Schriften von Frederic Charles Jennings
Die örtliche Gemeinde als Leib ChristiDie örtliche Gemeinde als Leib Christi
In einer örtlichen [biblischen] Gemeinde ist der Herr Jesus Christus allein durch die „Glieder im Einzelnen“ (1Kor 12,27) als Haupt und als Quelle allen Segens der Gnade und des Friedens anerkannt. Deshalb benötigt sie keinerlei Hilfe von außen. Und wenn sie danach trachtet, in absoluter Abhängigkeit vom Herrn zu bleiben, dann kann man Zweifel und Verunehrung dessen, der in der Mitte selbst von zweien oder dreien weilt, vergessen. Sie kann von außen keine bessere Hilfe erfahren als von dem Christus, der mitten unter ihnen ist.4
Außerhalb von sich selbst erkennen die Glieder [einer solchen Gemeinde] jeden anderen Christen irgendwo auf der Welt als Mit-Glied des einen, exakt desselben Leibes an. Sie haben dasselbe Haupt mit allen Pflichten, Verantwortlichkeiten und Vorrechten, die sich aus dieser Beziehung ergeben. Und so sind sie in Abhängigkeit von allen, und sie fühlen sich verpflichtet, „einander untergeordnet zu sein in der Furcht Christi“ (Eph 5,21). Und in der Tat: In allen Fällen, wo das Wort „einander“ im Neuen Testament gebraucht wird, weiß man von keinerlei Begrenzung des ganzen Leibes. Das bedeutet „einander“ für sie; und alle sind „in Gemeinschaft“.
Denn da Christus das Haupt ist, und zwar nicht von mehreren Leibern, sondern von einem Leib, stellt jede örtliche Gemeinde nicht etwa einenTeil des Leibes Christi dar noch ist sie ein Mitglied am Leib Christi, sondern sie ist Christi Leib an jenem Ort, wo sie sich versammelt (1Kor 12,27). „Ihr aber seid Christi Leib“ – nicht in der ganzen Welt, nicht in irgendeinem Land, noch nicht einmal in einer bestimmten Stadt, denn dort sind keineswegs alle versammelt, sondern einzig an jenem ganz bestimmten Ort, wo [eine Gemeinde] als „Versammlung in deinem Haus“ (Phlm 2) zusammenkommt; und das nur, weil sie im Prinzip alle mit einschließt, die durch Entfernung oder andere Umstände gehindert sind, dabei zu sein (1Kor 1,2).
Daraus ergibt sich dann, meine Brüder, dass wir niemals sagen sollten: „Wir sind in Gemeinschaft mit diesem Saal“ (wie z.B. Natural History Hall) oder „mit dieser Straße“ (z.B. 56th Street, New York) oder „mit dieser Stadt“ (z.B. Glanton). Nein, wir sind in Gemeinschaft mit allen Heiligen, wo auch immer sie als heilig im Wandel, durch Liebe zueinander sowie durch Reinheit in den grundsätzlichen Lehren anerkannt sind.
Hätten die Gläubigen, die zur Gemeinde in Korinth gehörten, wohl gesagt: „Wir sind in Gemeinschaft mit Rom“? Würde das nicht bedeutet haben, dass sie mit Christen anderswo, zum Beispiel in Ephesus oder Philippi, nicht in Gemeinschaft waren?
Gemeinden sind also nicht in Gemeinschaft mit anderen Gemeinden als solchen, denn jede für sich ist Leib Christi und umschließt notwendigerweise alle, aus denen dieser Leib besteht; sondern Gläubige sind in Gemeinschaft mit Gläubigen.
Wenn wir nun von jemandem als „in Gemeinschaft“ befindlich sprechen, dann sollte das nicht bedeuten, dass er einem gewissen eng begrenzten Kreis angehört, sondern ganz einfach, dass wir ihn als einen wahren Christen anerkennen, der zu dem einen Leib gehört.
Es gibt – das müssen wir bedauerlicherweise zugeben – nur eine kleine Grundlage der Gemeinschaft, bedingt durch Überzeugungen bezüglich des Ritus oder wegen irgendeiner toten Lehre oder wegen Fragen der kirchlichen Verwaltung; aber es kann niemals Grundlage unseres Zusammenkommens sein, dass wir die ausschließen, die in diesen Punkten anders denken als wir selbst. Denn damit wären wir eine Sekte.
Eigentlich sind dies die einfachsten Axiome, und doch: Verleugnen wir diese nicht schon durch die Sprache, deren wir uns gewöhnlich bedienen? Und weiter: Lassen diese Axiome eigentlich nichts anderes zu, als dass wir die örtliche Gemeinde sowie die ganze Kirche Gottes anerkennen; was tut die Schrift anderes?
4 Was natürlich nicht bedeutet, dass der Dienst am Wort Gottes durch einen seiner Diener behindert wird.↩︎