Frage 1

Kann man „im Fleisch“ zwingend damit gleichsetzen, verloren zu sein? Das frage ich vor dem Hintergrund, dass die Gläubigen des Alten Testament ja im Himmel sein werden, obwohl sie den Heiligen Geist nicht hatten. Oder muss man eher sagen, dass die Innewohnung des Heiligen Geistes lediglich mit der christlichen Stellung und dem besonderen christlichen Segen zu tun hat, während allein die Wiedergeburt dafür maßgeblich ist, ob ein Mensch verlorengeht oder nicht?

T.T.

Im Fleisch ist tatsächlich der Zustand des nicht von neuem geborenen Menschen. Solch ein Mensch ist verloren. Was die Gläubigen des Alten Testamentes betrifft, so hatten sie Leben aus dem Geist Gottes, allerdings nicht den in ihnen wohnenden Heiligen Geist. In Johannes 3,6 sagt der Herr Jesus: „... was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“. Die ATGläubigen waren von neuem geboren, aber nicht versiegelt. Die Innewohnung des Heiligen Geistes ist allein das Vorrecht der Gläubigen in der Zeit der Gnade.

Frage 2

Wie sind in diesem Zusammenhang die Worte „der ist nicht sein“ zu verstehen? Bedeutet das zwingend, dass man verloren ist? Oder kann man es auch so verstehen, dass man nicht mit dem auferstandenen und verherrlichten Christus verbunden ist, also (noch) nicht die christliche Stellung „in Christus“ hat? Nehmen wir zum Beispiel Kornelius. Bevor er den Heiligen Geist hatte, gehörte er noch nicht Christus an, aber er war schon wiedergeboren. Verstehe ich das so richtig?

„Der ist nicht sein“ bedeutet, dass ein Mensch, der im Fleisch ist, Christus nicht angehört. So jemand geht tatsächlich verloren. Wer heute an Christus glaubt, ist sein, wer nicht glaubt ist nicht sein. Bei Kornelius ist es klar, dass er von neuem geboren war, aber noch nicht den Heiligen Geist hatte. Kornelius lebte in einem besonderen Zeitabschnitt (Beginn des Christentums). Diesen Fall kann man aus meiner Sicht heute nicht mehr antreffen. Das bedeutet, dass jemand, der von neuem geboren wird, tatsächlich auch zugleich den Heiligen Geist bekommt.

Frage 3

Muss man im Licht von Römer 8,9 sagen, dass alle Gläubigen des Alten Testamentes „im Fleisch“ waren?

Nein, kein Gläubiger zur Zeit des Alten Testamentes war im Fleisch, sondern waren von Gott gerechtfertigt. Sie war aber keine Glieder am Leib Christi, weil Christus noch nicht gestorben war und auferstanden. Der Leib Christi wurde ja am Pfingsttag ins Leben gerufen.

Frage 4

Manche Ausleger gehen ja davon aus, dass der in Römer 7,14-25 beschriebene Mensch noch nicht mit dem Heiligen Geist versiegelt war. Dieser Mensch habe das Evangelium des Heils noch nicht geglaubt und deshalb die christliche Stellung noch nicht eingenommen, sondern sei vielmehr noch ein Sklave des Gesetzes und der Sünde, also noch „im Fleisch“. Soweit ich weiß, bezieht J. N. Darby in seiner Synopsis Röm 8,9 auch auf diesen Menschen. Wie siehst Du das?

Ich habe ebenfalls lange Zeit geglaubt, dass der Mensch in Römer von neuem geboren war, nicht den Heiligen Geist hatte. Das glaube ich heute nicht mehr. Die Beweise, dass jemand von neuem geboren sein kann und nicht den Heiligen Geist, sind aus meiner Sicht zu schwach. Das ist einer der wenigen Fälle, wo ich J. N. Darby nicht folge. Es geht vielmehr um einen Menschen, der noch nicht von der Macht der Sünde befreit ist.

Frage 5 zu Römer 8,11:

Wie ist dieser Vers mit der Tatsache zusammenzubringen, dass die Gläubigen des Alten Testamentes zusammen mit den Gläubigen der Gemeindezeit entrückt werden? In den Gläubigen des Alten Testamentes wohnte der Geist Gottes nicht, dennoch wird Gott sie zusammen mit uns auferwecken.

Ich glaube wie du, dass die Gläubigen des Alten Testamentes beim Kommen des Herrn Jesus zur Heimholung der Braut zusammen mit den Gläubigen der Versammlung entrückt werden (vgl. Heb 11,39.40). Sie sind auf der gleichen Grundlage gerechtfertigt wie auch wir, auch gehören sie ebenfalls zu den 24 Ältesten im Buch der Offenbarung. Dennoch haben sie nicht die gleiche Stellung wie wir als Glieder des Leibes Christi.

W. M., 15.07.2019