Schriften von Albert von der Kammer
Gott in uns - Wie der Heilige Geist wirkt
Die Salbung mit dem Heiligen GeistDie Salbung mit dem Heiligen Geist
Der Erste, der mit dem Heiligen Geist gesalbt und versiegelt wurde, war der Herr Jesus. Von Ihm berichtet uns die Schrift, dass Gott Ihn mit Heiligem Geist gesalbt und versiegelt hat (Apg 10,38; Joh 6,27; Lk 4,18; Apg 4,27). Die Salbung und Versiegelung des Herrn geschah in einer besonderen, einzig dastehenden Art und Weise. Als Er in die Welt kam und im Gehorsam Seinen Weg wandelte, da war ein absolut vollkommener Mensch hier auf Erden, ein Mensch, auf dem das Auge Gottes mit Wohlgefallen ruhen konnte. Über diesem öffneten sich die Himmel, und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf Ihn herab.
Es ist für uns nicht schwer zu verstehen, dass Gott Ihn, den Heiligen und Reinen, aufgrund Seiner Vollkommenheit mit dem Heiligen Geist salben und versiegeln konnte. Wie aber uns? Auf diesem Grund der eigenen Vollkommenheit und Heiligkeit können wir nicht versiegelt werden. Kann Gott den gefallenen Menschen, den Menschen im Fleisch, mit dem Heiligen Geist salben? Unmöglich! Was nun? Er, der Reine, starb für die Unreinen und vollbrachte ein Werk, auf dessen Grund Gott die mit Seinem Geist salben kann, die durch das teure Blut Christi gereinigt sind.
So finden wir es schon in den Schattenbildern des Alten Testamentes. Aaron, als Hoherpriester, ist ein Vorbild von Christus. Aarons Söhne dagegen sind ein Vorbild von uns. Der Herr Jesus allein wurde gesalbt, lange bevor das Werk auf Golgatha vollbracht war. So auch Aaron. Auch er wurde abgesondert und allein gesalbt, bevor das Blut des Opfers floss. Aarons Söhne dagegen konnten erst nach der Blutbesprengung und nicht ohne Aaron, sondern nur in Verbindung mit Ihm das Salböl empfangen (2Mo 29,7ff.).
Nach dem Tod, der Auferstehung und Himmelfahrt empfing der Herr für die Seinen die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater und goss den Geist aus über die, die durch Glauben und Taufe das Todesurteil Gottes über das Fleisch angenommen hatten. So verkündete es Petrus den Juden in Apostelgeschichte 2,33: »Nachdem Er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat Er dieses ausgegossen, was ihr sehet und höret.« Das kostbare Salböl rann herunter von dem Haupt auf den Saum Seines Kleides (Ps 133,2). Den Kindlein in Christus schreibt Johannes, dass sie die Salbung von dem Heiligen haben, und knüpft Unterweisungen daran, die uns einen tiefen Blick in die Segnungen der Salbung mit dem Heiligen Geist geben: »Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles ..., ihr bedürft nicht, dass euch jemand belehre, sondern wie dieselbe Salbung euch über alles belehrt und wahr ist..., so werdet ihr in Ihm bleiben« (1Joh 2,20.27).
Die Segnungen der Salbung
Aus diesen Worten ersehen wir, dass die Salbung (der Heilige Geist) allein unser Lehrer ist. Keinen anderen Lehrer brauchen wir. Menschenweisheit kann uns in den Dingen Gottes nicht unterweisen.
Vielleicht sagt jemand: »Hat Gott aber nicht Seiner Gemeinde Lehrer gegeben, und haben wir solche nicht nötig?« Sicher! »Er hat gegeben Evangelisten, Hirten und Lehrer« (Eph 4,11). Hierin liegt durchaus kein Widerspruch. Die vom Herrn gegebenen Lehrer sind nur Werkzeuge des alleinigen Lehrers, des Heiligen Geistes. Sie sind von Ihm belehrt und werden von Ihm gebraucht, die Weisheit Gottes in Christus so zu entfalten, wie sie durch den Heiligen Geist in der Schrift niedergelegt ist. Diese vom Herrn gegebenen Lehrer sind nicht Männer, die sich selbst zum Lehrer bestimmt haben, oder die die Gemeinde sich selbst gewählt hat, sondern sie sind Gaben, die der Herr Seiner Gemeinde gegeben hat »für die Auferbauung des Leibes Christi« (Eph 4,12).
