Georges André
Schriften von Georges André
2Mo 5-12 - In Ägypten – Der Befreier
Heb 11,27-28 - 1. HindernisseHeb 11,27-28 - 1. Hindernisse
„Diesen Mose, den sie verleugneten, indem sie sagten: „Wer hat dich zum Obersten und Richter gesetzt?“, diesen hat Gott sowohl zum Obersten als auch zum Retter gesandt mit der Hand des Engels, der ihm in dem Dornbusch erschienen war. Dieser führte sie heraus, indem er Wunder und Zeichen tat im Land Ägypten und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre“ ( Apg 7,35-36). „Durch Glauben verließ er Ägypten und fürchtete die Wut des Königs nicht; denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren. Durch Glauben hat er das Passah gefeiert und die Besprengung des Blutes, damit der Verderber der Erstgeburt sie nicht antaste“ ( Heb 11,27-28).
(lies auch 2. Mose 5-12)
Von Anfang an empfing Mose beim Dornbusch einen klar umschriebenen Auftrag: „Geh hin,. . . damit du mein Volk, die Kinder Israel, aus Ägypten herausführst“ (2Mo 3,10). Im Verlauf jener Unterredung hatte ihm der Herr jedoch nicht verborgen, dass er dabei Widerständen begegnen würde: „Aber ich weiß wohl, dass der König von Ägypten euch nicht ziehen lassen wird, auch nicht durch eine starke Hand. Und ich werde meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte tun werde; und danach wird er euch ziehen lassen“ (2Mo 3,19-20). Er hatte Mose in Midian sogar zu verstehen gegeben, dass der Widerstand des Pharaos schrecklich sein und den Herrn zwingen würde, zu diesem Äußersten zu greifen: „Siehe, so werde ich deinen Sohn, deinen erstgeborenen, töten“ (2Mo 4,23).
In Ägypten angekommen, versammeln Mose und Aaron die Ältesten Israels. Diese nehmen die Botschaft glaubend auf, sie neigen sich und beten an (2Mo 4,29-31).
Sehr ermuntert gehen Mose und Aaron zu dem Pharao hinein und verlangen von ihm, dass er das Volk ziehen lässt, um dem Herrn ein Fest in der Wüste zu halten. Die freche Anmaßung des Pharao setzt aber ihrem Mut sogleich einen Dämpfer auf. Sie versuchen noch einzuwenden: „Der Gott der Hebräer ist uns begegnet. Lass uns doch drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen.. . “ (2Mo 5,3). Doch bleibt die barsche Abweisung des Königs kategorisch: „Warum.. . wollt ihr das Volk von seinen Arbeiten losmachen? Geht an eure Lastarbeiten!“ (2Mo 5,4).
Anstatt die Bürde des Volkes zu erleichtern, bewirkte dieses erste Zusammentreffen nur, dass sie noch schwerer wurde. Ein Teil der Israeliten muss sich nun im ganzen Land zerstreuen, um das zur Herstellung der Ziegel nötige Stroh zu holen. Da jeden Tag dieselbe Anzahl Ziegel verlangt wird wie vorher, muss die verminderte Zahl der Leute, die die Ziegel herstellen, umso mehr arbeiten, um die vorgeschriebene Menge zu erreichen. Die Vorsteher des Volkes versuchen sich direkt bei dem Pharao zu beschweren, indem sie über die Köpfe Moses und Aarons hinweggehen, ohne jedoch ein anderes Resultat als eine Verschlechterung der Lage zu erreichen.
Man begreift die Niedergeschlagenheit Moses in dieser Stunde, einer der dunkelsten seines Lebens. Der Herr hat das Volk keineswegs durch ihn errettet. Im Gegenteil, es ist mehr denn je unterdrückt und die, denen Mose so sehr zu dienen wünschte, überhäufen ihn mit Vorwürfen. Was sollte er tun? Wiederum aufgeben, nach Midian zurückkehren und die Brüder ihrem Los überlassen? Mose ist am Ende seiner Hilfsquellen. Denoch hält er trotz allem standhaft aus (Heb 11,27). In seiner tiefen Niedergeschlagenheit „wendet sich Mose zu dem Herrn“ (2Mo 5,22) und breitet seine Not vor Ihm aus. Wie später so manches Mal, darf er auch jetzt die Gnade seines Herrn erfahren, der ihm keinerlei Vorwürfe macht, sondern sich ihm im Gegenteil noch deutlicher offenbart.
Ist in den Missgeschicken, den Enttäuschungen und Prüfungen des Lebens für einen jeden von uns nicht auch eine große Belehrung? Da hat einer viel gearbeitet, um das Examen bestehen zu können... aber er ist durchgefallen. Jemand hat mit Hingabe einen geliebten Menschen gepflegt. . . der Herr hat ihn doch zu sich genommen. Ein anderer hat versucht, einem Menschen nützlich zu sein und ihn zu Christus zu führen. . . und nun scheint es, als ob Satan ihn umso fester in seinen Ketten zurückhält. Was tun? Nicht der Entmutigung Raum geben, nicht alles hinwerfen, aber seinen Kummer vor Gott ausbreiten, wie die Psalmisten es so oft taten, und mit Seiner Gnade rechnen. Er wird nicht versämen, sich der Seele, die Ihn sucht, noch deutlicher zu offenbaren und einen Ausgang zu schaffen.
Am Anfang des ersten Buches Mose offenbarte sich Gott als Schöpfer, als Elohim, als die Gottheit im eigentlichen Sinne. Den Patriarchen gegenüber nahm Er besonders den Namen „der Allmächtige“ an, als der Er allen Bedürfnissen der Gläubigen und Fremdlinge auf der Erde entspricht. In dieser entscheidenden Stunde jedoch zeigte Er sich Mose als der Herr, als Bundesgott, dessen ganzes Interesse Seinem Volk gilt, als der unwandelbare Gott, der in der Zeit Seinem eigenen Wesen gemäß handelt, und nicht nach dem Verdienst derer, für die Er wirkt (2Mo 6,2-8).
Jetzt, nachdem er die Zuversicht in seinen Auftrag wiedergefunden hat, kehrt Mose zu den Kindern Israel zurück. Aber sie hören nicht auf ihn „vor Ungeduld und vor hartem Dienst“. Der Herr wartet nicht ein neues Flehen Seines Knechtes ab. Im Voraus stärkt Er dessen Glauben, indem Er ihn anweist, zu dem Pharao hineinzugehen und zu ihm zu reden. Mose wirft von neuem ein: Die Kinder Israel haben nicht auf mich gehört, und wie sollte der Pharao mich hören? Darauf gibt der Herr Mose und Aaron Befehl an die Kinder Israel und an den Pharao, das Volk aus Ägypten herauszuführen (2Mo 6,10-13; 7,1-5).
Voll Vertrauen in die Verheißungen Gottes und „standhaft aushaltend als sähen sie den Unsichtbaren“ (Heb 11,27), traten Mose und Aaron vor den Monarchen. In den Berichten von den Plagen, wodurch Ägypten heimgesucht wurde, sehen wir sie an Kühnheit und an Autorität zunehmen, gestärkt im Glauben, durch die Entfaltung der Macht ihres Gottes. In zunehmendem Maß wird sich Mose bewusst, im Namen des Herrn zu reden, der „seine starke Hand und seinen ausgestreckten Arm“ zugunsten Seines Volkes entfaltet.