämme, indem er ihre Bitte vorträgt, deren Ablehnung das bereits überdehnte Band, das die Stämme zusammenhielt, zerriss. Obwohl er nur die Bitte des Volkes vortrug, ist es dennoch wahrscheinlich, dass Jerobeam nicht untätig war, sondern wie ein geschickter Politiker hinter den Kulissen arbeitete, bis er die begehrte Krone erhielt: „Und es geschah, als ganz Israel hörte, dass Jerobeam zurückgekehrt wäre, da sandten sie hin und riefen ihn zu der Gemeinde und machten ihn zum König über ganz Israel“ (V. 20). Er machte die historische Stadt Sichem zu seiner Hauptstadt und befestigte sie. Er machte auch Pnuel (Antlitz Gottes — das ihn an Gottes vergangenes Handeln mit dem intriganten Jakob erinnern sollte) zu einem wichtigen strategischen Punkt.
Über Sichem schreibt jemand: „Die Lage ist reizend; das Tal verläuft nach Westen, mit einem Boden aus reicher, schwarzer Pflanzenerde, der von Brunnen bewässert wird und zahlreiche Bäche hervorbringt, die nach Westen fließen; Obstgärten, Olivenhaine, Gemüsegärten und Grünflächen auf allen Seiten erfreuen das Auge“ — genau der richtige Ort für einen Mann, der sich selbst gefallen wollte und ein Leben in Luxus anstrebte.
Doch der neu gekrönte König zeigte schnell, dass er sein Königreich nicht im Vertrauen auf Gott regierte. „Und Jerobeam sprach in seinem Herzen: Nun wird das Königreich an das Haus Davids zurückkommen“, (das allsehende Auge sagt uns, was in seinem Herzen vorging, das nie etwas anderes als „ein böses Herz des Unglaubens“ gewesen war); und er fährt fort: „Wenn dieses Volk hinaufziehen wird, um im Haus des HERRN in Jerusalem Schlachtopfer zu opfern, so wird das Herz dieses Volkes sich zu ihrem Herrn zurückwenden, zu Rehabeam, dem König von Juda; und sie werden mich töten und sich zu Rehabeam, dem König von Juda, zurückwenden“ (1Kön 12,26.27). „Denn wie einer, der es abmisst in seiner Seele, so ist er“ (Spr 23,7). Dieser Mann vertraut weder auf Gott noch auf seine Mitmenschen. Er war wie ein früherer König (Saul), der, als er sich von Gott abwandte, anfing, allen um ihn her zu misstrauen. Jerobeam spürte offensichtlich, dass er keinen wirklichen Einfluss auf die Zuneigung des Volkes hatte und dass sein Besitz der Krone sehr unsicher war. Deshalb heckte er einen bösen Plan aus (der sich leider als allzu erfolgreich erwies), um eine Rückkehr der Stämme zu ihrer früheren Treue zum Haus David zu verhindern: „Da beriet sich der König und machte zwei goldene Kälber. Und er sprach zum Volk: Es ist zu viel für euch, nach Jerusalem hinaufzuziehen; siehe da, Israel, deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben. Und er stellte das eine in Bethel auf, und das andere brachte er nach Dan“ (V. 28.29). Die alten Grenzen des Landes waren „von Dan bis Beerseba“. Bethel lag in der Nähe der südlichen Grenze des Königreiches Jerobeams und etwa zwanzig Kilometer nördlich von Jerusalem, während Dan im äußersten Norden an den Quellen des Jordan lag. Indem er die Kälber an diesen äußersten Grenzen seines Herrschaftsgebiets aufstellte, hoffte der unruhige König, unter dem Vorwand, allen einen leichten Zugang zu einem Ort der Anbetung zu verschaffen und ihre Rückkehr zu Gott und dem Königreich