Geliebte Brüder, bitte missversteht nicht diesen letzten und in diesem Fall sehr persönlichen Aufruf von jemandem, der viel lieber unbekannt geblieben wäre; da er nun aber bekannt ist und Euch so gut kennt, vertraut er darauf, dass aus diesem gegenseitigen Kennen etwas wie eine größere Akzeptanz entstehen könnte.
Wenn sich das menschliche Leben seinem natürlichen Ende nähert, wird man von vielen Fragen bedrängt. Ich bin mir bewusst, dass es jedenfalls nicht mehr lange dauern wird – sollte der Herr noch verziehen zu kommen –, bis meine Stimme für immer verstummen wird, so wie jedes Zeugnis auf dieser Erde zum Schweigen gebracht wird. Die traurige Klage des Predigers: „Sowohl ihre Liebe als auch ihr Hass und ihr Eifern sind längst verschwunden; und sie haben in Ewigkeit keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne geschieht“ (Pred 9,6), ist nach wie vor in einer schwachen, beschränkten Weise wahr, und immer noch trägt sie einen pathetischen Aufruf an unsere Herzen in sich.
Bevor dieser Brief erscheint, den ich in Milde, Zuneigung und Zartheit schreibe, Eigenschaften, die oft die letzten Stunden prägen, möchte ich Euch, die ich aufrichtig „meine geliebten und ersehnten Brüder“ (Phil 4,1) nenne, ernstlich bitten, ein wenig mit mir mitzutragen und dem, was ich sagen möchte, Eure Aufmerksamkeit zu widmen.