Schriften von Albert von der Kammer
Unterschied zwischen den Diensten der Ältesten und den Gaben,Unterschied zwischen den Diensten der Ältesten und den Gaben,
die der Herr Seiner Gemeinde für ihre Auferbauung gegeben hat, (Evangelisten, Hirten, Lehrer) aufmerksam machen. Wird dieser Unterschied nicht beachtet, so müssen natürlich verkehrte Dinge daraus hervorkommen. Es ist deshalb wichtig, etwas näher darauf einzugehen.
Der Herr hat Seiner Gemeinde Gaben gegeben. Er hat Männer ausgerüstet als Evangelisten, Hirten und Lehrer für die Auferbauung Seiner Gemeinde. Der Dienst eines Evangelisten, eines Hirten oder eines Lehrers ist ganz anderer Art als der Dienst eines Ältesten.
Der Dienst eines Ältesten ist nicht unbedingt abhängig von dem Besitz einer solchen Gabe. Wir ersehen aus 1. Timotheus 5,17, wo wir lesen: "Die Ältesten, welche wohl vorstehen, laß doppelter Ehre würdig geachtet werden, sonderlich die da arbeiten in Wort und Lehre!" - Woraus klar hervorgeht, daß nicht alle Ältesten begabt waren, als Evangelisten oder Lehrer zu arbeiten. Wohl aber waren Liebe, Treue und Hingabe an den Herrn für ihren Dienst erforderlich und weiterhin alle die Eigenschaften, die in 1. Timotheus 3 und Titus 1 aufgezählt sind. Diese Eigenschaften, die für einen Ältesten ein Erfordernis waren, waren aber andererseits wieder kein unbedingtes Erfordernis für die Ausübung der vom Herrn verliehenen Gaben.
Laßt uns einen Augenblick beachten, was in Epheser 4 über die Gaben gesagt ist: Im 8.Vers lesen wir, daß der Herr "den Menschen Gaben gegeben hat". Damit sich aber keiner rühmt (als habe er diese Gaben aus sich selbst) und den anderen verachte, wird zuvor mit Nachdruck festgestellt, (Vers 7), daß "jedem einzelnen die Gnade gegeben worden ist nach dem Maße der Gabe des Christus". Obwohl somit jede Gabe ihre Herkunft aus der Gnade hat (siehe 1. Korinther 12,4ff), so ist sie doch sehr verschieden, je nach dem Maße der Gabe des Christus.
So hat der Herr den Einzelnen Gaben gegeben und diese Einzelnen selbst wieder der Gemeinde (1. Korinther 12,28) "gegeben als Evangelisten, Hirten und Lehrer..." für die Auferbauung Seines Leibes (Epheser 4,11.12). (Er begabte und machte sie zur Gabe an Seine Gemeinde).
Obwohl jeder Gläubige den Heiligen Geist als die Gabe Gottes besitzt und durch den Heiligen Geist versiegelt und gesalbt ist und das Unterpfand des Erbes hat, so ist es doch etwas ganz anderes, wenn einem solchen Gläubigen noch eine gewisse Gabe von dem Herrn für die Auferbauung Seiner Gemeinde gegeben wird. Auch das 12. Kapitel des Römerbriefes und das 12. und 14. Kapitel des 1. Korintherbriefes sprechen von solchen Gaben. Im 1.Korintherbrief finden wir weit mehr Gaben angeführt als hier in Epheser 4. Dort spricht der Apostel über die Gaben von einem weiteren Gesichtspunkt aus, indem er auch die Wundergaben mit aufführt, durch welche Gott "nach seinem Willen" (solange Er es für nötig hielt) das Zeugnis Seiner Knechte bestätigte (Hebräer 2,4). Der Epheserbrief spricht dagegen nur von den Gaben für die Auferbauung des Leibes Seiner Gemeinde. Während er jene Gaben darreichte, durch welche Gott in Zeichen und Wundem das Zeugnis Seiner Knechte, solange es Ihm gefiel, bestätigte und "mitzeugte", bleiben diese (Evangelisten, Hirten und Lehrer) Seiner Gemeinde erhalten, solange sie in dieser Welt ist.
In unserer Epheserstelle werden uns zuerst die Gaben: Apostel und Propheten genannt. Aus Epheser 2,20: "aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten", sehen wir, daß der Herr durch diese die Grundlage für den Bau Seiner Gemeinde legte. Dann folgen die Gaben: Evangelisten, Hirten und Lehrer, die bestimmt sind für den Aufbau der Gemeinde auf dieser von den Aposteln und Propheten gelegten Grundlage. So konnte Paulus sagen (1. Korinther 3,10), daß er "den Grund gelegt habe". Der Grund- und Eckstein ist Christus. Wie gesagt, der Dienst der Apostel und Propheten war grundlegend. Nachdem der Grund gelegt war, hat dieser grundlegende Dienst der Apostel und Propheten seinen Abschluß gefunden, und wir haben deshalb keine Fortführung dieses grundlegenden Dienstes mehr in noch heute lebenden Personen, weil für einen Bau nicht immer wieder neue Grundlagen zu legen sind, sondern danach die aufbauenden Arbeiten zu folgen haben. Für die aufbauenden Arbeiten auf diesen gelegten Grundlagen hat der Herr die Evangelisten, Hirten und Lehrer gegeben. Diese haben wir heute noch, und sie werden bleiben bis "zur Vollendung der Heiligen." Die Apostel und Propheten und ihren Dienst haben wir noch in der Heiligen Schrift, aber nicht mehr in lebenden Personen, und wir verharren, wie im Anfang, in ihrer Lehre (Apostelgeschichte 2,42)1.
Dagegen aber haben wir die auferbauenden Gaben noch heute in lebenden Personen, und Männer mit diesen Gnadengaben werden durch die Treue des Herrn Seiner Gemeinde erhalten bleiben, bis Er kommt, um sie zu sich zu nehmen.
Wie schon gesagt, jeder Gläubige hat den Heiligen Geist, aber nicht jeder Gläubige hat durch den Heiligen Geist eine von diesen auferbauenden Gaben empfangen. Wohl besitzt jedes Glied am Leib Christi eine Gnadengabe (1. Petrus 4,10), womit es dienen soll, und jeder hat nach diesem Maße beizutragen für das Wachstum des Leibes, mitzuhelfen in der Ausbreitung des Evangeliums, Mitsorge zu tragen für seine Brüder und seines Bruders Hüter zu sein. Aber damit ist noch nicht gesagt, daß jeder, der in dieser Weise dient, schon etwa eine Gnadengabe zum Evangelisieren, Lehren etc. empfangen habe oder der Gemeinde als Evangelist, Hirte oder Lehrer gegeben sei. Und doch hat jedes Glied etwas von dem Herrn empfangen, womit es dienen kann. Und selbst der einfachste und verborgenste Dienst, der nach dem ihm von Gott zugeteilten Maße und in der Kraft, die Gott darreicht, ausgeübt wird, dient zum Wachstum des Leibes und ist voll Segen und Gewinn, wenn er auch den Augen der Menschen verborgen bleiben mag.
1 Beachtet, es heißt in Apostelgeschichte 2,42 nicht: Sie verharrten bei oder mit den Aposteln, sondern: "Sie verharrten in der Lehre der Apostel". Die Apostel haben wir nicht mehr, aber wir haben noch ihre Lehre, und darin können wir, wie am Anfang, verharren (Vgl. 1. Johannes 2,24)↩︎