Jedes Glied an diesem Leib hat diese Gaben, die der Herr auch zu seiner Auferbauung gegeben hat, nicht gering zu achten. Kein Glied des Leibes darf sagen: Ich bedarf des Dienstes der Lehrer und Hirten nicht, oder: Ich will nicht durch die Gaben, sondern ohne Werkzeug direkt vom Heiligen Geist durch das Lesen der Bibel unterwiesen werden. Die solches sagen, zeigen damit nicht nur ihre Torheit an, sie handeln auch gegen die Anordnungen Gottes in Seiner Gemeinde. Der Herr lässt es sich von uns nicht vorschreiben, wie jeder auferbaut sein will. Er handelt nach Seinen Anordnungen. Solche Kinder Gottes sind einseitig und gleichen dem Kuchen, »der nicht umgewendet ist« (Hos 7,8.9).
Wenn Lehrer3 Dinge lehren, die nicht in der Schrift enthalten sind, so haben wir die Salbung, die uns lehrt, solche zu meiden, sofern sie sich nicht unter das Wort beugen und vom Wort zurechtbringen lassen. Durch die Salbung sind wir befähigt, Wahrheit und Trug, des Hirten Stimme und des Fremden Stimme zu unterscheiden, und wissen die Wahrheit und den Charakter aller Dinge. »Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisset alles.«
»Ihr wisst alles«
Damit soll uns nicht gesagt werden, dass wir vollkommen in unserem Wissen und Erkennen sind. Unser Wissen und Erkennen ist nur stückweise (1Kor 13,9). Aber durch die Salbung wissen wir die Wahrheit, das wahre Wesen aller Dinge. Unser Wissen steht ganz im Gegensatz zu dem der Ungläubigen. Die Salbung lehrt uns, alles in Verbindung mit Christus zu bringen. Wir sehen und beurteilen alles, wie es in der Verbindung mit Christus und Seinem Wort ist, und erkennen daran das wahre Wesen aller Dinge.
»Der geistliche Mensch unterscheidet alles« (1Kor 2,14-16, Hervorh. v. Autor). Ein solcher weiß, »dass keine Lüge aus der Wahrheit ist« (1Joh 2,21). Trug und Wahrheit können nicht aus einer Quelle kommen. Der Heilige Geist kann nicht beides vereint wirken. Durch die Salbung bleiben wir bewahrt vor den Verführungskünsten solcher, die ein Gemisch von Lüge und Wahrheit darbieten. Solchen leihen wir nicht unser Ohr. Die Salbung bewahrt uns, solchen Lehren überhaupt Beachtung zu schenken. Der Heilige Geist sagt uns ausdrücklich, dass der Abfall von dem Glauben damit beginnt, dass man den Lehren der Dämonen Beachtung schenkt: Etliche werden abfallen, »achtend auf betrügerische Geister« (1Tim 4,1). Können wir die Gedanken des Herrn von solchen empfangen, die Wahrheit und Irrtum zugleich verkünden? Können wir von ihnen die Wahrheit lernen? Warum setzen sich Kinder Gottes zu den Füßen solcher und öffnen ihr Ohr für ein Gemisch von Trug, Irrtum und Wahrheit? Die gefährlichste Lüge ist die, die der Wahrheit am nächsten kommt. Mögen wir uns vor der Verführung bewahren lassen und aufhören mit dem »Achten auf betrügerische Geister«.
Dieses »Alles wissen« ist ein inneres, geistliches Empfinden, welches wir durch die Salbung besitzen, wenn wir »geistlich« und nicht etwa »fleischlich« geworden sind (1Kor 3,1.3). Ein solches Kind Gottes mag manches nicht »logisch« erklären können, aber es weiß instinktiv durch die Salbung, was Christus gemäß ist - was dem »Heiligen« gemäß ist, von dem es die Salbung hat. Eben weil die Salbung von dem »Heiligen« ist, kann es nichts vom Fleisch, noch was vom Fleische kommt, anerkennen.
