Die Folge davon ist nicht bloß die Trennung zwischen den Exklusiven Brüdern und den Offenen Brüdern im Jahr 1848, sondern auch weitere Spaltungen in Gruppen wie „Natural History-Hall-Brüder“, „Park-Street-Brüder“, „Raven-Brüder“, „Stuart-Brüder“, „Grant-Brüder“, „Kelly-Brüder“, „Needed-Truth-Brüder“ und „Glanton-Brüder“. Und wer kann sagen (ich spreche voll Traurigkeit und keineswegs leichtfertig davon), wie viel Arten von Brüdern es gibt? Eine Verwirrung, die es schwierig macht, bei all dem überhaupt [noch] den Überblick zu behalten.
Und jeder „Kreis“ wehrt sich natürlich gegen den Namen, den die anderem ihm geben – aber wodurch soll der Name ersetzt werden? Manche halten, ob mutig oder eher schüchtern, daran fest, „die Kirche“ oder „der einzige Ausdruck der Kirche“ zu sein; andere bilden Begriffe, die letztlich auf dasselbe hinauslaufen; andere schrecken davor zurück, wissen nicht, woran sie sich halten sollen, und sind still. Wenn dieser Kreis von Gemeinden nicht „die Kirche“ ist, was ist dann die Alternative? Was kann Kirche sein?
Es gibt sie, und sie ist eine Einheit. Sie hat ihre [biblisch] festgelegten Grenzen. Ganz gewiss muss das „die Kirche“ sein – oder wie würde die Heilige Schrift sie nennen?
Zwar halten manche im Wunsch nach einer dritten Alternative daran fest, dass sie nur der (oder ein) Überrest seien oder die (oder eine) kleine Herde – demütige Begriffe, die dazu dienen mögen, das protestierende Gewissen zu beruhigen und eine falsche Position annehmbar zu machen. Aber sind diese Barrieren kennzeichnend für den (oder einen) kleinen Überrest? Umschließen diese Grenzen ausschließlich die (oder eine) kleine Herde? Haben alle, die sich außerhalb befinden, keinen Teil, kein Los an diesen wertvollen Namen? Sind diese einfachen Begriffe nicht für den ganzen Haushalt der Gnade übergreifend? Kann eines dieser Bündnisse dies für sich beanspruchen? Würde jemand von ihnen zugeben, dass die anderen es sind?
Es mag manchen von uns krank machen, immer wieder auf die Widersprüche hinweisen zu müssen, die es bei anderen gibt, haben wir doch unsere eigenen Widersprüchlichkeiten. Es ist auch schwierig, immer wieder Widersprüche „herauszupicken“, handelt es sich dabei doch um eine schwache Art der Argumentation, wie sie unter Brüdern eigentlich wenig Platz finden sollte. Und doch: Mögen meine Brüder mir vergeben, wenn ich meine Verwirrung darüber zum Ausdruck bringe (die weithin von anderen geteilt wird) über die Klarheit einerseits, mit der sie alle Gläubigen über die göttliche Wahrheit belehren, und die absolute Verleugnung dieser Wahrheit in der Praxis andererseits.
Zum Beispiel lese ich in Help and Food for the Household of Faith aus der Feder des geschätzten Herausgebers.
Wir haben uns von der Sektiererei getrennt, um die allgemeine Gliedschaft aller Kinder Gottes in der Kirche, die der Leib Christi ist, zu bekennen.
Diese Worte müssen sicher mehr bedeuten, als der bloße Wortlaut schließen lässt. Niemand musste irgendeine der evangelikalen Benennungen nur verlassen, um „die Kinder Gottes anzuerkennen usw.“. Wir wissen, dass dies bei allen Evangelikalen heutzutage geschieht. Dies muss sich in wahrer Liebe ausdrücken, in einer freudigen Aufnahme in die Gemeinschaft und in einem frohen Ausdruck der Einheit bei der Feier des Herrenmahls. Und doch gibt es Tausende von offenbaren „Kindern Gottes“, erwiesenermaßen Glieder des Leibes Christi, die, wenn sie sich – einander bei der Hand haltend – der gastfreundlich aufgehaltenen Tür nähern, diese Tür aber vor sich verschlossen vorfinden, seitdem sie sich der Umklammerung durch die „wahren Brüder“ entzogen haben; und das geschieht, ohne dass es einen Vorwurf der Gottlosigkeit oder Boshaftigkeit gäbe, der ihre Zurückweisung rechtfertigen würde!
In einer anderen Zeitschrift (Scripture Truth) lese ich.
Es gibt nichts in der Schrift, was klarer ist als das Vorrecht jedes wahren Gläubigen, im Gedenken an den Herrn das Brot zu brechen – jedes Christen, der seinen Weg aufrichtig und in Gottesfurcht geht.3
Und nun bin ich in großer Verlegenheit, ob der Schreiber des ersten Zitats nicht von dem Schreiber des zweiten Textes exakt so behandelt würde, wie er selbst andere behandelt. Sein Christsein würde ihm freimütig zugestanden, ebenso dass er ein Glied Christi ist; dennoch fände er die Tür in diesem Kreis gegen sich fest verschlossen, in derselben Weise, wie er seine Tür anderen verschließt. Viele ähnliche Illustrationen könnte man geben, denn genau das ist es, was in diesen sich gegenseitig zerstörenden Gemeinschaftskreisen zur Geltung kommt.
Meine lieben Brüder! Was ist das (ich spreche in aller Einfalt und Aufrichtigkeit), was kann das anderes sein als ein Festhalten an der Wahrheit – das ist nicht die Frage –, aber ein Daran-Festhalten in Ungerechtigkeit, indem in der Praxis das Bekenntnis verleugnet wird. Kann irgendeine Spitzfindigkeit, irgendein geheimer Vorbehalt dies ändern, oder kann Er, mit dem wir es zu tun haben, getäuscht werden? Reicht es, das Gewissen zu wecken und jene gottesfürchtige Sorge, die Buße bewirkt (während nicht wirklich bereut wird), damit zu rechtfertigen, dass wir auf den heiligen und demütigen Pfad der „Vorsicht“ leiten, uns „selbst reinigen“, unserer „Entrüstung“, unserer „Furcht“, unseres „Strebens“, unseres „Eifers“ Ausdruck verleihen? Soll uns das, und nur das, „Klarheit in der Sache“ verschaffen? Ich bitte jeden Leser, dies für sich selbst [ernsthaft] zu bedenken.
3 Aus dem Artikel „Scriptural Fellowship in the Breaking of Bread“ von Edward Cross in Scripture Truth, Jg. 5, 1913, S. 139. Online: www.scripture-truth.org.↩︎