Schriften von Albert von der Kammer
1Kor 8-11 - Der Unterschied zwischen „Tisch" und „Mahl" des Herrn1Kor 8-11 - Der Unterschied zwischen „Tisch" und „Mahl" des Herrn
Der Unterschied zwischen „Tisch“ und „Mahl" des HErrn.
Eine Betrachtung über 1Kor 8-10 (11).
Die Gemeinde in Korinth war durch den Dienst des Apostels Paulus entstanden; fast zwei Jahre hatte er dort gewirkt. Nach seiner Abreise stellten sich Schwierigkeiten ein, die das Werk in Gefahr brachten. Man wandte sich dieserhalb an den Apostel, der ihnen dann einen Brief schrieb, welcher uns nicht erhalten geblieben ist (vergl. t. Kor. 5, 9). Auf diesen Brief, den, wie gesagt, wir nicht besitzen, wandten sich die Korinther nochmals mit Fragen an den Apostel. Der 1. Korintherbrief des Neuen Testamentes ist die Antwort auf die verschiedenen Fragen und Mitteilungen. Wir sehen dieses deutlich aus den Worten: »Denn es ist mir von euch kund geworden ... durch die Hausgenossen der Chloe, dass Streitigkeiten unter euch sind" (1,11). Und wenn er in diesem Briefe auf die ihm vorgelegte Frage betreffs der Ehe eingeht, so schreibt er ausdrücklich: »Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt" (1Kor 7,1) und ebenso leitet er auch seine Antwort im 8. Kap. über die Götzenopfer ein, indem er wieder schreibt: "Was aber die Götzenopfer betrifft", und dieselben Worte finden wir wieder in 1Kor 12,1 und 1Kor 16,1.
Wir finden deshalb in diesem Briefe eine Fülle von Belehrungen über allerlei Fragen und strittige Punkte. Der Apostel schreibt über die Streitigkeiten, Parteibildungen, über die Diener am Worte, über die Zucht, über Prozesse, Ehefragen, Götzenopfer und christliche Freiheit, über verschiedene gottesdienstliche Fragen, Auferstehung des Leibes, über Sammlungen, und andere Einzelheiten könnten noch genannt werden.
Wir beschäftigen uns heute insonderheit mit dem 1O. Kapitel, das den Schluß seiner Antwort über die Götzenopfer und die christliche Freiheit, daran teilnehmen zu können, enthält. —
Ernste Meinungsverschiedenheiten wegen Kaufes und Genusses von Götzenopferstisch und der Teilnahme an Götzenopfermahlzeiten waren in der Gemeinde entstanden.
Die einen, im Bewußtsein der Nichtigkeit der Götzen, behaupteten ihre christliche Freiheit, Götzenopfer-FIeisch auf dem Markte kaufen, zubereiten und, wo es ihnen vorgesetzt wurde, auch essen zu dürfen und gingen in ihrer Freiheit sogar so weit, auch im Götzentempel an dort stattfindenden Götzenopfer-Mahlzeilen teilnehmen zu können. Sie beriefen sich darauf, daß Götzen keine wirklichen Wesen seien, sondern nur in der Einbildung existierten und deshalb Fleisch, welches diesen geopfert, gleich jedem anderen Fleische sei; zugleich stützten sie sich aus das, wie es scheint, von dem Apostel gebrauchte Wort: »Alles ist mir erlaubt" (1Kor 6,12).
Die anderen meinten dagegen, in den Götzen doch noch wirkliche Wesen und dämonische Gewalten sehen zu müssen; deshalb müsse jedwede Teilnahme an Dingen, die mit Götzen verbunden waren, auch Verunreinigungen und Befleckungen bewirken und die Gläubigen unter die Einflüsse der Dämonen bringen.
Wie ernst der Apostel diese Frage nahm, sehen wir aus der langen und eingehenden Antwort, die er daraus gibt. Wir möchten uns darüber wundern, dass er drei, z. T. lange Kapitel (die Kap. 8 — 10) über diese Frage schreibt. Mir verstehen es aber, wenn wir uns in die schwierige Lage dieser Gläubigen versetzen, die vom Götzendienst völlig umgeben waren. Wurde jemand gläubig, so hörten damit nicht zugleich die Familienbande und Verwandtschafts-Beziehungen auf. Diese heidnische Umgebung und Verwandtschaft trugen aber ernste Versuchungen für den Gläubigen in sich. Die grössten Schwierigkeiten boten aber die Einladungen zu den heidnischen Opfer-Mahlzeiten.
Im Mittelpunkt des Götzendienstes standen die Opfer und die damit verbundenen Mahlzeiten. Diese wurden im Götzentempel, in den Götzenhainen oder in den Häusern der Opfernden zugerichtet. Meistens wurde auch das Fleisch der Opfertiere auf dem Markte verkauft.
Solche Opfer fanden sowohl bei frohen, als auch bei Trauer-Ereignissen statt. Zu den dann damit verbundenen Opfermahlzeiten wurden die Verwandten und Freunde eingeladen. Wenn nun unter diesen Gläubige waren, so können wir uns denken, welche ernsten Fragen in den Herzen derselben entstanden: Konnten sie daran teilnehmen oder nicht?
Auf diese Fragen zu antworten, war keine einfache Sache. Die einen behaupteten ihre Freiheit, die anderen meinten, daß man sich verunreinige. Auf der einen Seile lag die Gefahr der Freigeisterei, auf der anderen die des Aberglaubens. Schwerwiegende Entscheidungen hingen von der Antwort des Apostels ab. insonderheit für die, die sich auf ihre christliche Erkenntnis beriefen, dass Götzen keine wirklichen Wesen und somit die Opfer bedeutungslos seien, und sie deshalb die Freiheit hätten, in diesen rein äußerlichen Dingen von dem Worte: „Alles ist erlaubt", Gebrauch machen zu können. Konnten sie an den Götzenopfer-Mahlzeiten nicht mehr teilnehmen, so war das für sie ein völliger Bruch mit der Vergangenheit, der Verwandtschaft und den Freunden.
Wenn wir jetzt die Antwort des Apostels betrachten, so sehen wir, daß er voll und ganz die christliche Freiheit behauptet; aber er tadelt das rücksichtslose Durchsetzen der Freiheit.
Was den Korinthern fehlte, war das Verständnis der Gemeinschaft („Teilhaberschaft"). Sie mussten lernen, daß keiner in seinem Verhalten für sich allein stand. Sie hatten Gott erkannt als „Vater" und Jesum als „HErrn" (1Kor 8,6) und damit hing die Gemeinschaft, die Bruderschaft zusammen, das Verbundensein mit den Brüdern. Wenn jemand meinte, das Recht und die Freiheit zu haben, hier- und dorthin zu gehen und von den Götzenopfern essen zu können, so musste er sich bewusst sein, daß sein Tun nicht ihn allein betraf, sondern daß auch die Gemeinschaft dadurch berührt und in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das, was der einzelne tat, berührte auch die Brüder (1Kor 10,9-13).
