Wir haben bemerkt, daß dieser Brief ganz natürlich in drei Teile zerfällt - in den lehrmäßigen und den praktischen Teil; und hier, von Vers 10 an bis zum Ende, finden wir einen Kampfplatz. Lehre, Wandel und Kampf.
Wie wir uns erinnern, betraf die Lehre die Bildung und Erziehung der Versammlung, des Leibes Christi. Wir haben auch gesehen, daß es vor der Berufung der Versammlung eine himmlische Berufung gab. Durch das ganze Alte Testament hindurch haben wir ständig Beweise der himmlischen Berufung; aber wir haben nur entfernte, schattenhafte Andeutungen des Leibes Christi. Es hat einmal jemand gesagt: „In den Ohren eines Israeliten würde es absurd geklungen haben, in göttlicher, geheimnisvoller Sprache darüber zu reden, daß der Messias einen Leib erhalten würde, durch den Er vollendet und zur Fülle gebracht würde.“ Von Abraham wird uns nicht berichtet, daß er gesegnet war in himmlischen Örtern in Christus, vereinigt mit Christus. Dies ist die großartige Lehre dieses höchsten aller Briefe.
Nach dem lehrmäßigen Teil kamen wir zum praktischen, der bis Vers 9 dieses Kapitels geht, und ich möchte gern wiederholen, was wir festgestellt haben. Wenn wir zum praktischen Teil des Briefes kommen, wird der lehrmäßige in herrlicher Weise bestätigt. Vorschriften werden durch das Wirken des Geistes zum Ausdruck des sittlichen Wertes, der in der Lehre liegt. Wenn mein Herz für Gott offen wäre, würde ich durch die innere Kraft und Vorzüglichkeit meiner Berufung geleitet werden; und wenn wir nur ganz normalen geistlichen Geschmack besitzen, wie müssen wir das genießen! Ist es nicht wunderbar, die Lehre und die Ermahnungen so miteinander verbunden zu sehen? In der gleichen Weise steht Petrus vor der Lehre und wundert sich, daß wir nicht ihre sittliche Kraft verspüren, und genauso geht es mir.
Überdies haben die Ermahnungen einen der Haushaltung entsprechenden Charakter. Gott bewohnt jetzt nicht das gleiche Licht wie damals, als Er in Jerusalem auf dem Thron saß. Das war ein irdisches Licht, ein Licht, das auf der Erde schien. Das Licht, in dem Gott jetzt wohnt, ist das ehrfurchterregende, aber äußerst kostbare Geheimnis, daß Er hier auf Erden in Seinem geliebten Sohn verworfen wurde und daß jener Sohn jetzt im Himmel verherrlicht ist. Und du mußt dich in dem Licht bewegen, in dem Gott wohnt. Du mußt Gottes der Haushaltung entsprechende Wahrheit zur Richtschnur deiner Wege machen. Ich spreche natürlich nicht von dem Licht, in dem Gott in Seiner eigenen Herrlichkeit wohnt - wie wir es in 1. Timotheus 6,16 finden.
Der Unterschied zwischen Kapitel 5 und 6 liegt hierin: In Kapitel 5 sehen wir den Heiligen inmitten der Umstände des täglichen Lebens. Hier in Kapitel 6 sehen wir den Heiligen auf dem Kampfplatz. Glaubst du, daß dein Kampf so beständig andauert wie dein Wandel? Wirst du heute und auch morgen wieder zu kämpfen haben? Es gibt für uns reichlich Arbeit; wir werden alle voll zu tun haben, wenn wir Heilige Gottes sind, die auch in der Praxis als solche leben und sich bewähren.
