Albert von der Kammer
Schriften von Albert von der Kammer
Gott in uns - Wie der Heilige Geist wirkt
Das Erfülltwerden mit Heiligem GeistDas Erfülltwerden mit Heiligem Geist
Das ist nicht eine Sache, die ein für allemal geschieht, sondern die sich in den Erfahrungen des Lebens für den Herrn wiederholt. Es darf auch nicht verwechselt werden mit der Taufe in Heiligem Geist oder mit der Gabe des Heiligen Geistes. Wir können ermahnt werden: »Werdet mit dem Geist erfüllt!« (Eph 5,18). Aber wir können nicht ermahnt werden: Werdet mit dem Heiligen Geist getauft, begabt oder versiegelt! Dieses können wir nicht wirken. Das Erfülltwerden aber hängt mit unserer Hingabe für den Herrn und mit unserem täglichen Leben im Glauben und Gehorsam zusammen.
»Erfülltwerden« mit Heiligem Geist finden wir nicht erst von Pfingsten an, als der Heilige Geist in den Gläubigen Wohnung machte. Es fand schon in den frühesten Zeiten statt und ist durchaus kein Teil oder Zubehör zur Taufe oder Gabe des Heiligen Geistes; es ist deshalb auch nicht gleichbedeutend mit dem »Wohnen« des Heiligen Geistes in uns, wie etliche gemeint haben, dass das Wohnungmachen des Heiligen Geistes in einem Menschen das Erfülltwerden sei.
Das »In-uns-Wohnen« des Heiligen Geistes unterscheidet die Gläubigen der Jetztzeit von den Gläubigen des Alten Bundes. Aber obgleich nach Pfingsten der Heilige Geist in den Gläubigen Wohnung gemacht hatte, wurden sie doch noch erfüllt mit dem Heiligen Geist, und andererseits sehen wir auch, obgleich der Heilige Geist in den Gläubigen des Alten Bundes nicht »wohnte«, wurden doch auch sie mit Heiligem Geist »erfüllt«.
So finden wir vor Pfingsten Bezaleel, dass er mit Heiligem Geist erfüllt war, um in Seiner Kraft die ihm anvertrauten Arbeiten an der Stiftshütte zu vollenden (2Mo 31,2.3; 35,31). Elisabeth wurde mit Heiligem Geist erfüllt, um in Seiner Freude zu lobpreisen, und Zacharias, um zu weissagen (Lk 1,41.67).
So auch nach Pfingsten. Die Jünger, in denen der
Heilige Geist Wohnung gemacht hatte, wurden mit dem Heiligen Geist
erfüllt, das Zeugnis der Gnade Gottes zu verkünden (Apg 2,4). Petrus
wurde etwas später wieder erfüllt, um in der Stunde der Verfolgung den
Namen des Herrn zu verherrlichen. Wieder ein wenig danach wurde die
ganze Schar erfüllt, um in Seiner Kraft ohne Furcht und mit
Freimütigkeit das Wort zu reden (Apg 4,31). Weiter lesen wir von Saulus
und den Jüngern, dass sie mit Heiligem Geist erfüllt wurden (
Das Erfülltsein der Gläubigen des Alten Testamentes mit dem Heiligen Geist schloss natürlich nicht die Einheit mit Christus in sich ein, als dem Haupt Seines Leibes. Diese Einheit ist mit der Gabe und Innewohnung des Geistes verbunden. Sie ist nur das Teil der Gläubigen der Jetztzeit, die den Leib Christi bilden.
So sehen wir also, dass ein Gläubiger des Alten Bundes, der den Heiligen Geist nicht in sich »wohnen« hatte, mit dem Heiligen Geist erfüllt sein konnte, und andererseits, dass ein Gläubiger des Neuen Bundes, der den Heiligen Geist in sich »wohnen« hatte, gleichwohl nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt sein konnte. Die Epheser, denen Paulus schrieb, dass sie mit dem Heiligen Geist versiegelt seien, wurden deshalb ermahnt, auch mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein.
Bei den Gläubigen des Alten Bundes lag das Erfülltwerden auf der Linie des Auf- oder Über-sie-Kommens des Heiligen Geistes, während bei den Gläubigen der Gemeinde Gottes das Erfülltwerden mehr die ausgehende Kraftwirkung des in ihnen wohnenden Geistes ist.