Wenn sich jemand nur durch die Erkenntnis leiten ließ (1Kor 10,1-2), so mochte er Dinge tun, die an sich nicht unrecht waren, und trotzdem nicht gottgemäss handeln. Deshalb zeigt der Apostel ihnen im 8, Kapitel, daß der Gebrauch der christlichen Freiheit und des Rechtes durch die Liebe zu Gott und zu den Brüdern reguliert werden muß. Sie kannten Gott und den HErrn und deshalb hatten sie Seiner Natur und Ihm gemäß zu handeln. Stehen wir in der Liebe und in dem rechten Geiste, so achten wir aus unsere Brüder und regulieren unser Recht und unsere Freiheit (die wir durch die Erkenntnis haben) durch die Liebe. Der Gläubige, der in dem rechten Geist und in der rechten Freiheit steht, ist kein durch sein Recht Geknechteter. Er beweist dieses dadurch, daß er um seines schwachen Bruders willen keinen Gebrauch von seinem Recht und seiner Freiheit macht. Denn die wahre Freiheit ist die, die auf Freiheit verzichten kann. Der wirkliche Maßstab für das, was wir sind, wird nicht in unserer Erkenntnis, sondern in unserer Liebe gesehen. Wahre Erkenntnis ist Erkenntnis Gottes, und diese wird durch den Heiligen Geist die göttliche Natur (Licht und Liebe) in uns zur Auswirkung bringen.
Im 9. Kapitel sucht der Apostel sie zu ermutigen, in dieser wirklichen Freiheit zu stehen, indem er ihnen einen Einblick in sein eigenes Verhalten gibt, wie er aus Liebe, um der Gemeinde und des Evangeliums willen, keinen Gebrauch macht von seiner Freiheit, seinen Rechten und seiner Macht. Sein Verhalten sollte ihnen Beispiel und Vorbild für den rechten Gebrauch der christlichen Freiheit sein.
Sodann zeigt er ihnen aber auch im ersten Teile des 10. Kapitels an schrecklichen Beispielen in der Geschichte des Volkes Israels die Gefahren des Götzendienstes. Solche Gefahren drohten denen, die in falscher Sicherheit ihre Segnungen aufs Spiel setzten, und aus ihrem Wege durch die Wüste den Genüssen einer götzendienerischen Welt nicht entsagten. Der HErr, das himmlische Manna, genügte und befriedigte diese nicht mehr und es gelüstete sie nach bösen Dingen, und die Folge war, dass Gottes Gericht über sie kam.
Der jetzt folgende Teil des 10. Kapitels, Vers 14—22, wird in manchen Kreisen der Kinder Gvites fast ständig bei der Feier des Mahles des Herrn gelesen. Viele Gläubige haben dadurch den Zusammenhang dieser Verse ganz aus dem Gesicht verloren und vergessen, dass es sich in dieser Stelle nicht um Belehrungen über des HErrn Abendmahl, sondern um Belehrungen über den Götzendienst handelt. Im 11. Kap., als der Apostel zur Beantwortung der gottesdienstlichen Fragen übergeht, die mit dem Zusammenkommen der Gemeinde verbunden sind, belehrt er sie auch über das Abendmahl. In dieser Stelle aber handelt es sich überhaupt nicht um das Zusammenkommen und das Verhalten der einzelnen in der Gemeinde, sondern um das Verhalten der einzelnen in der Welt.
Sie sollten durch ihr Verhalten in der Welt die Gemeinschaft („Teilhaberschaft") nicht kompromittieren (bloßstellen)', eine Gemeinschaft, welche sich aus die Gemeinschaft mit Christo in Seinem Tode gründete. Sie hatten Gemeinschaft mit dem Blute und dem Leibe des Christus. Die notwendige Folge war, daß alle, die mit Christo in Seinem Tode Gemeinschaft hatten, auch miteinander Gemeinschaft halten. Der Apostel drückt diesen Gedanken in den Worten aus: »Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig«.
Einige haben aus dieser Stelle den Lehrsatz geprägt, daß im Abendmahl die sichtbare Darstellung der Einheit des Leibes Christi stattzufinden habe, eine Sache, von der die Schrift nichts redet.1) Sie sagt: »Ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen«, aber von einer sichtbaren Darstellung oder einem zum-öffentlichen-Ausdruck-Bringen unsererseits sagt sie uns nichts. Solche Worte sind menschliche Hinzufügungen.
Es ist eine unumstößliche Tatsache, daß alle, die des einen Brotes (welches Christus ist, das vom Himmel herabgekommene Brot in Seinem für uns dahin gegebenen Leib) teilhaftig geworden sind, ein Leib sind. Es handelt sich doch gar nicht darum, daß wir etwas sichtbar »zum Ausdruck bringen" oder „darstellen", sondern um das, was wir sind: „ein Leib sind wir" usw. Weil nur ein Brot (ein für uns gegebener Leib) ist, deshalb sind wir alle, die vielen, die des einen Brotes teilhaftig sind, ein Leib geworden — so wie ein Brot, so auch ein Leib. (Mit dem Brote, des wir teilhaftig geworden sind, ist natürlich nicht das Abendmahlsbrot gemeint, denn dann würde ja durch die Teilnahme am Abendmahlsbrot der eine Leib gebildet!)
Wir müssen das Wort „Leib" in 1Kor 10,16. und 1Kor 10,17. Vers in seiner verschiedenen Bedeutung unterscheiden:
Im 16. Vers wird „Leib" gebraucht für den Leib, den Christus für uns dahingab;
im 17. Vers wird „Leib" im bildlichen Sinne gebraucht für die Gemeinde.
Alle, die teil an dem Brot vom Himmel, an Christus in Seinem Tode hatten, waren zu einem Leib verbunden.
In dem Segnen des Kelches bezeugten sie ihre Gemeinschaft und ihr Anteilhaben an dem Blute des Christus, denn nur als solche Anteilhabende konnten sie ihn segnen. Und in dem Brechen des Brotes bezeugten sie ihr Anteilhaben an dem Leib des Christus, denn nur als solche, die daran Anteil hatten, hatten sie auch das Recht, davon einen Teil für sich abzubrechen. Jeder, der durch das Segnen des Kelches und Brechen des Brotes bezeugte, mit Christus in Seinem Tode Gemeinschaft zu haben, musste durch dieses Band mit Christus auch anerkennen, mit den vielen, die des einen Brotes, des Leibes des Christus, teilhaftig waren, zu einem Leibe verbunden zu sein.2)
Warum sagt der Apostel dieses alles? Was ist sein Ziel in dieser Beweisführung? Handelte es sich für ihn darum, ihnen Belehrungen über das Abendmahl zu geben? Durchaus nicht! Sondern, daß sie erkennen möchten, daß die Gemeinschaft mit Christus in Seinem Tode auch das Verbundensein der Vielen zu einem Leibe bewirkt hatte und dass sie darum diese Gemeinschaft nicht durch Teilnahme an den Götzenmahlzeiten blossstellen sollten.
Der Apostel beginnt deshalb diesen Abschnitt mit den Worten: „Fliehet den Götzendienst!" Er wollte sie klar überführen, dass die Teilnahme an den Götzenopferfesten im Widerstreit stehe mit der Gemeinschaft Christi und daß solche das Gericht Gottes über sie bringen würde.
