Georges André
Schriften von Georges André
Pred 2,4-11; 4,7-8; 5,10-17; 6,11 - Der Reichtum
Wie belehrt uns das Neue Testament hierüber?Wie belehrt uns das Neue Testament hierüber?
Wir wollen uns auf einige Stellen beschränken, welche die Belehrung des Neuen Testamentes über die Beziehung des Gläubigen zum Reichtum hervorheben. Zweifellos gibt es zahlreiche andere, die uns zeigen, wie der Reichtum für den Menschen ein Hindernis sein kann, um zum Herrn Jesus zu kommen, so z. B. Markus 10,23-27 oder Lukas 12,16-21. Aber es ist ebenso beachtenswert, daß die Schrift dem Gläubigen, der dieser Welt Güter besitzt, mag es viel oder wenig sein, ganz bestimmte Richtlinien gibt. In unseren Gegenden sind es gewiß wenige, die sagen könnten, diese Unterweisungen träfen nicht auf sie zu.
Der ungerechte Verwalter (Lukas 16,1-13)
In diesem Gleichnis wendet sich der Herr nicht an die Volksmenge, sondern an Seine Jünger. Es ist also für Gläubige bestimmt.
Der Verwalter bewirtschaftet die Güter seines Herrn. Aber er benutzt sie, um sich Freunde zu machen! Sein Herr lobt nicht die Ungerechtigkeit des Verwalters, der über das verfügt, was ihm nicht gehört, sondern anerkennt seine „Klugheit“, in der er das Gut seines Herrn zugunsten anderer verwendet, im Blick auf die Vorteile, die ihm diese Handlungsweise später eintragen wird. Der Herr Jesus fügt hinzu: „Und ich sage euch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon.“ Dieses Gleichnis enthält also eine genau umschriebene Lektion.
Der Herr stellt den, der treu und den, der ungerecht ist, einander gegenüber (Vers 10–12). Er lenkt unseren Blick auf zwei Gebiete:
auf die irdischen Güter, genannt:
das Geringste (Vers 10),
der ungerechte Mammon (Vers 11),
das Fremde (Vers 12);
auf die geistlichen Reichtümer, genannt:
das Viele (Vers 10),
das Wahrhaftige (der wahre Reichtum – Vers 11),
das Eurige (Vers 12).
Unter dem Gesetz war der Reichtum ein Segen. Man war verpflichtet, den Zehnten davon für den Dienst des Hauses Gottes und für die Armen zu geben. Unter der Gnade sind die Segnungen himmlisch. Wie soll sich nun der Gläubige gegenüber den materiellen Gütern verhalten, deren Verwaltung ihm anvertraut ist?
Vor allem wird er eingedenk sein, daß eine Verwaltung, die Weisheit und Klugheit erfordert, in seine Hände gelegt ist, worüber er einst Rechenschaft ablegen muß (Vers 2). In dieser Verwaltung wird er sich als ungerecht oder als treu erweisen: Entweder wird er die Güter ausschließlich für sich selbst verwenden, in dem Wahn, diese Güter seien sein Eigentum; oder dann wird er sie nach den
Anweisungen seines Herrn verwalten und sich dabei vor Augen halten, daß diese, von der Welt so gepriesenen Reichtümer, vom Herrn „das Geringste“, „der ungerechte Mammon“, „das Fremde“ genannt werden.
