Schriften von Christopher Knapp
2Kön 15,1-7 ; 2Chr 26 - Ussija (Meine Stärke ist JAHWE)2Kön 15,1-7 ; 2Chr 26 - Ussija (Meine Stärke ist JAHWE)
Zeitgenössische Propheten: Sacharja (2Chr 26,5), Jesaja, Hosea, Amos
Er wird abmähen den Geist der Fürsten, er ist furchtbar den Königen der Erde (Ps 76,13). „Und das ganze Volk von Juda nahm Ussija, der sechzehn Jahre alt war, und sie machten ihn zum König an seines Vaters Amazja statt. Er baute Elot und brachte es an Juda zurück, nachdem der König sich zu seinen Vätern gelegt hatte“ (2Chr 26,1.2). An anderer Stelle wird er Asarja (mit der Hilfe des herrn) genannt: Die Namen waren von der Bedeutung her so ähnlich, dass sie austauschbar auf ihn angewandt werden konnten. Er scheint nicht auf dem Weg der gewöhnlichen Erbfolge auf den Thron gekommen zu sein, sondern durch die direkte Wahl des Volkes. Die Fürsten waren gegen Ende der Regierungszeit seines Großvaters Joas von den Syrern vernichtet worden (2Chr 24,23), so dass das Volk freie Hand hatte. „Durch die Frevelhaftigkeit eines Landes werden seine Fürsten zahlreich“ (Spr 28,2), schrieb Salomo mehr als ein Jahrhundert zuvor; und diese Unkrautbeseitigung war nicht völlig zu bedauern, vielleicht auch nicht völlig unnötig. Wenn die Fürsten selbstsüchtig „ihr Eigenes“ suchen, sind sie unfähig, richtig zu urteilen, während ein bedürftiges, leidendes Volk sich instinktiv an einen Befreier wendet. Die Wahl Asarjas war eine gute Entscheidung, wie sich im weiteren Verlauf herausstellte. Sein erstes aufgezeichnetes Werk, der Bau, die Vergrößerung oder Befestigung von Elot (Eilat) und seine Rückgabe an die Krone Judas, war ein frühes Unterpfand für den großen industriellen Wohlstand seiner Herrschaft. Die Stadt gehörte zu Edom und war während der Herrschaft Jorams an Juda verlorengegangen (2Kön 8,20). Sie war eine Hafenstadt am Roten Meer, in der Nähe von Ezjon-Geber (1Kön 9,26), und muss ein wichtiger Umschlagplatz für den umfangreichen Handel unter seiner Verwaltung gewesen sein. Fünfzig Jahre später wurde sie von Rezin, dem König von Syrien, eingenommen, der die Juden vertrieb und die Stadt dauerhaft besetzte (siehe 2Kön 16,6). „Sechzehn Jahre war Ussija alt, als er König wurde, und er regierte zweiundfünfzig Jahre in Jerusalem; und der Name seiner Mutter war Jekolja, von Jerusalem“ (2Chr 26,3). Dies war die längste ununterbrochene Regierungszeit aller Könige Judas (Manasses fünfundfünfzigjährige Regierungszeit wurde durch seine Absetzung und Gefangenschaft durch den König von Babylon unterbrochen). Der Name seiner Mutter, Jah wird es ermöglichen, könnte darauf hinweisen, dass sie fromme Erwartungen an ihren Sohn hatte, mit Gottes Hilfe. Und sie wurde nicht enttäuscht, denn „er“, so heißt es, „tat, was recht war in den Augen des HERRN, nach allem, was sein Vater Amazja getan hatte“ (V. 4), und zwar während der ersten Zeit seiner Herrschaft. „Und er suchte Gott in den Tagen Sekarjas, der kundig war in den Gesichten Gottes [im Sehen Gottes]; und in den Tagen, als er den HERRN suchte, gab Gott ihm Gelingen“ (V. 5.6). „Kundig in den Gesichten Gottes“ ist nicht gleichbedeutend mit „prophetischen Visionen von Gott haben“. LXX, Syr., Targ. Arab., Kimchi und so weiter lesen: „der [sein] Lehrer in der Gottesfurcht war“, was wahrscheinlich der allgemeine Sinn des Ausdrucks ist. Mehr ist von diesem Propheten nicht bekannt, aber seine Aufzeichnungen liegen in der Höhe; und der kommende „Tag“ wird verkünden, was er während seines irdischen Lebens noch an Gutem oder Bösem vollbracht hat. So wird es auch bei dir und mir sein, lieber Leser.
