Werner Mücher
Fragen und Antworten
Inhaltsverzeichnis
Werner Mücher
Fragen und Antworten
1Joh 2,15 - Was ist die Welt? Wie sollen wir uns absondern?1Joh 2,15 - Was ist die Welt? Wie sollen wir uns absondern?
Wie sollen wir uns als Christen verhalten? Einerseits sollen wir uns von der Welt „absondern“, von den „Gottlosen“, und nicht im Kreis der Spötter sitzen (Ps 1). Andererseits hat Jesus genau das nicht getan. Er war genau dort, wo Sünder und Zöllner waren.
EB, Mirow
Antwort: Sie berühren damit das große Thema „Der Gläubige und die Welt“. Ich werde hier nur so weit auf den Begriff Welt eingehen, wie es für die Beantwortung Ihrer Frage erforderlich ist.
Der Ausdruck „Welt“ (griech. kosmos) hat im NT verschiedene Bedeutungen. Manchmal ist das Weltall oder nur die Erde als Wohnbereich des Menschen oder auch die Gesamtheit der Menschen gemeint (z.B. Joh 1,10; Apg 17,24; Joh 3,16). Diese Bedeutungen sind alle ziemlich neutral. An vielen Stellen jedoch bedeutet „Welt“ ganz eindeutig das von Satan gesteuerte System, in dem sich das menschliche Dasein losgelöst von Gott, ja, in deutlicher Rebellion gegen Ihn vollzieht.
In Richtung „Welt“ (als System) entwickelte sich die Menschheit bereits seit dem Sündenfall. Doch lange fehlte der klare Beweis, dass der eigentliche Motor dieser Entwicklung Feindschaft gegen Gott ist. Mit der Sendung seines Sohnes stellte Er die Welt dann vor die endgültige Entscheidung – sie entschied sich gegen Ihn und ermordete seinen Sohn. „Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie gesehen und doch gehasst sowohl mich als auch meinen Vater“ (Joh 15,24). Seit Golgatha ist kein Zweifel über den wahren Charakter der Welt mehr möglich:
Satan ist der Fürst (Joh 12,31; 16,11) und der Gott (2Kor 4,4) der Welt.
Die ganze Welt liegt im Argen (od. in dem Bösen) (l. Joh 5,19).
Die ganze Welt ist Gott schuldig (od. dem Gericht Gottes verfallen) (Röm 3,19)
Die „Welt“ als Ganzes geht seit Golgatha unausweichlich dem göttlichen Gericht entgegen. Aber noch ist Gnadenzeit. Unser Auftrag lautet daher, die Menschen vor diesem Gericht zu warnen. Durchs Evangelium lässt Gott seit 2000 Jahren Menschen aus der Welt herausrufen.
Angesichts dieser Fakten ist klare Trennung von der Welt für einen entschiedenen Christen das Normale und letztlich auch vorprogrammiert. „Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieb haben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum hasst euch die Welt“ (Joh 15,19). Sobald jemand Christus, den die Welt ja hinausgeworfen hat, als seinen Herrn annimmt und Ihm treu nachfolgt, wird er automatisch zu einem Fremdkörper für seine Umgebung. Er befindet sich wohl noch unter den gleichen Verwandten, Nachbarn und Kollegen, aber beide Seiten spüren zunehmend, dass er innerlich nicht mehr dazugehört. Je mehr ein Erlöster durch Bibellesen Gottes Gedanken erfasst und den wahren Charakter der Welt durchschaut, desto bewusster wird er sich in seinen Auffassungen, Handlungen und Bestrebungen von diesem System abgrenzen.
Das heißt aber nicht, dass wir den Menschen der Welt gegenüber – die Gott liebt (Joh 3,16) – keine Aufgaben mehr hätten; wir sollen uns keineswegs in ein Kloster zurückziehen. Gottes Wort weist uns den Mitmenschen gegenüber zwei Pflichten zu:
Unter einem verdrehten und verkehrten Geschlecht als Lichter zu scheinen (Phil 2,15), das Böse zu meiden und Stellung dagegen zu beziehen: „Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber straft such auch [oder stellt sie bloß]“ (Eph 5,11).
Den Dienst der Versöhnung, d. h. die Menschen als Botschafter Christi zu bitten: Lasst euch versöhnen mit Gott! (2Kor 5,18.20).
Beides können wir nur insoweit, wie wir die ungöttlichen Merkmale und Verhaltensweisen der Welt selbst abgelegt haben. Wir können einfach niemand aus dem Sumpf ziehen, indem wir selbst wieder hineinspringen. Gott liebt den Sünder, aber Er hasst die Sünde.
Ich möchte mit zwei Beispielen aus der Schrift schließen: Dina nahm aus Neugier Kontakt mit der damaligen Welt auf, um sich an den kanaanitischen Mädchen zu orientieren; das endete tragisch (l. Mose 34). Die israelitische Dienerin der Frau Naamans war bei einem syrischen Kommandounternehmen in das fremde Land verschleppt worden. Sie blieb dort dem HERRN treu und bezeugte Ihn, und Er bekannte sich wunderbar dazu (2. Könige 5).
Hans-Joachim Kuhley
Erstellt: 19.08.2024 14:13, bearbeitet: 06.09.2024 01:41