Albert von der Kammer
Schriften von Albert von der Kammer
nicht als die da herrschennicht als die da herrschen
über ihre Besitztümer. Die Gefahr für den Knecht ist, sich als Herr zu fühlen. Wie ungeziemend ist es, wenn ein Arbeiter von Gottes Ackerfeld als von "seinem Ackerfeld", von "seiner Gemeinde" redet. Wie unangenehm und oft lächerlich berührt es schon, wenn ein Arbeiter von dem Besitz seines irdischen Herrn als von seinem Besitz, von seinem Geschäft redet, und doch, wie ungleich widerlicher ist es, wenn ein Knecht Jesu Christi von Gottes Gemeinde als von seiner Gemeinde redet. Solche ungeziemenden Worte sollten nie von uns gehört werden! Die hohen Apostel redeten nicht so: Sie sprachen von Gottes Gemeinde, von Gottes Herde, von Gottes Bau, von Gottes Ackerfeld, und der Herr Jesus sagte zu Petrus: "Weide meine Schafe!" Wenn das Bewußtsein, an Gottes Gemeinde als Mitarbeiter dienen zu dürfen, tiefer in unseren Herzen wurzelte, mit wieviel mehr hingebender Liebe und sich selbst verleugnender Demut würde dann jeder seine Aufgabe in Gottes Gemeinde erfüllen! Die Lippen aber, die so gewohnheitsmäßig von "meiner Gemeinde" usw. reden (und oft liegt darin eine nur zu traurige Wahrheit), offenbaren nur, wie dieses Bewußtsein am Erlöschen ist, und dafür Geltungssucht und falsches Selbstbewußtsein im Herzen Platz genommen haben. Solche sieht man dann auch oft wie Regenten in ihren Gemeinden herrschen.
Wie ernst ist deshalb auch dieses Wort der Ermahnung: "Die Aufsicht zu führen, nicht als die da herrschen über ihre Besitztümer, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid." Nicht das Herrschen, sondern das Vorbild soll bei den Ältesten gefunden werden. Nicht durch Befehl, sondern durch ihr Beispiel sollen sie die Herde leiten und ordnen.
Die Aufseher hatten es mit allen Klassen zu tun: mit den Schwachen, mit den Unwissenden, mit den Widersprechenden, mit den Betrügern, mit den falschen Lehrern usw. Sie hatten zu ermahnen, zu ermuntern, zu stärken, zurechtzuweisen usw. Ein solcher Dienst ist keine Kleinigkeit! Wie ernst und wichtig dem Paulus der Dienst der Ältesten war, sehen wir aus Apostelgeschichte 20,31. Er hatte die Ältesten der Gemeinde in Ephesus nach Milet gerufen, um ihnen noch einmal die Sorge für die ganze Herde in Ephesus ans Herz zu legen, und dann sagte er ihnen prophetisch voraussehend, daß aus ihrer - der Mitte der Ältesten - Jünger aufstehen würden, die verkehrte Dinge reden und die Männer hinter sich herziehen würden. Das sind furchtbare Zeiten für die Gemeinde, wenn es dem Feind gelingt, aus den Reihen der Ältesten Männer des Vertrauens für sein Ziel zu gebrauchen, die Gemeinde Gottes zu zerstören. Wie groß ist dann die Gefahr für die Arglosen, Unwissenden und Unbefestigten! Der Apostel hatte solche Angriffe des Feindes durchgemacht, und er sah, daß solche Tage und Kämpfe auch für sie kommen würden. Da sollten sie wachsam sein und sich seiner erinnern, wie er Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden mit Tränen zu ermahnen. Solch ein