Vom Städtebau zum friedlichen Zweck des Handels wendet sich Ussija dem Vergeltungskrieg zu. „Und er zog aus und kämpfte gegen die Philister und riss die Mauer von Gat und die Mauer von Jabne und die Mauer von Asdod nieder [oder in der Gegend von Asdod]. Und Gott half ihm gegen die Philister und gegen die Araber, die in Gur-Baal wohnten, und gegen die Meuniter“ (V. 6.7). So rächte er den Einfall der Philister unter Joram (2Chr 21,16.17) und bestrafte ihre Verbündeten. Es heißt: „Und der herr erweckte gegen Joram den Geist der Philister und der Araber“ und so weiter. Das entschuldigte sie nicht für ihre Untaten. „Gott half Ussija gegen die Philister und gegen die Araber“ (V. 7). Sie waren die unbewussten Werkzeuge, die Gott bei der Züchtigung seines Volkes einsetzte. Ihr Motiv war ein ganz anderes, und nach achtzig Jahren verhängte Gott über sie die Strafe, die ihr Angriff auf das Land
Juda verdiente. Dies ist ein wichtiger Grundsatz, den man bei jeder
Untersuchung des Regierungshandelns Gottes mit Menschen oder Völkern im
Auge behalten muss (siehe Jes 10,5-19). „Und die Ammoniter entrichteten Ussija Tribut, und sein Name drang
bis nach Ägypten hin; denn er war überaus stark geworden“ (V. 8). Er
„baute Türme“ in Jerusalem und befestigte sie. Er „baute Türme in der Wüste“ [in den Steppen westlich des Toten Meeres]
und grub viele Zisternen; „denn er hatte viel Vieh, sowohl in der
Niederung“ [wörtlich: „die Schephelah“, die niedrigen Hügel zwischen den
Bergen und dem Mittelmeer] „als auch in der Ebene“ (V. 9.10), östlich
des Toten Meeres. Sein Reichtum scheint vor allem im Viehund Ackerbau
gelegen zu haben. Er hatte auch „Ackerbauern und Weingärtner im Gebirge und am Karmel; denn er liebte
den Ackerbau“ (V. 10). Er war ein ernsthafter und erfolgreicher
Landwirt. Wahrscheinlich widmete er der Bodenbearbeitung besondere
Aufmerksamkeit aufgrund der Prophezeiungen von Hosea und Amos, seinen
Zeitgenossen, über die bevorstehende Knappheit (siehe
Er kümmerte sich auch um militärische Angelegenheiten und organisierte sein Heer gründlich, „mit gewaltiger Kraft, um dem König gegen den Feind beizustehen“ (V. 13). Er sorgte auch dafür, dass sein Heer gut ausgerüstet war, wie wir lesen: „Und Ussija bereitete ihnen, dem ganzen Heer, Schilde und Lanzen und Helme und Panzer und Bogen und Schleudersteine. Und er machte in Jerusalem Maschinen — eine Erfindung von Technikern —, die auf den Türmen und auf den Zinnen sein sollten, um mit Pfeilen und mit großen Steinen zu schießen. Und sein Name ging aus bis in die Ferne; denn wunderbar wurde ihm geholfen, bis er stark wurde“ (V. 14.15).
Aber ach, was ist der Mensch! Nach all diesen guten Taten wurde Ussijas Herz hochmütig. Dann kam seine Freveltat — der dunkle Schandfleck im Leben dieses ansonsten tadellosen Mannes. „Aber“ — ach, diese „Aber“ in so vielen Lebensberichten von Gottes Heiligen! — „Und als er stark geworden war, erhob sich sein Herz, bis er zu Fall kam, und er handelte treulos gegen den HERRN, seinen Gott, und trat in den Tempel des HERRN, um auf dem Räucheraltar zu räuchern“ (V. 16) — was das Gesetz ausdrücklich verboten hatte (siehe 2Mo 30,7.8; 4Mo 17,5; 18,7). „Da kam Asarja, der Priester, hinter ihm her, und mit ihm achtzig Priester des HERRN, tapfere Männer; und sie widerstanden dem König Ussija und sprachen zu ihm: Nicht dir, Ussija, geziemt es, dem HERRN zu räuchern, sondern den Priestern, den Söhnen Aarons, die geheiligt sind zum Räuchern. Geh aus dem Heiligtum hinaus; denn du hast treulos gehandelt, und es wird dir nicht zur Ehre gereichen von Gott, dem HERRN. Aber Ussija wurde zornig; und er hatte in seiner Hand ein Räucherfass zum Räuchern; und als er über die Priester erzürnte, da brach der Aussatz aus an seiner Stirn, angesichts der Priester im Haus des HERRN neben dem Räucheraltar. Und Asarja, der Hauptpriester, und alle Priester wandten sich zu ihm, und siehe, er war aussätzig an seiner Stirn, und sie trieben ihn schnell von dort weg; und auch er selbst beeilte sich hinauszukommen, weil der HERR ihn geschlagen hatte. Und der König Ussija war aussätzig bis zum Tag seines Todes, und er wohnte in einem Krankenhaus als Aussätziger; denn er war vom Haus des HERRN ausgeschlossen“ (V. 17–21). Es war ein schrecklicher Schlag Gottes. Der Tod war die eigentliche Strafe, die das Gesetz für sein Verbrechen vorsah (4Mo 18,7), und der Aussatz war genau das — ein lebendiger Tod, verlängert und verstärkt. „Möge sie doch nicht sein wie ein totes Kind, dessen Fleisch, wenn es aus dem Leib seiner Mutter hervorkommt, zur Hälfte verwest ist!“ (4Mo 12,12), hieß es über Mirjam, die wegen eines ähnlichen Vergehens unter ein ähnliches Gericht kam. Gott ist heilig, und Er muss sein Wort gegen jeden Übertreter aufrechterhalten. Er nimmt keine Rücksicht auf Personen und bringt früher oder später das Werk und die Absichten jedes Menschen ans Licht — seine besten Diener nicht ausgenommen (siehe 4Mo 12,10-12; 1Tim 5,24.25).