Er wendet sich nun in unserem Abschnitt (1Kor 10,15) an ihre Verständigkeit und ihre Einsicht, seine Darlegungen zu beurteilen und lenkt zu diesem Zweck ihren Blick aus einen vergleichenden Vorgang in der Gemeinde Gottes (1Kor 10,16). Er fragt sie, ob das, was sie mit dem gewohnten Segnen des Kelches usw. tun, nicht Gemeinschaft („Teilhaberschaft") sei. Durch diese Frage nötig! er sie, es sich selbst zu gestehen, daß der Kelch, den sie segnen und das Brot, das sie brechen, Gemeinschaft des Blutes und des Leibes Christi sei.
Alsdann richtet er ihre Aufmerksamkeit auf einen zweiten Vorgang, der mit dem jüdischen Kultus in Verbindung stand. Und wiederum fragt er sie: „Sind nicht die, die das Opfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar?" Auch dieses mussten sie zugeben. Nachdem er so das Licht von zwei Beispielen aus dem christlichen und dem jüdischen Kultus aus ihr Herz und Verständnis hatte fallen lasten, zeigt er ihnen nun, dass das, was die Nationen bei ihrem heidnischen Kultus opfern, sie den Dämonen opfern, und er fügt hinzu: »Ich will nicht, dass ihr Gemeinschaft mit den Dämonen habt".
Jemand hätte nun einwenden können, wenn die Nationen ihre Opfer nicht den Götzen, sondern den Dämonen darbringen, dann seien die Götzen doch etwas, und Paulus stehe mit seinen eigenen Worten, dass ein Götzenbild nichts sei (1Kor 8,4), im Widerspruch. Einer solchen falschen Folgerung kommt er in dem 1Kor 10,19-20. Vers zuvor.
Im 1Kor 10,15 hatte er sie aufgefordert: »Beurteilt ihr, was ich sage" und jetzt fragt er: „Was sage ich nun? sage ich, dass ein Götzenbild etwas sei?" Sicherlich nicht. Aber hinter diesen Götzen standen die Dämonen und deshalb konnte er sagen: »Das, was die Nationen opfern, opfern sie den Dämonen und nicht Gott".
Eine Teilnahme an den Götzenopfermahlzeiten war somit tatsächlich Gemeinschaft mit den Dämonen, genau so Gemeinschaft, wie in den beiden zuvor angeführten Beispielen aus dem christlichen und jüdischen Kultus; so wie die Teilnahme bei den Christen Gemeinschaft mit dem Christus und bei den Juden Gemeinschaft mit dem Altar war, so war sie bei den Heiden auch Gemeinschaft mit den Dämonen.
Wenn sie auch bei den Götzenopfermahlzeiten selbst nicht mit wirkend tätig sein mochten, so nahmen sie doch durch ihr Dabeisitzen und Mitessen daran teil und darin lag oben Gemeinschaft. Seine liebende Sorge konnte nicht zulassen, daß sie sich solcher Gemeinschaft Hingaben und er fügt in apostolischer Machtvollkommenheit hinzu: »Ich will nicht, daß ihr Gemeinschaft mit den Dämonen habt".
Lasst uns hier einen Augenblick unsere Betrachtung unterbrechen und uns fragen, ob nicht auch wir heute in einer götzendienerischen Welt leben. Die äußere Form der Götzenbilder und der Götzentempel mag verändert sein, die Dämonen aber, die dahinter stehen, sind dieselben geblieben.
Der Apostel hatte sie an Israel erinnert (1Kor 10,6-7) und ermahnt, nicht wie jene, Götzendiener zu werden. Aber die Christenheit ist (wie Israel) nicht dem Götzendienst entflohen. Wie kam es? Genau so, wie bei Israel: in dem Gelüsten nach den bösen Dingen. Auch jetzt umgeben uns Dinge, Gebräuche, die uns anziehen und reizen. In der Warnung, nicht Götzendiener zu werden, wie etliche von ihnen, kennzeichnet er auch zugleich ihren Götzendienst mit den Worten: „Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken und sie standen auf, zu spielen".
Ernste Unterweisungen empfangen wir, wenn wir dieses Wort aus 2Mo 32,6 im Zusammenhang betrachten und aus uns anwenden. Mose war auf den Berg zu Gott gegangen, so wie der Herr jetzt oben bei dem Vater ist. In dieser Zeit seiner Abwesenheit wandte sich das Herz des Volkes gar schnell von Gott ab und sie fingen an, dem Laufe der Welt zu huldigen. Sie machten sich ein Kalb nach dem Bilde der Welt, und dieses Kalb verbanden sie mit dem Namen Gottes und bauten Ihm einen Altar. Mit diesem Kalbe im Mittelpunkt riefen sie Jehova ein Fest aus und brachten Brand- und Friedensopfer dar. Was mußte dieses für das Herz Gottes sein?!
Gott erwähnt diese Sache noch einmal im Neuen Testament (Apg 7,41) und dort spricht Er von dem Kalbe als von „den Werken ihrer Hände, an denen sie sich ergötzten". „Die Werke ihrer Hände" wurden ihre Götzen. Kein Götze ist so verbreitet, wird so verherrlicht und keinem wird so gehuldigt, wie diesem, der „Menschenwerk" heißt. Und wie geneigt sind unsere Herzen, die Werke der Hände der Menschen anzustaunen und anzubeten, und wie viele Werke haben Menschenhände errichtet und mit dem Namen Gottes verbunden und geweiht! Fromm rufen sie Jehova ein Fest aus, bringen ihre Opfer und huldigen ihren Götzen. Mit Ergebenheit nach außen naht man sich Gott, aber „das Werk ihrer Hände" steht im Mittelpunkt und das Wesen dieser Welt: Essen, Trinken, Spielen3) kennzeichnet ihr Fest, aus dem »die Werke ihrer Hände" verherrlicht werden, Werke, in denen Gott nur das "Kalb" — das Werk ihrer Hand — sieht, das, verbunden mit Seinem Namen, Ihm nur ein Schmerz ist und über welches Er auch heute sagen müsste: »Sie ergötzen sich an den Wecken ihrer Hände". Wie hängt doch das Menschenherz an dem Werke der eigenen Hand! Selbst die Werke, die wir dem Herrn tun, können für unser Herz zum Götzen werden und es so einnehmen, daß der Herrr daneben steht.
Johannes schliesst seinen ersten Brief mit den Worten: „Kinder, hütet euch vor den Götzen" (I. Joh 5,21), und Paulus schreibt: „Darum, Geliebte, fliehet den Götzendienst" (1Kor 10,14) und fügt weiter hinzu: „Ich will nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen". Möchten wir uns bewachen lassen, nicht durch Teilnahme an solchen Götzenkulten Gemeinschaft mit den Dämonen zu haben!
Fragst du, was Götzen sind, so last mich dir sagen, dass es alle sichtbaren und unsichtbaren Dinge sind, die den Platz Gottes in unserer Seele einnehmen und unser Herz gesungen halten. Wenn wir daraufhin uns prüfen, so werden wir bald entdecken, mit welchem Götzen Satan unser Herz gefangen nehmen will, um uns zu ihrem Dienst und ihrer Huldigung zu bringen. Es fehlt ihm nicht an Götzen. Wir brauchen nicht nur an Habsucht zu denken, von der die Schrift sagt, dass sie Götzendienst ist, Götzen können auch Kunst, Wissenschaft, Politik, Sport, Ehre, Geschäft, unsere Gesundheit usw., ja selbst unsere Kinder u. a. sein.
Kehren wir nun zu unserem Abschnitt zurück!
