Schriften von Christopher Knapp
2Kön 22,1 - 23,30 ; 2Chr 34-35 - Josia (JAHWE hält oder heilt)2Kön 22,1 - 23,30 ; 2Chr 34-35 - Josia (JAHWE hält oder heilt)
Zeitgenössischer Prophet: Jeremia
Ein weiser König zerstreut die Gottlosen und führt das Dreschrad über sie hin (Spr 20,26). „Acht Jahre war Josia alt, als er König wurde, und er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem; und der Name seiner Mutter war Jedida, die Tochter Adajas, von Bozkat. Und er tat, was recht war in den Augen des HERRN; und er wandelte auf allen Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab“ (2Kön 22,1.2).
Endlich, nach mehr als dreihundert Jahren, erfüllt sich die Prophezeiung des Mann Gottes aus Juda: „Siehe, ein Sohn wird dem Haus Davids geboren werden, Josia sein Name; und er wird auf dir [dem Götzenaltar in Bethel] die Priester der Höhen schlachten, die auf dir räuchern, und man wird Menschengebeine auf dir verbrennen!“ (1Kön 13,2). „Und im achten Jahr seiner Regierung, als er noch ein Knabe [sechzehn Jahre alt] war, fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen; und im zwölften Jahr fing er an, Juda und Jerusalem von den Höhen und den Ascherim und den geschnitzten und den gegossenen Bildern zu reinigen. Und man riss die Altäre der Baalim vor ihm nieder; und die Sonnensäulen, die oben darauf waren, hieb er um; und die Ascherim und die geschnitzten und die gegossenen Bilder zerschlug und zermalmte er und streute sie auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten; und die Gebeine der Priester verbrannte er auf ihren Altären. Und so reinigte er Juda und Jerusalem“ (2Chr 34,3-5).
Gottes Absichten werden schnell reifen. Das ist in gewissem Sinn wahr; doch in einem anderen Sinn mahlen die Mühlen Gottes langsam.
Spötter mögen lange gefragt haben: Wo ist die Verheißung (2Pet 3,4) dieses kommenden Fürsten, dieses Kindes aus dem Haus David, das Josia heißt? Und als eine Generation nach der anderen verging und kein Fürst dieses Namens auftauchte, mögen sich sogar die Gerechten gefragt haben, ob Gott ihn vergessen hatte oder ob die Prophezeiung wirklich wahr war. Wusste Jedida (Geliebte) von dieser Prophezeiung, als sie ihrem Erstgeborenen diesen Namen gab? Oder die Großmutter des Kindes, Adaja (Jah hat sie geschmückt)? Sie stammten aus der Stadt Bozkat, einer Anhöhe, und endlich war die Zeit gekommen, in der der auftreten sollte, von dem der Prophet gesprochen hatte; und die Prophezeiung erfüllte sich nun — wie alles Wort Gottes erfüllt werden muss. „Und in den Städten von Manasse und Ephraim und Simeon und bis nach Naphtali hin, in ihren Trümmern ringsum, riss er die Altäre nieder; und die Ascherim und die geschnitzten Bilder zertrümmerte und zermalmte er, und alle Sonnensäulen hieb er um im ganzen Land Israel. Und er kehrte nach Jerusalem zurück“ (2Chr 34,6.7). Im achtzehnten Jahr seiner Herrschaft, als er das Land und das Haus gereinigt hatte, beauftragte er seine Staatsbeamten, „die im Haus des HERRN arbeiteten …, um das Haus herzustellen und auszubessern“ (V. 10).
Die Leviten wurden im ganzen Land ausgesandt, um das nötige Geld für diese Arbeit zu sammeln. „Sie gaben es in die Hand derer, die das Werk betrieben …, um das Haus herzustellen und auszubessern: Sie gaben es den Zimmerleuten und den Bauleuten, um gehauene Steine und Holz für die Bindebalken zu kaufen und um die Häuser mit Balken zu versehen, die die Könige von Juda hatten verfallen lassen. Und die Männer handelten in Treue an dem Werk“ (V. 10–12). Obwohl Manasse persönlich wiederhergestellt war, hatte er nicht die Kraft — oder vielleicht auch nicht den Einfluss —, diese Arbeit zu tun. Alles muss in einem ruinierten Zustand gewesen sein, als der junge Josia sein Werk der Wiederherstellung begann.
