festhalten." (Offenbarung 2,14). Zu wie vielen Versammlungen würde der Herr wohl heute dies sagen? Wie fein wird Christentum und Welt, Wahrheit und Irrtum, Christus und Belial verbunden! Wenige Stimmen regen sich dagegen, und wenn Treugesinnte ein geistliches Empfinden dafür haben, daß solche Dinge nicht mit dem Worte übereinstimmen, so sagt man ihnen, man dürfe das Wort nicht so buchstäblich nehmen. So wie Satan bei der Versuchung des Herrn nicht um ein Schriftwort verlegen war, beweisen auch diese klipp und klar, daß in der Bibel stehe, der Buchstabe töte (2. Korinther 3,6), (vergl. wie in der Bibel auch steht, daß kein Gott sei! - Psalm 14,1).
Diese Klugen, die Gottes unfehlbare Weisheit meinen verbessern zu können, belehren uns, daß die Bruderliebe es erfordere,
tolerant
gegen die Verdreher der Wahrheit zu sein, und daß es empfehlenswert sei, ihre Lehren zu prüfen (da auch die Schrift sage: "Prüft alles und das Gute behaltet"). Zudem könne man gar manches Gute auch noch von diesen lernen, da es hochgebildete, tiefdenkende und ernste Männer seien. Man dürfe wegen kleiner Abweichungen vom Wort sie nicht so streng beurteilen, zumal man auch nicht wissen könne, ob sie nicht bekehrt seien, und wenn sie dieses seien, dann sei es schon das Gebot der Allianz, kleine Meinungsverschiedenheiten über Absonderung, ewiges Verderben, Wortinspiration, Gottheit Christi etc. mit dem Mantel der Bruderliebe zu bedecken und diese Punkte nicht zu berühren.
Die Schrift aber führt eine andere Sprache. Sie lehrt uns, das Gerede von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden, überhaupt nicht zu beachten, noch uns damit abzugeben, noch solchen unsere Aufmerksamkeit zu schenken (Titus 1,14; 1. Timotheus 1,4; 4,1.7; 2. Timotheus 2,23). Gott warnt uns vor jedem Abweichen von dem zuverlässigen Wort und zeigt uns an ernsten Beispielen, welche Folgen Abweichungen, die in den Augen der Menschen noch so klein sind, nach sich ziehen. Denken wir an Mose, der einer kleinen Abweichung wegen den Eingang ins Land verlor, oder an Nadab und Abihu, die dadurch ihr Leben einbüßten. Weiche ein wenig vom Wort ab, und du weißt nicht, wo du enden wirst! Zwei Schienen, die parallel zu laufen scheinen, aber sie weichen um Haaresbreite voneinander ab, und wie gewaltig ist die Abweichung in der Verlängerung! Laßt uns nur ein wenig von dem Wort abweichen und ein wenig von den Gewohnheiten der Welt aufnehmen, und schnell geht es bergab auf abschüssiger Bahn.
Halte nur Umgang mit diesen netten, toleranten Leuten, die die fremden und ungöttlichen Lehren in ihrer Mitte dulden und nicht erlauben, daß diese Punkte berührt werden, und du wirst bald spüren, wie schnell sich dein Ohr an die fremden Lehren gewöhnt: Es währt nicht lange - und du hast das geistliche Empfinden für die Verletzung der Wahrheit verloren. Die Dinge fangen an, dir so klein und geringfügig zu erscheinen, daß du den Protest dagegen einstellst, und dann noch ein Schritt - und du findest kein Unrecht mehr darin. Weshalb schreibe ich all dies? Um zu zeigen, wie wichtig die Ermahnung ist: "Hütet die Herde Gottes!" Mit welcher Wachsamkeit sollten die Augen der Brüder, die einen Ältestendienst. ausüben, auf diese Dinge gerichtet sein.
Aber ist die Ermahnung des Paulus, dem zuverlässigen Wort nach der Lehre anzuhangen, allein auf die Ältesten beschränkt? Gelten nicht allen die Ermahnungen, zu reden, was der gesunden Lehre geziemt, gesund zu sein im Glauben, in der Liebe, im Ausharren? In diesen wenigen Versen Titus 1,9 - 2,8 gebraucht der Apostel fünfmal das Wort "gesund". Mit "gesund" ist das gemeint, was für die Gesundheit förderlich und gut ist. Wenn wir gesund in der Lehre sein wollen, dann müssen wir Menschenlehren und -Satzungen und auch unsere eigene Meinung aufgeben und dem zuverlässigen Wort der Lehre anhangen. Wenn wir gesund im Glauben sein wollen, dann darf nur der Herr vor unserem Auge stehen und nicht mehr Menschen, auch wenn es Brüder sind (Galater 1,10). Wenn doch unter den Kindern Gottes diese Gesundheit in der Lehre und im Glauben mehr vorhanden wäre! Wie lieblich sieht es in Versammlungen aus, wo die Gläubigen nach dem Worte handeln: "Du aber rede" (ob in der Versammlung oder in deinem Haus, im Geschäft oder auf der Straße, ganz gleich, wo du bist) - "rede, was der gesunden Lehre geziemt"!
Aus all dem ersehen wir, welche hohen und ernsthaften Aufgaben die Ältesten hatten. Wenn sie "mit der gesunden Lehre" ermahnen sollten, wie unumgänglich notwendig war es dann, daß sie "dem zuverlässigen Wort nach der Lehre anhingen". Ein Bruder, der nicht dem zuverlässigen Wort nach der Lehre anhing, konnte keinen Ältestendienst ausüben. Sowohl dies als auch