Juda zu verhindern. Sein Reich hatte im Gegensatz zu Juda mit seinem Tempel in Jerusalem kein göttliches Zentrum. Es war in der Tat ein Reich ohne Zentrum, und seine Anbetung war eine Frage der Bequemlichkeit und Zweckmäßigkeit. „Und diese Sache wurde zur Sünde, und das Volk ging vor das eine hin bis nach Dan“ (V. 30). Bethel wurde Jerobeam von Abija genommen (2Chr 13,19). „Auch baute er das Höhenhaus und machte Priester aus dem gesamten Volk, die nicht von den Kindern Levi waren“ (1Kön 12,31). Dies war ein direkter Verstoß gegen das Gesetz Gottes in Bezug auf das Priestertum (4Mo 18,1-7). Und es blieb nicht dabei; er betrachtete die rechtmäßigen Priester und die Leviten offensichtlich mit besonderem Misstrauen und lehnte ihre Dienste ab. Wir lesen nämlich: „Denn die Leviten verließen ihre Bezirke und ihr Besitztum und zogen nach Juda und nach Jerusalem; denn Jerobeam und seine Söhne hatten sie aus dem Priesterdienst des HERRN verstoßen, und er hatte sich Priester bestellt zu den Höhen und zu den Böcken und zu den Kälbern, die er gemacht hatte“ (2Chr 11,14.15).
Abija sagt in seiner Rede vor dem Kampf mit Jerobeam zu ihm und seinen Anhängern: „Habt ihr nicht die Priester des HERRN, die Söhne Aarons, und die Leviten verstoßen und euch Priester gemacht wie die Völker der Länder? Wer irgend mit einem jungen Stier und sieben Widdern kam, um sich weihen zu lassen, der wurde ein Priester der Nicht-Götter“ (2Chr 13,9). Seit der Reformation vergleicht Rom dieses herrliche und unzweifelhafte Werk Gottes gern mit der Abspaltung Israels unter Jerobeam und vergleicht diese freiwillige Weihung von Unbefugten mit der Ordination protestantischer Geistlicher. Während die völlige Falschheit der Anwendung des ersten Bildes sofort offensichtlich ist, liegt in dem zweiten zweifellos eine gewisse Wahrheit. Aber die Kraft des Bildes fällt auf sie selbst zurück, denn die Reihen ihrer eigenen Priesterschaft rekrutieren sich ausschließlich aus freiwilligen Kandidaten aus allen Schichten und Verhältnissen der Menschen. Der Irrtum des Protestantismus besteht in der Verwechslung von Priestertum und Amt (zwei völlig verschiedene Dinge in der Heiligen Schrift); der Irrtum Roms besteht in der Übernahme aller priesterlichen Funktionen durch einige wenige, die von Menschen geweiht sind, unter Ausschluss aller Glieder der Kirche, von denen nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift jedes ein Priester ist (siehe 1Pet 2,5.9 usw.).
Es handelt sich nicht um eine Fortsetzung und auch nicht um eine Erweiterung des jüdischen Priestertums, sondern um ein
Priestertum ganz anderer Art — „eine königliche Priesterschaft“ (1Pet 2,9). Christus ist der „große Hohepriester“, für den Aaron das Vorbild war; und jeder wahre Gläubige ist ein Priester derselben geistlichen Familie, für die Aarons Söhne das Vorbild waren. Hebräer 5,4 hat seine direkte Anwendung nur auf das Hohenpriestertum, obwohl der Grundsatz auch auf das Amt angewandt werden kann. Doch auf die christliche Priesterschaft selbst hat der Vers keinerlei Anwendung, denn ein Gläubiger ist ein Priester, nicht durch besondere Berufung, sondern allein kraft seiner Verbindung mit Christus durch den Glauben.