Und nun wurde eine große Entdeckung gemacht. Ein verborgener Schatz (der zweifellos lange verloren war) wurde gefunden, besser als Gold oder seltene Edelsteine. „Und als sie das Geld herausnahmen, das in das Haus des HERRN gebracht worden war, fand der Priester Hilkija das Buch des Gesetzes des HERRN durch Mose. Da hob Hilkija an und sprach zu Schaphan, dem Schreiber: Ich habe das Buch des Gesetzes im Haus des HERRN gefunden. Und Hilkija gab Schaphan das Buch. Und Schaphan brachte das Buch zum König; und er brachte ferner dem König Nachricht und sprach: Alles, was der Hand deiner Knechte übergeben worden ist, das tun sie: Sie haben das Geld, das sich im Haus des HERRN befand, ausgeschüttet und es in die Hand derer gegeben, die zur Aufsicht bestellt sind, und in die Hand derer, die das Werk betreiben“ (V. 14–17). Er sagt noch nichts über den neu gefundenen Schatz. Vielleicht war er in seinen Augen noch kein Schatz. Wie viele in der heutigen Zeit war er mehr mit „Arbeitern“ und „Geld“ beschäftigt als mit dem Buch Gottes, das er groß gemacht hat, nicht nur über alle christliche Arbeit oder missionarische Unternehmungen (obwohl diese ihren Platz haben), sondern „über all deinen Namen“ (Ps 138,2). Schaphan verachtete das Buch nicht, aber er hatte noch nicht, wie viele moderne Schreiber, die Bedeutung dieses wertvollen Buches erkannt. Dann — nachdem „Geld“ und „Aufseher“ und „Arbeiter“ erwähnt worden sind, heißt es: „Und Schaphan, der Schreiber, berichtete dem König und sprach: Der Priester Hilkija hat mir ein Buch gegeben“ — nur ein Buch! „Und Schaphan las darin vor dem König“ (V. 18). „Und es geschah, als der König die Worte des Gesetzes hörte, zerriss er seine Kleider“ (V. 19). Dann befahl er den Tempelvorstehern und seinem Diener Asaja: „Geht hin, befragt den HERRN für mich und für die Übriggebliebenen in Israel und in Juda wegen der Worte des aufgefundenen Buches. Denn groß ist der Grimm des HERRN, der sich über uns ergossen hat, weil unsere Väter das Wort des HERRN nicht gehalten haben, um nach allem zu tun, was in diesem Buch geschrieben steht“ (V. 21). Es handelte sich zweifellos um die fünf Bücher Mose — entweder das Original, wie es von Mose geschrieben wurde, oder die Tempelabschrift (5Mo 31,26), die in früheren Zeiten bei der Krönung der Könige verwendet wurde (siehe 5Mo 17,18; 2Chr 23,11). Wie lange dieses Buch verlorengegangen war, ist nicht bekannt; wahrscheinlich mindestens seit dem Beginn der Herrschaft Manasses. „Da gingen Hilkija und diejenigen, die der König gesandt hatte, zur Prophetin Hulda, der Frau Schallums, des Sohnes Tokhats, des Sohnes Hasras, des Hüters der Kleider; sie wohnte aber in Jerusalem im zweiten Stadtteil; und sie redeten auf diese Weise zu ihr“
(V.22). Warum sie sich nicht an Jeremia oder Zephanja wandten, die Zeitgenossen von Josia waren (Jer 1,2; Zeph 1,1), ist unklar. Anatot, Jeremias Geburtsort, lag nur fünf Kilometer von Jerusalem entfernt und war somit leicht zu erreichen. Diese beiden Propheten könnten jedoch zu jung gewesen sein, um vom Volk als Propheten befragt zu werden (siehe Jer 1,6.7).