Nachdem der Apostel in dieser Weise den Korinthern klar gezeigt hatte, was Gemeinschaft ist, stellt er sie vor die Unmöglichkeit, Gemeinschaft mit Christus und zugleich Gemeinschaft mit den Dämonen haben zu können. Das eine schloss das andere aus. Es war unmöglich, mit zwei sich einander entgegen liegenden Dingen zugleich Gemeinschaft haben zu wollen. »Ihr könnt nicht des HErrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des HErrn Tisches teilhaftig sein und des Tisches der Dämonen."
Er stellt das, was des HErrn ist und das, was der Dämonen ist, einander gegenüber und beides bezeichnet er mit den gleichen Worten „Kelch" und „Tisch". Gerade diese Gegenüberstellung und die Bezeichnung der beiderseitigen Dinge mit den gleichen Worten beweisen uns, dass „Kelch" und „Tisch" mehr in sich schliessen, als nur das Abendmahl bzw. das Götzenopfer, und dass es sich nicht um einen buchstäblichen „Kelch" und „Tisch" handelt, sondern das diese im bildlichen Sinne verstanden werden müssen.
Es sollte nicht schwer sein, dieses zu sehen, denn das Trinken des Kelches der Dämonen oder das Teilhaftigsein ihres Tisches geschah doch nicht einzig und allein nur dann, wenn sie vom Götzenopfer assen, das geschah doch auch durch jede Teilnahme an Dingen, hinter denen Dämonen standen und war Gemeinschaft mit den Dämonen.
Jedes Geniessen der Dinge der Welt, jede Teilnahme daran, war ein Trinken aus der Dämonen Kelch, ein Teilhaftigsein ihres Tisches und Gemeinschaft mit den Dämonen. Niemand wird doch sagen wollen, dass nur die Teilnahme an einer Götzenopfer-Mahlzeit im Götzentempel ein Trinken aus ihrem Kelche und Gemeinschaft mit den Dämonen sei. Es ist doch klar, dass in dem Trinken des Dämonenkelches usw. alle Dinge eingeschlossen sind, hinter denen Dämonen stehen. —
Wenn diese viel weitergehende Bedeutung für den »Kelch" und »Tisch" der Dämonen anerkannt werden muss, so dürfen wir dem Sinn und Zusammenhang gemäß auch »Kelch" und »Tisch" des HErrn nicht allein aus das Abendmahl beschränken wollen.
Abendmahl und Götzenopfer sind sicher in "Kelch" und "Tisch" mit eingeschlossen, wie alles darin enthalten ist, jede Sache, hinter der auf der einen Seite der HErr und auf der anderen Seite die Dämonen gesehen werden.
»Kelch" und »Tisch" des HErrn umfassen alle Dinge, und Segnungen, die der HErr für die Seinigen in dieser Welt hat, die für sie zu einer öden Wüste geworden ist; ebenso wie »Kelch" und »Tisch" der Dämonen alle Dinge umfassen, die der Satan für die Kinder der Welt hat. Die Analogie (Gleichartigkeit) in dieser Stelle zeigt uns, dass das eine mit dem anderen steht und fällt, dass das, was mit »Kelch" und „Tisch" aus der einen Seite gemeint ist, auch auf der anderen Seite gemeint sein muss.
Auf die aus den kirchlichen Systemen kommende Ansicht, dass das »HErrenmahl" (1Kor 11,20) der »Tisch des HErrn" (1Kor 10,21) sei, sind mancherlei Schlüsse und Lehren ausgebaut worden, z. B. weil die Schrift nur in der Einzahl vom »Tisch" des HErrn — also nur von einem und nicht von mehreren Tischen rede — deshalb gebe es an jedem Orte auch nur einen »Tisch" des HErrn, nur einen Platz an jedem Orte, wo der »Tisch" des HErrn sei, d. h. wo das Abendmahl gefeiert werde.
Nach solcher materialistischen Auffassung wäre dann folgerichtig auch an jedem Orte nur ein Platz, wo der „Kelch" und der »Tisch" der Dämonen wäre: denn, was für den einen .Kelch" und »Tisch" gilt, muss notwendig auch für den anderen gelten.
Dies eine Beispiel mag genügen, zu zeigen, wie haltlos solche Auffassungen sind und wohin man kommt, wenn man den bildlichen Sinn von »Kelch" und »Tisch" nicht festhält. Wie leicht kommt man dann dahin, „Kelch" und »Tisch' zu einer Platzfrage zu machen, zu einer Frage des Lokales, wo der »Tisch" (das Abendmahl) „an seiner Ställe ausgerichtet sei". Will aber jemand von einem „Wo" in Bezug auf das Abendmahl reden, dann zeigt die Schrift uns, dass das „Wo" die Mitte der versammelten Gemeinde Gottes ist.
Wir müssen uns bei der Betrachtung dieser Stelle eben immer des Zusammenhanges bewusst bleiben. Wenn der Apostel Vers 16 u. 17 auch einzelne Stücke der Abendmahlshandlung für seine Beweisführung heranzieht, um klar zu machen, was Gemeinschaft (Teilhaberschaft) ist, so handelt es sich doch für ihn nicht darum, Belehrungen über das Abendmahl zu geben — was wir auch immer daraus lernen mögen.
Durch das bei der Abendmahlsfeier oft gebräuchliche Zusammenlesen von 1Kor 10,14-22 mit 1Kor 11,23-32 ist die Gedanken-Richtung vieler derart auf das Abendmahl eingestellt, dass sie sich völlig daran gewöhnt hoben, in dieser Stelle nur das Abendmahl zu sehen. Für die rechte Teilung des Wortes ist es deshalb notwendig, uns darauf zu besinnen, dass der Apostel hier eine ganz andere Frage behandelt als die des Abendmahls, damit wir seine Worte nicht von einem falschen Gesichtspunkte aus, sondern von der Sache aus, um die es sich handelt, betrachten. Wir dürfen nicht deshalb, weil Einzelheiten von der Abendmahlshandlung in B. 16. u. 17. herangezogen werden, das Abendmahl zum Hauptgegenstand dieser Stelle machen. Hier handelt es sich um etwas anderes, nämlich darum, wie der einzelne Gläubige sich in der Welt des Götzendienstes und der Dämonen zu verhalten habe. Paulus erklärt ihnen dies vom Standpunkte der Gemeinschaft aus, die wir mit Christus haben. Dies ist der Gesichtspunkt, von dem aus auch wir diese Stelle betrachten und verstehen müssen.
Wie schon gesagt, „Kelch" und „Tisch" des HErrn und der Dämonen werden hier gleichartig gegenübergestellt. Diese Gegenüberstellung und gleichartige Bezeichnung sollte allein schon genügen, uns vorsichtig prüfen zu lassen, ob die in solcher Zusammenstellung mit Dämonen gebrauchten Ausdrücke von uns aus das Brotbrechen zu übertragen sind, zumal das Brot in dem 21. Verse nicht einmal erwähnt wird!
Hätte der Apostel mit „Kelch" des HErrn nur an den Abendmahlskelch gedacht, würde er dann nicht wie (Vers 16) auch das Brot erwähnt haben, welches doch nicht vom Kelch geschieden werden kann? Anstatt aber vom „Kelch" und „Brot" zu sprechen, spricht er hier von „Kelch" und „Tisch" (und beachte: ebenso in bezug auf die Dämonen).