Lehren aus Jerobeams Handeln in Bezug auf das Priestertum können sicherlich sowohl vom Katholizismus als auch vom Protestantismus gezogen werden, aber das Recht einer Klasse im Volk Gottes auf die ausschließliche Ausübung priesterlicher Funktionen gehört sicher nicht dazu. Im Gegenteil, sein Handeln veranschaulicht genau das, was sie selbst getan haben — die Personen derer auszuschließen, die wahrhaftig Kinder Gottes und daher wahrhaftig Priester sind, und Männer zu diesem Amt zu weihen, die niemals aus Gott geboren wurden und daher keinerlei Recht oder Qualifikation für dieses Vorrecht haben.
Sogar aus politischer Sicht war dieser Rauswurf der Priester des HERRN und der Leviten ein Fehler. Sie gingen fast geschlossen zu Jerobeams Rivalen über und „stärkten das Königreich Juda“ (2Chr 11,17). Weil er zu sehr darauf bedacht war, seine Macht zu erhalten, verlor er den zweifellos wichtigsten Teil seines Königreichs. Ähnlich war es mit der Verbannung der Hugenotten aus Frankreich — dem intelligentesten, unternehmungslustigsten und gottesfürchtigsten Teil seiner Bürger — eine Handlung, von dem sich das Land bis heute nicht vollständig erholt hat und vielleicht auch nie erholen wird. Dasselbe gilt für die Verfolgung der Reformierten in den Niederlanden und anderswo auf dem Kontinent. Und England besaß von all seinen „standhaften Söhnen“ keine standhafteren und treueren als die, die um ihres Gewissens willen das Land verließen, das sie liebten, und die in den einsamen Weiten Amerikas Asyl suchten.
Weitere unrechtmäßige Neuerungen wurden von Jerobeam eingeführt. „Und Jerobeam machte ein Fest im achten Monat, am fünfzehnten Tag des Monats, wie das Fest, das in Juda stattfand, und er opferte auf dem Altar [in Nachahmung Salomos]. Und er opferte auf dem Altar, den er in Bethel gemacht hatte, am fünfzehnten Tag im achten Monat, in dem Monat, den er aus seinem Herzen erdacht hatte; und er machte den Kindern Israel ein Fest und opferte auf dem Altar und räucherte“ (1Kön 12,32.33). Dieses „Fest“ Jerobeams war eine Nachahmung des Laubhüttenfestes, das Gott im siebten Monat zu feiern befohlen hatte; der achte Monat war der Monat, den Jerobeam „aus seinem eigenen Herzen erdacht hatte“ — immer betrügerisch und hoffnungslos böse. Und wie viele Praktiken und Gebräuche in der Christenheit sind von Menschenherzen „erdacht“ worden, die keine Grundlage in der Heiligen Schrift haben! Denn viele scheinen sich einzubilden, dass es in geistlichen Dingen durchaus zulässig ist, dass jeder tut, „was recht ist in seinen Augen“ (2Mo 15,26; 5Mo 12,8), anstatt „So spricht der HERR“. Gott hat Israel dafür verurteilt, dass es das getan hat, von dem Er sagt: „was ich nicht geboten habe und mir nicht in den Sinn gekommen ist“ (Jer 7,31; vgl. 19,5; 32,35). Es sind die Gedanken des Herzens Gottes, nicht meine, die ich beherzigen und in die Tat umsetzen soll. Diese hat Er in seinem Wort offenbart, und es ist unser Glück und unsere Weisheit, darauf zu hören und nicht auf „Gebote“ und „Lehren der Menschen“. „Und siehe, ein Mann Gottes kam aus Juda durch das Wort des HERRN nach Bethel, und Jerobeam stand beim Altar, um zu räuchern“ (1Kön 13,1). Als Jerobeam die Priester des HERRN nicht haben wollte, schickte Gott seinen Propheten in sein Land. „Und er rief aus gegen den Altar durch das Wort des HERRN und sprach: Altar, Altar, so spricht der HERR: Siehe, ein Sohn wird dem Haus Davids geboren werden, Josia sein Name; und er wird auf dir die Priester der Höhen schlachten, die auf dir räuchern, und man wird Menschengebeine auf dir verbrennen! Und er gab an jenem Tag ein Zeichen und sprach: Dies ist das