Huldas Antwort war sehr beeindruckend: „So spricht der HERR, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: So spricht der HERR: Siehe, ich will Unglück bringen über diesen Ort und über seine Bewohner: alle Flüche, die in dem Buch geschrieben sind, das man vor dem König von Juda gelesen hat. Weil sie mich verlassen und anderen Göttern geräuchert haben, um mich zu reizen mit allen Machwerken ihrer Hände, so hat mein Grimm sich über diesen Ort ergossen, und er wird nicht erlöschen. Zum König von Juda aber, der euch gesandt hat, um den HERRN zu befragen, zu ihm sollt ihr so sprechen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Die Worte betreffend, die du gehört hast — weil dein Herz weich geworden ist und du dich vor Gott gedemütigt hast; als du seine Worte über diesen Ort und über seine Bewohner hörtest, und du dich vor mir gedemütigt und deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, so habe ich es auch gehört, spricht der HERR. Siehe, ich werde dich zu deinen Vätern versammeln, und du wirst zu deinen Gräbern versammelt werden in Frieden, und deine Augen sollen all das Unglück nicht ansehen, das ich über diesen Ort und über seine Bewohner bringen werde. — Und sie brachten dem König Antwort“ (2Chr 34,23-28).
Im Zorn gedenkt Gott der Barmherzigkeit (Hab 3,2); und wie sein Urgroßvater Hiskia wird Josia mit der Gewissheit getröstet, dass die bevorstehenden Gerichte zu seinen Lebzeiten nicht eintreffen werden, weil er sich wie Hiskia gedemütigt hat. Umgehend versammelte er alle Ältesten des Landes und mit ihnen die Priester und Leviten „und alles Volk, vom Größten bis zum Kleinsten; und man las vor ihren Ohren alle Worte des Buches des Bundes, das im Haus des HERRN gefunden worden war“ (2Chr 34,30). „Und der König stand auf dem Standort und schloss den Bund vor dem HERRN, dem HERRN nachzuwandeln und seine Gebote und seine Zeugnisse und seine Satzungen zu halten mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele, um die Worte dieses Bundes zu erfüllen, die in diesem Buch geschrieben sind. Und das ganze Volk trat in den Bund“ (2Kön 23,3). Von Seiten des jungen Königs war das alles zweifellos echt, aber man muss nur den früheren Teil von
Jeremias Prophezeiung lesen, um zu sehen, wie heuchlerisch all das bei der Masse des Volkes war (siehe Jer 3,10). Sie waren schon früher mit Begeisterung Bündnisse mit dem HERRN eingegangen, und das Ergebnis war immer dasselbe — Zusammenbruch und größere Abkehr von Gott als je zuvor.
Das Werk der Reformation wurde dann ausgeweitet: „Und Josia tat alle Gräuel weg aus allen Ländern, die den Kindern Israel gehörten; und er hielt alle an, die sich in Israel befanden, dem HERRN, ihrem Gott, zu dienen. Alle seine Tage wichen sie nicht ab von der Nachfolge des HERRN, des Gottes ihrer Väter“ (2Chr 34,33). „Und auch den Altar, der in Bethel war, die Höhe, die Jerobeam, der Sohn Nebats, gemacht hatte, der Israel zu sündigen veranlasste, auch diesen Altar und die Höhe riss er nieder; und er verbrannte die Höhe, zermalmte sie zu Staub und verbrannte die Aschera. Und als Josia sich umwandte und die Gräber sah, die dort in dem Berg waren, da sandte er hin und ließ die Gebeine aus den Gräbern holen und verbrannte sie auf dem Altar und verunreinigte ihn, nach dem Wort des HERRN, das der Mann Gottes ausgerufen hatte, der diese Dinge ausrief. [Altar, Altar, so spricht der HERR:
Siehe, ein Sohn wird dem Haus Davids geboren werden, Josia sein Name; und er wird auf dir die Priester der Höhen schlachten, die auf dir räuchern, und man wird Menschengebeine auf dir verbrennen! (1Kön 13,2)]. Und er sprach: Was ist das dort für ein Mal, das ich sehe? Und die Leute der Stadt sprachen zu ihm: Es ist das Grab des Mannes Gottes, der von Juda gekommen ist und diese Dinge ausgerufen hat, die du gegen den Altar von Bethel getan hast. Und er sprach: Lasst ihn liegen, niemand beunruhige seine Gebeine! Und so retteten sie seine Gebeine samt den Gebeinen des Propheten, der von Samaria gekommen war“ (2Kön 23,15-18).