Wenn jemand hieraus sagen möchte, daß das Brot zu erwähnen nicht nötig sei, weil der folgende Ausdruck „Tisch" des HErrn das Brotbrechen sei, so möchten wir fragen: „Wozu brauchte er dann den Kelch zuvor zu erwähnen, da doch dieser ebenso wie das Brot im Abendmahl schon enthalten und eingeschlossen war?"
Wie einfach und verständlich ist dagegen alles, wenn wir sehen, dass der Apostel „Kelch" und „Tisch" des HErrn und ebenso der Dämonen als bildliche Ausdrücke gebraucht für das, was auf der einen Seite von dem HErrn und aus der anderen Seite von den Dämonen dargeboten wird. Ja, muß die gleichartige Bezeichnung von „Kelch" und „Tisch" sowohl des HErrn als der Dämonen uns nicht sagen, dass beide Ausdrücke nur in diesem bildlichen und allgemeinen Sinne verstanden werden können? Spricht die Schrift nicht auch in diesem bildlichen Sinne vom „Kelche" im Garten Gethsemane (vgl. auch Off 16,19) und ebenso vom „Tisch" in Lk 12,37; Pf. 23 und anderen Stellen mehr? Und sprechen wir nicht heute im täglichen Leben noch von „Kelch" und „Tisch' im bildlichen Sinne? Aber es ist, als ob manche durch den Gleichklang des Wortes »Kelch" so befangen sind (zumal im 16. Vers der Abendmahlskelch gemeint ist), daß es ihnen schwer wird, hier in diesem Verse nicht auch ausschließlich den Abendmahlskelch zu sehen. Und doch müssen sie zugeben, daß der Apostel den Sinn eines Wortes sogar im engen Zusammenhänge wechselt, wie wir es in dem 16. u. 17. Verse sahen, wo er einmal mit »Leib" den tatsächlichen Leib und das nächste Mal mit »Leib" den geistlichen Leib meint.
Obgleich in beiden ("Kelch" und „Tisch") uns im bildlichen Sinne das Dargebotene gezeigt wird (also in einer Hinsicht beide die gleiche Bedeutung haben), so sind doch beide keine überflüssigen Begriffswiederholungen. Mit dem »Kelch" verbindet die Schrift das Trinken und mit dem »Tisch" das Teilhaftigsein.
»Ihr könnt nicht des HErrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch." Hier wird das Trinken, das Genießen in den Vordergrund gestellt. Wir trinken das, was uns von Dem dargeboten wird, dessen der Kelch ist. Der Apostel sagt deshalb, daß sie nicht beides genießen können. Sie können nicht heute trinken, was der Herr in Seinem Kelche darreicht und morgen das, was die Dämonen in ihrem Kelche darreichen. Sie würden ja sonst den Herrn mit den Dämonen verbinden.
Bei dem »Tisch" steht das Teilhaftigsein, das Anteilhaben im Vordergrund. Durch das Teilhaftigsein des Tisches trat ihr Verbundensein mit Dem zutage, an dessen Tisch sie teilnahmen. Wenn sie nun mit Christus in Seinem Tode verbunden waren, so mußte dieses in ihrem Verhalten im Verkehr mit der Welt sichtbar werden. Sie konnten nicht des HErrn Tisches teilhaftig sein und des Tisches der Dämonen. Die Gemeinschaft Seines Todes brachte sie an einen Platz außerhalb dieser Welt und hob jede Gemeinschaft mit dem Tisch der Dämonen auf.
Boas sagte einst zur Ruth' „Hörst du, meine Tochter? Gehe nicht auflesen aus einem anderen Felde" (Ruth 2,8). Boas nannte sie „seine Tochter"; darin drückte er ihr Verbundensein mit ihm aus. Alles, was sie bedurfte, sollte sie auf seinem Felde finden. Sie sollte nicht aus einem anderen Felde auflesen gehen. Als Tochter Boas' fand sie alles, was sie bedurfte, auf seinem Felde, an seinem Tische und deshalb sollte sie sich nicht eines anderen Tisches teilhaftig machen und aus keinem anderen Gefäß trinken als aus dem, aus dem seine Knaben kranken. Sie war für immer an seinem Tisch, so wie Mephiboseth "beständig an den Tisch des Königs aß" (2Sam 9,13.). Katte sie auch noch auf einem anderen Felde ausgelesen, würde sie nicht Boas zur Eifersucht gereizt haben? Und wenn wir solches tun und des Tisches der Dämonen teilhaftig sind, so fragt der Apostel: „Reizen wir den HErrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als Er?" (l. Kor. 10, 22.)
In dem Schlußabsatz unseres Kapitels (1Kor 10,26) führt der Apostel ein Psalmwort an, welches bei den Juden auch als Tischgebet gebraucht wurde: „Die Erde ist des HErrn und ihre Fülle" (Ps 24,1). Aller Augen sollten für ihre Speise nach Ihm ausschauen (Ps 145,15,). Jeden Segen, jede Speise soll der Mensch von Ihm, dem HErrn, der Erde, empfangen. Als aber Satan den Menschen zu Fall gebracht hatte, masste er sich den Besitz der Erde an, und der Mensch nahm seine Speisen und Genüsse vom Satan.
Ist es nicht köstlich, daß der Apostel dieses Psalmwort in Verbindung mit der Götzenopferfrage bringt? Christi Tod und Versöhnung ist das Zeugnis, daß die Erde Sein ist und denen, welche in der Gemeinschaft Seines Todes sind, ist sie mit allem, was sie hervor bringt, das Eigentum ihres HErrn; deshalb ist sie und ihre Fülle ihnen geheiligt, und sie nehmen jede Speise und jeden Genuß von ihm.
Mit diesem einen Wort: »Die Erde ist des HErrn und ihre Fülle", lut sich dem Christen (wie ein anderer gesagt hat) ein unerschöpflicher Reichtum von Freude und Genuß auf. Ist die Erde, mit allem, was sie hervorbringt, des HErrn, Sein Eigentum, so darf der Christ in allem Irdischen, was ihn erhält und erquickt, die Freundlichkeit und Güte seines Gottes schmecken (Ps 136,1; 34,9.). Und in seinem Forschen und Sinnen darf er die Fußtapfen göttlicher Weisheit und Größe, göttlicher Treue und Fürsorge wahrnehmen. Überall offenbaren sich ihm Gottesgedanken, welche in den mancherlei Erzeugnissen der Erde ausgeprägt sind. Ja, die Erde selbst mit ihrer Fülle wird ihm eine Offenbarung göttlicher Herrlichkeit, und je tiefer er forscht, um so mehr schließt sich ihm diese Herrlichkeit aus und wird sie ihm ein Heiligtum.
Ist es nicht so, als ob der Apostel mit den Worten: »Die Erde ist des HErrn und ihre Fülle" uns den unerschöpflichen Reichtum Dessen zeigen wolle, der solchem Reichtum gemäß den Seinigen auch einen wirklich gefüllten Kelch und einen reichen Tisch darzubieten vermag? Die des Tisches des HErrn teilhaftig sind, haben wirklich nicht nötig, nach den Genüssen des Kelches der Dämonen zu verlangen, aus einem anderen Felde aufzulesen und sich nach dem Tische der Dämonen umzublicken, von dem die Kinder der Welt sich nähren. Teilhaberschaft am Tische des HErrn schließt Teilhaberschaft am Tische der Dämonen aus.
