Schriften von Christopher Knapp
2Kön 24,17 - 25,21 ; 2Chr 36,11-21 – Zedekia (Gerechtigkeit JAHWES)2Kön 24,17 - 25,21 ; 2Chr 36,11-21 – Zedekia (Gerechtigkeit JAHWES)
Zeitgenössische Propheten: Jeremia, Hesekiel, Daniel, Obadja
Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Nationen, kein Gesetz ist mehr da; auch ihre Propheten erlangen kein Gesicht von dem HERRN (Klgl 2,9). „Und der König von Babel machte Mattanja, Jojakins Onkel, zum König an seiner [Jojakins] statt und änderte seinen Namen in Zedekia. Einundzwanzig Jahre war Zedekia alt, als er König wurde, und er regierte elf Jahre in Jerusalem; und der Name seiner Mutter war Hamutal, die Tochter Jeremias, von Libna. Und er tat, was böse war in den Augen des HERRN, nach allem, was Jojakim getan hatte. Denn wegen des Zorns des HERRN geschah dies gegen Jerusalem und gegen Juda, bis er sie von seinem Angesicht weggeworfen hatte“ (2Kön 24,17-20).
Zedekia war der jüngste Sohn Josias und ein Vollbruder des Joahas. Beim Tod seines Vaters war er erst zehn Jahre alt. Nebukadnezar änderte seinen Namen (als Zeichen dafür, dass er ein Vasall war), gab ihm aber nicht den Namen einer heidnischen Gottheit, wie im Fall Daniels und der drei hebräischen jungen Männer. Er ließ ihn bei Gott schwören, und sein neuer Name, Gerechtigkeit des herrn, könnte ihm gegeben worden sein, um ihn an seinen Eid zu erinnern; oder er könnte sogar in der Vorstellung des heidnischen Königs eine Verbindung zu der Gerechtigkeit des HERRN gehabt haben, indem er diesem bösen Volk (das mit seinem Namen bezeichnet wurde) seine politische Unabhängigkeit nahm und es seiner Herrschaft unterwarf. „Und Zedekia empörte sich gegen den König von Babel“ (V. 20). Er hatte keinen wirklichen Glauben an den HERRN, Israels bundestreuen Gott, und scheute daher nicht davor zurück, seinen Bund mit Nebukadnezar zu brechen. Aber wie teuer bezahlte er diesen Bruch seines Eides! „Und es geschah im neunten Jahr seiner Regierung, ... da kam Nebukadnezar, der König von Babel, er und sein ganzes Heer, gegen Jerusalem ... Und die Stadt kam in Belagerung bis in das elfte Jahr des Königs Zedekia. Am Neunten des vierten Monats, da nahm der Hunger in der Stadt überhand; und es war kein Brot mehr da für das Volk des Landes. Und die Stadt wurde erobert, und alle Kriegsleute flohen in der Nacht auf dem Weg durch das Tor, das zwischen den beiden Mauern beim Garten des Königs lag (die Chaldäer aber waren rings um die Stadt her); und man zog den Weg zur Ebene. Aber das Heer der Chaldäer jagte dem König nach, und sie erreichten ihn in den Ebenen von Jericho; und sein ganzes Heer zerstreute sich von ihm weg. Und sie ergriffen den König und führten ihn zum König von Babel nach Ribla hinauf; und man sprach das Urteil über ihn. Und man schlachtete die Söhne Zedekias vor seinen Augen; und man blendete die Augen Zedekias und band ihn mit ehernen Fesseln und brachte ihn nach Babel“ (2Kön 25,1-7).
Der Anlass für diesen Aufstand war die Hoffnung Zedekias auf Hilfe durch den König von Ägypten (siehe Hes 17,11-21). Außerdem versuchte er vergeblich, ein Bündnis mit den umliegenden Völkern zu schließen, um sich und sie vom Joch des babylonischen Königs zu befreien (siehe Jer 27,1-11.) Pharao Hophra versuchte, Zedekia während der Belagerung zu befreien, wurde aber von Nebukadnezars Heer nach Ägypten zurückgetrieben, das daraufhin zurückkehrte und Jerusalem wieder einnahm (siehe Jer 37,5-10). Es war eine schreckliche Belagerung, die achtzehn Monate dauerte; es herrschten Hungersnot und Pest. Mütter kochten und aßen ihre eigenen Kinder (vgl. Klgl 4,10). Um Mitternacht (so Josephus) drangen die Chaldäer in die Stadt ein, und der flüchtende König wurde gefangengenommen. Er wurde mit seinen Söhnen zu Nebukadnezar nach Ribla gebracht, „an der Hauptstraße zwischen Israel und Babylon, wo die babylonischen Könige blieben, um die Operationen ihrer Armeen in Israel und Phönizien zu leiten“ (Fausset).
