Schriften von Frederic Charles Jennings
Jes 52,13 - 53,12 - Der„Mann der Schmerzen“Jes 52,13 - 53,12 - Der„Mann der Schmerzen“
Aufbau des Kernstücks des Buches
Bedeutung, Zusammenhang mit dem Pentateuch Moses, Darstellung dieses Pentateuchs.
In unserem Buch stehen wir nun genau auf der Schwelle zum Allerheiligsten, und wir tun gut daran, mit Ehrfurcht einzutreten, damit auch nicht eine einzige Spur von Irdischem dieses Heiligtum verunreinigt. Seine Wände sind sicherlich weißer, als irgendein Walker auf Erden sie weiß machen könnte. Wird nicht wenigstens einer der Leser mit mir flehen, dass der Geist, der ebenso heilig ist wie dieser Text der Schrift, uns vor Irrtum bewahre, uns in die Wahrheit leite und uns die Dinge, die Christus betreffen, in Erinnerung bringe, um unsere unsteten Herzen zu Ihm zu ziehen und sie für immer festzuhalten?
Dieser Abschnitt ist das Herzstück Jesajas. Beim Nachsinnen über die Bedeutung des Namens Jesaja, erkennen wir, dass das Innerste der „Rettung des Herrn“, das Herz Gottes, sich hier dem ehrfürchtigen Glauben und der dafür empfänglichen Liebe offenbart. Wen anders könnten wir erwarten hier zu finden als nur den, dessen Wohnung von Ewigkeit her in seinem Schoß war und der Ihn verließ, um Sündern seine Gnade und Barmherzigkeit zu erweisen (Joh 1,18)?
Bevor wir eintreten, wollen wir einen Gesamtüberblick des Textes gewinnen: die Wachtürme bestimmen, die Befestigungen markieren, seine Paläste betrachten, uns an der Schönheit und Festigkeit seiner Bauart erfreuen. Auf diese Weise werden wir an das Thema herangeführt: unseren Herrn selbst!
Es ist leicht, festzustellen, dass die Aufgliederung in Kapitel von Menschenhand herrührt; sein Aufbau nimmt eindeutig dadurch Schaden, seine Bedeutung wird verschleiert. Wenn wir jedoch bedenken, dass die Einteilung in Verse in der hebräischen Poesie genauso göttlich inspiriert ist wie der Text selbst, stellt man bei näherer Betrachtung fest, dass die nun folgenden fünfzehn Verse in fünfmal drei Verse unterteilt werden können. „Drei“ und „fünf“, wie schon bemerkt, beschreiben in diesem Zusammenhang die vitale Verbindung von Gott (3) und Mensch (5). Aber sogleich fragt man sich, auf wen sonst sich diese Vereinigung beziehen könnte als auf das „Wort, das im Anfang Gott war“ (Joh 1,1) und doch „Fleisch wurde und unter uns wohnte“ (Joh 1,14). Damit ist kein anderer als Immanuel gemeint, was übersetzt heißt „Gott mit uns“ oder, in anderer Form, Jesus, was übersetzt bedeutet „Erretter“. Daher drückt dieser Name beides aus: Mensch und Gott, der über allem ist und gepriesen sei in Ewigkeit, denn Gott selbst sagt: „Außer mir ist kein Erretter“ (Jesus).
Diese fünf Abschnitte bilden einen zweiten Pentateuch, der frappierende Ähnlichkeit mit dem ersten Pentateuch der Bibel hat. Daher bilden die ersten drei Verse die Genesis, die Entstehung dieser Weissagung, denn ebenso wie das erste Buch unserer Bibel beinhalten sie den Ursprung alles sich daran Anschließenden.
Beim Betrachten dieses Textes fallen uns die unbezwingbaren Befestigungen auf, die allen Formen von Unglauben widerstehen, die Wachtürme, von denen aus unser Glaube verteidigt wird, und noch ein anderer Turm, der wirklich grob und schmucklos aussieht. Doch gerade diese Merkmale finden wir anziehend, da allein sie in vollem Einklang mit dem gewichtigen Thema stehen. „Es gibt nur zwei Texte, in denen die Ausdrucksweise rauer, verschleierter und gewichtiger wird, nämlich in den Kapiteln 53 und 57. Im ersteren herrscht der Eindruck der Traurigkeit vor, im letzteren der des Zorns“ (Delitzsch). Wenn es sich so verhält, dürfen wir hier nicht den früheren gleichmäßigen und fröhlichen Klang erwarten, der einer metrischen Fassung mit wenig Veränderung ähnelt. Das Thema bleibt harsch, geradeso wie sein Gegenstand.