Schriften von Frederic Charles Jennings
Mt 26,36-46 , Mk 14,32-42 Lk 22,39-46 Joh 18,1-3 Ps 102 - Gethsemane
Er war geängstigtEr war geängstigt
Aber was war es nun, was solch ein furchtbarer Schrecken für diesen Heiligen war? Wir wollen erst einmal daran denken, was es nicht war. Es waren sicherlich nicht die physischen Leiden, die mit diesem grausamen Tod der Kreuzigung zusammenhingen, so extrem wie sie auch gewesen sein mögen bei jenem unendlich empfindsamen Organismus, seinem vollkommenen menschlichen Körper. Lasst die Juden sein Angesicht bespucken; lasst die Nationen darin folgen, indem sie große Schmach über Ihn bringen; lasst die Dornen der spottenden Krone seine Stirn durchbohren; lasst die römischen Peitschen lange Furchen in seinen Rücken ziehen; lasst die Nägel durch seine Nerven, Muskeln und Knochen brechen – Er lässt nicht ein einziges Wort hören, nicht ein einziger Seufzer wird uns berichtet. Alles das mag wohl eingeschlossen sein in jener Schande, von der geschrieben ist, dass Er sie nicht achtete (Heb 12,2). Nein, es waren nicht diese Leiden oder diese Schande, die Er fürchtete.
Aber es gibt solche, die lehren (und es sind gute Leute), dass seine Sorge war, dass Satan Ihn schlagen und Ihn auf diese Weise daran hindern könnte, das Kreuz zu erreichen. Dadurch würde Satan verhindern können, dass Er die Sühnung für die Sünde und die Sünden bewirken würde, die für immer Satans anklagenden Mund schließen würden. Das ist auch falsch, denn kein Geschöpf, weder der Teufel noch der Mensch, hatte irgendeine Gewalt, sein Leben von Ihm zu nehmen. Er legte es freiwillig nieder. Der ganze Plan der Errettung wäre ruiniert gewesen, wenn Er seinen Tod nicht freiwillig gewählt hätte. Nein, in der Tat, Er hatte keine Angst, dass irgendjemand sein Leben von Ihm nehmen könnte.
Da bleibt ein einziger Grund. Wir wollen einen Moment innehalten. Hier ist der wahre Grund: Er hatte Angst davor, zu dem gemacht zu werden, was du und ich sind. Lasst uns einmal darüber nachdenken. Und können wir das tun, ohne bewegt zu werden? Nur der Schatten dessen, zu diesem Schrecken, nämlich zur Sünde, gemacht zu werden, brachte Ihn dazu, dass in seinem Leidenskampf sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde. Überleg einmal: Wenn das nur die Wirkung des Schattens war, was für ein Leiden muss dann die Wirklichkeit jenes Schattens gebracht haben! Was geziemt einer solchen Szene, in der du und ich einen so wichtigen Anteil haben als nur stille Bewunderung und bußfertige und – vielleicht nicht tränenlose – Anbetung. Wenn wir so auf Ihn hier schauen, dann kommen uns die Worte Hiobs in Erinnerung – und müssen wir sie nicht zu unseren eigenen machen? „Ich habe gehört von dir durch das Hören des Ohres, aber nun hat mein Auge dich gesehen und deswegen verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche“ (Hiob 42,5.6).
Aber es ist gerade diese Angst, die das Öl ist, das von diesem Druck hervorkommt und seine Hingabe beweist. Und es ist gerade aufgrund dieser Angst, dass Er erhört wurde (Heb 5,7) und errettet wird – nicht vom Sterben, sondern aus dem Tod. Die Antwort auf jenen Schrei geschieht dann in seiner Auferstehung.
Lehrt uns das nicht alles die tiefe Bedeutung, die in dem Namen Gethsemane liegt? Bringe einmal jemand an einen Ort, an dem er von Lästerung und jeder Form von Bosheit umgeben ist. Wird nicht sein eigener Zustand dadurch offenbar – durch die Art und Weise, wie er durch solch eine Umgebung berührt wird? Wenn er ein Christ ist, wird er nicht leiden? Wenn er ein fleischlicher, weltlicher Christ ist, dann mag er nicht so besonders berührt sein. Wenn er geistlich ist, wird er es sicherlich sein. In direkter Proportion zu dem Maß seiner Heiligkeit wird er leiden. Messe dann die Heiligkeit unseres Herrn Jesus durch die Schreie, die Tränen der Not und den Schweiß wie Blutstropfen! Bei Ihm finden wir gerade die Vollkommenheit der Heiligkeit.