Schriften von Albert von der Kammer
Gott in uns - Wie der Heilige Geist wirkt
Der Heilige Geist als SachwalterDer Heilige Geist als Sachwalter
Bisher war Er ihr Sachwalter gewesen, der sie geleitet hatte und für sie eingetreten war. Und diesen Dienst übte Er ihnen noch bis zum letzten Augenblick Seines Hierseins aus. Wie trug Er Sorge um sie und bereitete sie auf Seinen Weggang vor! Er tröstet sie in ihrer Betrübnis, dass sie nicht allein gelassen und auf sich selbst angewiesen sein sollen. Größeres soll ihnen zuteilwerden. Ein anderer Sachwalter soll zu ihnen kommen, der in ihnen sein und bleiben werde. Und Er? Er will droben im Himmel für sie als Hoherpriester eintreten und Seinen Dienst beim Vater als Sachwalter und Fürsprecher fortsetzen (1Joh 2,1), sodass sie fernerhin zwei Sachwalter haben sollten.
Ja, uns ist Größeres zuteilgeworden als den Jüngern in jenen Tagen. Wir haben jetzt auf Erden und im Himmel einen Sachwalter. Beide haben wir nötig, denn unser Verkehr ist an beiden Plätzen. Wir wandeln nicht nur auf dieser Erde, unser Wandel ist auch im Himmel.
Für die Erde brauchen wir einen Sachwalter, den Heiligen Geist, der als Leiter und Lehrer uns in die ganze Wahrheit leitet. Er ist es, der uns das selige Bewusstsein der Liebe Gottes gibt, die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist. Unser Weg geht durch eine finstere Welt, durch Trübsale und Tiefen, aber durch Ihn haben wir eine Kraft in unserem Herzen, die Kraft der Liebe Gottes, welche uns in Neuheit des Lebens wandeln lässt. Er stärkt uns am inneren Menschen, dass wir das Fleisch im Tod halten und Christus in unserem Herzen wohnt und regiert.
Er ist es auch, der die Gaben wirkt, die zu unserer Auferbauung und für unser Wachstum nötig sind, damit wir nicht Unmündige seien, die von jedem Wind der Lehre hin und her geworfen werden. Alle die vielfältigen Gaben für unsere Auferbauung wirkt ein und derselbe Geist (1Kor 11,11). Er ist gleich dem Knecht Abrahams, der die Braut durch die Wüste geleitet bis zur seligen Vereinigung mit dem Bräutigam. Dies und vieles andere ist das Werk des Sachwalters in und an und für uns hier auf der Erde.
Aber auch im Himmel brauchen wir einen Sachwalter, Jesus Christus; durch Ihn vermögen wir jetzt schon unser Leben dort oben zu führen in der Gemeinschaft mit dem Vater, während unsere Füße noch hier unten wandeln. Er bittet für uns und reicht als Hoherpriester uns Barmherzigkeit, Gnade und Hilfe dar zum Überwinden. Und nicht allein bewahrt und trägt Er uns durch die Schwierigkeiten der Wüste hindurch, sondern er führt uns auch in das Heiligtum hinein, dass wir dort Seine Herrlichkeit schauen und dem Vater die Anbetung darbringen (Heb 4,15.16; 10,19-22). Und noch mehr! Wenn wir nicht wachsam sind und Befleckung und Sünde das Leben der Gemeinschaft mit dem Vater stören, so zieht Er Seine Hand nicht von uns, sondern tritt für uns ein bei dem Vater als unser Fürsprecher. Wir brauchen nicht zu sündigen, denn wir stehen nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde, obwohl noch Sünde als Natur in uns ist; aber wenn wir gesündigt haben, so tritt Er als der Gerechte für uns ein, um uns durch Überführung, Buße und Bekenntnis wieder in die Gemeinschaft mit dem Vater zurückzuführen.
So haben wir einen Sachwalter für alles, was unseren Gang durch diese Welt betrifft, und einen Sachwalter für alles, was unseren Wandel im Himmel - die selige Gemeinschaft mit dem Vater - betrifft.
Welche Gottesliebe und -sorge umgibt uns! Sollten wir nicht Stillstehen und nachdenken über das, was Gott an uns getan hat? Er gibt uns Seinen Sohn! Er legt Ihn in den Staub des Todes für uns (Ps 22)! Er sendet den Heiligen Geist als Sachwalter herab, und Christus steht droben für uns als Hoherpriester und Fürsprecher. Was ist an uns gewandt! Wie wert sind wir Ihm! Und wie wenig sind wir uns solcher Gottesliebe bewusst, die uns so völlig nach allen Seiten umgibt. Ja, Gott ist treu, durch den wir berufen worden sind in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesu Christi, unseres Herrn (1Kor 1,9).
Diese Fülle von Segen, über welche wir anbeten, sah das Auge des Herrn schon voraus, als Er den trauernden Jüngern sagte: »Es ist euch nützlich, dass Ich weggehe« (Joh 16,7). Sie konnten es damals noch nicht ertragen, denn der Sachwalter war noch nicht gekommen. Sie standen unter dem Dunkel jener Stunde und der Gewalt der Ereignisse, durch welche sie hindurchzugehen hatten. Wir können uns ja kaum eine Vorstellung machen von dem, was es für sie sein musste, als Er, auf dem ihr Glaube ruhte, von Sünderhänden gekreuzigt wurde und starb! Dann kam der herrliche Wechsel am Ostermorgen, als Gott den großen Hirten der Schafe wiederbrachte und die zerstreuten Schafe um den Auferstandenen gesammelt wurden. Wunderbar müssen jene vierzig Tage gewesen sein, in denen Er von ihnen gesehen wurde und »als Er mit ihnen versammelt war« (Apg 1,4). Und doch nicht wunderbarer, als Ihn heute in unserer Mitte zu haben! Mit ihnen war Er versammelt als der Auferstandene; mit uns ist er versammelt als der Verherrlichte, der inmitten der Versammlung als der Erstgeborene vieler Brüder dem Vater den Lobgesang anstimmt (Heb 2,12).
Dann kam ihr letztes Zusammensein mit dem Auferstandenen. Sie sahen Ihn gen Himmel fahren, und ihre Augen geleiteten Ihn dorthin. Was hatten sie nun noch mit dieser Welt und ihren Dingen zu tun, die Er verlassen hatte? Sie stiegen hinauf in den »Obersaal«; als Abgesonderte von der Welt und im Gebet verharrend, warteten sie nach Seinem Wort auf die Verheißung des Heiligen Geistes. So brach der Pfingsttag an.5
5 Der Name Pfingsten ist von dem griechischen Worten »pentecoste«, d. h. der Fünfzigste (Tag), abgeleitet worden. In der Reihe der jüdischen Feste ist Pfingsten das Fest der Wochen. Es folgte dem Fest der Erstlingsgarbe (Ostern) nach vollen sieben Wochen am fünfzigsten Tag.↩︎