Im vorhergehenden Kapitel über die Arbeit haben wir gesehen, daß die materiellen Güter dem Gläubigen nicht zu dem einzigen Zweck anvertraut sind, sich Freunde zu machen! Vor allem soll er niemandem zur Last sein, er soll für die eigenen und für die Bedürfnisse seiner Familie selber sorgen; doch wird er dabei fortwährend vor dem Herrn geübt sein müssen um zu erkennen, wieviel von dieser „Verwaltung“ auf verschiedenerlei Weise anderen zugute kommen soll. Die Treue in solchen Dingen – so „gering“ sie sein mögen – wird geistlichen Wohlstand herbeiführen; das ungerechte Verhalten in dieser Verwaltung – wobei man alles für sich selbst verwendet oder sich Unkorrektheiten zuschulden kommen läßt – wird sich aber auf geistlichem Gebiet nachteilig auswirken. Treue in den „ungerechten“ Gütern wird zur Folge haben, daß uns auch „das Wahrhaftige“ anvertraut wird. Dann wird man nicht zwei Herren dienen (Vers 13); sondern, von einem einzigen Herrn abhängig, der uns sowohl gewisse materielle Güter anvertraut, als auch geistliche Reichtümer freigebig spendet, wird man in kleinen und großen Dingen lernen. Ihm treu zu sein.
Um das besser zu verstehen, wenden wir uns jetzt zu der Belehrung von 1. Timotheus 6,7 - 10,17–19. Die erste Stelle (Vers 7–10), die von denen handelt, die „reich werden wollen“, nähert sich sehr dem „Prediger“. Nachdem der Apostel daran erinnert hat, daß wir nichts in die Welt hereingebracht haben und daher auch nichts aus ihr hinausbringen können, zeigt er, welchem Fallstrick die zum Opfer fallen, die sich dem gierigen Verlangen nach Reichtum hingeben: Sie fallen in unvernünftige und schädliche Lüste, die zu Verderben und Untergang führen. Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen; wer ihr nachtrachtet, kann vom Glauben abirren und wird sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohren.
Der Apostel ist um vieles strenger als der „Prediger“; denn er wendet sich an Gläubige, die unter der Gnade sind: Nicht nur ist jenes „Haschen nach Wind“ unnütz und eitel, es zieht auch schlimme Übel nach sich und kann das Zeugnis verderben, das wir für den Herrn abzulegen haben.
Die zweite Stelle (Verse 17–19) richtet sich an die „Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf“, ohne den Ursprung und das Maß dieses Reichtums genauer zu umschreiben. Tatsächlich tut es nichts zur Sache, ob es viel oder wenig ist, der Grundsatz und die Ermahnungen bleiben sich gleich.
Die erste Ermahnung an die Reichen lautet: Nicht „hochmütig“ sein. Wer etwas mehr hat als die Nachbarn, ist so leicht versucht, zu meinen, er sei wichtiger als die Anderen und könne auf sie herabschauen! Der Apostel fährt fort: „noch auf die Ungewißheit des Reichtums Hoffnung zu setzen“, eine Ungewißheit, die auch im „Prediger“ und in den Sprüchen betont wird. Wie leicht stützt man sich auf diesen oder jenen materiellen Vorteil und vergißt dabei, daß Gott allein der Gegenstand unseres Vertrauens sein soll!
Paulus kommt dann zu vier positiven und klaren Ermahnungen: „Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam.“ Auf diese Weise wird man sich einen Schatz im Himmel, eine gute Grundlage auf die Zukunft sammeln und dadurch das wirkliche Leben ergreifen. Hier treffen wir wieder mit Lukas 16 zusammen; die Treue in der Verwaltung der materiellen Güter, die uns anvertraut sind, führt zum Ergreifen der wahren, d. h. der geistlichen Reichtümer, die uns tatsächlich gehören.
So wird also dem, der über einiges materielles Gut verfügt, die Ausübung der Freigebigkeit empfohlen. Denken wir dabei nur ja nicht, es seien Jahre abzuwarten bis ein großer Wohlstand da sei, um solche Verse verwirklichen zu können! Wer nicht von Jugend auf mit dem kleinen Taschengeld, das er von den Eltern erhalten haben mag, oder mit den ersten Rappen, die er sich verdiente, angefangen hat, vor dem Herrn geübt zu sein, um das, was er auf diese Weise in die Hände bekommen hat, in Seinem Sinne zu verwalten, wird später Mühe haben, es zu tun. Es ist nicht eine Frage der Menge, sondern der Gesinnung. Und sehr oft wird man auch in natura oder in Form von geleisteten Diensten „Gutes tun“ können.