Schriften von Frederic Charles Jennings
Entgegen der Schrift – damals und heuteEntgegen der Schrift – damals und heute
Es wäre weitaus schwieriger gewesen, unsere Überzeugungen – die von Gott waren, wie uns versichert wurde – gegen die Opposition praktisch aller Brüder aufrechtzuerhalten, gegenüber all den Brüdern, zu denen wir im Jahr 1894 als den begabtesten aufschauten. War es nicht so, dass alle diese geachteten und begabten Brüder nicht nur diese Grundsätze teilten, sondern nur zwei Jahre zuvor die, welche sie belehrten, dahin führten, diese Grundsätze zu akzeptieren? Wir haben keine neue Bewegung gegründet, sondern wir sind stillgestanden und haben versucht, unverändert zu bleiben, unseren Standpunkt nicht zu verändern; und das haben wir in Plainfield im Jahr 1892 auch unverhohlen kundgetan. Ich möchte solche, die sich daran erinnern können, auf ein höchst bemerkenswertes, bedeutendes Treffen von vor einundzwanzig Jahren [im Jahr 1892] hinweisen. Zwischen sechs- und siebenhundert Brüder aus allen Gegenden im Umkreis von tausend Meilen, Brüder mit in hohem Maß divergierenden Ansichten und Überzeugungen waren dort nach sechs Monaten Vorbereitung im Gebet zusammengekommen. Nach einigen Tagen der Beratung – bei größter Übung im Gebet – wurden sie zu einer übereinstimmenden Haltung gegenüber allen Christen geführt, und zwar nicht per Mehrheitsbeschluss, sondern in völliger Einmütigkeit, ohne dass sich auch nur eine einzige Gegenstimme erhoben hätte. Und selbst solche, die uns später dazu gebracht haben, diesen Schritt zurückzunehmen, konnten in jener Zeit nicht anders, als Gott öffentlich dafür zu danken, und sie hinterließen – so wie wir es heute sehen – den Ausdruck der Dankbarkeit über ihre eigenen Unterschriften sogar in gedruckter Form!
Ach, meine Brüder! Ich appelliere an die unter Euch, die wirklich Gott fürchten. War das nicht eine deutliche, ergreifende, gütige Antwort auf Gebete, Gebete, die viel zu heilig und wertvoll sind, um sie ohne wenigstens einen einfachen, klaren Beweis eines Fehlers zu verwerfen? Der Beweis müsste so deutlich, so unleugbar sein, dass er aus sich selbst – trotz aller Sorge und Demütigung, die damit verbunden wären – alle in die Pflicht nähme. Hätte nicht auch ein solcher Beweis, wenn er nach jener Konferenz ans Licht gekommen wäre, erneut dem Volk des Herrn auf dieselbe gnädige, christliche Weise vorgestellt werden müssen, um ihm dieselbe Gelegenheit geduldiger Beratung zu geben, wie es vorher geschehen war? Hätte dies nicht erneut das Bestreben ausgelöst, die „Einheit des Geistes in dem Band des Friedens“ (Eph 4,3) zu bewahren, jene geschätzte Einmütigkeit zu erhalten? Niemand wird oder kann vollen Ernstes behaupten, dass dies oder irgendetwas dieser Art geschehen ist. Der deutliche Unterschied in den angewandten Methoden ist die Bestätigung dafür, dass es der Herr selbst war, der uns im Jahr 1892 geleitet und uns Antwort gegeben hat.
Von jenem Tag bis heute [1913], während dieser vergangenen einundzwanzig Jahre, sind doch die folgenden Punkte mehr und mehr deutlich geworden. Noch einmal: In aller Demut des Geistes und indem ich von Herzen bekenne, dass ich den Widersinn meines Handelns fühle, mich auf diese Weise an Euch zu wenden, möchte ich doch meine Brüder um die Gnade bitten, unvoreingenommen darüber nachzudenken. Im Ausdrücken meiner Gedanken mag manche Unreife sein, selbst nach so vielen Jahren des Besinnens; aber über ihren Wahrheitsgehalt hege ich keinerlei Zweifel.
Als Erstes: In der Heiligen Schrift habe ich keinen Anhaltspunkt gefunden für das, was solche verfechten, die den Begriff „Kreis der Gemeinschaft“ [engl.: circle of fellowship] benutzen, und zwar in dem Sinn, wie dieser Begriff allgemein benutzt wird. Das ist wirklich die Wiederholung dessen, was wir um uns herum auf allen Seiten wahrnehmen und was wir [ursprünglich] verlassen haben: eine „Kirche“, zusammengesetzt aus verschiedenen „Kirchengemeinden“, eine Kirche von „Mitgliedern“, die durch etwas zusammengehalten werden, was sie von anderen Christen trennt und unterscheidet, wie die Kirchen der Episkopalen, Presbyterianer, Methodisten, Baptisten usw. Gott hat uns zu viel Licht und Erkenntnis geschenkt, als dass wir uns aufrichtig dazu bekennen könnten. Wir würden uns dadurch selbst verurteilen. Deshalb musste ein neuer Begriff erfunden werden, bei dem die Schuld und das Stigma des Denominationalismus, wenn möglich, vermieden würde, aber die Grundsätze, Grenzen, Einschränkungen und Regeln desselben dennoch erhalten blieben.