Zeichen, von dem der HERR geredet hat: Siehe, der Altar wird reißen, und die Fettasche, die darauf ist, wird verschüttet werden“ (V. 2.3). Es war eine kühne Botschaft, aber sie wurde in Treue verkündet. Sie richtete sich nicht gegen den König, sondern gegen die Priester, obwohl der König die Kraft ihrer Anwendung auf sich selbst zu spüren schien. „Und es geschah, als der König das Wort des Mannes Gottes hörte, das er gegen den Altar in Bethel ausgerufen hatte, da streckte Jerobeam seine Hand aus vom Altar herab und sprach: Greift ihn! Da verdorrte seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte, und er konnte sie nicht wieder an sich ziehen. Und der Altar riss, und die Fettasche wurde vom Altar verschüttet, nach dem Zeichen, das der Mann Gottes durch das Wort des HERRN gegeben hatte“ (V. 4.5). Jerobeam hatte das Gebot vergessen oder ignoriert, das Gott fast tausend Jahre zuvor den
Königen erteilt hatte: „Tastet meine Gesalbten nicht an, und meinen Propheten tut nichts Böses!“ (Ps 105,15).
Er wurde schnell an seinen Fehler erinnert und bat um Verzeihung. „Da antwortete der König und sprach zum Mann Gottes: Flehe doch den HERRN, deinen Gott, an und bete für mich, dass meine Hand mir wiedergegeben werde. Und der Mann Gottes flehte den HERRN an, und die Hand des Königs wurde ihm wiedergegeben und war wie zuvor“ (V. 6). Aber es war eher sein Herz, das der Heilung bedurfte, als seine Hand. Darin gleicht er der Masse der heutigen Menschen, die mehr auf die Hand und ihre Taten schauen als auf das sündige Herz, das die bösen Taten hervorbringt. Der reuige Zöllner schlug sich an die Brust, als wollte er damit zum Ausdruck bringen, dass alle Übertretungen, Ungerechtigkeiten und Sünden von innen kamen.
Jerobeam aber ist in gewisser Weise gedemütigt, und seine Bitte um die Fürsprache des Propheten wird erhört: „Und der Mann Gottes flehte den HERRN an, und die Hand des Königs wurde ihm wiedergegeben und war wie zuvor“ (V. 6). Er, der ihn vor kurzem noch verfolgt hatte, wollte ihn nun empfangen und für seine Heilung belohnen. „Und der König redete zum Mann Gottes: Komm mit mir ins Haus und stärke dich, und ich will dir ein Geschenk geben“ (V. 7). Aber wie Daniel, der König Belsazar edel antwortete: „Deine Gaben mögen dir verbleiben, und deine Geschenke gib einem anderen“ (Dan 5,17), so weigert sich auch „der Mann Gottes“ hier, sich unterstützen zu lassen (oh, merkt es euch, ihr Diener des lebendigen Gottes), indem er sagt: „Wenn du mir die Hälfte deines Hauses gäbest, so würde ich nicht mit dir hineingehen; und ich werde kein Brot essen und kein Wasser trinken an diesem Ort. Denn so ist mir durch das Wort des HERRN geboten und gesagt worden: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken, und du sollst nicht auf dem Weg zurückkehren, den du gegangen bist“ (V. 8.9).
Es ist nicht unsere Absicht, der Geschichte des „Mannes Gottes“ zu folgen, der durch die Lüge des abtrünnigen alten Propheten von Bethel in den Tod verführt wurde, aber die Beschreibung ist voller heilsamer Belehrungen für uns alle, uns genau an das Wort Gottes zu halten und uns nicht durch die Spitzfindigkeiten von Menschen, seien es auch angebliche „Propheten“, vom einfachen Weg des Gehorsams abbringen zu lassen; ja, sei es auch ein Engel vom Himmel, verflucht sei, wer das Wort Gottes verdreht oder ihm widerspricht. Lieber Leser, denke gut über 1. Könige 13,11-32 nach; „denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben“ (Röm 15,4) „auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist“ (1Kor 10,11), mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten und Gefahren.
