Werner Mücher
Fragen und Antworten
Jer 31,33 - Bedeutung des Gesetzes im Friedensreich?Jer 31,33 - Bedeutung des Gesetzes im Friedensreich?
In Jeremia 31,33 steht: „Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein.“ Ich frage mich, warum die wiedergeborenen Israeliten im 1000jährigen Reich durch das Gesetz regiert werden. Sie werden zwar wiedergeboren und daher grundsätzlich in der Lage sein, das Gesetz zu erfüllen, aber nach 1. Timotheus 1,9 ist das Gesetz doch für „Gerechte“ nicht bestimmt. Der eigentliche Sinn des Gesetzes war es doch, den ungläubigen Menschen von seiner Sündhaftigkeit zu überführen. Und selbst wenn es im 1000-jährigen Reich „nur“ die Lebensregel für die Israeliten sein wird, wird dann nicht die Sünde in ihnen wieder angereizt werden (Röm 7,7 ff.; 1Kor 15,56)? Um von der Macht der Sünde frei zu sein, ist es doch gerade wesentlich, dass wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade stehen (Röm 6,14). Daher frage ich mich, welche Bedeutung das Gesetz in der Zukunft für die Israeliten haben wird und wie die obengenannte Stelle mit der neutestamentlichen Lehre über das Gesetz zu vereinbaren ist.
T.T.
Antwort
Dazu einige Punkte:
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Zuerst einmal ist die Tatsache, dass Gott sein Gesetz in das Innere der Kinder seines Volkes legt und auf ihr Herz schreibt, eine Umschreibung der neuen Geburt, die dann stattgefunden haben wird. Darüber hinaus ist es richtig, dass das Gesetz, das nach Römer 7 „heilig und gerecht und gut“ ist, eine wichtige Rolle spielen wird. Gott wird im Friedensreich zeigen, wie perfekt das Gesetz ist. Es ist die beste Norm für die Beziehung zu Gott und für die Beziehung der Menschen zueinander. Das ist die eine Seite.
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Andererseits hast du natürlich völlig recht, dass das Gesetz ‒ nachdem erwiesen war, dass kein Mensch es halten kann – die Funktion hatte, den Sünder von der Sünde zu überzeugen. Dabei lockte das Gesetz die Sünde regelrecht hervor. Das wird das Gesetz in Zukunft bei den von neuem geborenen Israeliten nicht bewirken. Das neue Herz wird mit Freuden die Gebote und das Gesetz Gottes einhalten.
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Auch wird das Gesetz in Zukunft nicht dazu dienen, dass Menschen dadurch gerechtfertigt werden, sondern Gott wird – wie gesagt – die Vollkommenheit des Gesetzes vor aller Welt demonstrieren. Die Rechtfertigung sowohl der Israeliten als auch der Menschen aus den Nationen wird allein durch die Gnade möglich sein.
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Die Handhabung des Gesetzes in der Zukunft wird gerade ein Beweis dafür sein, dass das Gesetz „heilig und gerecht und gut“ ist. Die Menschen im Friedensreich werden sowohl unter der Gnade stehen als auch unter dem Gesetz.
W. M.
Ergänzende Fragen
Die Antwort kann ich gut nachvollziehen. Folgende Fragen ergeben sich für mich noch:
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Bedeutet das, dass man von den Gläubigen im 1000-jährigen Reich nicht sagen kann, dass sie mit Christus gestorben sind? Denn dann wären sie ja auch dem Gesetz gestorben (Röm 7). Also ist unser Gestorbensein mit Christus eine speziell christliche
Stellung, die nach der Zeit der Gnade kein Gläubiger mehr haben wird?
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Du schreibst, dass das Gesetz die Gläubigen im Friedensreich nicht zur Sünde reizen wird. Aber in Röm 7 wird doch gerade jemand beschrieben, der wiedergeboren ist, aber dennoch bei dem Versuch, das Gesetz zu halten, verzweifelt. Warum werden die Gläubigen im Friedensreich nicht in diesem Zustand sein?
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Wenn die Gläubigen im Friedensreich das Gesetz als Richtschnur für ihr Glaubensleben haben werden, frage ich mich: Was ist der Grund dafür, dass dies bei uns Christen im Unterschied zu den Israeliten gerade nicht so sein soll? Wir haben doch auch neues Leben und sind prinzipiell in der Lage, das Gesetz zu erfüllen (Röm 8,4). Haben wir daher nicht auch in einem gewissen Sinn das Gesetz Gottes im Herzen?
Ist es der Grund, dass wir mit Christus dem Gesetz gestorben sind und das Leben unter Gesetz daher einfach nicht unserer (höheren) christlichen Stellung entspricht? Ist es also einfach eine Frage der Haushaltungen?
T.T.
Antwort
zu 1.: Das Gestorbensein mit Christus ist unser Privileg als Christen in dieser Zeit. Das trifft in der Weise nicht auf die Gläubigen im Friedensreich zu. Allein wir gehören zum Leib Christi. zu 2.: Hier muss man differenzieren. Alle Menschen, die im Friedensreich geboren werden, sind von Natur aus Sünder. Das Gesetz wird auch sie sicher von der Sünde überzeugen, so dass sich – hoffentlich – viele bekehren werden. Es wird Menschen geben, die sich allerdings nicht bekehren. Sie werden innerhalb von 24 Stunden sterben, wenn sie eine todeswürdige Sünde begehen. zu 3.: Ein Christ untersteht dem Gesetz des Christus (o. Gesetz der Liebe), also einer viel höheren Lebensregel. Dieses Gesetz ist Liebe zu Gott und zum Nächsten (o. zum Bruder). Wer danach handelt, erfüllt die Forderungen des mosaischen Gesetzes automatisch. Die Richtschnur für uns Christen ist also eine viel höhere. Ja, es ist tatsächlich so, dass die unterschiedlichen Haushaltungen damit zu tun haben. Das Gesetz ist ein Element der Welt (Gal 4,3.9; Kol 2,20), unsere Stellung eine himmlische.
Werner Mücher