Wir kommen jetzt zu der wichtigen Frage, die so manches Herz bewegt:
Wie kann ich mit dem Heiligen Geist erfüllt werden?
Diese Frage wird uns nicht mit einem Bibelvers beantwortet. Aber die Schrift zeigt uns die Personen, die mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, wie deren Herzen und Leben zum Herrn standen, und damit empfangen wir Unterweisung und Antwort auf unsere Frage.
Gott stellt sie vor unser Auge als solche, die sich im Glaubensgehorsam dem Herrn so hingaben und sich Seiner Herrschaft willig so unterstellten, dass sie Wege des Sterbens gingen. Ihre Augen waren auf den Herrn allein gerichtet, Christus wohnte in ihren Herzen, und ihre Lippen gingen über von Seinem Lob. Glückliche Menschen! Von der Welt zwar verachtet, gehasst und getötet und von denen, die ihre Freude nicht kannten, verkannt und gemieden - aber gekannt und geehrt von dem Herrn, dessen Liebe sie genossen.
Das waren die Personen, die voll Heiligen Geistes waren oder die mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, um für besondere Aufgaben in besonderen Zeiten und Umständen in Seiner Kraft zu wirken, von ihm zu zeugen und Stellung für Ihn zu nehmen, sodass Gott Seine Herrlichkeit in und durch sie offenbaren konnte.
In manchem Herzen mag der Wunsch aufsteigen: So möchte ich sein! Wie komme ich dahin? Man weiß sich gerettet und mit Seinem Geist versiegelt, und doch fühlt man, es stimmt im Herzen nicht, und man betet, mehr von Seinem Geist zu haben. Aber es handelt sich weniger darum, mehr von Seinem Geist zu haben, als vielmehr darum, dass der Heilige Geist mehr von uns haben will. Jeder Gläubige empfängt die Gabe des Heiligen Geistes, aber nicht jeder Gläubige gibt dem Heiligen Geist sein Herz und Leben.
Lasst uns ein Bild gebrauchen: Ich verreise und bitte dich, meine Wohnung für den Sommer zu nehmen. Als du kommst, übergebe ich dir die Schlüssel für Küche, Wohn- und Schlafzimmer; die anderen Räume aber halte ich verschlossen. So können wir es auch mit dem Heiligen Geist machen. Unser Verhalten mag dankenswert genug für einen Gast sein, aber wenn Er zu uns kommt, um Wohnung bei uns zu machen, will Er in uns nicht Gast, sondern Inhaber und Gebieter sein, der unser ganzes Leben und Sein regiert und für Christus umgestaltet. Jeder Raum unseres Herzens muss Ihm offenstehen. Wir wollen Ihn oft beschränken auf das, wo wir Ihn haben möchten. Es genügt uns, wenn Er uns das Zeugnis der Liebe Gottes gibt und uns in gewissen Grenzen auch für Seinen Dienst gebraucht, aber unser Haus, unsere Familie, unser Geschäft, unser inneres und äußeres Leben - zu diesen Räumen möchten wir Ihm nicht den Schlüssel geben. Kurz, unser ganzes Herz regieren und alles für Christus gestalten zu lassen, dazu sind wir nicht bereit.
Mit dem Geist erfüllt zu werden wird uns nicht einfach auf unser Gebet hin zuteil, sondern nur auf dem Weg der Hingabe - auf dem Weg dem Lamme nach. Das Gebet um »Erfülltwerden« kann bei allem Ernst doch aus einem Herzen kommen, in welchem noch allerlei böse Wurzeln verborgen gehalten werden wie Habsucht, Selbstsucht, Hochmut. Das menschliche Herz neigt stets dahin, sich in den Vordergrund gestellt zu sehen, und es findet Gefallen daran, als ein »Geisterfüllter« angesehen und bewundert zu werden. Es ist sehr ernst, die Beweggründe für solches Bitten zu prüfen.
Mussten wir nicht zuweilen sehen, dass die, die ständig die Bitte um »Erfülltwerden« auf ihren Lippen hatten, solche waren, die nicht einmal in der Absonderung (2Kor 6,14-18) Wege des Gehorsams gingen; oder deren Benehmen, ach, nur zu deutlich zeigte, dass sie ihr »Ich« liebten und es nicht ertragen konnten, wenn es nur leise angerührt wurde?! Wenn wir die kleinen, verborgenen Wurzeln des Hochmuts, des eigenen Willens, der Habsucht (und wie die Dinge heißen mögen) schonen und nicht mit Herzensentschluss dem Geist Gottes über uns Raum geben oder dem Wort des Herrn folgen, werden wir (allein auf unser Gebet hin) nie mit dem Heiligen Geist erfüllt werden.