Jerobeam zog keinen dauerhaften Nutzen aus dem treuen Zeugnis des Propheten oder aus der Barmherzigkeit, die ihm durch die Wiederherstellung seiner verdorrten Hand zuteilwurde, denn wir lesen: „Nach dieser Begebenheit [dem Tod des Propheten?] kehrte Jerobeam nicht um von seinem bösen Weg; und er machte wieder aus dem gesamten Volk Priester der Höhen: Wer Lust hatte, den weihte er, dass er ein Priester der Höhen würde. Und diese Sache wurde dem Haus Jerobeams zur Sünde und zur Vertilgung und zur Vernichtung vom Erdboden weg“ (1Kön 13,33.34).
Die angedrohte Zerstörung des Hauses Jerobeams beginnt nun. „Zu jener Zeit erkrankte Abija, der Sohn Jerobeams. Und Jerobeam sprach zu seiner Frau: Mach dich doch auf und verstell dich, damit man nicht wisse, dass du die Frau Jerobeams bist, und geh nach Silo: Siehe, dort ist Achija, der Prophet; er ist es, der über mich geredet hat, dass ich König über dieses Volk sein würde. Und nimm mit dir zehn Brote und Backwerk und einen Krug Honig und geh zu ihm; er wird dir mitteilen, was dem Knaben geschehen wird“ (1Kön 14,1-3).
Jerobeams aufgewühlter Geist wendet sich nicht an den alten Propheten von Bethel oder an andere wie ihn in Israel, sondern wendet sich in seiner Not an den Propheten des HERRN — ein nicht ungewöhnlicher Vorgang bei Sündern und ein eindrucksvolles Zeugnis für die Macht des Gewissens sowie für den Einfluss eines gerechten Mannes inmitten des übergroßen Übels. Wahrscheinlich schämte er sich, unter seinen Untertanen bekannt werden zu lassen, dass er lieber einen Propheten des HERRN befragte als diejenigen seines eigenen götzendienerischen Systems, und schickte seine Frau, die sich verkleidete; oder, da Silo mit Bethel und anderen benachbarten Städten von Abija, dem König von Juda, eingenommen worden war (siehe 2Chr 13,19), wäre es dann im Reich seines Feindes gewesen. Oder könnte es sein, dass er aus Schuldbewusstsein und aus Angst vor schlechten Nachrichten hoffte, den Propheten zu täuschen? „Und die Frau Jerobeams tat so: Sie machte sich auf und ging nach Silo und kam in das Haus Achijas. Achija aber konnte nicht sehen, denn seine Augen waren starr wegen seines Alters. Und der HERR hatte zu Achija gesagt: Siehe, die Frau Jerobeams kommt, um etwas von dir zu erfragen wegen ihres Sohnes, denn er ist krank; so und so sollst du zu ihr reden; es wird aber geschehen, wenn sie hereinkommt, so wird sie sich fremd stellen. Und es geschah, als Achija das Geräusch ihrer Füße hörte, als sie zum Eingang hereinkam, da sprach er: Komm herein, Frau Jerobeams! Warum stellst du dich denn fremd? Ich aber bin mit hartem Wort zu dir gesandt“ (V. 4–6). Ach, arme Mutter! „Geh hin, sprich zu Jerobeam: So spricht der HERR, der Gott Israels: Weil ich dich aus der Mitte des Volkes erhoben und dich als Fürst über mein Volk Israel gesetzt und das Königreich dem Haus Davids entrissen und es dir gegeben habe, du aber nicht gewesen bist wie mein Knecht David, der meine Gebote gehalten hat und mir nachgefolgt ist mit seinem ganzen Herzen, dass er nur tat, was recht ist in meinen Augen, sondern hast es schlimmer gemacht als