Der Beweggrund für diese kühne Tat des Königs Ussija ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass er wie die ägyptischen Könige das Amt des Königs und des Hohenpriesters in sich vereinen und sich so sowohl die religiöse als auch die zivile Macht aneignen wollte. Aber was auch immer der unmittelbare Beweggrund war, wir kennen die Hauptursache für seine gottlose Tat. Es war der Stolz, die eigentliche „Erbsünde“, die abscheuliche Muttersünde aller nachfolgenden Sünden, sei es unter den Engeln oder unter den Menschen (1Tim 3,6; Hes 28,2.17). „Denn wunderbar wurde ihm geholfen, bis er stark wurde. Und als er stark geworden war, erhob sich sein Herz, bis er zu Fall kam“ (2Chr 26,15.16). „Stärke des HERRN“ war die Bedeutung seines Namens; und glücklich wäre es für ihn gewesen, wenn er erkannt hätte, dass man nur in seiner Kraft wirklich stark ist. „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2Kor 12,10), schrieb jemand, der seine eigene völlige Ohnmacht und die ausreichende Stärke seines Herrn kannte. „Seid stark in dem Herrn“ (Eph 6,10), ermahnt er seine Mitgeschwister. Ussija ging es gut, und wegen seines Wohlstands wurde sein törichtes Herz hochmütig; an ihm erfüllte sich das Sprichwort seines großen Vorfahren: „Die Sorglosigkeit der Toren wird sie umbringen“, und ein anderes: „Stolz geht dem Sturz, und Hochmut dem Fall voraus“ (Spr 1,32; 16,18). „Und der König Ussija war aussätzig bis zum Tag seines Todes, und er wohnte in einem Krankenhaus als Aussätziger; denn er war vom Haus des HERRN ausgeschlossen. Und Jotham, sein Sohn, war über das Haus des Königs und richtete das Volk des Landes. Und das Übrige der Geschichte Ussijas, die erste und die letzte, hat Jesaja geschrieben, der Sohn des Amoz, der Prophet. Und Ussija legte sich zu seinen Vätern, und man begrub ihn bei seinen Vätern auf dem Begräbnisacker der Könige; denn man sprach: Er ist aussätzig. Und Jotham, sein Sohn, wurde König an seiner statt“ (2Chr 26,21-23). Sie wollten seinen aussätzigen Leichnam nicht in ihrer Westminster Abbey beisetzen, sondern begruben ihn auf einem Feld (vielleicht in der Erde) neben den Gräbern ihrer Könige. Er starb etwa zur Zeit der Gründung Roms. Es war in dem Jahr, in dem König Ussija starb, als Jesaja sein umfangreiches prophetisches Amt antrat (Jes 6,1-8). Der moralische Zustand des Volkes am Ende der Regierungszeit Ussijas wird in den ersten fünf Kapiteln seiner Prophezeiung beschrieben. Jesaja war auch der Geschichtsschreiber seiner Herrschaft. Es ist nicht bekannt, in welchem Jahr seiner der Regierung Ussija vom Aussatz befallen wurde. Es ist auch nicht sicher, wann das große Erdbeben stattfand (Amos 1,1; Sach 14,5). Aus Amos 1,1 geht im Vergleich mit anderen chronologischen Hinweisen in der Schrift mit ziemlicher Sicherheit hervor, dass es nicht später als siebzehn Jahre nach der Thronbesteigung Ussijas stattfand und nicht, wie Josephus fälschlicherweise behauptet, als er mit Aussatz geschlagen wurde.