Von diesem dritten Gesichtspunkt aus ermahnt uns Paulus nun, stark zu sein in dem Herrn und in der Macht Seiner Stärke. „Nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermöget.“ Der Heilige Geist rechnet damit, daß der Kampf von Anfang bis Ende währt. Es mag bestimmte Kämpfe geben, aber nachdem der besondere Kampf ausgefochten ist, mußt du wie im Krieg weiterhin gerüstet dastehen. Bist du darauf vorbereitet, das menschliche Leben als einen Kampf anzusehen? Davon ist dieser Abschnitt übervoll. Ob du gerade jetzt in einem Kampf stehst oder nicht, so sollte doch deine ganze Seele darum wissen, daß es einen beständigen Kampf mit dieser Welt, diesem Fleisch und dem Teufel geben wird, bis dein Erdenlauf vollbracht ist. Wenn zwei Völker miteinander im Krieg liegen, so mögen sie nicht jeden Tag kämpfen, ein Kampf mag sogar ein seltenes Ereignis sein; aber der Krieg ist erklärt worden. Der Herr möge dir und mir in aller Klarheit zeigen, daß wir uns, solange wir leben, auf einem Kriegsschauplatz befinden.
„Der böse Tag“ ist ein besonderer Kampf. Wenn wir den Sieg errungen haben, warum sollen wir dann noch „stehen“? Weil der Krieg erklärt worden ist. Hast du den Lüsten in deinen Gliedern den Krieg erklärt und dem Geist der Welt, der dich umgibt? Deine Seele muß anerkennen, daß du, solange du lebst, ein Kämpfer bist. Da dies deine Stellung ist, mußt du die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen; „denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ Wie verstehst du das? Bist du wirklich davon überzeugt, daß sich in den himmlischen Örtern böse Geister befinden? Wir werden darüber ausgiebig belehrt. In 2. Chronika 18 fragt Gott: „Wer will Ahab, den König von Israel, bereden ... ?“ „Ich will ihn bereden ... Ich will ausgehen und will ein Lügengeist sein im Munde aller seiner Propheten.“ Das ist ein treffendes, lebendiges Beispiel für das, was in Epheser 6 mitgeteilt wird.
Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie der Heilige Geist in Seinen eigenen Schriften so sehr gut zu Hause ist. Daß Satan im Himmel ist, ist für Ihn eine klar bezeugte und feststehende Tatsache, die nicht mehr in Frage gestellt wird und keinem Zweifel unterliegt. Was sagt der Herr? „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“ Dies war keine nur beschönigende Ausdrucksweise. In Offenbarung 12 wird Satan dann aus dem Himmel geworfen. Jetzt jedoch sind Satan, die Fürstentümer und Gewalten noch in den himmlischen Örtern.
Was aber tun diese bösen Geister? Sie kommen herab mit all ihren Ränken und Lügen und Täuschungsmanövern, um dein und mein Herz zu beeinflussen. Es ist wie in Michas Vision: Der Lügengeist kam mit seinen Ränken zu Ahab herab; so versuchte Satan David, das Volk zu zählen. Das Alte und das Neue Testament erwähnen häufig derartige Begebenheiten. Paulus sagt: „Seine Gedanken (Manöver) sind uns nicht unbekannt“, und wiederum: „O du, voll aller List und aller Bosheit, Sohn des Teufels!“ Alle diese Stellen beweisen, daß der Teufel listig vorgeht. Er handelt durch Gewalt und auch durch Verfolgung; aber darum geht es hier nicht. Wenn wir Satans Geschichte in der Schrift verfolgen, finden wir in ihm einen Verkläger. War er im Buch Hiob nicht ein Verkläger der Brüder? Wird ihm in der Offenbarung nicht derselbe Charakter zugeschrieben?
So stehen wir also ständig dem Feind gegenüber. Ich befinde mich im Krieg, und ich kann nie herauskommen, wenn ich auch dem bösen Tag entgehen kann. Was soll ich nun tun? Ich muß die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen.