Es ist nicht sicher, ob diese bemerkenswerte Begebenheit vor oder nach dem Auffinden der Gesetzeskopie im Tempel stattfand (siehe Einleitung des Autors). Sie beweist jedoch, dass die Prophezeiung des judäischen Propheten nach dem Ablauf von mindestens drei Jahrhunderten immer noch frisch in den Köpfen der Menschen war. Gott lässt nicht nur keins seiner Worte auf die Erde fallen, sondern sorgt auch dafür, dass sie auf die eine oder andere Weise im Gedächtnis derer erhalten bleiben, die von ihnen betroffen sind. Die Aufschrift auf dem Grab des Mannes Gottes würde zweifellos dazu beitragen, dass das Ereignis nicht in Vergessenheit gerät. Wie ehrfürchtig und ermutigt muss sich der König Josia gefühlt haben, als er erfuhr, dass er von Gott für das Werk, das er tat, mit Namen genannt und eingesetzt worden war, und das schon so viele Generationen zuvor. Wie sehr würde ihm das die Kraft und die Bedeutung solcher Schriftstellen wie Psalm 139 zeigen. Und wenn er sah, wie buchstäblich sich die Prophezeiung des Mannes Gottes erfüllte, würden er und sein ganzes Volk davon überzeugt werden, dass sich die Prophezeiungen Huldas und Jeremias gegen sie selbst in gleicher Weise erfüllen würden.
Zweifellos bewegt durch das, was im wiedergefundenen Buch des Gesetzes darüber geschrieben stand, feierte Josia „Passah dem HERRN in Jerusalem“ (2Chr 35,1). Es wurden sorgfältige Vorbereitungen getroffen, damit alles nach dem geschriebenen Wort Gottes geschehen konnte. Es geschah im achtzehnten Jahr seiner Regierung und wurde daher wahrscheinlich unmittelbar nach der Fertigstellung der Tempelrestaurierung und dem Auffinden des Buches gefeiert (vgl. 2Chr 34,8; 35,19). „Und er stellte die Priester an ihre Aufgaben und ermutigte sie zum Dienst des Hauses des HERRN. Und er sprach zu den Leviten, die ganz Israel unterwiesen, die dem HERRN geheiligt waren: Setzt die heilige Lade in das Haus, das Salomo, der Sohn Davids, der König von Israel, gebaut hat; ihr habt sie nicht mehr auf der Schulter zu tragen. Dient nunmehr dem HERRN, eurem Gott, und seinem Volk Israel; und bereitet euch nach euren Vaterhäusern, in euren Abteilungen, nach der Schrift Davids, des Königs von Israel, und nach der Vorschrift seines Sohnes Salomo“ (2Chr 35,2-4). Es sollte alles so geschehen, wie es geschrieben stand. Josia achtete offensichtlich sehr darauf und wurde so zu einem schönen Beispiel für alle, die sich danach sehnen, dem HERRN zu gefallen, und die wie dieser gottesfürchtige König weder zur Rechten noch zur Linken von seiner Nachfolge abweichen wollen.
Einige im Königreich mochten denken, dass er zu sehr an den Buchstaben dieser Schriften gebunden war, aber er würde Gottes Zustimmung haben, und das war völlig ausreichend. Niemand kann sagen, wohin das vorsätzliche Abweichen um eine Haaresbreite schließlich führen könnte. Die Sicherheit aller besteht darin, sich so weit wie möglich vom Rand des Abgrunds fernzuhalten. „Dann werde ich nicht beschämt werden, wenn ich Acht habe auf alle deine Gebote“ (Ps 119,6).
Josia befiehlt den Leviten, die Lade an ihren Platz im Tempel zu stellen und sie nicht mehr auf den Schultern zu tragen. Dies ist die letzte historische Erwähnung der Lade in der Heiligen Schrift. Aus Jeremia 3,16 geht hervor, dass die Lade zu einem Gegenstand pompöser Darstellung gemacht wurde und möglicherweise von den Leviten in einer Prozession durch die Straßen Jerusalems getragen wurde. Sie wurde nie wieder erwähnt und ging wahrscheinlich verloren, als der Tempel von den Chaldäern verbrannt wurde (2Chr 36,19).