Um Erfülltsein beten?
Die Schrift sagt uns nicht, dass wir in erster Linie (wie viele meinen) um Erfülltsein beten müssen. Sie sagt vielmehr: »Werdet mit dem Geist erfüllt« (Eph 5,18). Ihr Verhalten, ihr geistlicher Zustand sollte so sein, dass sie mit dem Heiligen Geist erfüllt würden. Wir finden nie, dass die Jünger um »Erfülltsein« mit dem Heiligen Geist beteten, noch, dass jemand als Antwort auf solche Bitte mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde. Damit ist natürlich nicht gesagt, dass die, welche mit Heiligem Geist erfüllt wurden, nicht Beter waren. Ohne Zweifel waren es ernste und ringende Beter - Männer des Glaubens und des Gebets.
In Apostelgeschichte 4,23-31 finden wir eine solche betende Schar, von der wir lesen, dass sie »alle mit Heiligem Geist erfüllt wurden«. Aber beteten sie etwa darum, erfüllt zu werden? Sie wurden alle erfüllt! Gott hat uns ihr Gebet niederschreiben lassen, aber wir finden darin keine Bitte um »Erfülltwerden«. Der Inhalt ihres Gebets war die Herrlichkeit Seines Namens, und ihre einzige Bitte war: »Gib Deinen Knechten, Dein Wort zu reden mit aller Freimütigkeit.« In dem Bewusstsein ihrer Kraftlosigkeit baten sie, an dem Tag der Drangsal Sein Wort ebenso frei zu reden wie vordem an dem Tag der Freiheit.
Welche Liebe, Hingabe, Glaubensentschlossenheit und doch Abhängigkeit leuchtet aus diesem Gebet heraus! Es erinnert uns an Daniel, der angesichts der Löwengrube »betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vordem getan hatte« (Dan 6,11, Hervorh. v. Autor). So gänzlich hatten auch sie sich aus den Augen verloren, dass sie ihre schwierige Lage und Verfolgung nicht einmal vor Gott erwähnten. Vom eigenen Willen und von Kraft entleert, aber in der ganzen Herzensentschlossenheit, bei dem Herrn zu verharren, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu dem »Herrscher«. Ihre Bitte wurde ihnen zuteil, indem sie mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, wie wir lesen: »Sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.« Hier gibt uns die Schrift ein Musterbeispiel für die Ermahnung des Apostels: »Werdet mit dem Geist erfüllt«, indem sie uns den Herzenszustand solcher zeigt, die der Heilige Geist erfüllen und für Seines Namens Herrlichkeit gebrauchen kann.
Wenn ein Gefäß mit etwas gefüllt werden soll, so ist die erste Bedingung, dass es von anderem Inhalt entleert sein muss.
Du sagst zu deinem Sohn: »Fülle die Flasche dort mit Öl!«
»Es ist Säure in der Flasche, Vater.«
»Schütte sie fort, reinige die Flasche und fülle sie mit Öl!«, ist deine Antwort.
So ist es mit dem Gläubigen. Wenn wir mit dem Geist erfüllt sein wollen, müssen wir leer und gereinigt sein von den Dingen, die nicht in die Gemeinschaft Seines Sohnes passen. Solange in unserem Herzen noch etwas von der Welt und »dem, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens« (1Joh 2,16) beherbergt wird, können wir nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. Haben wir uns aber durch Seine Gnade von diesen Dingen reinigen lassen, dann wird Er das vom fremden »Wein« geleerte Herz erfüllen. Um dieses handelt es sich, als Paulus die Epheser ermahnt: »Berauschet euch nicht mit Wein ..., sondern werdet mit dem Geist erfüllt« (5,18).
Unser Herz ist nie leer, entweder ist es mit dem Wein des eigenen Willens und den Dingen der Welt oder mit dem Heiligen Geist erfüllt. Die Frage in dieser Sache ist nicht, ob wir den Heiligen Geist besitzen, sondern ob Er uns besitzt. Wir ringen um diese Sache oft wie einst Jakob, von dem wir sowohl lesen, dass Gott mit ihm rang, als auch, dass Jakob mit Gott rang (1Mo 32,24-28). Jakob rang, um etwas von Gott zu erlangen, aber Gott musste mit Jakob ringen, ihn zu überwinden, um ihm den erbetenen Segen geben zu können. Wir ringen um »Erfülltwerden«, aber Er ringt mit uns, um uns erfüllen zu können. Gott musste erst das Gelenk der Kraft Jakobs ausrenken, um ihn segnen zu können.