Sind wir von der einseitigen Auffassung gefangen genommen, in den Versen 14—22 die Abendmahlsfeier zu sehen, so finden wir keine Harmonie mit dem Nachfolgenden (deshalb werden die Verse 23—33 so selten mit vorgelesen). Und doch, welche Harmonie, sobald wir sehen, daß „Kelch" und „Tisch" das uns Dargebotene enthalten.
Laßt uns aber noch einige Augenblicke länger bei dem Schluß-Absatz des 10. Kapitels verweilen.
Aus dem, was wir bisher betrachteten, haben wir gesehen, wie eingehend und sorgfältig der Apostel ihre Frage betreffs der Götzenopfer behandelt. Zn dem 23. u. 24. Vers faßt er alles in den drei Kapiteln zuvor Gesagte kurz zusammen: »Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut; niemand suche das Seine, sondern das des anderen."
Er kommt damit nochmals auf seinen Ausspruch in 1Kor 6,12 zurück: „Alles ist erlaubt, aber —". Manche Dinge sind an und für sich kein Unrecht, aber damit allein ist die Frage noch nicht erledigt. Ich habe nicht die Sache anzusehen, wie sie an sich ist, sondern auch, wie ihre Auswirkung ist, ob sie nützlich ist, ob sie erbaut usw.
Zum besseren Verständnis des Ganzen müssen wir beachten, dass der Apostel bisher besonders und eingehend die Frage der Teilnahme an den Götzenopfermahlzeiten behandelt hatte; jetzt am Schluß des Kapitels kommt er noch auf den Genuß von Götzenopfer-Fleisch (im allgemeinen) zu sprechen und berührt die Frage, 1. ob man alles aus dem Fleischmarkt Angebotene kaufen und essen dürfe und ebenso, ob man 2. olles essen dürfe, was einem als Gast im Privathause (nicht bei Götzenopfermahlzeiten) vorgesetzt wird.
Auch in diesen beiden Punkten tritt der Apostel ebenso wie bei der Frage der Götzenopfermahlzeiten wieder voll für die Freiheit der Kinder Gottes ein und sagt in bezug aus den ersten Punkt: »Alles, was aus dem Fleischmarkt verkauft wird, esset, ohne zu untersuchen um des Gewissens willen." Warum? Weil die Erde des HErrn ist und ihre Fülle!
Zn bezug aus den zweiten Punkt: Wenn jemand von einem Ungläubigen in sein Haus als Gast geladen wird, sagt Paulus nicht einfach: »So gehet hin", sondern er sagt: »Wenn ihr hingehen wollt", wenn sie sich dazu entschlossen halten (in diesem Worte liegt: wenn sie sich vor dem HErrn darüber klar geworden waren, daß sie zu Seiner Ehre hingehen wollten), »so esset alles, was euch vorgesetzt wird, ohne es zu untersuchen um des Gewissens willen" (1Kor 10,27).
Wenn nun aber in einem solchen Falle der Gläubige von jemand aufmerksam gemacht werden würde, daß das Fleisch Götzen geweiht gewesen und geopfertes Fleisch sei und der Betreffende somit anzeigt, dass er in dem Essen davon eine Anerkennung der Götzen sähe, so solle der Gläubige die Liebe und den Mut haben, um dessentwillen, der es anzeigt, nicht davon zu essen (1Kor 10,28).
Durch ein solches Zurücktreten gab er weder seine Überzeugung noch sein Recht auf. Aber warum sollte er dann zurücktreten? Um des Gewissens des anderen willen! Er sollte es nicht dazu kommen lassen, seine Freiheit von einem anderen Gewissen, welches nicht fähig war, ihn zu verstehen, beurteilen oder gar verlästern zu lassen. „Denn warum wird meine Freiheit von einem anderen Gewissen beurteilt? Wenn ich mit Danksagung teilhabe, warum werde ich gelästert über das, wofür ich danksage?" In diesem „Denn" finden wir diesen Grund. Er soll nicht essen, um nicht von dem anderen beurteilt und gelästert zu werden.
Diese Worte sind nicht als rechthaberischer und trotziger Einwand aufzufassen, sondern als geistliches Verständnis, als eine Reife, die in der Gegenwart schwacher Gläubiger oder gar der Welt von der Freiheit keinen Gebrauch macht, um nicht unbedacht das Schauspiel zu geben, dass der eine lästert über das, wofür der andere dankt (V. 29. 30).
Ein geistliches Kind Gottes geht in dem Gebrauch seiner Rechte nicht so weit, sich leichtfertig, nur um sein Recht zu behaupten, der Gefahr auszusehen, von einem schwachen oder unwissenden Gläubigen um einer Speise willen als ein schlechter Christ verlästert zu werden.
Durch solche anstößigen Dinge würde die Ehre Gottes leiden, und der Apostel sagt deshalb: „Ob ihr nun esset oder trinket oder irgend etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes." Wir sollen jedermann ohne Anstoß sein, seien es Juden oder Heiden oder Angehörige der Gemeinde (V. 31. 32.). So verhielt sich der Apostel, und darin sollen wir seine Nachahmer sein, gleichwie er Christi Nachahmer war. (V. 33; 11, 1.)
Vieles können wir für unser praktisches Verhalten aus diesem Abschnitt lernen. Oft werden wir in Lagen gebracht, wo nach der einen Seite kein Unrecht und nach der anderen Seite Unrecht zu sehen ist. Wir können fehlen, indem wir keine Rücksicht aus den schwachen Bruder nehmen und ihm dadurch zum Anstoß werden, und wir können fehlen, indem wir die Freiheit unseres Bruders nach dem Stande unseres Gewissens beurteilen oder gar verlästern. Wie leicht sind wir geneigt, entweder den Schwachen zu verachten oder den Starken zu richten (Röm 14,3). Beides ist gleich verkehrt und böse.
Dieser Schrift-Abschnitt zeigt uns, daß wir in schwierigen Lagen und zweifelhaften Fragen den rechten Weg finden können, wenn wir sorgfältig prüfen:
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Ist es nützlich? (Vers 23.)
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Dient es zur Erbauung? (Vers 23.)
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Suche ich das Wohl des anderen? (Vers 24.) (Suche ich das meinige, so bin ich schon verurteilt.)
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Dient es zur Ehre Gottes? (Vers 31.)
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Bin ich ohne Anstoß in der Sache? (Vers 32.)
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Gerate ich dadurch in Gebundenheit oder unter die Macht des Bösen? (1Kor 6,12.)
Wenn wir uns diese Fragen mit einem geistlichen Sinn und aufrichtigen Herzens beantworten, dann werden wir bald das rechte Verhalten für uns finden.
Damit wären wir zum Schluß unserer Betrachtung gekommen. Es dürfte jedoch am Platze sein, noch einige Worte über den »Tisch des HErrn" hinzuzufügen, da viele Gläubige über mancherlei Lehrsätze, die der Mensch über den »Tisch des HErrn" ausgestellt hat, beunruhigt sind.
