Albert von der Kammer
Schriften von Albert von der Kammer
Gott in uns - Wie der Heilige Geist wirkt
Der Heilige Geist wirkt jetzt auf der ErdeDer Heilige Geist wirkt jetzt auf der Erde
Der Sohn, die zweite Person der Gottheit, wurde in Seiner Person »wie ein Mensch erfunden«. Von Ihm konnte Johannes sagen, dass sie Ihn mit Augen gesehen und mit Händen betastet haben (1Joh 1,1).
Der Heilige Geist kann nicht mit Händen betastet werden. Die Hände der Sünder können Ihn nicht greifen. Sie würden Ihn sonst ebenso an das Kreuz nageln wie den Herrn, aber sie vermögen es nicht. Er wohnt in Menschen, die durch das kostbare Blut Jesu Christi von ihren Sünden gereinigt sind. In und durch diese wirkt Er auf der Erde, und die Welt spürte es, dass ein anderer Geist in ihnen war, dem sie nicht widerstehen konnten. Um auch den Heiligen Geist aus der Welt zu schaffen, fingen sie mit Stephanus an, die Wohnungen des Geistes zu zerstören und zu zerschlagen. Aber sie konnten den Geist nicht töten noch Seiner habhaft werden (Apg 7,51.55.59). Der Herr hat gesagt: »Er wird bei und in euch sein bis in Ewigkeit« (Joh 14,16).
Ferner sehen wir, dass der Heilige Geist noch nicht auf die Erde gekommen war, als der Herr mit Seinen Jüngern redete. Worte wie: »Es ist euch nützlich, dass ich weggehe; denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich Ihn zu euch senden, und wenn Er gekommen ist...« (Joh 16,7-8) können nur angewandt werden auf jemanden, der noch nicht da ist, sondern der erst erwartet wird.
Aber war der Heilige Geist nicht schon da? Lesen wir nicht schon auf dem ersten Blatt der Bibel: »Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern« (1Mo 1,2)? Und betete nicht David: »Nimm deinen Geist nicht von mir« (vgl. Ps 51,13)?
Gewiss war der Heilige Geist da, aber Er wirkte vom Himmel aus auf der Erde. Vor den Augen des Herrn stand aber etwas ganz anderes, nämlich, dass der Heilige Geist in Person vom Himmel herniederkommen und in ihnen wohnen sollte.
Der Unterschied zwischen seinem »Wirken« und »Wohnen«
Zwischen dem »Wirken« und »Wohnen« des Heiligen Geistes ist ein großer Unterschied. Gott kam zu den Menschen in den Garten Eden, aber Er wohnte nicht dort. Als Israel, durch das Blut erlöst, aus Ägypten herausgeführt war, sagte Gott: »Ich werde wohnen in der Mitte der Kinder Israel« (2Mo 29,45.46). Und später wohnte Er in ihrer Mitte (4Mo 5,3). So ist es auch mit dem Heiligen Geist. Zu allen Zeiten wirkte Er auf der Erde, aber erst am Pfingsttag kam Er herab, um in Menschen zu wohnen.
Das Alte Testament berichtet uns, dass der Heilige Geist zu Zeiten und Gelegenheiten auf Menschen kam, um sie für gewisse Aufgaben und Dinge zu befähigen. So lesen wir, dass Er auf Othniel kam (Ri 3,10), Er kam auf Gideon (6,34), auf Jeftha (11,29), über David, über Saul (vgl. auch 2Mo 31,13 und 35,30) usw. Im Gegensatz zu diesen aber sagte der Herr: »Er bleibt bei euch und wird in euch sein« (Hervorh. v. Autor). Den Korinthern schreibt Paulus: »dass der Heilige Geist in ihnen wohne« (1Kor 6,19, Hervorh. v. Autor) und ebenso den Römern: »dass der Geist in ihnen wohne« (Röm 8,11, Hervorh. v. Autor).
Welch großer Unterschied liegt in den kleinen Worten »auf« (über) und »in«. Diese kleinen Worte zeigen auch die Verschiedenheit der Gläubigen des Alten und Neuen Testaments. Als Bild hierfür hat man ein Segel- und ein Dampfschiff gebraucht. Ein Segelschiff hängt für seinen Lauf von einer Kraft ab, die es nicht in sich hat, sondern die von außen über das Schiff kommt, seine Segel füllt und es treibt. Ein Dampfschiff dagegen ist für seine Fahrt nicht von einer von außen kommenden Kraft abhängig, sondern trägt ständig die bewegende Kraft in sich. Es vermag gegen Wind und Wellen zu gehen, weil eine Kraft in ihm wohnt, die es treibt. So kam der Heilige Geist über die Männer des Alten Testamentes: »Heilige Männer Gottes redeten getrieben durch den Heiligen Geist« (2Pet 1,21), während die Gläubigen der Jetztzeit den Heiligen Geist als eine bewegende Kraft in ihrem Herzen tragen.
Ehe das Werk der Erlösung vollendet war, war es unmöglich, dass der Heilige Geist vom Himmel herniederkommen und in Menschen Wohnung machen konnte. Zuerst musste Christus verherrlicht werden. Deshalb lesen wir in Johannes 7,39: »Denn der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war«, und später sagte der Herr zu den Jüngern: »Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen« (Joh 16,7).