Als Er ihn nicht anders zu überwinden vermochte, da geschah es auf dem schmerzlichen Weg der Verrenkung seines Hüftgelenkes. Und Gott muss oft auf sehr schmerzlichen Wegen die Gelenke unseres eigenen Willens, unserer eigenen Kraft, unserer Selbstliebe, unseres Hochmuts, unserer Habsucht berühren und zerbrechen, bis wir Ihm die in den Falten unseres Herzens verborgenen Dinge (die unsere Götzen sind) ausliefern.
Wirkungen des Erfülltseins
Wenn wir auf die mit dem Geist erfüllten Gläubigen der Schrift sehen, dann treten uns die Wirkungen des Erfülltseins in köstlicher Schönheit vor Augen. Der zuvor von sich selbst, von seiner Liebe und seiner Hingabe für den Herrn erfüllte Petrus - wie ist er verändert, als er von dem Heiligen Geist erfüllt war! Er spricht nicht mehr von sich: »Ich ... ich ...«, »ich will«, »ich werde« ...! So sprach er zuvor. - Jetzt kommt kein »Ich« mehr über seine Lippen. Jetzt ist Christus der Name seines Mundes; Jesus gekreuzigt... auferweckt... erhoben ... Jesus gemacht zum Herrn und Christus (Apg 2,22-36). Stephanus und Paulus wurde es erlaubt, für sich zu reden, aber sie sprachen von Ihm (Apg 7,1; 26,1).
Und ebenso ist es heute. Der von sich selbst erfüllte Mensch spricht von sich - von seinen wunderbaren Erfahrungen, von dem, was er geredet und getan hat. Wenn aber der Heilige Geist sein Herz erfüllt, dann findet er keine Freude mehr daran, von sich zu reden, dann reden die Lippen von Ihm und von den Dingen, die Gott geoffenbart hat.
Aber nicht allein dieses, auch das Benehmen und der Verkehr im Haus Gottes - alles wird die Kennzeichen der Geisteswirkung tragen.
Als Paulus den Korinthern von den Geisteswirkungen in der Gemeinde schrieb, leitete er seine Worte ein mit einem Hinweis auf ihren früheren Zustand, als sie noch unter einer anderen Geistermacht standen. Auch damals wurden sie »geführt« und »geleitet«. Jeder Mensch steht unter Geisterleitung. Die dämonischen Geister leiten die Menschen nach ihrem Sinn zu den »Götzen« usw. (1Kor 12,2; Mt 17,15; Mk 5,1-20). Aber Gottes Geist leitet uns den göttlichen Gedanken gemäß und in Übereinstimmung mit Seinem Wort.
Wer vom Geist erfüllt und geleitet wird, in dem findet das Wort eine lebendige Darstellung (Phil 2,16). Ein solcher steht in ständiger Wachsamkeit über sich selbst (1Kor 9,26.27). Er lässt das Licht des Wortes in erster Linie nicht auf andere, sondern auf sich fallen - auf sein Leben nach außen und innen - und auch auf die Mitarbeit im Werk des Herrn und den Dienst am Wort.
Kennzeichen eines vom Geist geleiteten Gläubigen
Wir wollen nun über diese drei Punkte einiges beispielsweise nennen, was einen vom Geist geleiteten Gläubigen kennzeichnet:
Das Leben nach außen und innen. Sich selbst, sein Haus, sein Geschäft, alles wird er unter das Auge des Herrn stellen und Sorge tragen, dass alles Ihm geheiligt und »ehrbar ist, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen« (2Kor 8,21). Denn »Gerechtigkeit und Recht üben ist Jehova14 angenehmer als Opfer« (Spr 21,3). Er »überwacht sein Herz mehr als alles« andere (Spr 4,23), denn er weiß: »Wer seinem Herzen vertraut, der ist ein Tor« (Spr 28,26), sein »Herz ist nicht hoch, noch tragen sich hoch seine Augen, und er wandelt nicht in Dingen, die zu groß für ihn sind« (Ps 131,1; Jer 45,5).