Der König befiehlt den Leviten weiter: „und schlachtet das Passah“, sagt er, „und heiligt euch und bereitet es für eure Brüder, damit ihr tut nach dem Wort des herrn durch Mose“ (2Chr 35,6). Und was für ein Passah war das! — „Und es war kein solches Passah in Israel gefeiert worden wie dieses, seit den Tagen Samuels, des Propheten; und alle Könige von Israel hatten kein Passah gefeiert wie dieses, das Josia feierte und die Priester und die Leviten und ganz Juda und Israel, das sich vorfand, und die Bewohner von Jerusalem“ (V. 18). Es übertraf sogar das große Passahfest unter Hiskia, das seit der Zeit Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel nicht mehr erreicht worden war. Das Passahfest Josias übertraf das aller Könige und kam nur dem des Propheten gleich.
Und nun kommt die letzte Handlung in diesem ergreifenden Drama des Lebens Josias. „Nach all diesem, als Josia das Haus eingerichtet hatte, zog Neko, der König von Ägypten, hinauf, um gegen Karchemis am Euphrat zu kämpfen; und Josia zog aus, ihm entgegen. Da sandte er Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Was haben wir miteinander zu schaffen, König von Juda? Nicht gegen dich komme ich heute, sondern gegen das Haus, mit dem ich Krieg führe; und Gott hat gesagt, dass ich eilen solle. Steh ab von Gott, der mit mir ist, dass er dich nicht verderbe!“ (2Chr 35,20.21). Das war eine gute Warnung, und Josia hätte sie jedenfalls beherzigen sollen. Neko kam gegen Assyrien und kämpfte nicht gegen Josia.
Neko war ein Mann mit Unternehmungsgeist und Energie. Er war es, der versuchte, das Rote Meer mit dem Nil durch einen Kanal zu verbinden. Unter seiner Schirmherrschaft umrundeten phönizische Seefahrer den afrikanischen Kontinent. Bei dieser Expedition kam er auf dem Seeweg und landete in Akko. Er befand sich also nicht einmal auf Josias Gebiet, als dieser schuldhaft seine Truppen gegen ihn in Marsch setzte. „Aber Josia wandte sein Angesicht nicht von ihm ab, sondern verkleidete sich, um gegen ihn zu kämpfen; und er hörte nicht auf die Worte Nekos, die aus dem Mund Gottes kamen. Und er kam in die Talebene Megiddo, um zu kämpfen. Und die Schützen schossen auf den König Josia. Da sprach der König zu seinen Knechten: Bringt mich weg, denn ich bin schwer verwundet! Und seine Knechte brachten ihn vom Wagen weg und setzten ihn auf den zweiten Wagen, den er hatte, und fuhren ihn nach Jerusalem. Und er starb und wurde in den Gräbern seiner Väter begraben“ (V. 22–24). „Warum willst du dich denn mit dem Unglück einlassen, dass du fällst?“, sagte der König von Israel Jahre zuvor zu Amazja, dem Vorfahren Josias (2Kön 14,10). Josia dürfte auch mit dem Sprichwort vertraut gewesen sein, das von den Männern Hiskias abgeschrieben wurde: „Der ergreift einen Hund bei den Ohren, wer vorbeigehend sich über einen Streit ereifert, der ihn nichts angeht“ (Spr 26,17). Und ein anderer schrieb: „Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzustehen; wer aber ein Narr ist, stürzt sich hinein“ (Spr 20,3). Es war nicht aus Glauben, warum sonst sollte er sich verstellen? Es gibt keine Aufzeichnungen über ein Gebet vor der Schlacht, wie es bei so vielen seiner gottesfürchtigen Vorfahren der Fall war, und für diese unüberlegte Tat Josias scheint es keine Erklärung zu geben. Er mag vermutet haben, dass Neko etwas gegen sein Königreich vorhatte; aber da der ägyptische König jede derartige Absicht entschieden zurückwies, war Josias nicht provozierter Angriff auf ihn völlig ungerechtfertigt. Und Gott, der Gott des Friedens und der Gerechtigkeit, würde ihn nicht bewahren, wie Er es bei Josaphat getan hatte.
