Schriften von Erich Sauer
Das Morgenrot der Welterlösung
Die Zuverlässigkeit der biblischen UrgeschichteDie Zuverlässigkeit der biblischen Urgeschichte
Für die Geschichtlichkeit und Buchstäblichkeit der ersten Kapitel der Bibel bürgt Christus und das Neue Testament. Durchweg behandeln sie der „HErr und seine Apostel" als Berichte wirklicher Ereignisse, ja ziehen sogar lehrhafte Folgerungen aus ihnen: Mt 19,4-9; Röm 5,12-21; 1Kor 15,21; 22; 1Tim 2,13; 14; Jak 3,9; 1Joh 3,12; Off 20,2. „Ist darum das Neue Testament Wahrheit, so ist 1. Mose 1-3 Geschichte" (Ebrard, Dogmatik I, S. 251 f.). Diese offenbare Tatsache kann für einen ungebrochenen Christusglauben unmöglich dadurch umgedeutet werden, daß man — etwa mit Hilfe gewisser Spekulationen über die Selbsterniedrigung (Kenose) Christi — die Irrtumslosigkeit des menschgewordenen Gottessohnes in Abrede stellt oder gar glaubt, daß Christus sich wider besseres Wissen (!) dem Irrtum seiner Zeitgenossen aus erzieherischen Gründen angepaßt habe. Daß sich der HErr dem Sprachgebrauch seiner Zeit angepaßt hat, ist offenbar. Daß er sich aber auch dem Irrtum seiner Zeit angepaßt habe, ist restlos unvereinbar mit seiner vollkommenen Wahrhaftigkeit. Auch der Versuch, die Berichte der Urgeschichte als „Sinnbildersprache" zu deuten — weil Urgeschichte und Endgeschichte zusammengehören und die Endgeschichte, besonders in der Offenbarung, unverkennbar in Sinnbildersprache geweissagt wird — muß als unhaltbar bezeichnet werden. Dasselbe gilt von der heute vielfach gemachten Behauptung, das Alte Testament sei auch dann „Gottes Wort", wenn die darin mitgeteilten Ereignisse (z. B. die Urgeschichte) nicht buchstäbliche Geschehnisse gewesen seien; es komme weniger auf das Geschehen der Vergangenheit als auf die Botschaft an die Gegenwart an; wir seien eben nicht Zuschauer, sondern Angeredete. Denn so richtig zwar letzteres ist, so unklar und unlogisch ist das erstere; denn das Alte Testament gibt diese Berichte nun einmal nicht in Visionen und apokalyptischen Symbolen wie die Offenbarung des Johannes, auch nicht in Form offenbarer Mythen, Bilder und Gleichnisse, sondern als wirkliche Geschichte (z. B. 1. Mose 1-3) bzw. — was die Weissagungen Daniels betrifft — als wirkliche Vorhersagung. Darum müssen diese Berichte, im Sinne ihrer Schreiber, auch als -wirkliche Geschichte gewertet werden, ohne Umdeutung des Begriffes „Geschichte". Denn mit Irrtum und frommer Fälschung kann nimmermehr Gottes (!) Geist göttliche (!) Wahrheit betreiben. Nur als geschehene Geschichte „geschieht" darum die „heilige Geschichte" noch heute in uns. Das Recht textkritischer und literargeschichtlicher Forschung sowie kultur- und religionsgeschichtlicher Vergleichung ist damit nicht bestritten. Ebenso muß bei der Exegese die zugleich grundsätzliche und typische Bedeutung des damals Geschehenen auf das eindringlichste betont werden. Die sich aus diesem Tatbestand ergebende Spannung zwischen dem biblischen und dem modern naturphilosophischen Weltbild hier des einzelnen noch weiter zu besprechen, würde den Rahmen unseres Buches sprengen. Unsere Arbeit will keine Apologetik (Glaubensverteidigung), sondern eine Heilsgeschichte sein und auch dies nur in Umrissen. Auch die Bibel schildert ganz einfach den heilsgeschichtlichen Zusammenhang und verzichtet auf alle ausführlichen, weltanschaulich apologetischen Erörterungen. An anderer Stelle sind diese zweifellos von großer, durchaus zu bejahender Bedeutung. Im Rahmen eines heilsgeschichtlichen Überblicks jedoch muß vor allem der Hinweis auf die Autorität des HErrn Jesu genügen.