Die Mitarbeit im Werk des Herrn. Wenn der Herr seinen Dienst segnet, so ist er nicht von seinem Dienst erfüllt, noch macht er etwas aus sich oder misst sich Wichtigkeit bei. Es ist ihm vielmehr ein Schmerz, wenn sich die Blicke auf ihn richten: »Was sehet ihr auf uns, als hätten wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit ihn wandeln gemacht« (Apg 3,12). »Auch wir sind Menschen von gleichen Empfindungen wir ihr« (Apg 14,15) - und wenn er, statt bewundert, verkannt oder ihm Unrecht getan und seine Liebe mit Lieblosigkeit beantwortet wird, so verbirgt er dieses und sein Verletztsein nicht in seinem Herzen, um es an einem geeigneten Tag wieder herauszuholen. Er hat für solche Dinge, wie auch für seine verletzten Gefühle (die doch nur mit dem »Ich« verbunden sind) keinen Raum mehr im Herzen. Sie sind ihm vielmehr ein Anlass, noch größere Liebe zu erweisen. »Ich will aber sehr gern alles verwenden und völlig verwendet werden für eure Seelen, wenn ich auch, je überschwenglicher ich euch liebe, um so weniger geliebt werde« (2Kor 12,15).
In seiner Mitarbeit im Werk des Herrn wird er seinen Weg nicht selbständig gehen, sondern sich als Mitarbeiter wissen und benehmen. Wo der Herr auch in Seiner Gnade ihm den Dienst angewiesen haben mag, nie wird er das Werk als sein Werk, als seine Gemeinde, als sein Ackerfeld ansehen. In Demut ist er sich bewusst: Es ist des Herrn Werk, Seine Gemeinde und Sein Ackerfeld, auf dem er nur als ein Mitarbeiter hingestellt ist (1Kor 3,9; 1Thes 3,2; Phlm 24 u. a. m.).
So wird er bewahrt, nicht unabhängig von seinen Brüdern und Mitarbeitern im Werk des Herrn seinen Weg zu gehen und zu handeln (Apg 14,26; 15,4; 3Joh 8; Gal 2). Auch wird er den Rat und die Unterweisung von Brüdern, die ein geistliches Urteil und geistliches Verständnis vom Herrn empfangen haben, nicht beiseite setzen (Gal 2,9.10; 1Kor 14,32.33; Eph 5,21; 1Kor 16,16; Phil 2,3; Apg 18,26.27; Gal 2,14; Ps 141,5; Spr 9,8; 25,12; 27,6).
Er wird sich selbst und sein eigenes Urteil nicht höher einschätzen als das seiner Brüder (Phil 2,3; Röm 12,10; Lk 18,14). Ein Kind Gottes, welches sich vom Geist Gottes hat erfüllen lassen, wird mit jedem Tag in der Demut wachsen. Als Paulus seinen ersten Brief an die Korinther schreibt, da nennt er sich den geringsten der Apostel. Einige Jahre später nennt er sich den allergeringsten von allen Heiligen (Eph 3,8). Und wieder etwas später nennt er sich den vornehmsten unter den Sündern (1Tim 1,15). So werden auch wir, je mehr wir in dem Licht wandeln, kleiner in unseren Augen werden und in der Demut wachsen.
Der Dienst am Wort. Ein vom Geist erfüllter Diener des Wortes wird verständlich reden (1Kor 14,6.9.19) und nur das, was zur Auferbauung der Gemeinde dient (1Kor 14,5.12.26), und zwar nicht nach eigenem Willen, sondern wie der Geist ihm gibt auszusprechen (Apg 2,4). Er wird in allem die Schrift reden lassen (
Röm 4,3; 9,17; 10,11; 11,2 ; Mk 12,10; Jes 8,20) und die Schrift erforschen und mit Sorgfalt wachen, das Wort recht zu teilen (2Tim 2,15) und nicht Dinge zu sprechen, die nicht mit der Schrift übereinstimmen (1Kor 14,36-38). Bereitwillig wird er seine Worte von anderen beurteilen lassen (1Kor 10,15; 14,29) und sich nicht über Einrichtungen und Anordnungen, die Gott zum Wohlergehen Seiner Gemeinde gegeben hat, hinwegsetzen (1Kor 11,1-16; 14,34; Apg 10,47.48).