Der Heilige Geist, verglichen mit der Taube Noahs
Vielleicht sagt aber jemand: Der Heilige Geist fuhr doch schon wie eine Taube aus dem Himmel hernieder und blieb auf dem Herrn Jesus!? Gewiss! Er war der einzige Reine, auf den der Heilige Geist herabkommen und auf Ihm bleiben konnte. Dies war das Zeichen für Johannes den Täufer, woran er den Herrn erkennen sollte. Wir lesen: »Ich schaute den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederfahren, und Er blieb auf Ihm. Und ich kannte Ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: auf welchen du sehen wirst, den Geist herniederfahren und auf Ihm bleiben, dieser ist es« (Joh 1,33). Die Taube hatte in dem Herrn Jesus gleichsam einen Ruheplatz für ihren Fuß gefunden.
Dies erinnert uns an die Taube Noahs in den Tagen der Sintflut (1Mo 8). Zweimal kam sie zurück. Warum? Die Schrift sagt uns: »Sie fand keinen Ruheplatz für ihren Fuß.« Der Rabe, den Noah zuvor ausgesandt hatte, kehrte nicht zurück. Er fand genug Tote, die ihm eine willkommene Ruhestatt gaben (er ist das Bild unreiner Geister). Aber nicht so die Taube (sie ist das Bild der Reinheit und Sanftmut). Sie konnte keine Stätte finden bei den Toten. Auch das zweite Mal kehrte sie zurück, aber mit einem Olivenblatt im Schnabel. Sie trug ein Zeugnis von dem Beginn eines neuen Anfanges in ihrem Schnabel. Das dritte Mal kehrte sie nicht wieder zurück. Sie hatte einen Ruheplatz auf dieser Erde aufgrund eines neuen Lebens, des der Auferstehung, gefunden.
So schwebte auch der Heilige Geist 4000 Jahre über einer Welt der Sünde und des Todes. Überall Tote: geistlich Tote in Sünde und Übertretung. Wohl konnte Er in Kraft auf solche einwirken und mächtige Einflüsse auf sie ausüben, und dies sowohl bei Gerechten als bei Ungerechten, sowohl auf David und die Propheten wie auch auf Saul und Bileam, aber bei keinem konnte Er bleiben und Wohnung machen.
Aber nach Verlauf dieser 4000 Jahre, gleichsam »nach anderen sieben Tagen« (1Mo 8,10.12), zeigte sich etwas Neues auf dieser Erde, »der zweite Mensch aus dem Himmel« (1Kor 15,47) kam auf diese Erde, Er, der Sünde nicht kannte: »der Erstgeborene aller Schöpfung« (Kol 1,15). Auf Ihn konnte die Taube herniederfahren und auf Ihm bleiben. Hier fand ihr Fuß einen Ruheplatz. Und in Ihm fand sie gleichsam »das Olivenblatt«, den Anfang einer »neuen Schöpfung«, das sie den auf Erlösung harrenden Menschen zeigte.
»Nach Verlauf weiterer sieben Tage« kehrte die Taube nicht zurück, sie fand auf dem neuen Auferstehungsboden Ruheplätze in dieser Welt, wohin sie ihren Fuß niedersetzen konnte. Welch ein Gedanke: Menschen in einer Welt der Sünde, bei denen der Heilige Geist bleibend wohnen kann! Ist es möglich? Kann es Menschen geben, bei denen der Heilige Geist wohnen kann? Die Lösung liegt in dem Wert des kostbaren Blutes Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Dieses Blut macht uns ganz rein von aller Sünde - völlig rein, so rein, wie allein dieses Blut reinigen kann. Durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi geheiligt und auf immerdar vollkommen gemacht sind wir jetzt die bleibende Wohnstätte des Heiligen Geistes. Welche Größe der Gnade Gottes!
Wäre das Wohnen des Heiligen Geistes in uns von unserer Treue abhängig, so hätten wir Ihn längst weggetrieben. Sein Wohnen in uns ist aber nicht die Folge unseres Wirkens, sondern Seines Werkes. Die Gegenwart des Heiligen Geistes hängt nicht von uns ab, nicht weil wir getreu sind, sondern weil Er die Erlösung für uns vollendet hat und verherrlicht zur Rechten Gottes ist; und deshalb konnte der Herr sagen, dass Er bei und in uns bleiben werde bis in Ewigkeit (Joh 14,16.17). Gelobt sei Sein Name!
Ehe der Herr von den Seinen ging, sagte Er: »Ich werde euch nicht als Waisen lassen, ich komme zu euch« (Joh 14,18). Er kam zu ihnen am Auferstehungsmorgen, aber auch bis zum Tag Seines Wiederkommens sind wir nicht alleingelassen. Das erste Kapitel der Apostelgeschichte berichtet uns, wie der Herr die Erde verlässt und gen Himmel geht, und schon im zweiten Kapitel finden wir das Herabkommen der anderen göttlichen Person vom Himmel, um bei und in uns zu bleiben. Muss das nicht unser Herz in Anbetung neigen? Wie gut können wir verstehen, dass die Jünger nach dem Tag der Pfingsten frohlockten und Gott lobten. Lasst auch uns darin einstimmen!