Wenn wir einen Ausdruck nur einmal in der Schrift finden, müssen wir dann den Sinn desselben nicht aus dem Zusammenhang jener Stelle entnehmen, in der das Wort gebraucht wird? Der Ausdruck »Tisch des HErrn" kommt allein in 1Kor 10,21 vor, und zwar in Analogie (Gleichartigkeit) mit dem »Tisch der Dämonen".
Wir haben nun gesehen, wie in der Reihe der Kapitel 8, 9 und 10 (und zwar im ganzen zehnten Kapitel vom Anfang bis zum Ende) das Verhalten der Gläubigen dem Götzendienst gegenüber behandelt wird. Müssen wir uns da nicht fragen: »Wie kommen wir dazu, diesen Ausdruck aus dem Zusammenhang der Belehrungen über unseren Verkehr in der Welt herauszureissen und mit dem Abendmahl des HErrn, dem Zusammenkommen der Gläubigen als Gemeinde Gottes zu verbinden?!
Es möchte jemand sagen: »Der Apostel nimmt aber doch vorher auf den Kelch und das Brot des Abendmahles Bezug?" Ja; aber in welcher Weise nimmt er darauf Bezug?! In einer Weise, die uns sofort beweist, dass er nicht von der Abendmahlsfeier selbst redet, sondern nur Einzelheilen daraus zur Bekräftigung seiner Beweisführung in der Götzenopferfrage heranzieht. Er nimmt nicht einmal Rücksicht auf die Reihenfolge von Brot und Kelch in der Abendmahlsfeier, sondern ohne Rücksicht aus die Abendmahlsordnung führt er zuerst den Kelch an, welches er nie hätte tun können, wenn er hier von dem Abendmahl als solchem geredet hätte, oder wenn es sich für ihn um die Feier desselben oder um Belehrungen darüber in diesem Abschnitt gehandelt hätte.
Und nicht allein dieses, er vermeidet sogar sorgfältig, das zu erwähnen, worin das Abendmahl bestehle das Essen und Trinken. Er verbindet mit dem Brote und dem Kelche nicht das Essen und das Trinken. Wie nahe lag es, wenn er in diesem Abschnitt von der Abendmahlsfeier hätte sprechen wollen, zu sagen: »Das Brot, das wir essen und den Kelch, den wir trinken". Aber er spricht nicht nur in der umgekehrten Reihenfolge, sondern in ausfallender Weise vermeidet er auch die Worte »essen" und »trinken". Er sagt nicht: „Der Kelch, den wir trinken", sondern "der Kelch, den wir segnen", und vom Brote nicht: „Das Brot, das wir essen", sondern „das Brot, das wir brechen".
Alles das hätte er nicht tun können, wenn es sich für ihn um die Abendmahlsfeier gehandelt hätte, er hätte nicht in solcher Weise die Ordnung derselben ausser acht lassen können.
Nein! In diesem Abschnitt will der Apostel ihnen zeigen, dass Gemeinschaft mit Christus und zugleich Gemeinschaft mit den Dämonen eine Unmöglichkeit ist.
Die Grundlage sowohl für die Versöhnung als auch für die Gemeinschaft ist das Blut, und weil es sich für den Apostel in dieser Stelle nicht um das Abendmahl handelt, sondern darum, daß die Korinther verstehen lernen möchten, was Gemeinschaft ist und was Gemeinschaft in sich schliefst, stellt er ohne Rücksicht auf die Abendmahls-Einsetzung und -Ordnung das Blut als die Grundlage der Gemeinschaft obenan und fragt, ob der Kelch, den sie segnen, nicht Gemeinschaft des Blutes des Christus sei, und das Brot — Gemeinschaft des Leibes Christi, und das Essen der Opfer — Gemeinschaft mit dem Altar.
In bezug aus das Abendmahl finden wir in dieser Stelle nichts mehr als nur ein Heranziehen einiger Teilstücke und Ausschnitte aus der Handlung des Brotbrechens, (was wir auch immer daraus lernen mögen). Der Apostel zieht Einzelheiten aus der Abendmahlsfeier wie auch aus dem jüdischen Opferdienst heran, um an Hand derselben seine Ausführungen in bezug auf Gemeinschaft zu erhellen und ihnen das Verständnis dafür zu öffnen und zu erleichtern.
Man sollte meinen, der ganze Zusammenhang müßte es jedem klar zeigen, daß wir den Gedanken des Abendmahles und noch weniger den der Anbetung nicht in diese Stelle hereintragen und dem »Tisch des HErrn" nicht die Bedeutung des »Abendmahles" geben dürfen. Solche Gedanken sollte man nicht in eine Stelle hineintragen, die vom Götzendienst handelt, und in der der Apostel sie in das Verständnis der Gemeinschaft mit Christus in Seinem Tode und miteinander einführen will.
»Man hat versucht" — wir geben in diesem und den nächsten beiden Absätzen die Worte eines anderen (Fr. Koch) wieder—, „die Übersetzung: „Denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig", zu ändern in: „Denn alle nehmen teil an dem einen Brote", und zwar mit dem Hinweis, daß das Wort „teilnehmen" den Sinn des „Genießens" habe; man behauptet, daß nach dem griechischen Grundtext der Ausdruck „wir alle nehmen teil an dem einen Brote" gleichbedeutend wäre mit: „wir genießen von dem einen Brote",
A!so dieser Meinung nach läge in dem „Teilhaben" das "Essen" mit eingeschlossen. Dies ist aber nichts als eine in den Grundtext hineingetragene falsche Vorstellung, die von dem Irrtum ausgeht, als sei in 1Kor 10 von einer besonderen Seite des Abendmahles die Rede. Das griechische Wort „metéchein" bedeutet das, was es in erster Linie wörtlich heißt: „teilhaben"! Gewiß auch kann es je nach dem Zusammenhänge heißen: „teilnehmen", aber der Ton liegt stets aus „teil . .nicht auf „haben" oder gar aus „nehmen", im Sinne des äußerlichen „Habens" oder „Nehmens" (gleich „Essens").
Wenn hier in diese Stelle das „Genießen" hineingetragen wird, um das „Essen" (wie beim Abendmahl) einzuführen, von dem hier eben nicht geredet wird, so verwischt man den tiefen Sinn der „Gemeinschaft", d. i. „Teilhaberschaft", und bringt Irrtum über Irrtum in diese klare Stelle. Vom Genießen, d. i. Essen, kann und darf bei diesem griechischen Wort überhaupt nicht geredet werden, wenn man das Verständnis der Stelle nicht erschweren oder den „Tisch des HErrn" mit dem „Abendmahl des HErm" verwechseln will!"
Vieles könnten wir hierüber sagen: es mag aber an dieser Stelle genügen, nur noch einige weitere Unterschiede zwischen dem 10. und 11. Kapitel in bezug auf den „Tisch" und das „Mahl" des HErrn anzuführen.