Hier wurde ihm die schreckliche Strafe für seine Treulosigkeit zuteil, mit der er sein feierliches Bündnis mit seinem HERRN gebrochen hatte. Nachdem er gesehen hatte, wie seine eigenen Kinder vor seinen Augen geschlachtet wurden, wurden ihm die Augen aus den Höhlen „gegraben“, und er wurde „mit doppelten ehernen Fesseln“ (2Kön 25,7) gefesselt und nach Babylon verschleppt. So wurden die beiden scheinbar widersprüchlichen Prophezeiungen von Jeremia (32,4) und Hesekiel (12,13) buchstäblich erfüllt. In Babylon wurde er ins Gefängnis geworfen „bis zum Tag seines Todes“ (Jer 52,11). „Bis ich mich seiner annehme“ (Jer 32,5) könnte bedeuten, dass er endgültig freigelassen wurde, aber „bis zum Tag seines Todes“ schließt eine solche Konstruktion aus. Es ist naheliegender, den Ausdruck so zu verstehen, dass Gott ihn in seiner Barmherzigkeit mit Reue und wahrer Selbsterkenntnis heimsuchen würde, wie Er es bei Manasse vor ihm getan hat. Wie oft hat Gott die strenge Hand seiner Regierung eingesetzt, um den Stolz und die Rebellion des Herzens zu brechen und der reuigen Seele durch eine solche „Heimsuchung“ die wahrhaftigste aller Freiheiten zu sichern — die Befreiung von der Knechtschaft der Sünde. So würde seine Seele frei werden, obwohl sein Körper in Knechtschaft blieb.
Steinmauern machen kein Gefängnis, noch Eisenstäbe einen Käfig,
Wenn ich Freiheit habe in Gottes Liebe, Und in meiner Seele frei bin.
Josephus (Ant. x. 8 § 8) sagt, dass Nebukadnezar „Zedekia im Gefängnis hielt, bis er starb, und ihn dann prächtig begrub.“ Dies stimmt mit Jeremia 34,5 überein: „in Frieden wirst du sterben. Und man wird dir einen Brand machen wie die Brände deiner Väter, der früheren Könige, die vor dir gewesen sind.“
Zedekia wurde zu Recht als „schwach, schwankend und verräterisch“ bezeichnet. Seine Schwäche und Unterwürfigkeit gegenüber seinen Fürsten kennzeichnen ihn als einen Mann, der völlig ungeeignet war, eine Krone zu tragen oder auf einem Thron zu sitzen: „Siehe, er [Jeremia] ist in eurer Hand“, sagt er zu ihnen, „denn der König vermag nichts gegen euch“ (Jer 38,5). Er war auch heuchlerisch. Er tat so, als ob er die Gebete des Propheten wünschte, und sagte: „Bete doch für uns zu dem HERRN, unserem Gott!“ (Jer 37,3). Auch gab er zuweilen vor, Vertrauen in die Prophezeiungen Jeremias zu haben: „Befrage doch den HERRN für uns“ (Jer 21,2), was er aber nicht beherzigen oder glauben wollte. „Und er tat, was böse war in den Augen des HERRN, seines Gottes. Er demütigte sich nicht vor dem Propheten Jeremia, als er nach dem Befehl des HERRN redete“ (2Chr 36,12). Er war vielleicht nicht so offen böse wie seine drei Vorgänger und nicht bereitwillig der Verfolgung hingegeben. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Josephus, der nach den Maßstäben der Menschen urteilt, von „seinem sanften und gerechten Gemüt“ spricht. Aber der HERR sieht nicht, wie die Menschen sehen, und seine Gedanken sind nicht die Gedanken der Menschen. Er sagt: „Und er verhärtete seinen Nacken und verstockte sein Herz, so dass er nicht umkehrte zu dem HERRN, dem Gott Israels“ (2Chr 36,13). So nahm Gott ihn in seinem Zorn weg.
Der Tempel wurde niedergebrannt, und nur ein kläglicher Rest des Volkes blieb im Land zurück („die Geringen“), „als Weingärtner und als Ackerbauern“ (2Kön 25,12). Sogar unter ihnen kam es zu einem Aufstand, und aus Angst vor den Chaldäern flohen sie nach Ägypten, um dort jämmerlich umzukommen, wie Jeremia sie treu und unter Tränen gewarnt hatte.
Siebzig Jahre lang lag das Land „wüst“; dann wurde einem Rest erlaubt, zurückzukehren, damit sechshundert Jahre später weise Männer aus eben diesem Land des Ostens kommen und sich erkundigen konnten, wo sie den finden könnten, der „als König der Juden“ geboren wurde (Mt 2,2).
Bis zu diesem Tag konnte der gottesfürchtige Überrest seines Erbes nur in der Sprache Davids — dem Vorbild des kommenden Königs — beten: „Lass doch die Bosheit der Gottlosen ein Ende nehmen, und befestige den Gerechten!“ (Ps 7,10). „Amen, komm Herr Jesus!“ (Off 22,20).