Mögen wir die Ermahnung »Werdet mit dem Geist erfüllt« mehr in unser Herz aufnehmen. Wie viel mehr würden der Herr und das Wirken Seines Geistes in uns und in Seiner Gemeinde gesehen werden!
Wiederholtes Erfülltsein
Jemand mag fragen: Wie konnten die Apostel, nachdem sie so wenige Tage zuvor mit dem Heiligen Geist erfüllt worden waren, wiederum neu erfüllt werden?
Wir dürfen doch nicht annehmen, dass die Apostel untreu waren, sodass der Heilige Geist sie nicht länger hätte erfüllen können. Wenn ein Gefäß voll ist, kann es noch mehr gefüllt werden?
Kinder Gottes sind nicht tote, sondern lebende und wachsende Gefäße des Heiligen Geistes. Wenn das Gefäß wächst, so kann es wiederum gefüllt werden. Die Schrift spricht vom Wachsen des Glaubens. Der Glaube wächst nur auf dem Weg der Treue zum Herrn. So wie der Glaube wächst, so erweitert sich auch das Herz, und das Gefäß wächst, sodass es wieder erfüllt werden kann mit dem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2Tim 1,7).
Wir wachsen nur auf Wegen des Glaubens. Gott stellte Abraham vor immer neue Glaubensproben. Warum handelt Gott so? Wir sind in der Schule Gottes (Joh 6,45; 1Thes 4,9) und werden wie Schüler um unseres Wachstums und unserer Erstarkung willen vor immer neue Aufgaben und Proben gestellt. Ein Kind versteht oft nicht, warum der Lehrer es immer neu vor Aufgaben, Wiederholungen und Proben stellt. Der Meister aber hat sein Ziel dabei im Auge. Gottes Ziel war, Abraham zu segnen. Um ihn für die Aufnahme des Segens fähig zu machen, konnte Er Abraham nichts Besseres tun, als ihn immer wieder vor neue Proben zu stellen. Der natürliche Mensch liebt das nicht; aber es ist das Beste, was Gott uns für das Wachstum des inneren Menschen tun kann. Bestehen wir die Probe, so werden wir gewachsen und erstarkt daraus hervorgehen und für größere Aufgaben befähigt sein. Bestehen wir sie nicht, so werden wir und die Ursachen unseres Zukurzkommens aufgedeckt werden, und wir können dann durch Buße und Bekenntnis zurechtgebracht werden.
Wo wir in der Schrift von neuem »Erfülltwerden« lesen, da können wir auch Glaubensentscheidungen und Glaubensausharren im Kampf den Mächten der Finsternis gegenüber feststellen. Als die Thessalonicher in überaus großen »Verfolgungen und Drangsalen« voll »Ausharrens und Glaubens« feststanden, da lesen wir, dass ihr Glaube »überaus wuchs« (2Thes 1,3.4). Und wächst der Glaube, so wächst auch der ganze innere Mensch, und es ist neuer Raum gemacht für die in uns wohnende Quelle - den Heiligen Geist -, sich neu zu ergießen und zu erfüllen.
Wenn wir uns so mit der herrlichen Gabe des Heiligen Geistes beschäftigen und die Fülle der Segnungen betrachten, die uns in Ihm geworden sind, wie berührt es dann unser Herz, dass Gott uns ermahnen muss, Ihn nicht zu betrüben. Ja, mit Scham muss es uns erfüllen, dass Er sogar noch über Lüge, Diebstahl, Zorn, faule Worte usw. zu denen reden muss, die Er mit dem Heiligen Geist versiegelt hat (Eph 1,13; 4,25-32, siehe vor allem V. 30!).
Wer den Satan und sein eigenes Herz noch nicht kennt, der mag fragen, ob solche Dinge bei Kindern Gottes noch Vorkommen können; aber hier zeigt uns Gott, zu welchen Dingen wir fähig sind, wenn wir den Heiligen Geist betrüben.
Und wenn Er über diese Dinge mit uns spricht - welche Gnade! -, so droht Er nicht, den Heiligen Geist von uns zu nehmen, sondern Er bringt uns vielmehr die Tatsache zum Bewusstsein, dass wir mit dem Heiligen Geist versiegelt sind auf den Tag der Erlösung. Diese Gnade soll uns bewahren und bewegen, nicht nach dem Fleisch zu wandeln, sondern im Geist und Ihn nicht zu betrüben.
14 o. Jahwe↩︎