Gott möge mir vergeben, wenn ich unter dem Eindruck des nahenden Endes – wie immer das aussehen mag – irgendeinen meiner Brüder richten oder anklagen oder mich selbst rechtfertigen sollte. Ich habe vielleicht durch die Trennungen der Vergangenheit ebenso viel Sorge und Leid gehabt wie die meisten. Aber das erwähne ich nur, um die Herzen meiner Brüder für die wenigen Worte, die ich zu sagen habe, zu öffnen. Ich habe auch nie – bei all dem, was geschehen ist – an der aufrichtigen christlichen Zuneigung meiner Brüder, deren Auffassungen sich von der meinen unterschieden, gezweifelt, jemals gezweifelt, und ich hatte auch keinen Grund, daran zu zweifeln, auch nicht an der Aufrichtigkeit derer, die die Trennung von Gläubigen am aktivsten vorangetrieben haben. Ihnen schien das eine Notwendigkeit zu sein, und zwar eine sehr schmerzhafte. Ich erinnere mich daran, wie unser geliebter Bruder F.W.G. mir im Jahre 1896 (faktisch) sagte: „Glaube nicht, lieber Bruder, dass wir diese Haltung Dir gegenüber gern und ohne Schmerz einnehmen“; und ich konnte ihm nur antworten: „Ich bin sicher, dass Ihr es nicht tut.“ In der Tat: Wissen wir nicht alle, dass es keine Spaltung gegeben hat, die nicht im Lauf der Zeit ihre Begleiterscheinungen hatte – nicht nur von Sünde und Scham, sondern auch von Sorge und Schmerz auf allen Seiten? Und ich weiß wie viele andere, dass der Schatten dieser sorgenvollen Zeit seit langem über ihrem Leben gehangen hat. Nein, in der Tat bereiten diese Spaltungen einzig dem Feind des Herrn Vergnügen und denen, die ihm angehören.
Aber seither sind nahezu achtzehn Jahre vergangen, so dass ich es jetzt wage (obwohl nicht ohne Zögern), in dieser offenen und persönlichen Weise zu schreiben. Haben diese achtzehn Jahre unsere Empfindungen einfach betäubt? Sind alle Wunden jener Zeit verheilt und haben sie einzig eine Erinnerung hinterlassen, die immer schwächer wurde, während wir mit der Sache selbst nichts mehr zu tun haben? Sind da nicht vielleicht doch Lektionen geblieben, die wir noch zu lernen haben? Stellt sich nicht immer noch die stets wiederkehrende Frage: „War das wirklich nötig?“? Haben diese Ereignisse nicht doch am Ende einige von uns weicher gemacht, so dass wir in brüderlicher Rücksicht und christlicher Höflichkeit miteinander reden und einander zuhören können?