Untersuche bitte jeden Teil der Rüstung. Gibt es da auch nur einen einzigen Teil von dem, was als Waffenrüstung Gottes bezeichnet wird, der für einen Kampf mit Fleisch und Blut geeignet wäre? Wurden Josua und David auf diese Weise bewaffnet? Sie kämpften mit Fleisch und Blut, und es waren fleischliche Waffen, die Gott ihnen in die Hände gab. Davon sehen wir hier nicht die Spur. Hier gibt es keine Schleudern und Steine und Kieferknochen von Eseln; und dies wird die ganze Waffenrüstung Gottes genannt. Wenn ich die Waffenrüstung nicht anhabe, kämpfe ich nicht für Christus. Heilige mögen fleischliche Waffen gebrauchen. Wenn ich z. B. vor ein Gericht trete, um meine Rechte zu behaupten, so darf ich nicht davon reden, im Licht Gottes zu wandeln. Deshalb ist die Wahrheit, die der jeweiligen Haushaltung entspricht, so von Bedeutung. Der Heilige Geist sendet mich auf ein Schlachtfeld, und ich finde, daß meine Sicherheit von Wahrheit, Gerechtigkeit, Glauben, Frieden und dem Schwert des Geistes abhängig ist.
Nun wollen wir ein paar Listen des Teufels beschreiben. Heidnische Ketzereien, abergläubische Selbstgefälligkeiten, böse Lehren, irrige Erwartungen über die Weltgeschichte. Es geht hier nicht um unsere Lüste, sondern um einen Kampf gegen direkte Angriffe des Feindes. Wir müssen den Versuchungen unserer Herzen widerstehen, indem wir durch diese Welt gehen - wie in Kapitel 5. Wir stehen Satan direkt gegenüber, die Ungerechtigkeit will uns leicht betrügen; es gibt lehrmäßige Ketzereien. Das sind die Dinge, gegen die wir Widerstand zu leisten haben. Ist es nicht völlig logisch, daß wir unseren Kampf mit dem auszutragen haben, der uns einst gefangen hielt, bevor wir durch Christus, den „Samen des Weibes“, befreit wurden? Wie könntest du dich an Jesus binden und nicht dem Feind ins Angesicht sehen und ihn wissen lassen, daß du mit ihm auf Kriegsfuß stehst?
Nachdem wir diesen Kriegsschauplatz kurz betrachtet haben, finden wir, daß uns diese Rüstung leicht lästig wird, wenn unsere Seele nicht eine lebendige Gemeinschaft mit dem Herrn aufrechterhält … zu aller Zeit betend ... und für mich, auf daß mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums (für welches ich ein Gesandter bin in Ketten)“. Hast du je von einem Gesandten einer Nation gehört, der von dieser Nation, zu der er gesandt war, in Ketten gelegt wurde? Nun, Gott ist es schlimmer in dieser Welt ergangen. Was für eine Botschaft brachte denn der Gesandte Gottes? Eine Botschaft grenzenloser Gnade. Unglaublich, wie Er behandelt worden ist. Das Völkerrecht hätte so etwas nicht einen Augenblick hingenommen. Und doch hat Gott es nun 1900 Jahre lang geschehen lassen, daß Er in der Person Seiner Diener und Zeugen so behandelt wird.
Dann sagt Paulus, daß er ihnen Tychikus senden werde „ ... auf daß ... er eure Herzen tröste“. Oh, wenn wir doch auch so wären! - im Gefängnis zu sein und doch in der Lage, andere zu trösten. So ließ der liebe Saunders, ein Pastor, der im Kohlenschacht des Bischofs von London gefangengehalten wurde, seiner Frau ausrichten: „Sei fröhlich, liebe Frau, sei fröhlich; wir sind alle fröhlich hier. Jetzt weinen wir mit Ihm, aber wir werden in Ewigkeit mit Ihm lachen.“ So war es bei Paulus. Aus einem Gefängnis in Rom sandte er ermunternde Worte an seine Brüder in Ephesus. Gibt es etwas, was der Geist Gottes nicht bewirken kann?
Gebe Gott, daß wir in der Lehre und in den ihr entsprechenden sittlichen Grundsätzen unterwiesen werden und daß uns durch diesen abschließenden Abschnitt für den Kampf Stärke verliehen werde. Amen.