Welch ein Schutz hat uns doch Gott in der Salbung gegeben. Wir können die betrügerischen Geister unterscheiden. Wie viel Lüge, mit Wahrheit vermengt, wird in unseren Tagen dargeboten! Denken wir an die Millenniums-4 und andere betrügerische Lehren. Wie scharen sich die Mengen derer, »die nicht aus der Wahrheit sind« (Joh 18,37)* um solche Darbietungen. Das sind Lehren, die dem Menschen im Fleisch gefallen und von der Welt oft mit willigem Herzen aufgenommen werden. So versteckt ist die Lüge oftmals, dass Kinder Gottes sich von ihrem Betrug haben fortreißen und täuschen lassen, und man sieht sie mit der Welt zusammen aus einer Quelle trinken. Wie sich aber auch der Betrug mit Wahrheit umhüllen mag, mehr oder weniger wird er immer an dem Prüfstein der Person des Sohnes Gottes erkannt werden.
Als der Apostel die Gläubigen über die Salbung belehrte, da sagte er ihnen frei heraus: »Dies habe ich euch betreffs derer geschrieben, die euch verführen« (1Joh 2,26). Möge er es uns nicht vergebens geschrieben haben. Gerade in unseren Tagen und Lagen, wo der Satan die Gestalt eines Engels des Lichtes annimmt und die Dämonen aus der Hölle als Lichtlehrer am Werk sind (1Tim 4,1), da lernen wir erst recht die Gnade der Salbung schätzen und verstehen, was Gott uns in ihr geschenkt hat. Das ist es ja, was der Name »Christ« ausdrückt. Dieser kostbare Name, den die Schrift für die Gläubigen gebraucht (1Pet 4,16) und der uns deshalb auch zu tragen erlaubt ist, bedeutet »Gesalbter«. »Christen« sind »gesalbte« Menschen. Kennzeichnet uns die Salbung? Sind wir »Geistliche« (1Kor 2,15; 3,1)? Nur dann (!) besitzen wir dieses geistliche Licht, dieses innere Wissen und Erkennen, Christus gemäß.
Dieses »Wissen« hat aber nichts gemein mit der Sprache des Selbstbewusstseins: »Ich weiß alles«, »ich erkenne alles«. Solchen antwortet die Schrift: »Wenn jemand sich dünkt, er erkenne etwas, so hat er noch nicht erkannt, wie man erkennen soll« (1Kor 8,2). Eine solche Sprache ist nicht die Sprache des Geistes, sondern des Aufgeblasenseins.
3 Unbekehrte Menschen hat der Herr Seiner Gemeinde nie als Lehrer gegeben. Solche gehören überhaupt nicht in die Gemeinde Gottes, noch viel weniger können sie Lehrer in der Gemeinde sein. Kann der Heilige Geist einen Toten und Blinden nur deshalb, weil er die Sprache Kanaans gelernt oder vielleicht ein Schriftstudium hinter sich hat, als Lehrer in Gottes Gemeinde benutzen?↩︎
4 Albert von der Kämmers Ausführungen über den Heiligen Geist erschienen erstmals als Artikelserie in den »Handreichungen« 1921/22. Auf welche falschen Lehren er sich hier bezieht, kann man nur mutmaßen. Möglicherweise denkt er an die Lehren der Zeugen Jehovas über das Tausendjährige Reich, die ein solches seit ihren Anfängen (im ausgehenden 19. Jh.). jeweils zu bestimmten, mehrfach korrigierten Terminen erwarteten. 1920 veröffentlichte J. F. Rutherford, der Nachfolger des Gründes C. T. Russel, dazu ein Buch mit dem Titel: »Millionen, die heute leben, werden nie sterben«. Darin sagte Rutherford für 1925 die Wiederauferstehung der biblischen Erzväter als Zeichen der beginnenden Endzeit voraus. In der Weimarer Republik erhielt die Gemeinschaft in Deutschland 1921 die offizielle Rechtsfähigkeit und 1922 die förmliche Gemeinnützigkeit zugesprochen. (Anm. d. Verlages)↩︎