alle, die vor dir gewesen sind, und bist hingegangen und hast dir andere Götter und gegossene Bilder gemacht, um mich zu reizen, und hast mich hinter deinen Rücken geworfen [furchtbare Anklage!]: Darum, siehe, will ich Unglück über das Haus Jerobeams bringen, und ich werde von Jerobeam ausrotten, was männlich ist, den Gebundenen und den Freien in Israel; und ich werde hinter dem Haus Jerobeams her ausfegen, wie man den Kot ausfegt, bis es mit ihm aus ist. Wer von Jerobeam in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen, und wer auf dem Feld stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen; denn der HERR hat es geredet! Und du, mach dich auf, geh in dein Haus; wenn deine Füße die Stadt betreten, wird das Kind sterben. Und ganz Israel wird um ihn klagen und ihn begraben; denn von Jerobeam wird dieser allein in ein Grab kommen, weil an ihm etwas Gutes gegen den HERRN, den Gott Israels, gefunden worden ist im Haus Jerobeams“ (V. 7–13).
Das war in der Tat ein „hartes Wort“ für das Herz einer Mutter! Sie war wohl eine gute Frau, die einen Sohn hatte, in dem Gott „etwas Gutes gegen den HERRN“ sah. Traurig muss ihre Reise zurück in die Stadt und in ihre Wohnung gewesen sein, bei deren Betreten ihr Sohn sterben würde! „Und die Frau Jerobeams machte sich auf und ging und kam nach Tirza; sie war eben an die Schwelle des Hauses gekommen, da starb der Knabe. Und ganz Israel begrub ihn und klagte um ihn, nach dem Wort des HERRN, das er durch seinen Knecht Achija, den Propheten, geredet hatte“ (V. 17.18). Lieber Junge, Abija (der herr ist mein Vater) war sein Name; und sein himmlischer Vater rief ihn heim. Es war ein Beispiel dafür, dass „der Gerechte“ „vor dem Unglück weggerafft“ wurde. Und es steht geschrieben: „Er geht ein zum Frieden; sie ruhen auf ihren Lagerstätten, jeder, der in Geradheit gewandelt ist“ (Jes 57,2). Wir werden dich, das kleine Kind des HERRN, an jenem hellen Morgen erwarten und begrüßen, wenn es für die, die an der ersten Auferstehung teilhaben, kein zukünftiges Gericht mehr geben wird.
Auf Jerobeams Kampf mit König Abija und seine vernichtende Niederlage wurde bereits an anderer Stelle eingegangen (siehe Abija), so dass sie hier nicht wiederholt werden muss. Sowohl die Schlacht als auch der Tod seines Kindes müssen gegen Ende seiner Regierungszeit stattgefunden haben (siehe 2Chr 13,1). So trugen Unglück und Leid gemeinsam dazu bei, sein Ende zu beschleunigen: „Und Jerobeam behielt keine Kraft mehr in den Tagen Abijas. Und der HERR schlug ihn, und er starb“ (2Chr 13,20). Gott züchtigte ihn durch zwei Abijas, einen aus seinem eigenen Haus und den anderen aus dem Haus Davids — eine schreckliche Bedeutung für ihn, der denselben HERRN „hinter seinen Rücken“ geworfen hatte. „Und das Übrige der Geschichte Jerobeams, wie er gekämpft und wie er regiert hat, siehe, das ist geschrieben im Buch der Chroniken der Könige von Israel“ (1Kön 14,19). Das ist der Jerobeam, der „Israel von der Nachfolge des HERRN“ abhielt und „zu großer Sünde verleitete“ (2Kön 17,21). Gott hat seinen Namen mit dem Stempel der ewigen Schande versehen.