Doch immer noch wird behauptet, dies sei „Unabhängigkeit“, und es würde zu jeder Form der Verwirrung führen, wenn die von einer Gemeinde ausgeübte Zucht nicht durch jede andere Gemeinde anerkannt würde.
Dies ist – erlaubt mir, das zu sagen – ein ganz und gar widerlegbarer Vorwurf, der sich dort als unerträglich erweist, wo man an der ausgewogenen Wahrheit der lebendigen Verbindung und gegenseitigen Abhängigkeit nicht von örtlichen Gemeinden, sondern aller einzelnen Glieder des einen Leibes festhält und sie nach 1. Korinther 12 auch praktiziert.
Somit ist zu sagen, dass die Grundsätze, die in Liberty Street 110 gelten, das genaue Gegenteil von Unabhängigkeit sind, deren wir beschuldigt werden. Denn es spielt überhaupt keine Rolle, wo Zucht ausgeübt wird. Solange sie durch anerkannte, als Mit-Glieder des einen Leibes erwiesene Geschwister geschieht, erkennen wir sie bedingungslos als eigenes Handeln an. Wir sind davon überzeugt, dass dies dann auch als Handeln aller (ich rede von dem Normalfall) akzeptiert werden sollte. Dadurch erhalten sie ihre Einheit, gegenseitige Abhängigkeit, ihr Vertrauen zueinander, ihre Gemeinschaft, nicht mit einer Partei oder einem bestimmten „Kreis“, auch nicht nur mit bestimmten Gemeinden, sondern mit jedem einzelnen Glied des ganzen Leibes.
Andererseits jedoch glauben wir, dass es von ausgesprochen antichristlichem Geist spräche, wenn wir unsere Handlungen und Entscheidungen unter Androhung des Ausschlusses unseren Brüdern anderswo aufzwingen wollten. Bei all dem sind wir doch sehr fehlbar, ist doch unsere Abhängigkeit [vom Herrn] sehr ungenügend, indem wir unsere Überzeugungen und unser Vornehmen [oftmals] über den Willen des Herrn stellen. Und deshalb halten wir es für richtig, dass unsere Brüder die Rechtmäßigkeit dessen hinterfragen, was wir getan haben mögen, wenn sie einen guten Grund (selbst aus ihrem Blickwinkel) sehen. Und wir sollten ihren brüderlichen Rat dankbar erwägen. Bei gemeinsamer Demütigung vor Gott läge darin die Chance zur Einmütigkeit.
Überzeugt Euch das nicht schon, meine Brüder? Aber was wird dann im Licht der Heiligen Schrift aus dem Hauptvorwurf der „Unabhängigkeit“, durch den so viele von Euch verängstigt wurden und noch sind? Muss das nicht eher dem Grundsatz eines bestimmten Gemeinschaftskreises angelastet werden, der sich allein „in Gemeinschaft“ wähnt, wenn Ihr das einmal folgerichtig, logisch und redlich überdenkt? Warum solltet Ihr, nein warum dürftet Ihr irgendwelche Zuchtmaßnahmen derer respektieren, die Ihr hinausgetan habt und die Ihr für „außerhalb der Gemeinschaft“ haltet? Stehen diese nicht alle selbst unter Zucht der schwersten Art? Denn es steht geschrieben: „Tut … von euch selbst hinaus“ – wen? Nur „den Bösen“ (1Kor 5,13). Ist es das, was Euch veranlasst hat, uns Eurem Grundsatz gemäß hinauszutun und draußen zu halten?