Es handelt sich
im 10. Kap. um Götzendienst, („Fliehet den Götzendienst" V.14);
im 11. Kap. um das Zusammenkommen der Gemeinde: („Wenn ihr als Gemeinde zusammenkomml" V. 18. 22);
im 10. Kap. um , „Tisch des HErrn" und „Tisch der Dämonen";
im 11. Kop. um das Abendmahl des HErrn;
im 10. Kap. um Belehrungen über Gemeinschaft in bezug auf die Götzenopferfrage;
im 11. Kap. um Belehrungen über die Feier des Abendmahles;
im 10. Kap. wie die Gläubigen sich dem Tisch der Dämonen gegenüber zu verhalten haben;
im 11. Kap. wie die Gläubigen in würdiger Weise des HErrn Abendmahl essen sollen;
im 10. Kap. um das Verhalten der Gläubigen drautzen in der Welt des Götzendienstes;
im 11. Kap. um das Verhalten der Gläubigen drinnen in der Gemeinde;
das 10. Kap. berührt das Persönliche (es handelt sich um den Einzelnen, dass er in seinem persönlichen Leben nicht die Gemeinschaft kompromittiere — blossstelle);
das 11. Kap. berührt das Gemeinsame (es handelt sich um die heiligen Dinge in der Gemeinde Gottes, die nicht verletzt werden sollen):
im 10. Kap. ist das charakteristische Wort .Gemeinschaft" (Teilhaberschaft): es erscheint viermal in den Versen 10—20;
im 11. Kap. ist das charakteristische Wort „Zusammenkommen"; fünfmal erscheint es in dem Abschnitt 17—34.
Bei einer sorgfältigen Betrachtung dieser Kapitel finden wir, dass wir dem Tisch des HErrn nicht die Bedeutung des Brotbrechens geben können, sondern dass in dem Ausdruck „Tisch des HErrn' vielmehr das gemeint ist, was der HErr täglich den Seinigen darreicht — der tägliche Tisch des HErrn, zu dem wir berufen und eingeladen sind. Von ihm dürfen wir täglich unsere Speise, täglich unser Manna nehmen, welches wir für den Weg durch die Wüste bedürfen.
Er gebe uns Gnade, auf Sein Wort zu achten und uns allein an Sein Wort zu binden, darüber zu sinnen Tag und Nacht, und alles, was nicht mit Seinem Worte in Übereinstimmung ist, als wertlos fahren zu lassen, damit nichts von unseren Gedanken die Herrlichkeit Seiner Gedanken verdunkle!
1 Diese Auffassung ist in einer Schrift von F. Br. »Sind alle Kinder Gottes des Tisches des HErrn teilhaftig?« und in einer anderen Schrift non C. S. »Die Darstellung der Einheit« eingehend behandelt worden. Verlag: E. Zeuner L Co, Bad Komburg. (Beide Schriften sind bei den Herausgebern der »Handreichungen« zu haben.)↩︎
2 Des öfteren ist mir von Brüdern vorgehalten worden wenn ein Bruder, der noch einem kirchlichen System oder einer Denomination angehöre, am Mahl des HErrn teilnehme, so mache man sich mit dessen Stellung eins; ein solcher dürft deshalb nicht am Mahle des Herrn teilnehmen. Aus meine Frage nach dem Schriftgrund für diese Ansicht wurde mir stets und sofort der 17. Vers unseres Kapitels: "Denn ein Brot, ein Leib sind mir usw." genannt. Und doch sagt dieser Vers gerade das Gegenteil von dem, was jene daraus folgern, nämlich, daß alle die vielen ein Leib sind, die des einen Brotes teilhaftig sind; und darin sind auch die Brüder in den Denominationen mit eingeschlossen, weil nicht die Erkenntnis und Stellung, sondern die Todes- und Lebensgemeinschaft mit Christus hier in Frage kommt. —
Kein Gedanke von »Teilhaftig-machen" oder »Gemeinschaft-machen kann in diesem Verse gefunden werden. Wohl sprechen die Verse 16 n 17 von „Gemeinschaft" und von „Teilhaftig-sein", aber es ist das Teilhaftigsein des einen Brotes und die Gemeinschaft des Blutes und des Leines Christi. Dieser angeführte 17. Vers enthält keinen Gedanken von »Teilhaftig-machen" und „Gemeinschaft-machen mit der Erkenntnis oder der Stellung einzelner Glieder des Leibes, sondern er spricht von dem einen Leibe — von dem Eins-sein aus dem Grunde der von Gott gemachten Einheit, von dem auch das eine Brot ein Zeugnis ist. Wenn wir in dieses Wort den Gedanken des »Eins-machens" mit der Stellung und Erkenntnis eines Bruders hineintragen. dann verwischen wir die hier gezeigte Grundlage des Einseins aller in einem Leibe, und sprechen etwas aus, was hier nicht ausgesprochen wird.
Ist zwischen »Eins-machen" und „Eins-sein" so schwer zu unterscheiden? Ist zwischen der Tatsache des untrennbaren einen Leibes und einem „Sich-eins-machcn" kein Unterschied? Eine bestehende Einheit und ein „Sich-eins-machen" sind doch ganz verschiedene Gedanken und ganz verschiedene Dinge.
Der Heilige Geist stellt die Tatsache fest, „ein Brot, ein Leid sind wir, die vielen, denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig". Heisst das nicht dem Wort Gewalt antun, wenn wir da vom »Eins-machen" reden, wo das Wort von dem einen Leibe — dem Eins-sein spricht? Ist das nicht ein Unterschieben anderer Gedanken?
Wenn etwas klar in dieser Stelle ausgesprochen wird, so ist es das Eins-lein aller, die des einen Brotes teilhaftig sind (Daß mit dem Brote hier nicht das Abendmahlsbrot gemeint ist, sondern Christus, das vom Himmel gekommene Brot, braucht wohl nicht wiederholt zu werden; denn sonst würden wir ja durch das Abendmahlsbrot zu Gliedern des einen Leibes.). Hier bann kein Zweifel aufkommen: „Ein Brot — «in Leib sind wir, die vielen", dieses „wir" umfaßt alle die vielen, die des einen Brotes teilhaftig find. Alle diese sind eine Einheit, und zwar eine Einheit, die Gott gemacht hat, die wir weder machen noch zerstören können und von der es bestehen bleibt: „Da ist ein Leib" (Eph 4,4) und nie heißen wird: „Da war ein Leib".
Wie verschieden auch die einzelnen der Vielen in ihrem geistlichen Stande vom Kindlein bis zum Vater sein mögen, so sind doch alle, die des einen Brotes teilhaftig sind, ein Leib und kein solcher Gedanke, daß, wenn ein Bruder aus einer Denomination am Mahl des Herrn teilnimmt, wir uns mit dessen Stellung „eins-machen", kann aus dieser Stelle (in der von der Feier des Mahles überhaupt nicht geredet wird) gefolgert werden. Es mag sein, daß ein Glied des Leibes noch einem kirchlichen System angehört, aber ist es ein Glied des einen Leibes, so darf es (wenn es nicht als in der Sünde lebend oder als Irrlehrer aus der Mitte der Gemeinde hinausgetan ist) als ein solches dem Grundsatz nach an dem Segnen des Kelches und dem Brechen der Brotes, ohne damit das Verbleiben in dem System zu billigen, mit allen Gliedern der Leibes teilnehmen.↩︎
3 Essen, Trinken, Spielen ist an sich nichts Böses, aber diese Dinge nahmen ihr Herz so ein, daß sie ihnen zu Götzen wurden; so dass Gott uns warnt: „Werdet nicht Götzendiener wie etliche von ihnen, wie geschrieben sieht: das Volk fehle sich nieder zu essen und zu trinken und stand auf. zu spielen".↩︎