Doch das frühe Ende Josias kann auch in einem anderen Licht betrachtet werden. Das Volk war eines so gottesfürchtigen Herrschers völlig unwürdig, und seine Bosheit rief trotz äußerer Besserung laut nach dem Gericht; so wurde der Gerechte dem kommenden Übel entrissen (Jes 57,1). So gesehen war es für den Mann selbst eine Gnade; aber für das Volk war es, menschlich gesprochen, ein schreckliches Unglück.
Sie waren sich dessen offensichtlich bewusst, denn wir lesen: „und ganz Juda und Jerusalem trauerten um Josia. Und Jeremia stimmte ein Klagelied über Josia an. Und alle Sänger und Sängerinnen haben in ihren Klageliedern von Josia geredet bis auf den heutigen Tag; und man machte sie zu einem Brauch in Israel. Und siehe, sie sind geschrieben in den Klageliedern“ (2Chr 35,24.25). Diese Klagelieder dürfen nicht mit den Klageliedern Jeremias verwechselt werden, die über (und damit nach) den Fall Jerusalems geschrieben wurden (vgl. Jer 22,10-13; Sach 12,11).
Josia war der letzte gute König, der auf dem Thron Davids saß, bis der kommt, der ein Recht darauf hat. Und er war der letzte, dessen Leichnam eine Ruhestätte unter den Königen fand, in den Gräbern seiner Väter.
Das Andenken an diesen „Gerechten“ und tatkräftigen König ist „zum Segen“ (Spr 10,7). Als er erst zwanzig Jahre alt war, begann er mit der großen Aufgabe, sein Reich von seinen Gräueln zu reinigen. Es gab Gefäße, die Baal geweiht waren, und dem ganzen Heer des Himmels, die aus dem Tempel entfernt werden mussten; es gab „die Götzenpriester, die die Könige von Juda eingesetzt hatten“ (2Kön 23,5), die abgesetzt werden mussten — sie, die dem Baal, der Sonne, dem Mond und den Sternbildern räucherten. „Und er riss die Häuser der Geweihten [Männer, die abscheulichen Zwecken geweiht waren] nieder, die sich im Haus des HERRN befanden, worin die Frauen [ebenfalls heidnischen Göttern geweiht] Zelte webten für die Aschera“ (2Kön 23,7). Josua, der Oberste der Stadt, hatte am Eingang seines Tores hohe Mauern, die Josia furchtlos niederriss (V. 8). „Und er schaffte die Pferde ab, die die Könige von Juda der Sonne gesetzt hatten am Eingang des Hauses des HERRN, bei der Zelle Nethan-Meleks, des Hofbeamten, der im Parwarim wohnte; und die Wagen der Sonne verbrannte er mit Feuer. Und die Altäre, die auf dem Dach des Obergemachs des Ahas waren, die die Könige von Juda gemacht hatten, und die Altäre, die Manasse in den beiden Höfen des Hauses des HERRN gemacht hatte, riss der König nieder“ (V. 11.12). Er scheint nur wenige Sympathisanten oder Unterstützer bei seinen Reformen gehabt zu haben und überwachte einige der Arbeiten persönlich (siehe 2Kön 23,16). Man konnte es ihm nicht verdenken, wenn die Masse des Volkes heuchlerisch und nicht bei der Sache war (siehe Zeph 1,5). Echte Umkehr geschieht nicht auf Befehl eines Königs, doch er tat alles, was in seiner Macht stand, und ließ nicht zu, dass auch nur eine sichtbare Spur des Götzendienstes in seinem Reich übrigblieb. Es ist bezeichnend, dass nach dem Tod dieses letzten rechtschaffenen Königs von Juda das ganze Land äußerlich von seinen Gräueln gereinigt war. Und als sein Werk vollbracht war, rief Gott ihn heim, obwohl ein ägyptischer Pfeil sein Bote war. „Und vor ihm ist seinesgleichen kein König gewesen, der zu dem HERRN umgekehrt wäre mit seinem ganzen Herzen und mit seiner ganzen Seele und mit seiner ganzen Kraft, nach allem Gesetz Moses; und nach ihm ist seinesgleichen nicht aufgestanden“ (2Kön 23,25). „Und das Übrige der Geschichte Josias und alles, was er getan hat, ist das nicht geschrieben im Buch der Chroniken der Könige von Juda?“ (V. 28).