besitzt. Jemand kann in weltlichen und irdischen Dingen sehr geschickt und sehr fähig sein. Damit aber ist er noch nicht in göttlichen Dingen geschickt und fähig, die Gemeinde Gottes zu besorgen oder zu führen. Ein Bruder kann jung bekehrt und alt an Jahren geworden sein; aber sein Alter allein befähigt ihn noch nicht, der Gemeinde Gottes vorzustehen. Wohl sagt die Heilige Schrift: "Die Tage mögen reden und die Menge der Jahre Weisheit verkündigen" (Hiob 32,7), aber beachte, es heißt, sie "mögen"(!) - nicht, daß sie es "tun".
Es mag hier nützlich sein, einmal die Eigenschaften aufzustellen, die nach der Heiligen Schrift ein Ältester für seinen Dienst haben muß. Der Herr, der Seine Herde liebt, hat die, welche Seine Herde hüten sollen, genau beschrieben. Ein Aufseher soll sein:
untadelig,
einer Frau Mann,
nüchtern, enthaltsam
besonnen,
sittsam,
gastfrei,
lehrfähig,
nicht dem Wein ergeben,
kein Schläger, der Gewalt anwendet,
gelinde, nicht zornmütig,
nicht streitsüchtig,
nicht geldliebend und schändlichem Gewinn nachgehend,
der dem eigenen Hause wohl vorsteht und seine Kinder in Unterwürfigkeit hält mit allem würdigen Emst,
kein Neuling,
einer, der ein gutes Zeugnis haben muß von denen, die draußen sind,
nicht eigenmächtig,
das Gute liebend,
gerecht,
fromm,
anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, auf daß er fähig sei, der gesunden Lehre zu ermahnen und zu überführen,
fähig, die Herde zu hüten,
einer, der die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig,
nicht herrschend,
ein Vorbild der Herde.
Wenn nicht beachtet wird, daß das hier Gesagte sich nur auf Älteste bezieht, so ist man leicht geneigt, diese für einen Ältesten nötigen Eigenschaften auch als Befähigungs-Ausweis für solche Brüder zu fordern, die, ihrer Gabe gemäß, als Evangelisten, Hirten oder Lehrer den Dienst am Wort ausüben. Wir haben aber kein Recht, das, was die Heilige Schrift ausdrücklich über die moralische und praktische Befähigung der Ältesten für ihren Dienst sagt, willkürlich auf Brüder anzuwenden, die den Dienst nach der ihnen gegebenen Gabe ausüben. Die Schrift unterscheidet, wie wir gesehen haben, sehr genau zwischen diesen beiden. Es ist deshalb bedeutsam, diesen Unterschied zu beachten, denn die Schrift setzt für den Dienst am Wort (sei es als Evangelist, Hirte oder Lehrer) wohl die Gabe für diesen Dienst voraus, nicht aber fordert sie dafür die Befähigung, die für den Ältestendienst nötig ist. Sie erwartet aber, daß der, welcher anderen predigt, nicht selbst verwerflich und unbewährt sei (1. Korinther 9,27; 2. Korinther 13,6).
Obgleich diese Beschreibung so einfach und klar ist, finden wir doch an keinem anderen Platz im Haus Gottes mehr Personen,
die nicht dahin gehören
als an diesem. Woher kommt es? Weil man nicht wartet, bis der Heilige Geist solche gibt, sondern sie sich selbst wählt. Man findet in der Schrift, daß die Gemeinden im Anfang Älteste hatten, und will nun gleichfalls solche haben. Um dieses zu erreichen, macht man es so, wie einst das Volk Israel, als es zu Samuel sagte: "Setze einen König über uns, der uns richte, wie alle die Nationen haben" (1. Samuel 8,5). Dieser mag nun ein Saul oder ein David sein, man will eben jemand haben, der diesen Platz einnimmt, so gut oder schlecht er auch dahin passen mag. Oft muß dann nach einer solchen Wahl die Gemeinde, wie einst Israel, die Frucht ihrer Torheit tragen. Manche fragen: