zu ermahnen. Die Lehre war für Paulus eine höchst wichtige Sache. Heute ist es anders geworden, man sagt: Nur keine Lehre, Lehre ist nicht wichtig, das Leben ist wichtig: oder "erst das Leben und dann die Lehre". Manche haben geradezu Furcht vor der Lehre und warnen, sich mit der Lehre der Apostel zu beschäftigen, als ob sie etwas Gefährliches für das christliche Leben sei. Die das sagen, wissen nicht, wie töricht sie reden.
Von welchem Leben reden sie, von dem Leben nach dem Wohlgefallen der Menschen oder von dem Leben nach dem Wohlgefallen Gottes? Kann man nach dem Willen der Menschen leben, ohne die Gedanken der Menschen zu kennen? Und kann man nach dem Willen Gottes leben, ohne den Willen Gottes zu kennen? Wie töricht, das Leben der Lehre voranzustellen oder das Leben von der Lehre trennen zu wollen! Muß nicht durch die Lehre erst dem Leben der Kinder Gottes die Richtung gegeben werden? "Um dem Willen Gottes zu leben" (wie Petrus in 1. Petrus 4,2 schreibt) müssen wir erst die Belehrungen über den Willen Gottes haben. Die Lehre macht uns mit Gottes Willen bekannt. Wie töricht deshalb, das Leben an die erste Stelle und die Lehre an die zweite oder dritte Stelle zu stellen und von dem christlichen Leben als Hauptsache, und von der Lehre als unwichtig oder nebensächlich zu reden! Lehre und Leben sind untrennbar verbunden. Wird das eine von dem anderen geschieden und stehen beide miteinander nicht im Einklang, so müssen verkehrte Dinge daraus hervorkommen. Ist die Lehre ohne das entsprechende Leben, so wird die Lehre verlästert (1. Timotheus 6,1). Ist das Leben des Gläubigen nicht nach dem zuverlässigen Wort der Lehre ausgerichtet, so muß sein Leben eine falsche Darstellung des Willens und der Gedanken Gottes sein. Mit welchem Emst ermahnt Paulus: "Habt acht auf die Lehre", "haltet fest das Bild gesunder Worte", "bewahre das schöne anvertraute Gut"! Paulus hatte keine Furcht, immer wieder die Lehre zu berühren.
In diesen kurzen Briefen an Timotheus und Titus spricht er siebzehnmal von der Lehre: Er stellt nicht, wie etliche heute, die Sache auf den Kopf. Er wußte, daß, wenn Leben und Wandel nach dem Willen Gottes sein sollten, die Belehrungen darüber voraus gehen müssen! Er betete für die Kolosser, "daß sie erfüllt sein möchten mit der Erkenntnis Seines Willens". Warum? Um würdig des Herrn zu wandeln (Kolosser 1,10). Und Epaphras rang für die Kolosser. Um was? Daß sie völlig überzeugt in allem Willen Gottes stehen möchten (Kolosser 4,12). Als Paulus die Epheser ermahnte, "sorgfältig" zu wandeln, fügte er hinzu: "Nicht als Törichte, sondern als Verständige, die da wissen, was der Wille des Herrn sei" (Epheser 5,15-17). David betet: "Lehre mich tun Deinen Wohlgefallen" (Psalm 143,10). Alle diese Männer wußten, daß sie für das Tun nach Gottes Wohlgefallen die Lehre nötig hatten.
Heute jedoch scheint diese Ordnung Gottes, die uns die Schrift zeigt, in den Augen etlicher Gotteskinder Unordnung und gefährlich zu sein! Sicher ist die Lehre gefährlich, aber nicht für das Leben nach dem Willen Gottes, sondern für das Leben "nach den Überlieferungen und Lehren der Menschen" (Kolosser 2,8.22; Markus 7,8). Und wieviel "Wind der Lehre" (Epheser 4,14) umweht uns heute! Wie groß ist die Zahl derer, die durch "mancherlei und fremde Lehren" fortgerissen sind! Das, "was von Anfang war", die "gesunde Lehre", ist heute so fremd geworden, daß dem, der in der Lehre der Apostel bleibt, nichts Besonderes geschieht, wenn er von den Christen heute, wie einst Paulus von den Heiden, angesprochen wird: "Können wir erfahren, was diese neue Lehre ist, von welcher du redest? Denn du bringst etwas Fremdes vor unsere Ohren" (Apostelgeschichte 17,19).
Er, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelte, sagte zu Pergamus: "Ich habe wider dich, daß du solche dort hast, welche